Deutschland-Australien 4:0
Herausragend: Eine agile deutsche Offensivabteilung, die einen planlosen, bemüht destruktiven Gegner spielerisch förmlich auseinandergenommen hat. Spielwitz und Präzision lassen den alten Rumpelfußball vergessen. Es macht tatsächlich wieder Spaß, einer deutschen Nationalmannschaft bei der Arbeit zuzuschauen.
In Kirgistan gehen Kirgisen auf Usbeken los und umgekehrt. Wenn die Lage unübersichtlich wird, spielen die Ursachen selten eine Rolle, auch wohin das führen soll, weiß so recht niemand. Hauptsache es gibt einen definierbaren Feind, der sich vereint massakrieren läßt.
Es gibt wenig auszusetzen am Spiel der Deutschen. Einzig der Spielaufbau war phasenweise Anlaß zur Sorge. Das träge Querpaßspiel lädt potente Gegner geradezu ein, durch schnelles Stören und einen tödlichen Paß hinter die Abwehr zu kommen. Dann wird es mehr als brenzlig.
Die belgischen Sub-Nationalisten legen es darauf an, mitten in Europa ein bißchen Bürgerkrieg auszuprobieren. Wenn die Lage unübersichtlich wird, spielen die Ursachen selten eine Rolle, auch wohin das führen soll, weiß so recht niemand. Hauptsache es gibt einen definierbaren Feind. Dann wird es mehr als brenzlig.
Eine Einzelkritik der Spieler ist eher müßig. Die Mannschaft harmonierte hervorragend, so daß sogar Klose tragbar war. Klose kann Kopfbälle, sonst gar nichts. Hinter der “Startelf” ist die Konkurrenz zu groß. Vor allem Marin leistete sich zu viele Fehler aus Ehrgeiz. Da zeigen sich die Grenzen der Harmonie.
Über die Demonstrationen gegen die Umverteilung wird nicht seriös berichtet, man konzentriert sich auf die Krachermeldung über einen Minisprengsatz. Dabei ist stets im Plural von “Krawallmachern” u.ä. die Rede. Wie viele Männer werden benötigt, um einen Böller zu werfen?
Katrin Müller-Hohenstein spricht in der Halbzeitpause von einem “inneren Reichsparteitag” angesichts des Tors von Klose. Gut, daß sie nicht “Oktoberparade” gesagt hat. Es gibt Grenzen, selbst inmitten schwarzrotgoldener Harmonie und Siegesfreude.
Juni 14th, 2010 at 00:57
oktoberparade. meinst du damit die feier zur oktoberrev.?
Juni 14th, 2010 at 01:13
Die Nummer halt, wo dem Oberapparatschik das Pelzmützken beim Winken nich ausser Hand fallen darf. Klar, was sonst?
Juni 14th, 2010 at 07:36
Verdammt, hab ich mich leider getäuscht. Einen derartigen Jubeltext über ein Spiel zwischen einer hochgejazzten Top-Mannschaft und einem Kreisliga-Team hatte ich hier nicht erwartet.Dachte ich doch, in diesem feynen Blog befände ich mich in einer gröl- weil fussballfreien Zone, zumindest in einer, in der radikal daran kritisiert wird. Stattdessen nationalistisches Männerfachgesimpel nach Machoart. Das kommt davon, wenn man Millionären bei der Arbeit zusieht. Grüße an “Doitschlooooond, Doitschloooond!!!!!” Mein tiefster Wunsch: Deutschland verliert gegen Ghana und fliegt darum später raus.
Juni 14th, 2010 at 07:50
Sehr gute Spielanalüse, berechtigte Warnung vor den Serben.
Den Rest kannste zusammenfassen: Auch in Kirgistan, Belgien und sonst wo wirken Menschen.
Juni 14th, 2010 at 08:55
sowas als redensart einzustufen ..
da bleibt mir fast die Spucke weg
https://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~ein%20innerer%20Reichsparteitag&bool=relevanz&suchspalte=rart_ou
mir war der Begriff als solches bis dato völlig unbekannt .. Danke der Aufklärung (hab bisher nur die vielen Überschriften zu diesem Übertritt der Mue-Ho gelesen ..)
Juni 14th, 2010 at 10:42
Beim “Inneren Reichsparteitag” ist mir auch glatt die Spucke weg geblieben. Wahrscheinlich muss man schon dankbar sein, dass sich Frau Müller-Hohenstein im Angesicht des 4:0 Sieges noch ein hämisches “Jedem das Seine” gegenüber den Australiern verkniffen hat.
Juni 14th, 2010 at 10:51
Der “Reichsparteitag” ist eine Steigerung des “inneren Vorbeimarsch(es)” und insofern ein nicht unwitziges Bild. Das in diserer Öffebntlichkeit und in bezug auf die Nationalmannschaft rauszulassen, ist freilich grandios unprofessionell.
@gerdos: Welchen Text meinst du?
Juni 14th, 2010 at 10:59
@gerdos
Nein, hast Dich nicht getäuscht.
“Was will der Autor damit sagen?”
Der Autor hat die tradierten Wege der direkten, sarkastischen, mitnehmenden Ansprache an den Leser verlassen und experimentiert mit für ihn ungewöhnlichen, leisen Stilmitteln, um Kritik an gesellschaflichen Entwicklungen zu üben – trotz WM.
Gelungenerweise, möchte man anmerken, auch wenn der Autor keine Ahnnug von Fußball hat, wie seine rabullesken Äußerungen über die feinsinnige Vuvuzela nahelegen. Scheint ihm aber ein innerer Reichparteitag gewesen zu sein – hehe,…
Juni 14th, 2010 at 17:02
nachdem unsere kuekentruppe gefeiert wurde und pelzmuetzken unter hipp hipp hurrrra gebruell durch die luft flogen, will uns das ehemalige nachrichtenmagazin mit der mitteilung erheitern, das ein sogenannter “gabriel” geradewegs ins kanzleramt humpelt! is mir schlecht…
Juni 14th, 2010 at 17:53
@bojenberg
Meinst Du den Erzengel?
Juni 14th, 2010 at 18:15
wenn der neoliberal is, ja!
gugst du!
Juni 14th, 2010 at 18:21
Immerhin bleiben einige der Deutschen Amtsstuben sachlich und so gab das Strassenverkehrsamt folgendes heraus:
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INFORMATIONSAUSGABE – STRASSENVERKEHRSAMT – JUNI 2010
In Deutschland hat sich die Qualität der Pkw- und Lkw-Fahrer deutlich verschlechtert. Aus diesem Grund hat das Straßenverkehrsamt ein neues System eingeführt um die schlechten Fahrer zu identifizieren.
Mit sofortiger Wirkung werden allen Fahrern, die sich im Straßenverkehr schlecht benehmen -unter anderem durch plötzliches Anhalten, zu dichtes
Auffahren, Überholen an gefährlichen Stellen, Abbiegen ohne zu blinken,Drehen auf Hauptstraßen und rechts überholen- Fahnen ausgehändigt. Sie
sind rot, mit einem schwarzen Streifen oben und einem gelben Streifen unten.
Dadurch sind sie für andere Verkehrsteilnehmer als unfähige Autofahrer zu erkennen.
Diese Fahnen werden an der Autotür befestigt und müssen für alle anderen Verkehrsteilnehmer gut sichtbar sein.
Die Fahrer, die eine besonders schwache Leistung gezeigt haben, müssen je eine Fahne auf beiden Seiten ihres Autos befestigen, um auf ihre fehlende
Fahrkunst und ihren Mangel an Intelligenz aufmerksam zu machen.
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Juni 14th, 2010 at 18:40
flatter: z. B. diese Passage “Es gibt wenig auszusetzen am Spiel der Deutschen. Einzig der Spielaufbau war phasenweise Anlaß zur Sorge. Das träge Querpaßspiel lädt potente Gegner geradezu ein, durch schnelles Stören und einen tödlichen Paß hinter die Abwehr zu kommen. Dann wird es mehr als brenzlig.”
Diese Fremdsprache beherrsche ich leider nicht.
Juni 14th, 2010 at 19:48
@gerdos: Daß du es nicht verstehst, ist freilich eine andere Aussage als der Vorwurf, es sei “nationalistisch” oder “machohaft”.
Es hat durchaus Inhalt und ist für Fußballinteressierte schlicht eine Analyse des Abwehrverhaltens, völlig unabhängig davon, wer so spielt und ob man irgendwem Sieg oder Niederlage gönnt.
Den Rest hat HAL9000 weitgehend erklärt. Da es nicht möglich ist, Fußball als Thema gegen das politische Tagesgeschehen zu gewichten – da gewinnt eben das Irrelevante – stelle ich beides einfach nebeneinander. Ich schätze, das war nicht die letzte “Fuge” dieser Art.
Juni 14th, 2010 at 20:01
Fußball? Igitt igitt. Dann mal was besseres – Schach -
1.d2-d4
Juni 14th, 2010 at 20:11
2. d4-Fenster
Juni 14th, 2010 at 21:42
So etwas in der Art hat vor langer Zeit Glenn Gould im Radio mit gesprochenen Beiträgen versucht, dort mit zeitlicher Überlagerung der Themen, was bei Text ja leider nicht geht. Nettes barockes Spielchen, und im Geheimen ist sicher noch etwas Zahlensymbolik eingeflochten, oder?
Die Verbindung von Spiel und Völkermord fand ich auf den ersten Blick grenzwertig, aber bei beiden besteht ja tatsächlich das Ziel darin, die gegnerische Mannschaft fertig zu machen, weil man davon ausgeht, dass die das Gleiche sonst mit einem selber macht. Nur dass bei ethnischen Konflikten die “Spielregeln” von Hetzpropaganda vorgegeben werden.
Juni 14th, 2010 at 23:41
“Die Verbindung von Spiel und Völkermord” findet sich in routiniert orchestrierter Weise täglich in sogenannten “Nachrichtensendungen”. Das endet in der Regel mit einem Dur-Akkord. Als Epilog noch “das Wetter”, und schon ist alles wieder halb vergessen.
Juni 15th, 2010 at 00:29
Henrik Ibsen hat das gleichsam das Original formuliert, später wurde daraus der innere reichsparteitag.
“Leben heißt, dunkler Gewalten
Spuk bekämpfen in sich,
Dichten, Gerichtstag halten
über sein eignes Ich.”
Juni 15th, 2010 at 11:18
Also ich denke, man kann sich an dieser Fußball WM auch erfreuen trotz des dümmlichen Geschwätzes mancher dieser TV-Kommentatoren und dem auch mich zuweilen nervenden Gedröhns dieser Troeten, welches die eigentlichen Zuschauerreaktionen zu oft übertönt, manchmal gar die Pfiffe der Schiedsrichter.
Und nicht nur bei dieser WM, auch bei anderen WM- und EM konnte man nach den Spielen auch durchaus vernünftige, sinnvolle Aussagen von Spielern der deutschen Nationalmanschaft und Trainern hören.
Man sollte daher nicht in jedem Fall die Spieler und Trainer für alles verantwortlich machen, was um sie herum so an Blödsinn, idiotischer Stimmungsmache medial aufgebaut wird und ihnen deshalb gar Niederlagen ohne Ende wünschen.
Das hat mit sportlicher Fairnis nicht zu tun sondern ist genau – unter anderen Vorzeichen – jene Verquickung von Sport und Politik, welche Politikern und Medien so oft völlig zu Recht von “unserer” Seite vorgeworfen wird.
Also, liebe Kommentatoren, schaltet mal einfach eure Ideologie-Rezeptoren ab und genießt wenn immer geboten hoffentlich schöne und vor allem spannende Spiele.
Sportliche Grüße à tous!!!
Juni 15th, 2010 at 12:47
12. Jimmy!Las ich gerade in der WAZ: “Unmittelbar nach dem 4:0 der deutschen Mannschaft beim ersten WM-Gruppenspiel gegen Australien hatten sich in Essen-Rüttenscheid und in der Innenstadt spontane Fan-Korsos gebildet. Während die Siegesfeiern rund um den Rüttenscheider Stern fröhlich und friedlich verliefen, wurden Autofahrer am Cinemaxx nach Polizeiangaben von Jugendlichen attackiert, die auf Autos sprangen, Fahrzeuge stoppten und vor Autotüren traten.Bei einer Wiederholung nach den nächsten Spielen werde die Polizei „entschieden einschreiten.”
Bei einer Wiederholung? Ja hat denn jeder eine Sachbeschädigung frei in Essen?
Juni 15th, 2010 at 13:56
Ach danke flatter, “d4-Fenster” hat mich doch tatsächlich noch herzlich zum Lachen gebracht, nachdem ich lesen musste, dass die SPD in NRW meine Erwartungen zur Regierungsbildung (ich hätte auf Große Koalition getippt) gar noch unterboten hat. Man darf halt nie zu optimistisch sein…
Juni 15th, 2010 at 18:54
@20 Bakunin
Danke für die wohlgewählten Worte. Wollte etwas ähnliches schon etwas drastischer schreiben.
Die Welt ist voller schlechter Dinge, aber jeden Tag nur Moll anzustimmen kann auf Dauer auch nicht die Lösung sein. Man muss sich auch mal an oder auf etwas freuen können.
Muss ja nicht unbedingt Fußball sein…
Ist auf jeden Fall gut für jedermanns eigene Gesundheit…
Juni 15th, 2010 at 19:04
“Ich schätze, das war nicht die letzte “Fuge” dieser Art.”Ich find’s sehr gut gelungen. Bitte mehr “verfugtes”.
Juni 15th, 2010 at 20:35
zu einer wm-fuge gehört dann aber auch unbedingt dieses:
südafrika – massive soziale kämpfe im schatten der wm deuten sich an
was übrigens bei betrachtung der dortigen sozioökonomischen und allgemeinen gesellschaftlichen krise schon vor wochen zu erwarten war. ich bin gespannt – und zwar nicht auf die nächsten spiele.
Juni 15th, 2010 at 21:39
du hast vergesse, den schwarzen block und dessen splitterbomben zu erwähnen.
Juni 15th, 2010 at 22:29
@Ekel Alfred (21):
“…wurden Autofahrer (…) von Jugendlichen attackiert…”
Das waren mit Sicherheit Ausländer!! Bestimmt Australier!!!
Juni 15th, 2010 at 23:39
Blahblahblah… Das wichtigste weltweit zu lösende Problem ist doch wohl die Tröterei mit den Vuvuzelas,
Was ist eigentlich aus Haiti geworden?
Tooooorrrrrrr!!!!
Juni 16th, 2010 at 00:50
andreas meint: “Was ist eigentlich aus Haiti geworden?”
Was soll in diesem Hinterhof des zeitgenössischen Imperialismus schon sein? Armut und Analphabetentum wie immmer!
Und was wird aus der Süd-Küste der USA werden? Nun, die Amis können sich nun ganz und gar frei und ganz und gar individuell “ihr” Öl direkt an den Stränden abholen!
Wie glücklich wären sicher viele deutsche Autofahrer, könnten sie sich ihre Tankfüllungen direkt kostenlos an den Stränden von Nord -u.Ostsee abschöpfen.
Freie Fahrt für freie Bürger , D A S, und nur D A S zählt doch in unserer “freiheitlichen (Auto)Gesellschaft” und für der Mehrheit ihrer (Auto)Bürger, oder habe ich Unrecht?
Haiti, Haiti, bla, bla, bla…, direkt daneben gibt es die Dominikanische Republick. Karibik, Sonne, Saufen und Nutten pur…., für unsere Bürger, “Weltmeister im Reisen”…, und falls das Öl auch dort irgendwann auftauchen sollte…, dann eben Malediven, oder das “17.Bundesland” Malle…., es wird weitergehen.., wenn alles SO weitergeht wie bisher…
Compis?