“Intelligenten” und “innnovativen” Journalismus bescheinigen sich Financial Times Deutschland und der Verlag Gruner+Jahr selbst. Es geht aber nicht etwa um investigativen oder visionären Wirtschaftsjournalismus, sondern um Strategien zur Lösung eines der wichtigsten Probleme der Menschheit: Wie die Leute, die vor Geld nicht mehr laufen können, ihre Kohle loswerden sollen. “How to spend it” heißt das “Luxus-Magazin” der FTD, und es biedert sich den Geldsäcken an, daß man ohne Anlauf mitgleiten kann. Betont wird in der Eigenwerbung vor allem, daß HTSI mit (großformatigen) “Hochglanzseiten” aufwartet. Innovativ! Wie haarsträubend intelligent der Journalismus ist, erkennt man schon an den knallhart recherchierten Hintergrundinformationen über die Leserschaft, die “Top-Verdiener Deutschlands“: “Sie agieren international, haben einen erlesenen Geschmack und aufwendige Freizeitinteressen.” Aha. Sicher klettern sie, um ein Buch zu lesen, kopfüber die Wand hoch, treiben es nur in rotierenden Wasserbetten und gehen jeden Morgen mit einem Rudel Hyänen spazieren. Aufwendig! Ihr Geschmack ist ganz selbstverständlich “erlesen”, denn Geld kann Kultur kaufen, und wer viel davon hat, hat viel davon – Noblesse oblige!
Schwamm drüber – daß niemand so etwas braucht, daß es schon Jahre früher eine englische Ausgabe gab, daß das gedruckte Gesülze innovativ ist wie der Neoliberalismus und intelligent wie Paris Hilton. Denn es ist herrlich obszön. Am besten gefällt mir das Titelbild mit dem Kopf von der Schwarzafrikanerin und den Wahnsinnsbrillis. Diese wunderbare Allegorie der Vergänglichkeit! Während der Schmuck für die Ewigkeit geschaffen wurde, ist die Dame womöglich schön während des Shootings verhungert.