Eine “Studie” zum Rechtsextremismus hat Ergebnisse hervorgebracht, die eifrig publiziert werden. Die FR etwa glaubt feststellen zu dürfen: “Vor allem Westdeutsche haben ein rechtsextremes Weltbild”. Sie kommt dazu, weil sie eine schlampige Untersuchung vereinfachend interpretiert. Ganze 18 Fragen wurden den Probanden gestellt. Zwar rechtfertigen sich die Autoren in schönster geisteswissenschaftlicher Tradition, indem sie nämlich Kollegen zitieren, die behaupten, “3 Fragen je Dimension” seien ausreichend, das aber dokumentiert nur die Naivität solcher Wissenschaftler. Betrachtet man dann die Formulierungen, ist man über kein “Ergebnis” mehr überrascht. Die Fragen sind teils verschachtelt und können bei schnellem lesen leicht mißverstanden werden. Bei 5 Antwortmöglichkeiten schafft man also nachgerade Fakten, wenn 40% der Antworten rechtsextreme Haltungen indizieren.
Vergleicht man diesen Müll mit den “Studien zum autoritären Charakter” (Theodor W. Adorno, stw), bleibt einem die Luft weg. Das Problem besteht allerdings nicht in der Existenz einer Studie, die bald niemand mehr zitieren wird, sondern in einer Medienlanschaft, die Schlamperei geradezu fordert. Eine der Komplexität der Materie angemessene Untersuchung mit weniger spektakulären Ergebnissen ist für den Tagesbetrieb uninteressant. Extreme sind hingegen gefragt, unglaubliche Phänomene. Daß sie mit der Wirklichkeit bestenfalls zufällig noch etwas zu tun haben, ist nicht weiter relevant. Das Größte ist schließlich, daß solche Nachlässigkeit im Endeffekt dazu beiträgt, Rechtsextremismus zu verharmlosen. Es ist nämlich zu einfach und sogar berechtigt, festzustellen: “So schlimm ist es doch noch nicht.”