Angetrieben vom linken Zeitgeist, sind wir auf dem besten Wege in den Kommunismus. Mindestlöhne schießen wie Pilze in die Landschaft, und jetzt hat es die Pflege erwischt. 7,50 Euro bis 8,50 Euro bedeuten für eine Vollzeitstelle 1260 bis zu über 1400 Euro brutto im Monat.
Die “Welt” warnt daher vor der furchtbaren Gefahr der Schwarzarbeit und beruft sich dabei auf den größten Ökonomen seit dem Heiligen Hans-Werner, Professor Michael Hüther, der darin außerdem brutalen “Protektionismus” sieht. Vermutlich sind sogar unsere Exporte in Gefahr.

Verantwortungslos

Wären die Pflegekräfte, die zu solchen Hungerlöhnen arbeiten, nur im Entferntesten so verantwortungslos wie die Neoliberalen, sie gingen einfach nicht mehr zur Arbeit und würden so lange streiken, bis der letzte Halbtote sich dem Sturm auf die Marmorhallen anschlösse und mit letzter Kraft einen Manager erwürgte. Allein der verhasste Staat sorgt noch mit halbherzigen Gesetzen zur Sicherung wenigstens existenzerhaltender Löhne dafür, daß Pflege noch geleistet wird. Wenn Löhne in solcher Höhe wirklich nicht mehr finanzierbar wären, müßte man eben die Steuern entsprechend erhöhen. Und da man das Geld nur noch bei denen holen kann, die immer noch bleiern darauf sitzen, sind Mindestlöhne um die Ecke sogar eine Wohltat für Reiche.

Die Argumentation mit der “Schwarzarbeit” ist schlicht kriminell. Warum fordern Genies wie Hüther nicht Warenpreise unterhalb der Produktionskosten? Schließlich können die Leute sich alles klauen, was sie nicht bezahlen wollen. Aber halt, das wäre ja auch ein staatlicher Eingriff. Würde es den Interessen der Wirtschaftsverbände entsprechen, wir hätten dergleichen längst aufgetischt bekommen.

Zuerst stirbt der Mensch

Der Mensch kommt in solchen Erwägungen nicht mehr vor. Die Sicherung von Eigentumsverhältnissen, das Recht auf Gewinn und ein “Wachstum”, das eines der ohnehin prall gefüllten Konten ist, geht über alles. Daß es die kleine Kaste der Großeigentümer ist, der einzig derartiges “Wirtschaften” nützt, bleibt unausgesprochen. Der Profiteur als Person kommt nicht vor.

Auf der anderen Seite stehen die Kostenfaktoren, die gering zu halten sind. Auch sie tauchen nie mit Namen und Gesicht auf, ihr Leben ist irrelevant. Die miserabel bezahlten Lohnsklaven sind in den Verlautbarungen der Ideologie die meist verschwiegenen Existenzen. Um als “Leistungsträger” erwähnt zu werden, haben sie nicht genug, so lange sie Arbeiten, kann man sie nicht als Schmarotzer denunzieren. Erst wenn sie von ihrem Recht gebraucht machen, sich diesem Markt zu entziehen, trifft sie Acht und Bann. Eventuell zerrt man die Abstraktion dieser Exemplare in falschen Beispielen als enteignete Steuerzahler ans trübe Licht, um diejenigen noch mehr zu beschämen, die nicht einmal solche Jobs bekommen.

Die Kosten der Würde

Mindestlöhne wie die für den Knochenjob der Pfleger und Pflegerinnen sind das Minimum reformistischen Gegensteuerns. Wer nicht dumm genug ist zu ignorieren, daß künftig Millionen Pflegebedürftiger ihrem Siechtum überlassen blieben, kommt gar nicht umhin, die immer noch viel zu niedrigen Löhne auf ein halbwegs erträgliches Niveau anzuheben. Neoliberale Menschenfresser träumen hingegen von der Sklavengesellschaft, die sich zum Wohle des Profits ihre Leibeigenen schon irgendwoher holt. Dabei schreien sie hemmungslos nach dem Staat, wenn es darum geht, sie zur Arbeit zu zwingen.

Ethisch kann man das gar nicht mehr diskutieren, es ist so widerwärtig, daß selbst der trockenste Philosoph zum Eimer greift. Diejenigen, deren akademischer Zynsimus solche Zustände noch rechtfertigt, sind politische Extremisten reinsten Wassers. Ihre Ideologie ist menschverachtend und zutiefst verfassungsfeindlich. Die Würde des Menschen ist für sie eine Frage der Kosten, und die sind ihnen immer zu hoch.

Sie zerstören willentlich und organisiert die Demokratie. Ihr Ziel ist der Umsturz, sei er revolutionär oder autoritär. Sie nehmen die Zerstörung des inneren Friedens, Tod und Leid wissentlich in Kauf.
Gegen solche Verbrechen gibt es Gesetze. Ein weniger “schlanker” Staat würde sie anwenden.