Es wird nicht besser mit dir, und ich meine es auch nicht mehr gut mit dir.
Daß man unter “Titten und Hitler” bei Google an erster Stelle meinen Artikel über die Qualität der journalistischen Resterampe findet, haben wir beide verdient.
Heute habe ich mich zuerst ein wenig geärgert über den boulevardesken Artikel zum Fall Wolski. Wie treffend warnt uns Anne Seith doch vor ihrem Artikel:

Eigentlich ist die ganze Geschichte unglaublich, gleicht einer Seifenoper.

So wird das dann auch serviert. Während die FR seit Monaten am Ball bleibt und die Skandale um die Kochs und ihre Familie detailiert aufdeckt, hängt sich der “Spiegel” lustlos verquast an eine “Geschichte”, als sei sie kein Politikum erster Güte. Ich will nur einen Satz zitieren, der belegt, wie unabhängig von Fakten sich ein solcher Stil weiß:

Die Beamten taten nichts. Der Verdacht dränge sich auf, sie hätten bewusst weggesehen, sagt [Richter] Buss – wegen totaler Überlastung.
Die ‘mangelnde personelle Ausstattung habe dazu geführt, dass auch die Behörden in diesem Fall ein “unglaubliches Bild abgegeben’ hätten.

Kein Wort dazu, daß der verantwortliche Minister nicht nur systematisch eine Steuerfahndung verhindert, sondern erfolgreiche Beamte zu Psychopathen erklären lassen hat.
“Sex” und “Schmuddel” stehen stattdessen im Mittelpunkt der Interessen des “Spiegel”. Da halten solche Zusammenhänge nur auf.

Das wäre mir aber noch keine weitere Erwähnung wert gewesen, wäre ich nicht auf einen Kern des reaktionären Weltbildes gestoßen, dessen Verbreitung den biederen Brandstwietern offenbar ein Anliegen ist. Allen Ernstes leistet sich Matthias Matussek dort einen Kniefall vor der katholischen Kirche. Würde der Augstein sich heute beim “Spiegel” bewerben, man wiese ihn vermutlich ab. Er wäre zu nüchtern und nicht auf Linie. Das geht heute gar nicht mehr.