Interessante Hintergründe liefert die FR zum Thema “Islam und Menschenrechte”. Der Schluß, daß es keine divergierenden Variationen von Menschenrechten geben kann, sondern nur die universellen, ist zu unterstützen. Daß es vor dem Hintergrund einer Scharia nahezu unmöglich erscheint, den universellen Menschenrechten zu Rang und Geltung zu verhelfen, ist nachvollziehbar. Das macht die Sache aber noch nicht hoffnungslos. Zwar mag es Konferenzen gegeben haben, auf denen hohe islamische Würdenträger zu Übereinkünften gekommen sind, die auch schriftlich festgehalten wurden, aber das heißt nicht, daß solche Übereinkünfte quasi Vetragscharakter hätten. Im Gegenteil ist de facto eigentlich völlig ungeklärt, wer den Muslimen welche Heilsversprechen machen darf. Osama bin Laden etwa hat Wirtschaft und Bauingenieurswesen studiert und ist mitnichten ein hoher Geistlicher Würdenträger. Dennoch folgen ihm die Massen.
Die Interpretation des Koran ist ähnlich flexibel wie die der Bibel: Er ist Verkündung und dürfte von daher gar nicht Gegenstand öffentlicher Exegese sein. Nichtsdestotrotz muß der Text ausgelegt werden, um Wirkung zu zeitigen. Daran wiederum entbrennen die heftigsten innerreligiösen Konflikte, und es finden sich kaum zwei Schrtiftgelehrte, die einer Meinung sind.
In diesem Umstand besteht nicht nur ein großes Aufklärungspotential, es schwächt vor allem die Position der Fundamentalisten. Eine aufgeklärte Kultur, deren großartigste Leistung die Anerkennung der Universalität von Menschenrechten ist, hat hier eine sehr mächtige Stütze, die vor allem überzeugt, wo den Fanatikern nur die Gewalt bleibt.
Es ist daher der schlimmste Sündenfall, wenn westliche “Demokratien” die Menschenrechte relativieren. In diesem Sinne ist der erfolgreichste Antreiber des islamischen Fundamentalismus’ dieser Tage nicht Osama oder sonst ein Terrorscheich, sondern der Amerikanische Präsident.