Ich finde es ja nach wie vor bedenklich, gewisse Experten zu zitieren. Michael Hüther gehört ganz sicher dazu. Robert von Heusinger hat ein Interview mit ihm geführt und ihm Erstaunliches entlockt: Herr Hüther spricht sich für einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn aus. Pikanter Weise bringt Heusinger sogar Hans-Werner Sinn in Stellung, um mit einigen neoliberalen Dogmen aufzuräumen.

Habe ich ihn neulich harsch kritisiert, komme ich nicht umhin, ihm diesmal uneingeschränkt Lob auszusprechen: Heusinger konfrontiert Hüther, hakt nach und sorgt für das nötige Maß an Reibung, das ich zuletzt schmerzlich vermißt habe. Beinahe zu bedauern ist, daß Hüther nahezu widerstandslos nachgibt. Dessen Ausführungen zum Problem der deutschen Exportfixierung und Lohnstruktur sind freilich dennoch recht kapriziös. Der Experte macht einen tief verunsicherten Eindruck.

Frei von jeder “Indoktrination” beweist von Heusinger, daß man die Helden von gestern durch breite Schultern und die Konfrontation mit alternativen Positionen zu Äußerungen jenseits ihrer Standardfloskeln bewegen kann. Deren gescheiterte Strategien lassen sich dann nicht mehr als “alternativlos” verkaufen, im Gegenteil: Die (bessere) Alternative avanciert unmittelbar zum Gegenstand der Diskussion. Ich will mehr davon!