Ja, meine Herren und Damen, es geht wieder um diese Fußball-WM. Ihr wißt schon, 22 Zweibeiner hecheln um ein buntes Bällchen, und der Exportweltmeister gewinnt. Um sich zu orientieren über das, was so geht im Bereich Vergleich, ist es ganz lehrreich, ausländische Presse zu lesen. Von der schwarzen “SS-Uniform” der Trikots über das übliche “Panzer”, “Blitzkrieg” oder “Hunnen” – Getexte sind sie da ganz locker in der Feder. Sogar die Ösis, die ja schon irgendwie auch ‘dabei’ waren. Selbst die sind bekannterweise unverkrampft, hatten sie doch bereits einen Bundespräsidenten Waldheim, dessen Pferd nachgewiesenermaßen in der SS gewesen war. Hat sie aber nicht groß gestört.
Die Überschrift, laxe Reminiszenz an deutsche Welterrschaftsansprüche, erscheint dem Germanisten nicht recht gelungen. Der Fußball-Fan, gern per se als ‘Sepp, der Depp’ angesehen, ist aber sogar in seiner Oberflächlichkeit manchmal tiefsinniger als sein intellektueller Verächter. Die Süffisanz ist ein Mix aus Provokation und Respekt, der natürlich dann die größte Freude bereitet, wenn der Angesprochene keine passende Reaktion findet. Das weiß übrigens niemand so gut wie der gern hysterisch wirkende Brite. “Don’t mention the war” ist die jederzeit gültige Aufforderung, die Krauts auf allen Ebenen permanent an die Zeit unterm Chaplin-Bärtchen zu erinnern. Da sind sie so schön wehrlos.
Kommen wir nunmehr zu etwas völlig anderem: Die spielerisch herausragende Vorstellung der deutschen Mannschaft gegen die phantasielosen Argentinier in diesem Blog zu erwähnen, kommt einer Kasteiung gleich. Zu solchen neige ich freilich nur im Rahmen eines entsprechenden Lustgewinns. Wer da konsequent humorlos und intolerant ist, sollte sich an dieser Stelle einer harmloseren schöngeistigen Beschäftigung widmen. Das wird nämlich nicht besser hier.
Anlaß zu diesem Beitrag war die Lektüre des Artikels im “Standard”, dem sich auch die Headline verdankt. Warum der Hinweis? Weil das sprachliche Niveau dieses dummen Sportberichts so turmhoch über den Werken der allermeisten hiesigen Journailleprodukte steht, daß es sich einfach lohnt, sich davon inspirieren zu lassen. Vielleicht sollte man öfter mal den Sportteil durchblättern. Und die Zeitungen der Nachbarn.
Juli 4th, 2010 at 13:40
4:0 Australien
4:1 England
4:0 Argentinien
Woher kommen diese F-Jugendergebbnisse? Das ist doch die WM, oder?
Juli 4th, 2010 at 14:41
Das neue Äquivalent zu “don’t mention the war” ist nach dem 4:1 übrigens jetzt “don’t mention the score”.
Juli 4th, 2010 at 14:57
Lustig! Der Artikel im “Standard” liest sich ungefähr so, wie sich Leni Riefenstahls “Olympia” anschaut…
Juli 4th, 2010 at 15:12
Diese Art der Vergleiche gilt jetzt nicht grundsätzlich als gelungen. Ein gewisser Witz sollte schon vorhanden sein – und ihm möglichst etwas Treffendes innewohnen.
Juli 4th, 2010 at 15:13
Die Argentinier haben gestern genau wie zuvor die Engländer und die Australier grottenschlecht gespielt, warum auch immer, so dass die deutsche Mannschaft ihr wohl bis zum Erbrechen einstudiertes Kombinations-Sturmspiel fast unbeschränkt durchziehen konnte.
Je schlechter der Gegner, desto strahlender natürlich der Sieger!
Juli 4th, 2010 at 15:16
@Bakunin: Das kannst du nicht einfach “einstudieren”. Ich finde es schon witzig, daß man deutschen Fußballern so etwas wie Kreativität und Genie nicht zubilligt. Die können nur Exerzieren, ob Stechschritt oder Paßspiel. Nazis halt – da hat die englische Presse ja völlig recht, nicht wahr?
Juli 4th, 2010 at 15:58
Ich gestehe – ich hatte beim ersten Faul (wieder von Hinten in den Gegner) von Klose befürchtet, er will wieder eine Gelb-Rote-Karte provozieren.
Als er dann den Ball freistehend über das Tor beförderte, warum darf der spielen.
Zweite Halbzeit – es sah erst schlecht aus – dann aber die Konter! Ende gut, alles gut?
Diego ist meines Erachtens eben kein guter Trainer. Beten alleine hilft eben nicht.
Juli 4th, 2010 at 19:12
Na flatter, wenn du dich an meinem “einstudiert” doch zu sehr reiben solltest, dann war,s wohl eine andere “Medizin”, welche diese Truppe so teutonisch anstürmen ließ!
Oder die Argentinier haben sie total unterschätzt und wurden so völlig überrumpelt?
Wie auch immer, warten wir mal den Mittwoch ab, mal schauen wie,s da laufen wird.
Juli 4th, 2010 at 19:22
@Bakunin
Aeh, wenn Weltklasse-Mannschaften so schlecht aussehen, heisst das nicht ubedingt, das sie in der Nacht vorm Spiel Sex hatten oder besoffen waren! Das heisst wohl eher, das der Gegner sie nicht hat spielen lassen, wie die es gewohnt sind und sie nicht ‘ins Spiel’ kamen. Bin mir nicht sicher, ob das mit Kanzler Ballak auch so gekappt haette.
Leider profitiert auch mal wieder die olle Merkel und ihre Chaostruppe. Lustig waers geworden, wenn die Linke genauso unberechenbar wie unsere Fussballer gewesen waeren und Gauck trotz eigenem Kandidaten im ersten Wahlgang gewaehlt haetten. Das waere Weltklasse gewesen! ;-)
Juli 4th, 2010 at 21:28
Hab mir mal den Spass angetan, den engl. Guardian zu lesen, bzw. die Leserkommentare.
Nach dem England-Spiel fragte ein besonders gemeiner User: “What’s German for ‘Schadenfreude’?”
['Schadenfreude' ist ein im Englischen durchaus bekanntes Wort, alles unmögliche von 'Fahrvergnuegen' bis 'Bremsstrahlung' hab ich da schon gelesen]
Nach dem Argeninien-Spiel fragte ein anderer: “What’s the English word for ‘Pfeifkonzert’?”
@Bakunin: ja, der Mittwoch wird wieder so’ne spannende Sache. Andererseits musst du zwei andere Spiele gesehen haben…
Juli 4th, 2010 at 23:02
Geil, so viele Fußballexperten hier, die auf ein schnelles Ende der deutschen Mannschaft gehofft haben und sich jetzt durch die Wochen quälen…
Ich kann auf Angie und sonstigen Promi-Popanz auf den Tribünen verzichten, aber ich kann mich durchaus am meistens guten Spiel der deutschen Mannschaft erfreuen.
Das eigene Spiel ist immer nur so gut, wie der Gegner es zulässt…und da scheinen die Jungmillionäre wohl einiges richtig zu machen, denn zufällig landet man nicht in ein Halbfinale einer WM.
Juli 5th, 2010 at 00:27
Sollt ihr denn über Fußball reden? Ich kriege hier schon Abo-Kündigungen, weil ich so einen Mist poste. Intellektuell polietüsch und Fußball, das geht nämlich gar nicht. Nicht mal mit Denkanstößen und stilorientiert. Einmal als Nationalist und Macho überführt, wird dies das Ende dieses Blogs sein. Ich lade hiermit zum Beerdigungskaffee. ;-)
Juli 5th, 2010 at 00:43
Diesen wunderschönen Kommentar hier zu lesen war mir ein innerer Reichsparteitag.
Juli 5th, 2010 at 00:47
@flatter
Nur wenns Streusselkuchen zum Muckefuck gibt!
Juli 5th, 2010 at 15:38
@14 / bojenberg: VIEL Streuselkuchen. Streusel auf Quark-Öl-Teig, wenn man hier schon Wünsche äußern darf. Und dazu echten Kaffee, vorzugsweise Wiener Feinkaffee oder wie das Zeug heißt.
Wo muß ich mich anmelden??