Was ist das für eine “Union”? Die Weltmeister, die gern mit dem Geld anderer Wirtschaften, das sie den Lohnempfängern im eigenen Land vorenthalten, haben bei der Einführung des Euro Bedingungen diktiert, die angeblich für Stabilität sorgen. Auch ohne eine blasse Ahnung von der Finanzierung von Staatsschulden (eine solche habe ich gerade noch) hätte man darauf kommen können, daß die Kriterien von einigen Euroländern nicht eingehalten werden konnten. Von einigen offensichtlich schon von Anfang an nicht. Auch ohne eine Ahnung von irgendetwas kann man nunmehr erkennen: Der Titel “Stabilitätspakt” ist eine Lüge, der gegenüber griechische Bilanzierungstechniken ein augenzwinkerndes Flunkern waren.

Was die Bundesregierung derzeit veranstaltet, ist ein Fiasko, das einen neuen politischen Tiefpunkt markiert. Robert von Heusinger faßt die kognitiven Verwüstungen der Berliner Experten angemessen zusammen und erläutert die Folgen ihrer Borniertheit. Noch weitsichtiger ist seine Analyse vom 13.04.: Es ist nicht nur ein Akt notwendiger Solidarität, wenn ein Eurostaat dem anderen Geld leiht – auch und gerade unterhalb der an Kapitalmärkten ausgezockten Zinssätzen.

Das ließe sich übrigens durchaus erweitern auf Staaten allgemein, ganz gleich in welcher Währung. Daß Staaten im Jahr 2010 definitiv die besseren Banken sind, weil es für sie ein “Morgen” gibt und sie sich nicht auflösen, wenn sie “zahlungsunfähig” sind, hebt ihre Handlungen auf ein Niveau von Verantwortung, von dem die Banken sich um Lichtjahre entfernt haben. Wenn es um Leben und Tod geht, kann sich ein Staat nicht mal eben mit seinen Milliarden vom Acker machen.

Analysen und Kritik an falschen Analysen gibt es reichlich. Wie es dazu kam, das dürfte einigermaßen klar sein. Brauchbare Lösungsansätze, die sich von der Blödheit des “Et hätt noch immer jootjejange” frei machen, finde ich hingegen nicht.

Es geht um nicht weniger als (Bürger-)Krieg und Frieden. Und da gilt dann noch immer die Priorität des “freien Marktes”, was nichts anderes heißt, als daß der Schutz von Privatvermögen, mit denen Staatsschulden finanziert werden, über den Erhalt einer staatlichen Ordnung gehen – und das im noblen Europa?
Was habe ich da fundamental nicht kapiert? Steuert diese Systemkrise auf einen fiskalisch-ökonomischen Weltkrieg zu? Gibt es wirklich keine Mittel zur Abwehr der fatalen Mechanismen einer auf private Interessen ausgerichteten “Weltwirtschaft”?

Ich bitte darum, in den Kommentaren von Hinweisen auf das unvermeidliche Scheitern des Kapitalismus abzusehen. Soweit das stimmt, bedarf ich keiner Belehrung. Es geht mir vielmehr um die Details zur aktuellen Lage.