“Wirtschaft” heißt schon lange nur noch so. Was heute die “Märkte” beherrscht, hat mit Haushalten und Versorgen nichts mehr zu tun. Es wird ja kaum mehr etwas getauscht. Geradezu rührend erscheinen dem Beobachter Phänomene wie die Goldreserven, materielle Antiquitäten, ein Symbol der Vergangenheit.
Die neue Zeit ist zeitlos. Sie ist die Gegenwart der Zukunftstechnologie, und ihr Zeichen ist atemberaubende Vergänglichkeit. Wenn jetzt Google YouTube kauft, kann das kein Mensch mehr verstehen, nicht nur, weil es zuvor hieß, nur ein Idiot würde Youtube kaufen. Es ist sogar ganz folgerichtig, aber es entbehrt eben jeder Substanz. Was ist YouTube? Ein paar Server, eine mittelmäßige Idee, eine Domain, die oft besucht wird. Ist so etwas 1,65 Milliarden Dollar wert? Was geschieht dort? “Jemand” kauft etwas, und er kann das, weil er schon viel hat. Diese Logik ist bereits Allgemeingut. Daß aber gigantische “Werte” verschoben werden, ohne daß irgendetwas Greifbares dabei getauscht wird, kann man eben darum nicht mehr begreifen. Es sind Rechte, Zahlen und eine Horde Anwälte, die da im Kreis laufen. Ein paar glückliche Freaks, die davon profitieren, werden superreich. Wer aber zahlt die Zeche?
Wenn sich das alles lohnen soll, muß Geld ins System fließen. Wie soll das gehen? Sicher nicht, indem eine nichtkommerzielle Konkurrenz zu Youtube noch geduldet würde. Sicher nicht, indem Rechteinhaber noch großzügig mit ihrem “geistigen Eigentum” verfahren.
Der User darf sich darauf gefaßt machen, daß bald das Alphabet versteigert wird und die ersten Gesichter den Besitzer wechseln. Alles hat seinen Preis. Wenn sich dann trotzdem herausstellen sollte, daß der Besitz virtueller Güter eben kein Reichtum ist, sondern Augenwischerei, wird sich herausstellen, wie tragfähig eine Wirtschaft ist, die im Kern auf Volksverarschung beruht.