Im Anschluß an den Artikel von gestern komme ich einmal mehr auf die Mär vom “Fördern” Arbeitsloser zu sprechen. Das Wahlgeschenk von Hartz an Schröder in Form des tumben Porpagandaversprechens, zwei Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, war anfangs eine leider fehlgezündete Lachnummer, inzwischen ist das Ganze sprichwörtlich zum Heulen. Die Hartz-Gesetze sind die neue DDR: Druck, Depression, Repressalien. Wer sich als Vermittlungsmündel seine “Eingliederung” zu Herzen nimmt, macht den Fehler seines Lebens. Das Zittern beim Öffnen der Post muß überwunden werden, Schwäche wird durch noch mehr Druck bestraft.

Die Entwicklung, die bei Hartz IV als Parasitentum denunziert wird, ist beim ALG I dieselbe: Wer sich nicht unterpflügen lassen will, muß sich wappnen. Die Spielchen, mit denen Arbeitslose aus der Statistik gezaubert werden – vor allem “Lehrgänge” und “Existenzgründungen” – sind ein Instrument, das vermeintlich Ruhe schafft, dies aber aber als “Fördern” zu bezeichnen, ist der nächste schräge Gag. Als “Existenzgründer” hat man es gut, man wird nicht mehr mit abenteuerlichen Vermittlunsgvorschlägen behelligt und gilt nicht mehr als arbeitslos. Das Dumme ist nur: Einen passenden Job findet niemand auf diese Weise, und die Selbständigkeit steht auf tönernen Füßen.

Wer weiß, wie’s geht, entwickelt Strategien, die einer echten Jobsuche Hohn sprechen. Am besten auf solche Stellenangebote reagieren, von denen man weiß, daß man eh nicht genommen wird. Bewerbungen so zurecht stricken, daß sie untadelig und ernsthaft wirken, aber spätestens beim persönlichen Gespräch dafür sorgen, daß andere besser aussehen. Alles im Rahmen eines Vorgehens, das einem nicht als Scheinbewerbung ausgelegt wird.

So kann man sich durch den Prozeß würgen, bis es opportun erscheint, sich wirklich zum “Existenzgründer” machen zu lassen. In dieser Zeit kann man sich dann entweder ernsthaft als Selbständiger versuchen oder – was tunlichst zumindest Plan B sein sollte – die Ruhe nutzen und sich eine Beschäftigung suchen, in der man sich halbwegs wohlfühlt.

Auf diese Weise wird das ganze Brimborium zu einer einzigen Farce. Vermittler gegen “Kunden” und umgekehrt, Jobsuche als “Selbständiger” und ohne Unterstützung, weil die “Hilfe” durch die Agentur flächendeckend als Nötigung empfunden wird.
Des Pudels Kern ist der amtliche Sprachgebrauch, der “Vermittlung” sagt und “Zwang” meint, weil nirgends in dem dümmsten Gesetz seit § 175 StGB von der Aufnahme einer Berufstätigkeit die Rede ist, sondern von “zumutbarer Beschäftigung”.

Was ist das für ein Land, das alle Bürger, die zum Lebensunterhalt ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, in jeden Job zwingt, der von Staats wegen als “zumutbar” gilt? Was glauben die Verwalter von menschlichen Existenzen, welchen Einfluß diese Sklavenhalter-Mentalität auf die Motivation und Befindlichkeit der Bürger und Arbeitnehmer hat? Und was ist das für ein Volk, das sich diese Herabwürdigung bieten läßt?

to be continued …