Als hätten sie nicht selbst Kandidaten des äußeren Mittelmaßes, lassen die Redakteure von Spiegel-online Herrn Schirrmacher die Welt der NPD-Wähler erklären. Zwar ist sein Hinweis auf die demographische Struktur vieler Landstriche im Osten richtig, aber er kann es natürlich nicht bei dem klugen Argument belassen. Vielmehr verbreitet er reaktionären Pessimismus, indem er weismacht, man könne nichts dagegen tun (“nicht heilen”) und das Phänomen habe nichts
wie gerade die Kulturkritiker immer noch gerne glauben, mit Arbeitslosenquoten und Weltbildern zu tun.” Nein, natürlich nicht. Wenn Neger geklatscht werden, hat das nichts mit Rassismus zu tun. Wenn Menschen abwandern, hat das nichts mit Arbeitslosenquoten zu tun. Und die Verkümmerung des Ostens hat nichts mit einer wirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Die blühenden Landschaften blühen nur deshalb nicht, weil die Frauen einfach so in den Westen gegangen sind. Und weil der Reaktionär kein (anderes) “Morgen” kennt, muß er dem Untergang tatenlos zusehen. Dieselben Leute, die die Kohlschen Fehlentscheidungen stets bejubelt haben, tun jetzt so, als wäre die fatale Entwicklung, die daraus folgte, gottgegeben. Und jetzt erkläre mir mal einer, wieso ich diesen Blödsinn beim Spiegel lesen muß!