dann macht sie ihrem Namen alle Ehre: Madame Nonsense hält sich in beinahe allen Belangen vornehm zurück, in denen es auf Richtlinien oder Kompetenz ankäme. Das Feld überläßt sie ihren Beratern oder Ministern. Vielleicht liegt es am Glanz der “G20″, daß sie sich wieder einmal öffentlich aus dem Fenster lehnt, was sie da gesagt hat, ist aber schlicht haarsträubend.

Niemand erwartet, daß sie auf Paul Krugman hört, der in etwa alles genau anders sieht als die deutsche Regierung und ihre hintersinnigen neoliberalen Sparberater. Hans-Werner Sinn sagt, Konsum ist schlecht. Trichet sagt, Inflation ist schlecht. Das kennt sie ja sogar noch von Waigel und von Tietmeyer. Tja, und was seit dreißig Jahren richtig ist, kann ja heute nicht plötzlich falsch sein.

Ohne Sachverstand, ohne das geringste Gespür für veränderte Realitäten steht sie wie eine Eiche im Feuersturm. Zwar hat ihr Bankenretterkasperle Peer Steinbrück auch beizeiten gern das Wort “Totsparen” in der Plapperklappe geführt, aber – das weiß sie wohl – der ist auch bloß ein Virtuose des Arguments posthum. Niemand hat die Absicht, vor dem Reden nachzudenken. Nachher fällt einem immer eine Floskel ein, mit dem sich der zugewucherte Trampelpfad zur Autobahn aufsexen läßt.

Das Kracher-Argument zur Sanktionierung der größten annehmbaren Dummheit hat Angela Merkel den Ungläubigen Amerikanern jüngst vor die Füße geschmettert:

Deutschland sei Teil des Binnenmarktes und die Handelsbilanz der Europäischen Union sei ausgeglichen. Dies sei ‘die entscheidende Größe’“.

Man muß schon eine Klinikpackung “Egal forte” einwerfen, um dabei nicht mental in eine Depression zu verfallen, deren Dimensionen die der Wirtschaft bald ebenfalls erreichen wird. Merkel hat das Zeug offenbar gehortet. Das Ungleichgewicht innerhalb der Eurozone hält sie allen Ernstes für eine Glanztat, mit der sie Werbung machen kann. Ist doch alles in Ordnung, die Defitzite der anderen Euroländer machen die deutschen Überschüsse doch locker wett.

Das allein ist schon so preiswürdig merkbefreit, daß es müßig wäre zu erwarten, sie machte sich Gedanken darüber, wie es käme, wenn die anderen in der Eurozone jetzt dieselbe Strategie verfolgten und Deutschland ebenfalls weiter so auf Exporte setzte. Wo bliebe dann wohl die ‘ausgeglichene Handelsbilanz’? Daß das Ganze ohnehin ein Gespinst ist – von “Hirn” mag ich da nicht reden – geschenkt! “Deflation” ist für sie ohnehin kein Problem. Frei nach dem Motto: “Wenn alles so billig ist, können die Leute ja gar nicht arm sein”.

Man wundert sich, worüber die Desaster-Koalition eigentlich streitet. Die einen bedienen eifrig ihre Klientel, die anderen stecken sich fleißig Sand in den Kopf in der Hoffnung, so gegen die kommende Sturmflut gewappnet zu sein. Es herrscht unerschütterliche Einigkeit im “Weiter so!”. Diese Bundesregierer sind so reaktionär, daß sie noch darauf beharren alles richtig zu machen, wenn es sie längst nicht mehr gibt. Wahre Staatskunst bedeutet ihnen, sich auch vom eigenen Tod nicht beirren zu lassen.