Es wird nicht besser mit dir, und ich meine es auch nicht mehr gut mit dir.
Daß man unter “Titten und Hitler” bei Google an erster Stelle meinen Artikel über die Qualität der journalistischen Resterampe findet, haben wir beide verdient.
Heute habe ich mich zuerst ein wenig geärgert über den boulevardesken Artikel zum Fall Wolski. Wie treffend warnt uns Anne Seith doch vor ihrem Artikel:
“Eigentlich ist die ganze Geschichte unglaublich, gleicht einer Seifenoper.”
So wird das dann auch serviert. Während die FR seit Monaten am Ball bleibt und die Skandale um die Kochs und ihre Familie detailiert aufdeckt, hängt sich der “Spiegel” lustlos verquast an eine “Geschichte”, als sei sie kein Politikum erster Güte. Ich will nur einen Satz zitieren, der belegt, wie unabhängig von Fakten sich ein solcher Stil weiß:
“Die Beamten taten nichts. Der Verdacht dränge sich auf, sie hätten bewusst weggesehen, sagt [Richter] Buss – wegen totaler Überlastung.
Die ‘mangelnde personelle Ausstattung habe dazu geführt, dass auch die Behörden in diesem Fall ein “unglaubliches Bild abgegeben’ hätten.”
Kein Wort dazu, daß der verantwortliche Minister nicht nur systematisch eine Steuerfahndung verhindert, sondern erfolgreiche Beamte zu Psychopathen erklären lassen hat.
“Sex” und “Schmuddel” stehen stattdessen im Mittelpunkt der Interessen des “Spiegel”. Da halten solche Zusammenhänge nur auf.
Das wäre mir aber noch keine weitere Erwähnung wert gewesen, wäre ich nicht auf einen Kern des reaktionären Weltbildes gestoßen, dessen Verbreitung den biederen Brandstwietern offenbar ein Anliegen ist. Allen Ernstes leistet sich Matthias Matussek dort einen Kniefall vor der katholischen Kirche. Würde der Augstein sich heute beim “Spiegel” bewerben, man wiese ihn vermutlich ab. Er wäre zu nüchtern und nicht auf Linie. Das geht heute gar nicht mehr.
März 28th, 2010 at 05:29
[...] [...]
März 28th, 2010 at 09:03
Die wissen halt ganz genau:
Wenn sie den Weimar als Nicht-Steuerzahler-Beschützer enttarnen, hängt auch der Koch ganz tief mit drin. Darum ist diese ganze schmutzige Geschichte auf dem Spiegel-Index (und nicht nur da).
Bin selbst auch katholisch geboren und aufgewachsen, war Messdiener und habe bis zur Volljährigkeit alle Riten durchlaufen.
Im Gegensatz zum Verfasser der verlinkten Zeilen habe ich irgendwann mein Gehirn eingeschaltet und dem Laden mit Mitte zwanzig “und tschüss” gesagt, da ich eine verlogene und altertümliche Organisation nicht mehr mit meinem Geld versorgen wollte.
Ein soziales Wesen bin ich trotzdem geblieben.
März 28th, 2010 at 09:30
Diese Geschichten aus der hessischen Politik sind schon schlimm. Wer hätte – als gutgläubiger Mensch – gedacht, dass Politik einmal derart auf den Hund oder vielmehr in den Bereich kriminellen Handelns geraten könnte wie es nun in Hessen sichtbar wird.
Aber noch trostloser ist in der Tat die Behandlung dieser Vorfälle durch die Medien – oder vielmehr deren Nichtbehandlung. Das übersteigt eigentlich schon mein Fassungsvermögen. Wie ist es möglich, dass sich ein wirklicher Abgrund von Korruption, Ämtermissbrauch und direkter Kriminalität auf höchster politischer Ebene öffnet – und nur eine einzige Zeitung informiert hierüber?
Muss man annehmen, dieser grandiose Saustall der Verhältnisse in Hessen sei schon gar keine Nachricht mehr, sondern eine langweilige Normalität? Oder muss man fürchten, dass dort mächtige Interessen tangiert sind, die tatsächlich so mächtig sind, dass sie auch die journalistische Arbeit steuern können, von der einen Ausnahme abgesehen?
In beiden Konstellationen wird mir angst und bange.
März 28th, 2010 at 12:38
Was man von Koch zu halten hat, hat man bereits in der CDU-Spendenaffaere gesehen.
Aber die Hessen wollten ja lieber den Chefkoch der Mafi als “Luegilanti” in Amt und Wuerden sehen.
Jetzt braucht man sich auch darueber nicht mehr zu wundern.
Weder ueber Weimar, noch ueber das sture ignorieren der Affaere durch das ach so linke Krawallblatt “Gymnasiallehrer-BILD”
März 28th, 2010 at 15:53
Matussek nimmt doch seit vielen Jahren keiner mehr wirklich ernst, der ist doch nur noch peinlich.
Dass dieser Münsteraner Katholik mit dem Hang zum Prätentiösen irgendwelche verbalen Kniefälle vor dem Vatikan macht und das auch noch veröffentlicht wird, zeigt aber in der Tat, wie es um das ehemalige Nachrichtenmagazin bestellt ist. Nimmt den Spiegel eigentlich noch irgendjemand ernst? Titten, Hitler, Matussek.
März 29th, 2010 at 00:35
@Alex
Ja, warum man Matussek wohl nicht mehr ernst nehmen kann.
An seinem Kreuzzug fuer Kultur kann es wohl nicht liegen ;)
Wer sein “kultiges” Video-Blog noch nicht kennt, einfach mal reinschauen. Danach erledigt sich die intellektuelle Einordnung seiner restlichen Erguesse von allein:
https://www.spiegel.de/thema/matusseks_kulturtipp/
März 29th, 2010 at 07:17
@ Goldener Reiter: Aua, nachdem ich die Themenliste grob überflogen hatte, konnte ich mich nicht mehr überwinden, einen Beitrag anzuklicken… Bildzeitung für Gymnasiallehrer triffts irgendwie… obwohl mir etliche meiner ehemaligen Lehrer einfallen würden, die diese Schmonzette mit der Kneifzange nicht anfassen würden… wohl die, die sich dem Namen Carl-von-Ossietzky Gymnasium irgendwie halbwegs verpflichtet fühlten.
April 8th, 2010 at 16:39
Und manchmal denke ich doch,
ich lese nicht richtig…
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,druck-687760,00.html