Was ist das eigentlich für ein Land …
Posted by flatter under Hintergrund[33] Comments
22. Mrz 2010 22:14
… in dem die Ärzte und die Piloten streiken und die wirklich Ausgebeuteten sich brav buckelnd in ihr Schicksal ergeben? Ein einig Volk von FDP-Wählern, deucht mich.
März 22nd, 2010 at 23:48
[...] Was ist das eigentlich für ein Land? [...]
März 23rd, 2010 at 02:18
Das ist ein Land in dem langsam auch diejenigen Erwachen, welche angeblich die Zielgruppe der Tigerente sein sollen. Die Ausgebeuteten haben resigniert. Es ist zu hoffen, dass sie den Medien nicht blind trauen und die Streiks verurteilen.
März 23rd, 2010 at 07:13
Tja, wenn mann in der Exportindustrie streikt, merkt man das im Land des ehemaligen Exportweltmeisters nicht so.
Diese beiden Branchen sind da schon etwas exponierter.
Bei diesem Thema sollte man auch über die Rolle der großen Gewerkschaften nachdenken, die sich heute eher in der Rolle der Anbiederung gefallen als in der Rolle des klassischen Klassenkämpfers.
Nach der VW-Affäre weiß man ja auch in der Breite genau, wie das so läuft im Lande.
Heute wird ja schon gemeckert, wenn an einem Tag keine Bahnen und Busse fahren. Und die Medien berichten gleich unisono, das die Streikenden böse sind und wieviel Schaden sie verursachen (bis hinters Komma genau)
Die Forderungen sind unabhängig von der Wirtschaftslage unverschämt und unberechtigt.
So lange die Menschen in diesem Lande nicht anfangen, ihren stinkenden Müll in Gräben des Regierungsviertels in Berlin zu kippen, bleibt es wohl den kleinen und beruflich exponierten Gewerkschaften vorbehalten, für ein wenig Unruhe zu sorgen.
Vielleicht kommt aber auch hier wieder ein Richter um die Ecke, der sagt: Streiks sind böse…
März 23rd, 2010 at 09:58
Jeder Arzt, der FDP gewählt hat, sollte sich einen gelben Punkt auf sein Praxisschild machen, damit ich weiß, wo ich nicht mehr hingehe.
Unverschämt, kriminell, mafiös und rücksichtslos, die Ärzte. Genau das gleiche Gesocks, wie die Banker. Beide Gruppen erstehlen und errauben sich einen immer größeren Anteil am Bruttosozialprodukt. Man muss halt mal sagen, wie es ist.
Übrigens: Ein VW-Golf (und alle anderen Produkte des täglichen Gebrauchs inklusive Zigaretten) kosten gegenüber vor 30 Jahren nur noch etwa 50 Prozent, wenn man die Zeit misst, die jemand braucht, um sich das betreffende Produkt leisten zu können. Ich hab das mal für den Golf und für Zigaretten selbst ausgerechnet (Annahme: durchschnittlicher Facharbeiter).
Das hat was mit Produktivitätsentwicklung zu tun. 2-3 Prozent davon pro Jahr bedeutet nämlich nach Zinsrechnung ein Verdoppelung etwa alle 30 Jahre. Und dieser Produktivitätsfortschritt geht wegen des allseits vorherrschenden gnadenlosen Konkurrenzprinzips fast ausschließlich in die Preise. Natürlich nicht im Gesundheitssystem.
Im Gesundheitssystem haben wir dagegen eine Steigerung der Kosten um 50 Prozent ganz einfach zu rechnen. Denn vor 30 Jahren betrug der Kassenbeitrag etwa 11 Prozent, heute (inkl. Zuzahlungen, Praxisgebühr, etc.) etwa 16 Prozent.
Das ist ein Unterschied von 100 Prozent. Man könnte es auch so ausdrücken.
Würde im medizinischen Sektor die gleiche Konkurrenz, Wettbewerb und Lohndrückerei stattfinden, wie im restlichen Bereich der Wirtschaft, müsste der Kassenbeitrag heute 5 Prozent betragen !!!
Aber wollen wir den im medizinischen Sektor arbeitenden Menschen die gleichen Arbeitsbedingungen zumuten, wie sie etwa für die Zeitarbeit hierzulande gelten? Nein! Wir sind ja keine Unmenschen!
Deshalb verlangen wir nur eine humane Absenkung der Kassenbeiträge auf 10 Prozent ohne Reduzierung der medizinischen Leistungen.
Der Golf hat heute auch ABS, Servo und Airbags, ist rostfrei, komfortabler, etc. Der Fortschritt hat ihn also nicht teurer gemacht. Dagegen wird uns durch permanente Wiederholung von interessierten Kreisen suggeriert, dass der medizinische Fortschritt schuld sei an der Kostenexplosion. Und natürlich die Bevölkerungspypramide, mit der schon die Nazis argumentiert haben, dass Deutschland in den 60er Jahren ausgestorben sein würde.
Nein, wir verlangen keine Absenkung der Krankenkassenbeiträge auf 5 Prozent. Wir verlangen eine für Ärzte, Apotheker und Pharmavertreter humane Absenkung auf 10 Prozent. Da können dann im medizinischen Sektor Löhne, Gehälter und Honorare gezahlt werden, die eine angemessene Partizipation an der Produktivitätsentwicklung sicherstellen. Das wäre sogar schon ein Privileg, wenn man die Verhältnisse in den übrigen Sektoren betrachtet.
Und wenn ich hier von “wir” rede, dann ist das die naive ziemlich unsinnige Hoffnung, dass diese Argumentation möglichst schnell zum Mainstream wird, bevor der Rösler seine Zwangspauschale von 28 Euro wettbewerbswidrig ganz gegen erklärte FDP-Prinzipien von mehr Wettbewerb im System einführt und damit der Medizin-Mafia in unserem Lande wieder ein weiteres Stückchen vom BSP-Kuchen hinten reinschiebt.
Übrigens wird mir ganz schlecht, wenn ich sehe, wie Frau Merkel in jüngeren Fernsehkameraeinstellungen dem Rösler immer so freundschaftlich den Kopf täschelt. Da sind sich zwei einig und das ist brandgefährlich für dieses Land.
März 23rd, 2010 at 10:27
Gut, dass es noch jemandem auffällt. Die Ärzte streiken andauernd, naja… manchmal sinds nicht die richtige Ärzte, sondern als Ärzte verkleidete Studenten und Berufsstreikende. Die Ärtze sind zu einem sehr großen Teil korrupt, verschreiben irgendwelche Mittel, die in erster Linie Prämien und Provisionen brigen sollen, da ist das Wohl des Patienten nicht mehr so wichtig. Und wenns dem Patienten schlechter geht, wird die Medikationsanstrengung erhöht. Sie sind zu Aussendienstmitarbeitern der Pharma geworden, die eigentlich überhauptnicht mehr forscht, sondern uralte zT sehr gefährliche, schädliche und zT wirkungslose Stoffe in neue Darreichungsformen bringt, und nutzlose Lifestyle-Pullverchen vertickt. Damit machen sie 100erte von Milliarden.
Was auch sehr interessant ist, wieso haben sich die Ärtze in der Medikamentenpreis-Diskussion für eine niedrigere MWST ausgesprochen?
Ganz einfach , so kann man mehr verschreiben, mehr Verschreibungen, mehr Prämien und Provisionen. Und dann schön weiter streiken.
Die Ärtze sind nach den Bänkern die größte Gefahr für die Gesellschaft.
März 23rd, 2010 at 10:52
So wie die Politik hierzulande läuft, wird alles vorbereitet, bis der Populist von Rechts (ich meine hier NICHT Westerwelle) kommt, und die Früchte erntet. Die Sozen haben, das zeigen die aktuellen Umfragen, dermassen gründlich ihre Glaubwürdigkeit verspielt, es wird Jahre dauern, bis die Schäden die Schröder, Clement, Müntefering & Co. angerichtet haben, halbwegs gekittet sind. Aktuell blamieren sich Schwarz und Gelb so gut sie können.
Dieses Land lechzt offensichtlich geradezu nach einem Rechtspopulisten. Und ich halte es nur für eine Frage der Zeit, bis wir den bekommen.
März 23rd, 2010 at 11:30
Verkleidungserprobter Berufsstreikender mit Erfahrung in der Lifestyle-Pullverchen-Vertickung sucht neue Darreichungsformen. Gern auch Bänker, Justitzminister, richtiger Arzt, falscher Pilot und sonstickendes Gefahrenpotenzial.
März 23rd, 2010 at 12:30
@ 6 – Kaboom
Das hat doch schon Platon in seinem “Der Staat” in einem vermutlich fiktiven Dialog zwischen Sokrats und Adimantes erklärt – die Demokratie ist die Wiege der Tyrannis.
März 23rd, 2010 at 12:59
Hmmm…komisch?
Ich kann das diese Meinung diesmal nicht so pauschal teilen.
An der Diskussion hier erkennt man genau den Punkt, an dem der Widerstand gegen die Ausbeutung in 99% der Fälle scheitert. Und dieser Punkt ist der Neid(?) der Ausgebeuteten untereinander. Die Herrschenden wissen dies und spielen mithilfe der medialen Verblödungskampagne die dusseligen Unterdrückten und Ausgebeuteten gegeneinander aus.
Ich gönne jedem Arzt und jedem Piloten sein höheres Gehalt entsprechend seiner Qualifikation und Arbeitszeit/-leistung.
Wer weiß, in welchen Kanäle seine KV-Beiträge versickern, schimpft nicht mehr auf Kassen- oder KH-Ärzte mit 24h- bis 48-h-Schichten. Ich möchte mit denen nicht tauschen.
Auch mit keinem kleinen Landesbüttel (aka Polizist) oder Lehrer, Zugführer, und ähnlichen Jobinhabern, denn das sind mit Sicherheit die nächsten Hebelpunkte um das bunt gemischte und unterdrückte Völkchen wieder schön zu spalten (Stichwort: faule Beamte, etc.)…
Aber solange jeder auf jeden schimpft, halten sie wenigstens immer schön die Füße still, denn es geht ja immer irgendwem besser/schlechter als einem selbst.
Was ist das also eigentlich für ein Land …. wo dieser Trick immer und immer wieder funktioniert?
März 23rd, 2010 at 13:03
Zuallererst einmal: Ärzte sind keine faulen Eier.
Die Ärzte die ich kenne haben eine Stundenwoche da würden andere längst frühberentet sein. Schichtdienste in Krankenhäusern sind überwiegend unzumutbar, da wird gespart unter anderem an den Gehältern junger Ärzte, die Unbezahlbares leisten. Personaleinsparungen, auch bei den Ärzten tun ihr Übriges.
Mein Hausarzt macht wenn er die langen Praxiszeiten hinter sich hat noch Hausbesuche, ich möchte gar nicht so genau wissen, wie lange er da noch unterwegs ist im Dienste des Patienten. Er fährt nebenbei bemerkt ein recht altes, sichtbar altes, Golfmodell, er lebt nicht in einer Villa. Er hat einen Arbeitsplatz für eine zweite Ärztin in der Praxis geschaffen und, die sich somit nicht in Schulden stürzen musste, um eine eigene Praxis einzurichten, er beschäftigt etliche Helferinnen.
Der Neurologe der mich betreut sitzt nach seinen Sprechstunden weitere Stunden über Gutachten, über Befundberichten für die Rentenanstalt und so weiter und so weiter, er ist am Wochenende für mich da wenn es brennt, und ganz nebenbei organisiert er Fragestunden in Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen. Seine praxisfreien Zeiten nutzt er zur Weiterbildung, damit er FÜR MICH auf dem neuesten Stand der Wissenschaft ist. Und was seine Lebensumstände angeht gilt für ihn ähnliches wie für den Hausarzt.
Von beiden Ärzten habe ich nie, ich wiederhole nie, Medikamente bekommen die nicht unbedingt nötig sind, nicht einmal den Versuch mir solche zu empfehlen. Und ich gehöre unbestritten zu einer Patientengruppe, die für Zusatzvitaminchen hier und Aufbaupülverchen da prädestiniert ist.
Wenn ich Lifestylprodukte zu mir nehmen würde, dann läge das wohl eher an meinem Wahnsinn, ewig jung juhu. Fit als Dauertraum ohne dafür den Jogginganzug anziehen zu müssen und so weiter und so weiter – schöne neue Welt. Wer’s glaubt…
Ich möchte meine Ärzte anständig bezahlt sehen für ihre unschätzbare Arbeit und ihre Kompetenz und ihre jederzeit Ansprechbarkeit, ich möchte, dass sie annehmbare Arbeitsbedingungen habe. UND ich bin froh, wenn wenigstens eine Gruppe in diesem Land den Mund aufmacht. Frühzeitig!
Nächstes Thema:
Womit sind denn die gesunkenen Preise der Autos erkauft? Könnte es sein, dass Reallöhne gesunken sind? Könnte es sein, dass weniger Beschäftigte eine größere Mengen? Könnte es sein, dass auch das mit mittlerweile unhaltbaren Zuständen erkauft ist?
Und was das explodierende Gesundheitssystem angeht, so sind wir doch nicht ganz unschuldig daran. Hand auf’s Herz, wir rennen doch wegen jedem quersitzenden Furz zum Arzt und erwarten dann, dass er heile heile Gänschen singt.
Nur ein kleines Beispiel:
Mein Vater leidet an einer leichten Form der Diabetis. Anfangs bekam er seine Teststreifen für das Zuckermessgerät von der Kasse bezahlt. Dann auf einmal nicht mehr. Auf meine Frage hin, ob es denn überhaupt nötig sei, dass er täglich seinen Zucker testet antwortete er mit Nein. Ist absolut nicht nötig in seinem Stadium der Diabetis, es gibt ihm nur ein besseres Gefühl, aber das Gejammere über die Unverschämtheit der Krankenkasse war groß.
Meine Eltern sind in einem Alter, in dem jedes noch so kleine Zeichen des Körpers Angst macht. Kann ich auch verstehen, die Angst vor dem Tod sitzt ihnen im Nacken und ich denke es ist klar, dass dies kein schönes Gefühl ist. Aber wieviele unnötige Arztbesuche dabei heraus kommen kann man sich ja vorstellen.
Was die jüngere Generation angeht, der Schnupfen geht, egal ob man zum Arzt geht oder nicht. Der Motorradunfall, alleine schon dadurch selbstverschuldet, dass ich mich in einem derart dichtbefahrenen Land, voll mit agressiven Auto- und Zweiradfahrern, freiwillig auf eine hochgradig potentielle Selbstverstümmelungsmaschine setze, wird mit nicht unerheblichem Kostenaufwand behandelt.
Was erwartet ihr denn? Was wollt ihr denn?
März 23rd, 2010 at 14:34
@Thomas:
Wo siehst du denn da Neid? Wenn ich anmerke, daß Gruppen miot gewissem Status zu streiken bereit sind und die, die es nötig haben, nicht, dann ist das keine Kritik an den Streikenden.
Schaut jman sich allerdings an, welche Lobbygruppen Ärzte vertreten und welche Politik da gemacht wird, mutet der Streik seltsam an. Vielleicht sollten einige Krähen endlich einmal auf die anderen losgehen? Da sehe ich eher noch zu wenig “Neid”.
März 23rd, 2010 at 15:10
@ flatter:
Mir fiel einfach keine passende Begründung ein, daher das Fragezeichen hinter dem “Neid” … und natürlich das Wörtchen “wirklich” vor dem ausgebeutet… in Konklusio mit dem Nachsatz auf die FDP-Wähler konnte und kann ich dein Statement einfach nicht sinnführend einordnen, werten und gewichten.
Manche Streiks muten tatsächlich seltsam an. Allerdings erst, wenn es sich um Streiks bei den höheren Beamtengruppen, den Managern und unseren liebevollen Regierungsvertretern handelt. Dann, ja dann erst wird es seltsam.
Piloten bei Germanwings bspw. verdienen zw. 1100 bis 1500 EUR monatlich. Der Assistenzarzt in unserem Uniklinikum 1500 bis 1900 EUR. Richtig reich kann man damit nicht werden, wenn man die daran hängende Ausbildung sieht. Die Schwankungen treten bspw. durch Zusatzdienste, Schichtzulagen etc. auf.
März 23rd, 2010 at 15:11
Es ist immer ein Unterschied, ob man seinen Beruf aus Berufung, oder aber wegen des Geldes wählt.
Jeder sollte ein selbstverantwortliches Leben führen können.
Eine Gesellschaft, die einen Teil ihrer Menschen ausgrenzt, kann auf Dauer nicht funktionieren.
Und wenn dann eine Gruppe ihre vermeintliche Macht nutzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen, ja, dann sollten mal alle anderen ebenfalls ihre Macht zeigen.
So wie es Gandhi in Indien vorgemacht hat. Ein Tag des fastens und betens. Nicht nur einmal, sondern jede Woche, so wie früher die Bürger der DDR, am besten Mittwochs, das spaltet die Woche so schön.
Man hat dann zwei Tage seine Arbeit verrichtet, dann zeigt man, hey, so geht es auch, wenn keine Gerechtigkeit herrscht.
Sollte das keine Wirkung zeigen, dann kann man auch eine Fastenwoche einlegen, oder einen Fastenmonat.
Aber das würde bedeuten, das Solidarität wichtiger ist als der Egoismus. Aus der Traum. Da bin ich zu realistisch.
März 23rd, 2010 at 15:36
@norm-worm:
Immer der gleiche Schmuh! Ein für allemal: es gibt keine Kostenexplosion im Gesundheitssystem! Das ist eine Propaganda-Legende! Die Kosten des Gesundheitssystems in Deutschland liegen schon seit mind. 17 Jahren immer zwischen 10%-11% des BIP, das kann man in 1 Minute hundertfach ergoogeln! Das Problem ist eine ‘Implosion’ auf der Einnahmeseite des Systems, bedingt durch Arbeitslosigkeit, zunahme prekärer Beschäftigung, Leiharbeit etc. oder ganz allgemein: das Sinken der Lohnquote. Denn wenn der Gesundheitsanteil am BIP gleichbleibt, bei wachsendem BIP aber die Lohnquote sinkt, dann kommt das unmittelbar an Löhne gekoppelte Finanzierungskonzept natürlich arg ins Schwanken. Das Blabla von der ‘Explosion’ soll von den eigentlichen Ursachen ablenken, was ja wirklich seit Jahren wunderbar funktionert.
Es sind ohnehin kaum die Arztbesuche wegen kleiner Wehwehchen, die Kosten verursachen, wie du schreibst, sondern intensivmedizinische Massnahmen und chronische Erkrankungen. Wegen einer Erkältung oder einer Schulterverenkung einmal mehr zum Arzt zu gehen, ist kostentechnisch ein Furz im Orkan! Es gibt sogar Studien, die belegen, dass häufigere Arztbesuche wegen Lapalien sogar die Behandlungskosten senken können, da dadurch kostenintensive Krankheiten oft in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden und leichter und schneller behandelt werden können.
Und ganz allgemein: das Gesundheitswesen ist einer der größten Wirtschaftssektoren in modernen Staaten. Daran hängen Millionen Arbeitsplätze und noch mehr Existenzen, dadurch wird ein großer Teil unseres BIP erwirtschaftet und sogar noch unser allerhöchstes Gut geschützt: unsere Gesundheit! Wie kann man allen Ernstes ein Schrumpfen dieses Sektors propagieren, wie dies immer wieder von der Politik betrieben wird? Niemand käme auf die Idee zu behaupten, die Automobilindustrie ist zu teuer und müsste künstlich geschrumpft werden. Immerhin haben sich die durchschnittlichen Fahrzeugpreise seit 1980 verdreifacht (Meldung von gestern)! Dazu noch die ganzen Steuermilliarden an Subventionen und Schutzschirmen… Aber das ist ja auch irgendwie typisch Deutsch: bloß nicht zu viel für die Gesundheit tun, hauptsache die Karre fährt auf mehrspurigen Straßen…
März 23rd, 2010 at 15:52
@norm-worm
Frag irgendeine konkrete Berufsgruppe und du hörst die gleichen Geschichten, ob Busfahrer, Arzt, Krankenschwester oder Manager, sie haben alle einen 48Stunden Tag. Das sind nur rührsehlige Geschichten an denen ein bisschen was wahr ist und dann kommt die platte Aussage: “Ich gönne es denen ja …”
Tatsache und nachrechenbar ist aber, dass die Ärzte in der letzten Verhandlungsrunde 15% Honararsteigerung herausgehandelt haben (OK, nicht die Krankenhausärzte, die hatten aber das Jahr zuvor schon wieder ordentlich zugelangt und wollen jetzt schon wieder 5% Nachschlag), aber die Größenordnung der Forderungen zeigt, dass im medizinischen Bereich etwas gewaltig aus dem Ruder läuft. Vor allem, sie setzen sich immer mit ihren Maximalforderungen durch. Die Politik ist machtlos oder will gar nicht eingreifen.
Vergleiche einfach mal die positiven Gehaltssteigerungen der Ärzte mit den negativen Reallohnzuwächsen der übrigen Wirtschaft und dann siehst Du, wie rasant die Umverteilungsmachine läuft. Nimm noch die jährlichen Steuererleichterungen hinzu, die für genau diese Gruppe von Besserverdienenden gedacht ist, während für die anderen die Abgaben erhöht werden, und dann betrachte solche Entwicklungen auch noch mal unter dem Blickwinkel der Zinseszinsrechnung, dann hast Du über einen Zeitraum von 30 Jahren bei den einen eine Verdopplung der Gehälter (oder mehr) und bei den anderen eine Halbierung. Oder von 1980 bis 2040 ein Vervierfachung und bei den andern eine Viertelung.
Leider reiten unsere Ökonomen – auch die linken – immer nur den Konjunktur-Tiger und meinen, diesen reiten zu können mit ein bisschen mehr Schulden machen oder das Gegenteil davon. Komischerweise befassen sie sich nie mit Fragen der Verteilung des Produktivitätszuwachses. Interessanterweise berechnen sie auch nie absolute Zuwächse oder Minderungen, sondern immer nur relative.
D.h. so komisch ist das natürlich nicht. Der Horizont unserer Ökonomen in ihrer Gesamtheit wird künstlich eng gehalten, denn sonst würden ja bestimmte Dinge in unserer Gesellschaft mal hinterfragt und auch wie sie rechnen dürfen, steht ihnen nicht frei.
März 23rd, 2010 at 15:59
@HammaMamma,
>>…Immerhin haben sich die durchschnittlichen Fahrzeugpreise seit 1980 verdreifacht …<<
Solche Aussagen sind schlicht falsch, weil weder Lohnentwicklung noch Inflation berücksichtigt und auch diese Raten haben exponentiell Wirkung über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Die einzige vernünftige Vergleichsmöglichkeit ist, zu berechnen (unter Berücksichtigung von Arbeitszeitverkürzung etc.), wie lange jemand braucht, um sich ein Auto leisten zu können. Also z.B. ein durchschnittlicher Facharbeiter im Jahr 1980 für einen bestimmten Wagen 10 Monate, dann braucht er heute dafür wahrscheinlich nur noch 5 Monate zu arbeiten. Das ist dann eine Verdoppelung der Produktivität.
Das ist objektiv so, auch wenn die Zeitung so einen Stuss schreiben und es der tückischen Alltagserfahrung widerspricht.
März 23rd, 2010 at 17:18
Eehh, Ökonom Schrödibär, du hast deine Zigaretten vergessen.
März 23rd, 2010 at 18:20
@Huuh
Genau! Für die Zigaretten hatte ich für meine Berechnung nämlich noch Preise für 1980 gefunden, genauso wie für einen Golf GTI, den ich mit einem heutigen Golf Eco mit gleichem Hubraum und PS verglichen habe. Leider sind meine Daten irgendwo in meinen MySQL-Datenbank-Backups verschwunden. Wenn ich Zeit habe, rekonstruiere ich das mal und setze ‘ne Internetseite auf. Das Thema läuft einem ja nicht weg. Heutzutage hilft nur noch die Aufklärung mit dem Holzhammer :-)
Aber eigentlich wäre das ja die Aufgabe unser genialen und um die Volksbildung verdienten VWL-Wissenschaftler, das mal genau auszuklamüsern.
(Früher gab es ja die schöne Sitte, Schamanen, die das Wetter nicht vorhersagen zu können, aus dem Dorf zu treiben)
März 23rd, 2010 at 18:54
@Gehard Schrödibär:
Nein, ist nicht schlicht falsch, weil dein Vorschlag auch nichts anderes ist, als z.B. Reallohnentwicklung mit der Entwicklung realer Preise zu vergleichen. Die von Dudenhöfer genannten Zahlen sind natürlich nominal, aber die Löhne haben sich im gleichen Zeitraum im Durchschnitt ganz sicher nicht nominal verdreifacht. In realen Werten sieht das noch schlimmer aus, da die Reallöhne in den letzten 10 Jahren deutlich gesunken sind.
Die reine Inflation (großzügig aufgeschlagen), hätte die Preise von 1980 bis heute nur von 8400,- bis ca. 15000,- steigen lassen. Bleiben satte 65% reale Preissteigerung. Die Nettoreallöhne sind im gleichen Zeitraum allerdings nur um ein paar Prozentpunkte gesteigen, selbst in Vollzeitäquivalenten.
Also: ein durchschnittlicher Lohnabhängiger, der 1980 für die Anschaffung eines Wagens durchschnittlichen Preises 10 Monate arbeiten musste, muss heute für die Anschaffung eines Wagens durchschnittlichen Preises über 50% länger arbeiten.
März 23rd, 2010 at 22:24
@Schrödibär
Warum sollte ich irgendwelchen Statisken, von denen ich weder weiß wie sie zustande gekommen sind noch von wem sie erstellt wurden (ein Institutsname reicht mir da nicht), oder Informationen aus unbekannten Quellen den Vorzug vor eigenem Erleben geben? Wenn auch andere Berufsgruppen zu schlechten Bedingungen arbeiten, ist das doch kein Beleg dafür, dass die Lebensumstände der mir bekannten Menschen rührselige Geschichten sind. Das ist doch eher Bestätigung dafür, dass endlich mehr Leute den Mund aufmachen, sich beschweren, für würdigere Arbeitsbedingungen kämpfen sollten.
Wieso ist eigentlich eine Forderung von 5% Lohnerhöhung solch eine Unerhörtheit? Selbst wenn die Ärzte schon wieder für mehr auf die Strasse gehen, ist das bei wiederholtem Erfolg möglicherweise auch ein Zeichen an andere Berufsgruppen sich zu organisieren und für bessere Bedingungen zu kämpfen.
@HammerMamma
Hört sich gut an, wenn es stimmt dass das Gesundheitssystem nicht explodiert. Aber darum ging es mir eigentlich nicht vorrangig. Es ging mir eher um unseren eigenen Anteil an den Kosten, wenn die sich im ganz normalen Bereich bewegen umso besser.
Eine Reduzierung der Kosten durch massenhaften Run auf die Arztpraxen, um eine vergleichsweise kleine Zahl an Krankheiten frühzeitig zu diagnostizieren und kostengünstiger behandeln zu können, halte ich allerdings für nicht realistisch. Ich gehe eher davon aus, dass die entsprechenden Studien nicht das Gesamte sehen sondern nur die Kostenentwicklung im Einzelfall im Blick haben.
Und auf gar keinen Fall ist es in meinem Sinne, das Gesundheitssystem zu schrumpfen, da bin ich mit Dir einer Meinung. Z.B. die von Dir erwähnten Arbeitsplätze, ich hätte nichts gegen entspanntere Krankenschwestern, Ärzte, Praxishelferinnen etc etc etc also mehr davon als derzeitig beschäftigt werden.
Nach wie vor denke ich jedoch, jeder sollte selber hinsehen, was nötig und was nicht nötig ist. Typisch deutsch ist eben auch, keine Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und immer noch haften wir dem Glauben an, für jede Befindlichkeitsstörung gibt es eine Pille, muss es eine Pille geben.
Um dann bei Deinem Bild von der Mehspurigen für die Karren zu bleiben: Klar wir füttern unsere Autos mit den besten Ölen und geben eine Menge Geld aus dafür, dass wir uns diesen Luxus leisten können, ich sehe da ebenfalls eine fiese Schieflage in unserem Wertesystem. Für’s Auto nur vom Feinsten, für mich ist das billigste noch nicht billig genug, hoch lebe Aldi und Co. und meine Gesundheit – ist mir doch egal. Du hast Recht hauptsache die Karre rollt. Schade ist das und auch nur ein Zeichen dafür wie wenig Eigenverantwortung wir für uns übernehmen. Ein paar Kilometer weniger gefahren, vielleicht auch noch ein kleineres Auto, kann ich mir statt der verstrahlten Tomate vielleicht eine leisten die weniger belastet ist. Was so ganz nebenbei auch etwas damit zu tun hat wie sehr ich die Arbeit der Menschen schätze, die meine Nahrungsmittel anbauen. Jetzt komme ich wohl ab vom Thema.
März 23rd, 2010 at 22:32
Ich denke, es ist eine Frage des SElbstbewußtseins und des Wertgefühles, daß Menschen der eigenen Arbeit entgegenbringen. Es ist ein Trauerspiel, daß Arbeiter und Niedriglöhner nicht aufbegehren, aber das sollte man Ärzten und Piloten nicht vorwerfen, sondern eher den Gewerkschaftsbossen.
März 23rd, 2010 at 23:13
Gets wird doch alles chut! Der kleine Roessler nimmt die Pharmakartelle an die Kandarre! Sagt er! Nur komisch, das aus deren Richtung ueberhaupt keine Gegenwehr kommt. Hat man den Lobbyisten was in den Tee getan oder laeuft da mal wieder eine ganz krumme Tour?
z.B.:
Roessler will die Bindung der Apotheken an preiswertere Importe deregulieren (z.zt. sind 5% des jaehrl. Umsatzes Pflicht), sodass die Apoteken kein Interesse mehr an den guenstigen Reimporten haben, da sie damit das gleiche verdienen, wie mit den direktvertriebenen teuren Praeparaten und die Pharmalobby das ihre tun wird, die Importe zu unterbinden.
PlusMinus
Der kleine *unflaetigerkraftausdruck* verscheissert uns ohne rot zu werden!
BtW: Wenn die Aerzte so wahnsinnig ueberbelastet sind, warum soll da ausgerechnet mehr Kohle in der Tuete helfen? Irgendwie unlogisch, oder? Da wuerden doch Neueinstellungen effizienter sein?!
März 24th, 2010 at 06:25
@ bojenberg:
Den Vorschlag mit den Neueinstellungen kannste ja mal einer Krankenhaus Holding oder AG machen…
Die ziehen es natürlich vor, für Personalkosten eine komplette Stelle einzusparen und im Gegenzug lieber noch mal 5% auf schon bestehende Stellen aufzuschlagen.
Unlogisch? Aber klar! Nur nicht für dieses besch…, monetär ausgerichtete System. Da ist´s ökonomisch!
März 24th, 2010 at 09:05
@HammerMamma
>>…Nein, ist nicht schlicht falsch, weil dein Vorschlag auch nichts anderes ist, als z.B. Reallohnentwicklung mit der Entwicklung realer Preise zu vergleichen.<<
Das hast Du falsch verstanden. Ich vergleiche die Arbeitszeiten, die jemand benötigt, um sich ein bestimmtes Produkt leisten zu können, gerade um das Problem der Verzerrung durch die Entwicklung von Reallöhnen und Preisen zu vermeiden. Und da kommen zumindest bei den erwähnten Produkten keine Steigerungen raus sondern erhebliche Senkungen. Es sind Produkte, bei denen der Wettbewerb voll durchschlägt bis hin zur Ausnutzung von Niedriglöhnen (Bei VW mindestens bei den Zulieferern und natürlich bei den Zeitarbeitern). Auch wenn es schwer zu vermitteln ist, weil es der trügerischen Alltagserfahrung widerspricht, es kommt dort fast zu einer Halbierung der Preise in der Währung "Arbeitszeit" (nicht in Euro). Wie es bei Mieten ist oder bei Energiepreisen, das habe ich nicht berechnet, aber dort haben wir auch keinen Wettbewerb. Welche Auswirkungen gar kein Wettbewerb hat, dass zeigt das Beispiel Gesundheit.
März 24th, 2010 at 11:48
@Schrödibär:
Ja, du machst im Prinzip die gleiche Rechnung auf wie ich, allerdings komme ich zu einem völlig anderen Ergebnis. Ich frage mich wirklich wie du bei einer realen Preissteigerung des durchschnittlichen Autopreises von mehr als 50% und einer Nettoreallohnsteigerung von unter 10%, in Vollzeitäquivalenten (da ist dann Arbeitszeitverkürzung etc. rausgerechnet) auf eine Verbilligung des durchschnittlichen Produktpreises kommst. Preis / monatl. Lohn = Arbeitszeit bis zum Kauf sieht zumindest für die Durchschnittspreise heute heute deutlich miserabler aus. Was für Zahlen liegen denn deinen Berechnungen zugrunde? Natürlich kann man sich spezielle Berufe rausfischen, die sich über eine enorme Nettoreallohnsteigerung freuen können, die gesamtgesellschaftliche Realität trifft das allerdings nicht. Das einzige Problem dabei ist der Vergleich von Durchschnittspreisen, da hätte ich von Dudenhöfer lieber Zahlen für einzelne Fahrzeugklassen.
März 24th, 2010 at 14:48
@HammerMamma
Sorry, aber ich kann Deine Zahlen auch nicht nachvollziehen – genauso, wie Du meine nicht :-). Auf welchen Zeitraum beziehen sich deine 50% bzw. 10%? Ich würde ja gerne die konkrete Berechnung liefern, aber ich muss sie erst umständlich aus einer alten SQL-Datenbank herausfischen (ich hatte früher auch mal ein Blog mit 19 treuen Lesern, da hatte ich das alles genau ausgerechnet).
Natürlich muss man ein paar Grundannahmen treffen, z.B. was ist ein durchschnittlicher Facharbeiter. Ich hatte damals das Problem, dass ich zwei verschiedene Statistiken heranziehen musste, weil die eine nur bis Jahr 2000 ging und ich dann auf eine andere umsteigen musste. Außerdem war da ja noch die Einführung des Euros, etc. Ich hatte mir allerdings ziemlich Mühe gegeben bei der Herleitung und widerlegen konnte die Argumentation damals auch keiner. Im Moment kann ich aber leider aus technischen Gründen nicht liefern.
Aber bitte berücksichtige bei Deiner Argumentation, dass auch die Angabe eines durchschnittlichen Autopreises keinen Sinn macht. Man muss einen Bezug zum “Nutzen” des Produktes herstellen und auch Aspekte, wie Image-Positionierung “herausrechnen”. Ein Golf GTI sollte damals der Sportvolkswagen des kleinen Mannes werden, hat sich dann aber zu einem relativ hochpreisigen Mittelklassenprodukt entwickelt, weshalb man z.B. auch keinen Vergleich mit einem heutigen Golf GTI machen kann. Deshalb habe ich einen technisch vergleichbaren Golf Eco genommen.
Aber mit einem durchnittlichen Autopreis und dessen Steigerung schaffst Du schon gar keine plausible Argumentation. Das müsste eigentlich nachvollziehbar sein.
Überlege mal, wo man heutzutage überall Discount-Produkte bekommt. Wer den gleichen Lebensstandard heute haben will, wie vor 30 Jahren ein durchschnittlicher Facharbeiter, der braucht dafür nur die Hälfte zu arbeiten in Klammern dabeigesagt: (wenn er sich konsequent bei Discountern eindeckt, ein chinesisches Auto fährt, etc.) Er hätte die gleiche vielleicht sogar eine höher Qualität als wie vor 30 Jahren. Die Verfahren zur Qualitätssicherung haben sich nämlich erheblich entwickelt. Auch das kommt in einem durchschnittlichen Autopreis nicht zum Ausdruck. Das stelle ich jetzt einfach mal als These in den Raum und belege es vielleicht später :-)
Und bezogen auf die Diskussion “Kosten im Gesundheitssektor” muss man fragen, wer braucht eigentlich einen Mercedes? Ein Golf tut’s auch. Aber sie wollen uns einen Mercedes verkaufen (z.B. Chefarzt-Behandlung). Würde man stärker auf den wirklichen Nutzen abzielen (s. Diskussion um Sawiki und die FDP), dann wäre Medizin nicht so teuer. Und wenn man z.B. an die Computer-Tomographie denkt, die ja immer als Beleg für den teuren technischen Fortschritt herangezogen wird, da gab’s letztens ein Interview mit Medizinern, die gesagt haben, dass die CT helfen kann, Kosten zu sparen, dass ist dann aber die gegenteilige These. Natürlich nicht, wenn sie in jeder Arzt-Praxis steht und krampfhaft ausgelastet werden muss, weil eine Artzpraxis wie ein Unternehmen funktionieren soll nach Auffassung der Marktideologen. Da liegt der Hund begraben. Heute will ja jeder Arzt ein selbständiger Unternehmer sein. Von den Vorzügen der Arbeitsteilung und der optimalen Nutzung von Kapazitäten haben die noch nie was gehört.
März 24th, 2010 at 15:07
Das ist leicht: die Piloten und Ärzte streiken, weil sie ihre Privelegien nicht verlieren wollen. Die wirklich Ausgebeuteten haben schon (fast) alles verloren.
In diesem Land wird nicht für mehr Freiheit, Gerechtigkeit oder ein besseres Leben gestreikt, es geht um TARIFVERTRÄGE.
März 24th, 2010 at 16:46
@Schrödibär:
Der Zeitraum auf den sich die Zahlen steht in meinen Postings. Ist bei beiden natürlich der identische Zeitraum. ‘Imagepositionierung herausrechnen’ ist allerdings Blödsinn, das macht man vielleicht in Marketingabteilungen um ein paar Dinge dubios schönzurechnen, wirklich ausrechnen kann man sowas nicht. Sowas ist in der Statistik unseriös, weil das subjektive Parameter sind, die jeder nach Belieben festlegen kann. Genauso wie deine Methode, Auto X mit Auto Y zu vergleichen, höchst subjektiv. Durchschnittspreise sind natürlich ebenfalls problematisch, jedenfalls bei Autos, daher hätte ich auch lieber Zahlen zu den einzelnen Fahrzeugklassen gehabt. Vergleichen kann man z.B. die Einstiegs- und Basismodelle der Hersteller damals und heute. Absolut problematisch ist auch das Treffen von Grundannahmen, wie z.B. was ein Facharbeiter ist. Wozu die Focussierung auf Facharbeiter? Gibt es nur Facharbeiter im Land? Nimm die allgemeine Nettoreallohnentwicklung, dann kannst du Aussagen über Allgemeinheit der Arbeiter und Angestellten machen.
Was hast du von der Feststellung, das ein Facharbeiter einer bestimmten Branche heute für einen Golf Eco vielleicht weniger arbeiten muss als 1980 für einen Golf GTI? Daraus kannst du sicher nicht den Schluss ziehen, das Autos heute günstiger sind.
Mit einer solchen beliebigen Methode kann man auch ‘ausrechnen’, das die Kosten im Gesundheitssektor massiv gesunken sind. Nehm ich mir leitende Angestellte, deren Nettorealbezüge im Zeitraum X um 50% gestiegen sind, vergleiche medizinische Leistung X von heute mit medizinischer Leistung Y von damals (denn auch hier müsste man dann den Mehrnutzen herausrechnen, was damals ein schweineteures MRT konnte, kann heute ein kleines modernes strahlungsarmes Röntgengerät z.B.) und schwuppdiwupp ist das alles total günstig geworden. ;)
März 24th, 2010 at 16:51
[...] [...]
März 24th, 2010 at 18:33
Na ja, so subjektiv und beliebig war die Entscheidung für einen Vergleich von Golf-GTI vor 30 Jahren mit einem Golf-Eco von heute nicht, denn bei beiden war der Hubraum und die PS-Zahl gleich und von Form und Größe her sind sich beide auch ziemlich ähnlich :-). Der Vergleich der inneren Werte (Golf von heute hat ABS, Airbags, rostet weniger, ….) unterstützt meine These dabei noch, weil man ja von dem Golf von heute noch mehr hat als von dem von vor 30 Jahren. Im Sinne einer Abschätzung einer unteren Grenze für die Kostensenkung (in Arbeitszeitäquivalenten) kann man das meiner Meinung schon machen.
Und was den leitenden Angestellten betrifft: Ja, das Röntgen mit dem strahlungsarmen Röntgengerät ist total günstig geworden :-):-):-) Sowohl für den Facharbeiter als auch für den leitenden Angestellten. Das behaupte ich doch gerade: DER MEDIZINISCHE FORTSCHRITT MACHT MEDIZIN NICHT TEURER SONDERN PREISWERTER! Warum dann aber die Beiträge steigen sollen (im Gegensatz zum Rest der Wirtschaft, natürlich in Arbeitszeitäquivalenten) ist dann nicht mehr nachvollziehbar.
März 24th, 2010 at 20:04
Ich kann eurer Diskussion nicht ganz folgen. Warum nicht die Frage auf den Arbeitsaufwand fokussieren und vom konkreten Beispiel ein wenig zur Seite treten? Vielleicht meint Schrödibar das ja, es wäre aber recht ungeschickt formuliert. Die Frage also: Wie viele Arbeitstunden brauchen die VW-Angestellten heute, um einen Golf herzustellen? Das dürfte drastisch weniger sein als in den 80ern. Dann würde sich die Frage ergeben, wer von der enormen Effizienzsteigerung profitiert und wer nicht.
Bezieht man diesen Ansatz wiederum auf die Volkswirtschaft, tritt die Verteilungsfrage deutlich auf den Plan, die ja per se böser Kommunismus ist.
Das Problem des Gesundheitssystems ist dann immer noch ein anderes, denn unseres ist auf eine derart komplexe Art unfaßbar behämmert, daß es als Beispiel zu für nux taugt.
März 24th, 2010 at 21:26
@flatter
“Das Problem des Gesundheitssystems ist dann immer noch ein anderes, denn unseres ist auf eine derart komplexe Art unfaßbar behämmert, daß es als Beispiel zu für nux taugt.”
Es gar kein anderes Problem und taugt für das gleiche Beispiel.
“Dann würde sich die Frage ergeben, wer von der enormen Effizienzsteigerung profitiert und wer nicht.”
… und die Beantwortung dieser Frage gibt eben auch Auskunft über das ‘Problem’ Gesundheitssystem ;-)
März 24th, 2010 at 21:33
Ja es ist wohl das Land der FDP Wähler!
Es ist das Land, in dem diejenigen, die Macht haben diese auch ausnutzten.
Es ist das Land wo Individualismus immer mehr um sich greift.
Es ist das Land wo eben jeder nur mehr auf sich schaut und herauszuholen versuch twas möglich ist.
Es ist das Land, wie diejenigen, die keine Macht haben auf möglichst einfache und billige Weise ruhiggestellt werde.
Ich kann die Arbeit der Ärzte und Piloten durchaus würdigen. Ist anstrengend – und wenn sie mehr Geld haben möchten – oder im Fall der Piloten eben Angst haben hier auch von Billig-Verträgen verdrängst zu werden – dann kann ich auch einen Streik verstehen.
Aber wo bleibt die Solidarität mit all jenen die eben nicht streiken können? Wo bleibt die Solidarität mit den Billigstlöhnern / Aufstockern.
Früher gabs mal eine Organisation die hieß “Gewerkschaft” die auch noch eine Reichweite und Macht hatte und dadurch auf Probleme aufmerksam machen konnte. Heute gibts X Organisationen die sich Gewerkschaft nennen und getrennt für das Wohl (und zum Teil Unwohl) ihrer teilweise wenigen Mitglieder sorgen. Und so ist die Solidarität nun abgebröckelt.
Wir profitieren davon, das es “Idioten” gibt die für 6- oder 700 Euro Netto arbeiten und denken nicht daran, dass es immer voraussehbarer wird, dass in Zukunft wir “diese Idioten” sein werden.