Heusinger ringt Hüther Mindestlöhne ab
Posted by flatter under Journalismus , WirtschaftKommentare deaktiviert
12. Mrz 2010 23:13
Ich finde es ja nach wie vor bedenklich, gewisse Experten zu zitieren. Michael Hüther gehört ganz sicher dazu. Robert von Heusinger hat ein Interview mit ihm geführt und ihm Erstaunliches entlockt: Herr Hüther spricht sich für einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn aus. Pikanter Weise bringt Heusinger sogar Hans-Werner Sinn in Stellung, um mit einigen neoliberalen Dogmen aufzuräumen.
Habe ich ihn neulich harsch kritisiert, komme ich nicht umhin, ihm diesmal uneingeschränkt Lob auszusprechen: Heusinger konfrontiert Hüther, hakt nach und sorgt für das nötige Maß an Reibung, das ich zuletzt schmerzlich vermißt habe. Beinahe zu bedauern ist, daß Hüther nahezu widerstandslos nachgibt. Dessen Ausführungen zum Problem der deutschen Exportfixierung und Lohnstruktur sind freilich dennoch recht kapriziös. Der Experte macht einen tief verunsicherten Eindruck.
Frei von jeder “Indoktrination” beweist von Heusinger, daß man die Helden von gestern durch breite Schultern und die Konfrontation mit alternativen Positionen zu Äußerungen jenseits ihrer Standardfloskeln bewegen kann. Deren gescheiterte Strategien lassen sich dann nicht mehr als “alternativlos” verkaufen, im Gegenteil: Die (bessere) Alternative avanciert unmittelbar zum Gegenstand der Diskussion. Ich will mehr davon!
März 13th, 2010 at 00:13
Freut mich Flatter! Dann hat sich ja mal die Attacke gelohnt. Wenigstens ist der Heusinger ja noch lernfähig.
Chapeau!
März 13th, 2010 at 00:23
Ich glaube nicht, daß er wegen meiner Grätsche seine Interviewtechnik geändert hat. Wenn ich ein klein wenig dazu beigetragen hätte, tät’s mich aber nicht beleidigen. ;-)
März 13th, 2010 at 00:42
Danke dafür.
Als ich heute von der Arbeit kam, hab ich zuerst das Machwerk auf Spon gelesen und musste zuerst laut lachen. Danach war ich doch recht nachdenklich wie man so einen strunzblöden Artikel online stellen konnte ohne korrupt zu sein:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,683176,00.html
März 13th, 2010 at 00:45
@benson: den hatte ich schon als lesezeichen. mal gucken, ob ich das noch kommentiere.
März 13th, 2010 at 01:29
@flatter
Lass mal besser, ich denke jeder normale Mensch wird den Schund als erkennen, was er ist. Aufklärung ist da nicht nötig.
Einzig den Namen des Autors sollte man sich merken.
März 13th, 2010 at 03:59
@Benson, flatter
Auf den Artikel bin ich vorhin auch gestossen. Habe die Einleitenden Saetze gelesen, mir das Portraet und die Kurzvita des Urhebers
(Namen bereits aus psychohygienischen Gruenden ohne Uebertragung in des Langzeit- aus dem Kurzzeitgedaechtnis geloescht)
angeschaut und dann schnell weggeklickt.
So vorurteilsbeladen bin ich ;)
März 13th, 2010 at 11:03
Na, das haut mich ja vom Hocker! ;-)
Schaut mal unter meinem Website-Link nach, der in mein Weblog “so-zi-al” weist. Ich berichte von einem Streitgespräch im FOCUS vom November 2004 (!), worin Prof. Rudolf Hickel “Deutschlands klügsten Professor” Hans-Werner Sinn zu der höchst pikanten Aussage provoziert, dass der Kapitalismus [wie der Sozialismus] ebenfalls vor die Wand rennt!
Heusinger kann einpacken: Hickel ist GOTT! ;-)
März 13th, 2010 at 11:41
@ 3 – Benson
SPON, dann denke ich immer an “spoonfull” (Cream), will uns wohl löffelweise die bittere Medizin schnackhaft machen. Geld regiert die Welt, sprich, kauft sich die Macht mit Spenden.
Um an viel Geld zu kommen zocken die eben. Der kleine Mann – nach dem Motto, bei Kopf gewinne ich, bei Zahl verlierst Du, merkt nicht wie er be…en wird.
Da muss man das Zocken doch in den Rang einer Ikone erheben, die müssen einfach angebetet werden.
März 13th, 2010 at 12:04
@Manfred: Hickel ist eh ein Guter ;-), aber du pfuschst, denn Sinn plärrt ja, der Kapitalismus renne vor die Wand, “wenn wir dennoch überhöhte Löhne verteidigen wollen”. Das ist nun doch eher genau die Art Weisheit, die Hernn Unsinn berühmt gemacht hat.
März 13th, 2010 at 12:31
Mein Gott, ist das schön. Hüther: Deutschland kommt nicht durch mehr Tellerwäscher, Gärtner und Schrankenwärter voran…
Wer sagt dem mal, das die ganze Zunft der Ökonomie-Comedians nichts als Schrankenwärter sind? Und die meisten aus der Wirtschafts-Journaille nicht mal Teller-, sondern Füßewäscher?
März 13th, 2010 at 13:38
Wo liegt denn nun die Grenze?
Bei Hüthers 5 € oder gar hier:
https://www.swr.de/report/presse/-/id=1197424/nid=1197424/did=6067384/1pacxu1/index.html ?
P.S. Danke auch für die Bearbeitungsfunktion, flatter. ;-)
März 13th, 2010 at 14:10
@Andreas Kreuz
Unglaublich!
März 13th, 2010 at 15:09
Ja, was denn, 500 Euro Brutto für eine Vollzeitstelle ist ja wohl ein bißchen viel verlangt.
März 15th, 2010 at 21:39
Also wenn Heusinger sich von Dir provozieren lassen sollte, dann mach bloß weiter! ;)
Wirklich bemerkenswert an dem Interview finde ich aber gar nicht das Zugeständnis, dass der Mindestlohn die einzig systematisch saubere Lösung ist. Wirklich wichtig sind die Aussagen über die Struktur der deutschen Wirtschaft als Erfolgsfaktor. Auch ich meine, dass es auf Dinge wie das Lohnniveau, die Finanzmärkte etc. nicht wirklich ankommt, sondern vor allem gute Unternehmen und gute Unternehmensstrukturen zum Erfolg führen. Diese Dinge sind freilich ungleich schwerer zu beeinflussen als die Belange des Geldes.