Niemand soll sagen, Schwarzgelb stemmte sich nicht gegen die drohende Katastrophe. Die Politik steht mit dem Rücken zur Wand, der Sachzwang am Ruder und die Demokratie auf der Planke. Demagogen von links und ganz links fordern unausgesprochen das Unaussprechliche. Hatten die Wähler in Hessen, in Bayern und im Bund zuletzt Schwarzgeld-Koalitionen mit eindeutigen Mehrheiten gewählt, ist plötzlich der demokratische Konsens in Gefahr. Schlimmer noch: “Höhere Steuern oder Abgaben würden die Philosophie des Koalitionsvertrages auf den Kopf stellen“, warnen einmütig Horst Seehofer und Jörg-Uwe Hahn.
Ausgerechnet einer, der sich kofferweise für die Philosophie des Guten persönlich geopfert hatte, will Freiheit und Demokratie gefährden, indem er dem Steuersozialismus das Wort führt. Wolfgang Schäuble schwingt sich auf, zum gefährlichsten Mann Europas zu werden.
Der Widerstand aber schläft nicht. FDP-Lindner ist verzweifelt: Der oberste Milizionär seiner Partei will die Mittelschicht entlasten, sagt er. Wenigstens den Mittelstand. Oder den oberen Mittelstand. Einen Teil wenigstens.
Regierungsgenosse Rösler arbeitet daran, zu retten, was zu retten ist und kämpft gegen den roten Finanzminister, indem er wenigstens diejenigen verschont, die am meisten investieren könnten.
Die Truppen formieren sich zum letzten Kampf gegen den Linksrutsch. Wo bleibt der Ruck im Volk, den heroischen Rettern beizuspringen? Wollen wir ernsthaft darüber diskutieren, ob wir einen Urlaubstag opfern sollen, wenn die Nation in Gefahr ist? Soll ein Minderleister sich an seine beheizte Wohnung klammern dürfen, wenn es im Nachbarland eine günstigere Wohung gibt? Ist es unzumutbar, ein Jahr später in Rente zu gehen, wenn man ohnehin zwei Jahre länger lebt als vorgesehen?
Wir sind ein Volk. Wir haben den Sozialismus friedlich besiegt. Wir haben gerade gestern Nacht den Sieg über die slavischen Völker in der Endschlacht des Sängerwettbewerbs vernichtend errungen. Wir werden in zwei Wochen – geschwächt zwar, aber voll des Mutes – antreten, um den Völkern der Fußballwelt mannhaft die Stirn zu bieten.
Alle, die wir unsere Trikolore dabei schwenken, sollen uns deutlich machen, wofür die Farben stehen. Das Rot ist unser Blut, mit dem wir dem Sozialismus trotzen. Wir müssen bereit sein zu neuen Opfern.
Mai 31st, 2010 at 04:11
Im Westen nichts Neues.
Hat irgendwer ernsthaft geglaubt, es gäbe einen Umschwung? Nein.
Der geordnete Gang ins Aus geht halt weiter. Und weil’s so “schön” ist, nochmal Herr Orwell:
“Wenn Sie ein Bild von der Zukunft haben wollen, so stellen Sie sich einen Stiefel vor, der auf ein Gesicht tritt. Unaufhörlich.”
https://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2009/12/zitat-des-tages-23-weihnachten.html
Mai 31st, 2010 at 05:21
[...] (via, bzw.) [...]
Mai 31st, 2010 at 10:34
@Charlie: Ganz so schlimm ist es ja nicht. Bei uns ist auf den Stiefel ein fröhliches Gesicht gemalt. Und die Musik ist cool.
Juni 1st, 2010 at 00:52
Fantastische Polemik im besten Sinne auf die Spitze getrieben. Das Schlimme ist das denken sie wohl wirklich. lg
Juni 1st, 2010 at 04:56
@ flatter:
Jepp, und Lena tanzt und singt dazu – welch ein zeitgemäßer Abgang. Ich hätte mir zumindest Richard Strauß, Gustav Mahler oder Anton Bruckner als Schlussgesang gewünscht … aber man kann ja nicht alles haben.
Rammstein wäre auch ganz ok gewesen.