In Paris brennen Autos. Der SPIEGEL hat sie gezählt! Wirklich belustigend is die Perspektive, die Ausschreitungen aus dem Autowrack zu betrachten.
Nun kommen sie wieder mit ihren grandiosen Theorien: Guerilla sei das, von bösen Islamisten gesteuert. Und wenn die Mullahs abwiegeln, ist das nur der nächste Hinterhalt! Nicht alle sind so dumm wie die Verschwörungstheoretiker, und die Klügeren sind sich einig: Integration tut not! Die Jugendarbeitslosigkeit ist zu hoch, und es haben sich Ghettos gebildet, in denen “die Gesellschaft” keinen Einfluß mehr hat.
Nur geht das immer noch in die falsche Richtung. Die Ghettos sind nämlich keine, in denen sich Zuwanderer abkapseln. Es sind solche, in denen sich die Verlierer einigeln. Es sind nicht allein die Ausländerkinder “in dritter Generation”, die nicht mehr lesen und schreiben lernen. Es sind genau so die europäischen Inländer, die ihre eigene Sprache sprechen und keinen Bezug mehr zur “Leitkultur” haben. Es werden genau so in Deutschland die Verlierer in die Randgebiete gedrängt, in denen Wohnraum nicht zu groß ist und nicht zu teuer, um staatlich finanziert zu werden. Und genau so wie “die Ausländer” fühlen sich ganze einheimische Bevölkerungsgruppen inzwischen ausgeschlossen. Mit der Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum haben sie auch die Anbindung an das Gemeinwesen verloren. Sie sind definitiv nicht Deutschalnd. Oder eben Frankreich. Es ist die Welt der Autofahrer, der Mobilen und Versorgten, zu der sie nicht mehr gehören.
“Was ist das für ein Land, in dem in einer Nacht über 300 Autos in Brand gesteckt werden?” fragt ein französicher Journalist. Offenbar eines, das sich mehr für die Dinge interessiert als für die Menschen.