Mir raucht ein wenig der Kopf. Ich versuche derzeit auf Ballhöhe zu bleiben, ehe mir das schwarzrotgelbe Gejubel um den grünen Rasen dazwischen grätscht. Griechenland wird bei der nach Südafrika exportierten Weltmeisterschaft in einer Gruppe mit den erfolgreichsten Staatspleitiers aller Zeiten – Argentinien – kicken und auch dort schlechte Chancen haben, wirklich gut auszusehen. Sollte es zu einer Überraschung kommen, dürfte der nächste Staatschef der Hellenen ein Deutscher sein. Rehakles wird ihnen sicher noch den Ouzo abgewöhnen und das Konzept des erfolgreichen Abwürgens jeder Freude an der (Spiel-)Kultur zur Staatsräson machen. Da geht doch was!
Ich hoffe morgen einen Artikel zu posten, der sich mit nüchternen Hintergründen der Diskussion um die “Rettung” der Europa und ihres Bullen befaßt. Dies durchaus in dem Ansinnen, etwas zu erklären, soweit ich es selbst nachvollziehen kann und in der Hoffnung, euch nicht zu langweilen. Der Ritt auf einem halbtoten Stier ist ja nicht wirklich großes Kino, zumal wenn oben nicht die nackte Gottesmuse, sondern ein schlecht gekleideter alternder Philosoph sitzt.
Eines en passant: Der Neoliberalismus beschert uns ja nicht nur die geplante und kampagnengestützte bizarre Umdeutung der Begriffe. Die Zerstörung der Semantik folgt bisweilen auch einfach dem Irrsinn des Zustands. Der “Bürger”, liebe Liebhaber postdemokratischen Feinsinns, hat sich eine neue Identität erschlossen, in der Gleichheit der Vermögensfreien brüderlich vereint:
Der Bürger, das ist der, der bürgt.
Mai 19th, 2010 at 20:51
“…Ich hoffe morgen einen Artikel zu posten, der sich mit nüchternen Hintergründen der Diskussion um die “Rettung” der Europa und ihres Bullen befaßt. Dies durchaus in dem Ansinnen, etwas zu erklären, soweit ich es selbst nachvollziehen kann und in der Hoffnung, euch nicht zu langweilen.”
Nun, ich gehe davon aus, dass ich mich keinesfalls langweilen werde, ob dir nun eine Erklärung gelingt oder nicht. Wie würdest du denn retten? Auf jeden Fall bin ich gespannt.
Bei der Debatte im Bundestag, die ich heute verfolgen konnte, habe ich den erschütternden Eindruck gewonnen, dass sie wirklich alles tun, was sie können. Restlos alles. Köhler hat das schon getan, als er sagte, es sei ein Monster.
Mai 19th, 2010 at 22:53
einer hat es schon immer gewusst: harald schumann. nur mal so :)
Mai 20th, 2010 at 09:58
Hm …
Ob ausgerechnet Rehakles die richtige Beschwörungsformel in petto hat? Seine das-habe-ich-schon-immer-so-gemacht-Taktik, alten griechischen Wein in alten Schläuchen auszuschenken, wird vermutlich in diesem Fall kein durchschlagender Erfolg beschieden sein.
Denn mit Mauertaktik keine Gegentore zuzulassen, reicht auf jeden Fall nicht aus, den Sieg nach Punkten zu erringen. Dazu müsste man schon wenigstens einmal die Mittellinie überschreiten und in die Offensive gehen. Doch all das, was derzeit unternommen wird, passiert in der eigenen Hälfte in der Defensive. Eine (gar nur) halbherzige Abwehr gegen destruktive Angreifer anstatt einer offensiven nach-vorn-Verteidigung. So wird das nüscht.
Mai 20th, 2010 at 11:52
@1 / Snozin:
Köhler hat alles getan, indem er sagte, es sei ein Monster?
‘tschuldigung, aber Köhler war doch mal Chef des IWF? Die haben mit ihren Patentrezepten die ganze Scheiße doch erst angerührt, die die Weltbevölkerung jetzt auslöffeln soll.
Diese Pappnasen stehen einfach ‘rum und berufen sich darauf, daß man alles, was man ja ach so gerne täte, weltweit eh nicht umsetzen könnte.
Lieber überläßt man auch weiterhin die Geldschöpfung den Privatbanken und läßt sich erdrosseln – der eine oder andere Aufsichtsratsposten wird dabei mit Sicherheit noch rausspringen.
Nee, is klar, wir haben alle über unseren Verhältnissen gelebt und müssen jetzt eben – sorry, Jungs! – den Gürtel enger schnallen.
Daß der Großteil des existierenden Vermögens in den Händer einiger weniger liegt, das interessiert doch gar nicht – gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!!
Wann schnallen eigentlich mal die Gebrüder Albrecht den Gürtel enger, Frau Springer und wie das Gesocks sonst noch so heißt?
Aber nein, es darf munter weiter auf unsere Kosten gezockt und anderweitig erbeutet werden. Löhne unter 5 Öre pro Stunde? Überhaupt kein Problem, man soll von seiner Arbeit gar nicht leben müssen.
Leute, da geht noch was. Wir werden auch dann noch den Gürtel enger schnallen müssen, wenn die breite Masse bereits Müll und Wurzeln frißt. Zum Wohle der wenigen, die dann alles besitzen werden.
So. Und jetzt geh ich Mittag machen. Ich brauch was im Magen, damit ich kotzen kann …