Was ist das für eine “Union”? Die Weltmeister, die gern mit dem Geld anderer Wirtschaften, das sie den Lohnempfängern im eigenen Land vorenthalten, haben bei der Einführung des Euro Bedingungen diktiert, die angeblich für Stabilität sorgen. Auch ohne eine blasse Ahnung von der Finanzierung von Staatsschulden (eine solche habe ich gerade noch) hätte man darauf kommen können, daß die Kriterien von einigen Euroländern nicht eingehalten werden konnten. Von einigen offensichtlich schon von Anfang an nicht. Auch ohne eine Ahnung von irgendetwas kann man nunmehr erkennen: Der Titel “Stabilitätspakt” ist eine Lüge, der gegenüber griechische Bilanzierungstechniken ein augenzwinkerndes Flunkern waren.
Was die Bundesregierung derzeit veranstaltet, ist ein Fiasko, das einen neuen politischen Tiefpunkt markiert. Robert von Heusinger faßt die kognitiven Verwüstungen der Berliner Experten angemessen zusammen und erläutert die Folgen ihrer Borniertheit. Noch weitsichtiger ist seine Analyse vom 13.04.: Es ist nicht nur ein Akt notwendiger Solidarität, wenn ein Eurostaat dem anderen Geld leiht – auch und gerade unterhalb der an Kapitalmärkten ausgezockten Zinssätzen.
Das ließe sich übrigens durchaus erweitern auf Staaten allgemein, ganz gleich in welcher Währung. Daß Staaten im Jahr 2010 definitiv die besseren Banken sind, weil es für sie ein “Morgen” gibt und sie sich nicht auflösen, wenn sie “zahlungsunfähig” sind, hebt ihre Handlungen auf ein Niveau von Verantwortung, von dem die Banken sich um Lichtjahre entfernt haben. Wenn es um Leben und Tod geht, kann sich ein Staat nicht mal eben mit seinen Milliarden vom Acker machen.
Analysen und Kritik an falschen Analysen gibt es reichlich. Wie es dazu kam, das dürfte einigermaßen klar sein. Brauchbare Lösungsansätze, die sich von der Blödheit des “Et hätt noch immer jootjejange” frei machen, finde ich hingegen nicht.
Es geht um nicht weniger als (Bürger-)Krieg und Frieden. Und da gilt dann noch immer die Priorität des “freien Marktes”, was nichts anderes heißt, als daß der Schutz von Privatvermögen, mit denen Staatsschulden finanziert werden, über den Erhalt einer staatlichen Ordnung gehen – und das im noblen Europa?
Was habe ich da fundamental nicht kapiert? Steuert diese Systemkrise auf einen fiskalisch-ökonomischen Weltkrieg zu? Gibt es wirklich keine Mittel zur Abwehr der fatalen Mechanismen einer auf private Interessen ausgerichteten “Weltwirtschaft”?
Ich bitte darum, in den Kommentaren von Hinweisen auf das unvermeidliche Scheitern des Kapitalismus abzusehen. Soweit das stimmt, bedarf ich keiner Belehrung. Es geht mir vielmehr um die Details zur aktuellen Lage.
April 28th, 2010 at 02:28
tja, mein lieber scholly, es sieht nicht gut aus. und ganz betrüblich muss ich feststellen ich sehe keine möglichkeit zur abwehr. es wird einfach so weitergehen bis alles in scherben fällt, aber vielleicht ist dieses ja auch die conditio humana? als parabel sehe ich gerne den WKII da galt es auch zu kämpfen bis zum endsieg obwohl die Mehrheit dagegen war und die Schnauze voll hatte, vorausgesetzt seine Schnauze und er/sie lebte noch.
Da wurde auch getrommelt, mehr weiter und und und. Immer gegen den Kommunismus und wir haben die Chance es zu ändern indem wir genauso und noch schlimmer weiter machen wie bisher. Worte die mich an einen GW erinnern, der auch nur die Feinde auf der anderen Seite sieht und nicht in seinen Methoden. Oder der ihm angedeuchte Ideologie. ABER!! Man keiner weiss was die Zukunft bringt. es gibt ja noch den, ach wie heisst er noch den Tipping Point? ich glaub so ähnlich, oder Element aus der Chaostheorie, bis zu einem gewissen Punkt der nicht vorhersagbar und berechenbar war sah alles so aus als würde es so weiter gehen, aber dann urplötzlich wupp totale veränderung. und? wer hätte im Mai 89 gedacht, dass die Mauer fällt ? Nienand und dann buff war sie ein gutes halbes jahr später history.
spätestens wenn uns der marktpreis des Heroins der westlichen zivilgesellschaft um die Ohren knallt, das öl, und dann erst die große hetze nach dem Stoff losgeht bis zu dem moment wo es keinen mehr gibt oder zu schwinderlerregenden Höhenpreisen der heiligen Märkte, und folglich und zwangsläufig der entzug kommt, wird die westliche gesellschaft genauso an entzugserscheinungen bibben zittern, fast sterben und krepieren, und höllenqualen erleben. und das wird das ende des carbon-finanz-zeitalters sein. aber es wird den gesellschaften so gehen wie dem süchtigen des schweren stoffes.
April 28th, 2010 at 04:28
Welche Details meinst Du denn, flatter? – Der Kapitalismus hat doch nur zwei Optionen: Entweder er scheitert tatsächlich VOR dem großen Crash und für die Menschen geht es einigermaßen glimpflich zu – oder er tut das, was er bisher immer getan hat: Er steuert sehenden Auges und von kapitaler Seite unterstützt auf den großen Crash zu und richtet eine immense Katastrophe an – um danach wieder bei Null neu zu beginnen und das Spielchen zu wiederholen.
Wollen wir eine Prognose wagen, was wohl diesmal passieren wird? Ich bin da durch und durch Pessimist (was meinem Wesen ansonsten nicht im Entferntesten entspricht).
Solange es Usus bleibt, dass der Staat sich nicht vorhandenes Geld von Reichen “leiht”, das diese virtuell erschaffen und dafür dann dauerhaft reale Zinsen kassieren, solange kann sich an diesem Katastrophensystem nichts ändern und es wird immer wieder im Crash enden. Das Geld-, das Finanz-, das Wirtschaftssystem, das uns umgibt, ist auf genau diesen Untergang ausgerichtet – er ist eine logische und unausweichliche Folge der Konzeption.
Ein Ausweg wäre demnach nur eine Abkehr von diesem System. Dass die aber weiter entfernt von uns ist als Alpha Centauri, dürfte Dir auch klar sein.
Welche Details interessieren Dich da? Die “Elite” arbeitet wieder mit aller Macht daran, einen totalen Überwachungs- und Unterdrückungsstaat aufzubauen – alles wie gehabt. Und Gegenwehr ist nirgends in ausreichendem Maße in Sicht – die Propaganda wirkt.
Mit diesem Geld-, Finanz- und Wirtschaftssystem gibt es keine andere Lösung, als das System zu entsorgen, wenn man diesem Teufelskreis entkommen möchte.
April 28th, 2010 at 08:12
das ist wie mit dem lügen. um die lüge zu bewahren muss noch mehr gelogen werden und man verstrickt sich immer weiter in mißverständnisse.. ich glaub die hälfte aller heinz rühmann filme is so aufgebaut.
einige (reiche) teile der gesellschaft versuchen den rest zu lenken. aus dieser einseitigen mabnipulation erfolgt die notwendigkeit von mehr manipulation. in diesem fall über das geld, meinungsmache, etc. lustig ist das die manipulatoren ab einem gewissen zeitpunkt garnicht mehr selbst wissen was sie da tun, sondern nur noch reagieren.
und ich wiederspreche den kollegen da oben. maan könnte es sofort beenden. wie heinz rühmann
April 28th, 2010 at 08:53
Also mal eine Meinung gegen den allgemeinen Pessimismus.
Es ist alles politisch lösbar.
Wie sieht es realwirtschaftlich aus.
“Deutschlands Industrie verschwendet Milliarden durch Rohstoffvergeudung”
https://www.firmenpresse.de/pressinfo192975.html
Der Kampf um Ressourcen bleibt aus.
Arbeitslosigkeit:
Läßt sich politisch lösen:
Durch Arbeitszeitverkürzung, 30 Stundenwoche.
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13512521.html
Umvereilung von unten nach oben:
Na, läßt sich politisch lösen.
April 28th, 2010 at 09:26
Das relevante Detail ist doch schon genannt worden;
…..fiskalisch-ökonomischen Weltkrieg zu
Und @Salve(4) hat ja recht; Lässt sich politisch lösen. Man muss es nur noch wollen. Aber etwas verändern wollen, und ebenfalls alles beim alten lassen zu wollen, das beißt sich. Was @micha mit den gelogenen Lügen meint. Und nicht nur über den
Teich, rotten sich Leute zusammen die alles noch älter machen wollen. Die sind auch auf Europa vergleichbar. Da will jeder nur noch das sehen, was er selber auch sehen will. Und so zerfällt alles wieder genauso in kleine Teile, wie das Basissystem auf dem alle glauben ihr Leben aufbauen zu müssen. Ob das eine das andere ergibt ? Weltwirtschaft wäre vielleicht eine Lösung es herauszufinden. (Ich hab nicht ein einziges Mal Kapital erwähnt, das muss man mir zugestehen ;-)
April 28th, 2010 at 10:29
@salve
>>Läßt sich politisch lösen: Durch Arbeitszeitverkürzung, 30 Stundenwoche.
Warum kommt diese ‘logisch’ anscheinend doch so naheliegende Lösung nicht? Warum passiert ‘in Wirklichkeit’ das genaue Gegenteil?
Zur ‘Großwetterlage’ kann ich mich dem Kommentar von Heusinger nur anschließen – die Ahnungslosigkeit unserer ‘Eliten’ erklimmt jeden Tag neue Gipfel. Sie sind nicht nur Lichtjahre von ‘Löungen’ entfernt, sie verstehen ganz offenbar das von ihnen propagierte System schon in seinen Grundzügen und einfachsten Wechselwirkungen nicht mehr. Symptomatisch dafür waren und sind die ‘guten Ratschläge’ an unsere Nachbarn und ‘Wettbewerber’, es doch genauso zu halten wie wir mit unserem angeblichen ‘Erfolgsmodell’. Schon dass es nicht angehen kann, dass alle Aussenhandelsüberschüsse produzieren scheint ihr Verständnis deutlich zu übersteigen. Und wir lauschen fassungslos grundschiefen Bildern von ‘als Erster durch’s Ziel’ und ‘erfolgreicher Mannschaft’ und fragen uns, wie diese Herr- und Damschaften den Grundschulabschluss geschafft haben mögen. Und welche verotteten Mechanismen gerade diese Generalversager in ‘leitende Positionen’ gespült haben. Abgesehen von allem eigentlich fälligen ‘ceterum censeo’ – denen fehlt ja inzwischen offenbar schon jedes ‘systemimmanente’ Verständnis. Und erinnert in seinem dekadenten Hochmut durchaus an bröselnde Imperien im Endstadium…
April 28th, 2010 at 11:05
@Charlie: Da ist zum Beispiel das Detail, daß um ein paar lächerliche Milliarden, die verzinst zurückkommen werden, ein unerhörtes Gewese gemacht werden. Bei der “Rettung” von Banken und Dinosaurier-Industrie wurden von Anfang an größere Riskiken eingangen und ohne Zögern Mittel in vielfacher Höhe versprochen. Als “Welche Krise?”-Steinbrück in den “tiefen Abgrund” geschaut hatte, war die Billion zur Stelle. Wenn es aber um einen europäischen Partnerstaat geht, der zusammen zu brechen droht, ist der NRW-Wahlkampf wichtiger.
Frage also: Warum ist Griechenland weniger systemrelevant als Opel? Ich meine das ernst. Welches ‘Denken’ steckt dahinter? Wenigstens Ackermann müßte Mutti doch erklären können, was da droht?!
April 28th, 2010 at 11:59
Hallo flatter,
verstehe Dein Nicht-Verstehen nicht.
Zitat:
—————–
Ich bitte darum, in den Kommentaren von Hinweisen auf das unvermeidliche Scheitern des Kapitalismus abzusehen. Soweit das stimmt, bedarf ich keiner Belehrung. Es geht mir vielmehr um die Details zur aktuellen Lage.
——————
Du willst Details?
Schau Dir die heutige, neueste Meldung über die Zahlen des ersten Quartals der Deutschen Bank an (Rendite von 30 Prozent) und Du hast alle Antworten, die Du brauchst bzw. nicht hören magst: der Kapitalismus wird nicht untergehen, die Banker gewinnen immer , es geht immer um die Banken, und solange korrupte Elite-Idiote (nein, Peinhard, die sind eben NICHT ahnungslos!) in Regierungsverantwortung kommen – “gewählt” von einem Volk von Idioten, – wird alles genau so bleiben wie es ist.
Bis es kracht (wie auch immer das aussehen mag). Anschließend fängt wieder alles von vorne an.
Dein Fragen,flatter, u.a. weshalb denn nun Griechenland weniger systemrelevant sein soll als Opel, welches ‘Denken’ dahintersteckt etc.etc. ist – mit Verlaub – müßig.
Daß das ganze Konstrukt EU sowas von mafiöser Natur (OK; Organisierte Kriminalität) ist, und von Anfang an über die Interessen aller Menschen in Europa hinweggehend einfach durchgepeitscht wurde, ist doch so was von offensichtlich. Da muß ich doch nicht mehr diskutieren und hinterfragen…. eigentlich gehört nur noch geschossen!
Heute mal so was von fatalistisch…
Der Klaus
April 28th, 2010 at 12:20
und noch was:
Die Welt schwurbelt ja davon, daß die Zahlen der Deutschen Bank “alarmierend” seien…
https://www.welt.de/wirtschaft/article7359406/Die-Zahlen-der-Deutschen-Bank-sind-alarmierend.html
Nee, sind sie nicht!
Diese Zahlen sind kriminell! Auf kriminelle Art und Weise zustande gekommen. Nichts anderes.
Und der Oberelitär Ackermann schiebt wieder mal sein dämliches “Sieger”grinsen in die Kameras…..
Dieser Typ steht auf meiner Wunschliste (schon lange) ganz, ganz oben!
Zum KOTZEN!
Klaus
April 28th, 2010 at 13:13
fiskalisch-ökonomischen Weltkrieg, nun, genau der ist es. Es geht ja lediglich noch um den Preis für die nächste Offensive. Wenn man noch ein wenig wartet, und noch ein wenig Weerbung macht, na was passiert dann ? Es gibt noch mehr zu verdienen.
April 28th, 2010 at 17:04
@flatter
Frage also: Warum ist Griechenland weniger systemrelevant als Opel? Ich meine das ernst. Welches ‘Denken’ steckt dahinter? Wenigstens Ackermann müßte Mutti doch erklären können, was das droht?!
Es ist nicht weniger systemrelevant, aber es kann anders(!) gepokert werden, meine ich.
Kapitalismus lebt nur noch von ‘Nachschuldnern’ – wo sind da in Griechenland welche? Macht es nicht ‘mehr Sinn’, die ins offene Messer laufen zu lassen, den IWF als späteren Buh-Mann ins Boot zu kriegen und dann vielleicht … nee, Hauptsache die Banken kriegen ihre Knete da als Knete raus und müssen nicht abschreiben.
Was interessiert Griechenland – ist weit weg und abgegrast – und außerdem bestens geeignet, später Portugal und Spanien etc. ebenso, ‘normale’ Bevölkerungsschichten auf alte ‘nationalistische’ Art aufeinander zu hetzen.
Opel ist ein wenig anderes, weil es nicht nur vor der Haustür, sondern im Haus DE selbst liegt. Außerdem ‘gehört’ es dem ‘besten Freund’.
Es geht immer um teile und herrsche. Nicht nur Nationalitäten und Klassen/Schichten – es geht auch noch ein wenig darum, das ‘nationale’ Kapital zu schützen, Kaufkraftreste zu erhalten (um Himmelswillen keine neue schaffen, was das ‘kostet’)die Illusion so lange wie möglich aufrecht zu erhalten… und so lange die meisten meinen, doch noch irgendwie ihren alten Status halten zu können, nicht ‘betroffen’ zu sein und wahrscheinlich auch nicht zu werden, kann das Spiel weiter gehen.
Sorry, aber ganz ohne die ‘schlimmen Wörter’ bin ich nicht ausgekommen, aber wenigstens bemüht habe ich mich.
Was meinst Du, weshalb die Kurzarbeiterregelung bis 2012(?)verlängert wird/soll/ist?
Was ‘die’ im Osten bestens geübt haben, läßt sich nur in viel langsameren Dosen im Westen überhelfen.
‘Wir’ waren niemals systemrelevant – wir waren zu wenige und wie die Griechen, viel zu faul und dumm, haben eh nie richtig ‘gearbeitet’ und jammerten bloß… da ‘ihr’ das so geglaubt habt, gab es tabula rasa.
Alles bestimmt keine Neuigkeiten für Dich – aber aufgeschrieben habe ich es trotzdem noch einmal ;-)
Die EU gibt es nun mal nicht, daß es ‘uns’ allen ‘gut’ geht – und ohne diese, hätte DE genauso wie ohne(!) ‘Wiedervereinigung’ schon viel früher ‘bluten’ müssen.
Nein, stimmt nicht ganz, nicht DE, nur die lohnabhängige Bevölkerung.
April 28th, 2010 at 18:23
Ich bin mir ob der “System-Unrelevanz” Griechenlands gar nicht so sicher. Welches System ist gemeint? Kann man nicht, wie auf fallende Börsenkurse, auch auf “fallende Länder wetten” und damit Geld verdienen? Wer sagt denn, das der Fall nicht forciert wird, wo sie doch grad so “schön” am abstürzen sind?!?!
April 28th, 2010 at 20:52
Das meine ich mit forcieren:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ratingagenturen112.html
April 28th, 2010 at 21:39
Fundamental zu kapieren gibt es wohl schlussendlich nur, dass “der Mensch” weder vernünftig noch sozial ist. “Der Mensch” ist ein Unfall der Natur.
Ich behaupte, dass es selbst unter optimalen Bedingungen stets einzelne Individuen geben wird, die sich von der Masse abheben, die Masse dominieren, der Masse Ihren Stempel aufdrücken wollen und das unabhängig davon, ob sich diese Individuen bewusst sind, welche Auswirkungen ihr Verhalten hat. “Der Mensch” verhält sich widernnatürlich: Ein Gleichgewicht, welches sich überlicherweise in Systemen nach hinreichend langer Zeit einstellt, ein Gleichgewicht im Sinne einer “gerechten” Gesellschaft ist ohne Mutationen wohl nicht zu erwarten.
Aber zurück zum Thema: Die “Rettung Griechenlands” ist ebensowenig die Rettung Griechenlands, wie “die Finanzmärkte” “den Volkswirtschaften” dienen. Die Rettung Griechenlands ist die Verstetigung des Ruins Griechenlands: Auf nicht absehbare Zeit, zumindest solange, bis eine griechische Regierung den Fehler des “marktkonformen” Verhaltens als solchen erkannt hat, wird das griechische Staatsvolk für “die Märkte” bluten.
Mit dem Einstehen Dritter (Staatsvölker) für die Kredite eines anderen Staates – bei Griechenland geht es um vergleichsweise wenig, derzeit wohl ca. 300 Mrd. Euro – wird ein Präzendenzfall geschaffen. Es wächst die Wahrscheinlichkeit, die Schulden auszudehnen und weitere Schuldner zu generieren. Also: Die Griechenlandrettung ist ein Test. Wenn Dritte für die Schulden Griechenlands einstehen, dann wird ein Einstehen für wirtschaftlich bedeutendere Staaten doch sehr viel wahrscheinlicher.
Die Verschuldung der (euorpäischen) Staaten hat zudem einen entscheidenden Nebeneffekt: Öffentliches Eigentum wird veräußert oder verpfändet werden müssen, um für “die Schulden” gerade stehen zu können(“die Märkte” fordern schließlich die Einhaltung der Kreditverträge!).
Falls es in Deutschland doch anders kommen sollte und eine “Überschuldung” ebensowenig eintritt wie das Eingreifen einer “Armee der Märkte”, die die Schulden mit Gewalt eintreibt, nur keine Sorge. Damit auch allen klar wird, wie notwendig die Entschuldung Deutschlands zugunsten “der Märkte” ist, haben wir uns “die Schuldenbremse” ins Grundgesetz geschrieben, die Schuldenbremse.
Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass es gelingern wird, alle Schulden zurückzuzahlen??? Eben!
Erst wenn es keine realen Güter mehr gibt, deren Erwerb sich für “die Märkte” lohnt, wird inflationiert. Und danach: Alles auf Anfang. Mit einem wesentlichen Unterschied: “Der Staat” ist nun eigentumslos.
Endlich frei!!!
April 29th, 2010 at 00:53
“Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass es gelingern wird, alle Schulden zurückzuzahlen??? Eben!”
Auch so eine perfide Geschichte die immer kolpotiert wird…als wenn irgendjemand wollte das die Schulden zurück gezahlt werden, nein, das wäre ja furchtbar, wie sollten sich denn sonst die ganzen leistungslosen Einkommen generieren lassen die es braucht damit Junior auch weiterhin im Hangar von Papis Privatyacht Kettcar fahren kann.
Im Gegenteil, die Finanzis konnten den dämlichen Lokalpolitikern doch gar nicht genug Kredit andrehen, für alle nochso absurden am Bedarf vorbeiproduzierten Güter.
April 29th, 2010 at 02:06
Nein, die Krise steuert nicht auf einen ökonomischen Weltkrieg zu. Vielmehr läutet sie das Ende eines solchen ein.
Das Problem war/ist, dass Marktwirtschaft einen vernünftigen Rahmen braucht um für alle Beteiligten halbwegs zu funktionieren.
Das gute und gleichzeitig die ( beinahe automatische )Lösung des Problems ist – wenn sie nicht für alle halbwegs gut funktioniert, funktioniert sie für alle nicht.
Der Witz ist folgender:
Wenn ein vernünftiger Rahmen, bestehnd aus einheitlicher Besteuerung, einheitlichen Regelungen etc. in einem begrenzten Raum gegeben ist, läuft alles Top.
Durch Wettbewerb in einem solchen Raum werden komplexe wirtschaftliche Prozesse immer weiter optimiert, technologischer Fortschritt wird gefördert. Das läuft über die Ebene der einzelnen Betriebe, die in einer Art Hamsterrad stecken – hören sie auf zu optimieren, verlieren sie an Wettbewerbsfähigkeit und werden verdrängt, ihre Eigentümer verlieren ihre Privilegien.
Die Politik kann über sozial Gesetzgebung direkt Einfluss auf die Verteilung des so entstandenen Wohlstandes nehmen – ohne dass Unternehmen dadurch an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, da es ja alle innerhalb dieses Raumes betrifft.
Daher ist besonders die Kombination aus Marktwirtschaft und Demokratie so erfolgreich gewesen – die MW erledigt die Optimierung, die Demokratie besorgt die Verteilung.
Das Problem ist nun der immer mehr von Handelsschranken befreite Weltmarkt.
Dadurch geraten Staaten in das gleiche Hamsterrad – nur unterscheiden sich Staaten signifikant von Unternehmen.
Sieht ein Unternehmer, dass kein Gewinn mehr erzielt werden kann, schließt er – Staaten können nicht schließen. Das hatt sehr viele unangenehme Konsequenzen. Staaten konkurrieren u.A. über Steuern, Löhne und Regulierungen mit anderen Staaten, nur können sie dabei bis nahe Null ( theoretisch, praktisch limitieren die Staatsschulden bzw. die zu zahlenden Zinsen und die Kosten für das aufrechterhalten der öffentlichen Ordung selbst den repressivsten Staat ) gehen, da sie keinen Gewinn machen müssen – und der Gewinn der Staaten ist der wachsende Wohlstand seiner Bevölkerung.
Unternehmen passen sich daran an und optimieren innerhalb dieses Rahmens weiter – nun unter Berücksichtigung der Konkurrenz der Staaten untereinander. Staaten verlieren immer mehr die Fähigkeit die Verteilung des Wohlstandes innerhalb ihrer Grenzen zu beeinflussen.
Der reale Wohlstand schwindet, da immer weniger produziert wird – je höher das Einkommen, desto niedriger der (prozentuale)Konsum realer Güter, je niedriger, desto höher.
Wohlstandszuwächse finden immer mehr nurnoch auf dem Papier statt.
Es gibt immer weniger Unternehmen, die reale Güter produzieren bzw. immer weniger Arbeitskräfte in solchen Unternehmen und weniger produzierte Güter insgesamt.
Das Gute daran, die Staaten können zwar nicht Bankrott gehen, aber die Unternehmen gehen durch den Mangel an Nachfrage reihenweise ein – das Ganze mündet in einem totalen Zusammenbruch der Wirtschaft.
Ein neues System entsteht, da nun genug unter dem alten leiden. Welches das dann sein wird – k.A. jedenfalls nicht das Alte, da es sofort wieder kaputt gehen würde.
Das ist übrigens besonders für die Euro Zone ein Problem, da sie theoretisch einer dieser Räume wäre, die durch Zölle abgeschirmt werden und in dem die einheitlichen Rahmenbedingungen bestehen müssten, es aber keine handlungsfähige Instanz gibt, welche diese einführen und durchsetzen könnte.
Ich hoffe das ist gut genug zusammengefasst, um sich den Rest denken zu können, bin eigentlich nicht zufrieden damit, aber vollständig kann soetwas in der Kürze leider nie sein.
Lösungsansatz ergibt sich aus der Anaylyse praktisch von selbst: Entschuldung der Staaten (Bei uns am einfachsten über die EZB machbar), entweder ein Ende des EU Binnenmarktes und des Euro oder drastisch verstärkte integration und in vielen Bereichen Übergabe von Hoheitsrechten der Mitgliedsstaaten an ein zu schaffendes Zentralorgan.
April 29th, 2010 at 04:37
@ flatter:
Deine Frage haben Klaus und Wat. ja bereits beantwortet. Ich verstehe allerdings Dein Interesse an diesen Details nicht … glaubst Du denn ernsthaft daran, irgendeinem der neoliberalen Hampelmänner oder -frauen würde auch nur eine Sekunde lang der Gedanke durchs Hirn blitzen, was denn wohl durch ihr Handeln mit “den Griechen”, “den Opel-Mitarbeitern”, “den Bürgern” geschieht? Soviel Empathie traust Du denen hoffentlich nicht zu.
Deren Handeln wird bestimmt durch vornehmlich zwei Faktoren:
1. Bedienung der Finanzinteressen des Großkapitals, und
2. Machterhaltung und Anscheinwahrung einer demokratischen Legitimation – mit dem Ziel der andauernden persönlichen Bereicherung.
Wenn da also Unterschiede zu erkennen sind, wie Banken, ein Automobilkonzern oder ein anderer Staat “behandelt” werden, dann kannst Du die Gründe in diesen beiden Faktoren finden.
@ newsflash:
“Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass es gelingern wird, alle Schulden zurückzuzahlen??? Eben!”
Es ist doch weitaus dramatischer: Nicht ein einziger Cent dieser “Schulden”, die der Staat seit seinem Bestehen gemacht hat, ist bislang zurückgezahlt worden – und NATÜRLICH war das auch nie geplant. Die “Verschuldung” (mittels virtueller Gelder) ist stetig weiter angewachsen, und mit ihr die Zinslasten – die aber tatsächlich gezahlt wurden und werden.
Dein pessimistisches Menschenbild teile ich indes nicht. Es gibt mehr als genug Beispiele für Humanismus und soziales Denken und Handeln … und das wird bislang auch trotz der permanenten neoliberalen Propaganda nicht weniger – auch wenn die Zeichen da auf Sturm stehen und man Angst vor den Auswirkungen bei der nachfolgenden Generation haben muss.
Ich glaube aber, dass die Menschheit durchaus dazu fähig wäre, sich endlich weiterzuentwickeln – wenn denn dieses perfide Geld-, Finanz- und Wirtschaftssystem (und damit natürlich auch die alles beherrschende Propaganda und das absurde Konkurrenzdenken) endlich überwunden werden würde. – Ich weiß, der Weg ist lang, hart und – leider – unwahrscheinlich.
“The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.”
(Robert Frost)
April 29th, 2010 at 10:26
@Mir: Gute Zusammenfassung. Es wäre allerdings zu klären, wie auch innerhalb einer EU die Parameter zu verändern wären, damit es nicht aufs Gleiche hinausläuft. Die Bedningunge müssen ja nicht nur gleich sein, sondern auch die schwere Umwucht im Hamsterrad beseitigen.
@Charlie: Nein, daß Ackermann aus Mitleid mit den Greichen handelt, nehme ich nicht an. Aber aus Angst um den eignen Arsch sollten da einige allmählich etwas ändern.
April 30th, 2010 at 03:23
@ flatter:
Ackermanns Arsch ist so sicher, wie kein anderer Arsch auf dieser Welt – wenn es zum Knall kommt, sitzt er mit genau diesem Arsch auf seinem Goldhaufen irgendwo in der Südsee oder einem anderen Refugium und genießt das süße Leben.
Und was all jene Akteure betrifft, die nicht daran glauben wollen, dass ihr Handeln die Welt (und mit ihr auch sie selber) in den Abgrund reißt: Die kannst Du nicht erreichen oder informieren – die glauben nämlich stoisch daran, dass sie nunmal zu den “Gewinnern”, zur “Elite” gehören. Es gab gerade erst die Publikation einer Studie zu diesem Thema – leider finde ich den Link nicht mehr. – Vereinfacht gesagt: Herr Westerwelle muss erst unter der Brücke landen und sich mit Krabbelgetier auseinandersetzen, das unter seiner ärmlichen Wolldecke Schutz sucht – vorher wird ein solcher Mensch nicht begreifen, was er und seinesgleichen anrichten.
Also alles wie gehabt im Kapitalismus 2.0.