Die täglichen Nachrichten vom Terror im Irak erscheinen bisweilen wie publizistische Watte, die verhüllt, mit welchen Behauptungen und Versprechen die Marines 2002 losgeschickt wurden. Freiheit, Wohlstand, Völkerfreundschaft, Kampf dem Terrorismus, Hurra, und Osama eins auswischen. Nun gut, wer lesen kann, wußte schon damals, daß das von der falschen Seite an Schwachsinn grenzte, aber selbst wir haben uns nicht vorstellen können, was aus diesem Abenteuer werden würde. Hatten wir dem Amis doch wenigstens zugetraut, eine halbwegs funktionierende Besatzung auf die Kette zu kriegen und fröhlich Öl zu plündern.
Nichts haben sie geschafft. Jedes Plansoll eines Ultrapessimisten wurde übererfüllt. Neue Dimensionen gegenseitigen Abschlachtens, ein Morden, das nur deshalb nicht “Bürgerkrieg” heißt, weil es viel perfider ist und eine Hoffnungslosigkeit, die Züge großer Tragik trüge, würde sie nicht von dem infantilen Hurragelaber einer US-Regierung täglich zur Groteske verzerrt.
Die großartige Befreiung des Iraks sollte der Anfang der Befreiung der ganzen Region werden. Das immerhin scheint zu gelingen. Frei von Ordnung und Menschenwürde fühlt sich jeder bemüßigt, Gott zu spielen und nicht an morgen zu denken.
Das einzige Ziel, das ironischerweise so erreicht wurde, wie es geplant war, trägt am Ende zum Elend noch bei. Der letzte Garant der Ordnung wurde gefangen und verurteilt. Ob seine Häscher das inzwischen schon bedauern? Wundern kann einen gar nichts mehr, und vielleicht lassen sie Saddam ja wirklich wieder raus, damit er aufräumt.