Wie unabhängig sind Blogger?
Posted by flatter under NetzweltKommentare deaktiviert
25. Feb 2010 1:03
Ich schrieb einmal einem geschätzten Kollegen, der eine (stärkere) Vernetzung von Blogs vorschlug, daß Blogs durch gegenseitige Verlinkung bereits vernetzt seien. Darüberhinaus nannte ich mich selbst einen “Ego-Shooter” in bezug aufs Bloggen. Meine Befürchtung war und ist vor allem die, daß das Scheitern einer unstrukturierten Verquickung von Einzelautoren wahrscheinlicher ist als ein relevanter Vorteil durch eine Zusammenarbeit, die nicht die Qualität echter redaktioneller Arbeit hat.
Alternativ dazu habe ich in einer kleinen Serie von Artikeln die Frage aufgeworfen, ob und wie Blogger politische Relevanz erreichen können. In diesem Zusammenhang wurde auch die Möglichkeit diskutiert, eine professionelle Redaktion für mehrere Blogger zu verwirklichen. Der neue “Freitag” ließ die Hoffnung aufkommen, Ressourcen dafür zur Verfügung zu stellen, was als gescheitert betrachtet werden darf.
In den vergangenen Monaten haben sich einige zusammengefunden, die durch Crossblogging versuchen, ein gemeinsames Auftreten zu bewerkstelligen. Ich kann dem recht wenig abgewinnen.
Viele Blogger, deren Auftritte engmaschig verlinkt sind, posten inzwischen gleichzeitig dieselben Artikel. Deren Qualität ist höchst unterschiedlich und tun einigen vielleicht gut, im Gros verwässert das m.E. allerdings stark den zum Teil mühsam erarbeiteten Charakter einzelner Blogs. Ein Konzept kann ich nirgends erkennen, im Gegenteil erscheinen mir viele Artikel von Gastautoren deplaziert. Mich persönlich stört das wenig, ich lese die Originale beim Original, und es kostet mich kaum Zeit zu erfassen, ob ein Gastbeitrag für mich lesenswert ist.
Ich glaube allerdings, daß die betreffenden Blogs in der Summe unattraktiver werden, wenn die Wiedererkennbarkeit durch Fremdbeiträge gemindert wird. Die Stärke der (allermeisten) Blogs besteht in der Schreibe und dem Denken des Betreibers. Gute Blogs sind bei aller möglichen Professionalität und Virtuosität noch immer eine Art Tagebuch. Man stelle sich ein Tagebuch vor, in dem alle paar Tage eine andere Person ihre Gedanken ablegt. Das hat etwas von Psychose, mit dem dramaturgischen Nachteil, daß sich dort keine Person aufspaltet, sondern die Stimmen, die man da hört, tatsächlich für sich sprechen.
Der Vorteil des organisierten Journalismus liegt darin, daß er es eben ist. Ein halbwegs brauchbarer Chefredakteur reibt sich die gleitsichtbrillengestärkten Augen über die Amateure im Internet.
Will er politisch Einfluß nehmen, greift er auf Organisationsstrukturen zurück, die ihm Zutritt verschaffen. Will er Vielfalt abdecken, hat er für jedes annehmbare Leserinteresse Experten, von anerkannten Dampflauderern bis hin zu Fotographen, die wissen, wie man mit Kamera und Software direkten Zugang zur Hormonproduktion der Rezipienten findet. Was haben wir dem entgegenzusetzen?
Unsere bessere Einsicht in politische Zusammenhänge leider nicht. Nicht nur ist das Talent und das Wissen der Blogger normalverteilt, die Gemeinten sind obendrein nicht homogener als die Mitglieder der Parteien, die sie offen oder heimlich wählen oder eben nicht. Und schon wieder noch schlechter organisiert als, sagen wir mal die “Linke”. Einigkeit wird nie die Stärke von Blogs sein, allein schon, weil man sich einigen kann oder eine Meinung vertreten. Beides gleichzeitig geht nicht, und selbst nacheinander bedarf es einer Basis, die erst einmal geschaffen werden muß. Wir würden auch daran scheitern, jedenfalls in der Breite des Spektrums derer, die derzeit glauben, man könnte mal eben zusammenstehen und die Welt bewegen.
Die Fähigkeit zum Kompromiß, zuvörderst die Einsicht, daß es nur ein solcher ist, den man herstellen kann, ist die Grundbedingung für ein gemeinsames Auftreten. Das können Parteien und Zeitungsredaktionen so viel besser als meine mir durchaus lieben Nachbarn, daß ich in den Keller rennen und die Konservendosen zählen könnte, wenn da bloß welche wären.
Was sich da tut, ganz privat und eben nicht öffentlich, läuft auf Pathien hinaus. Sym- Anti- und Soziopathien, die im worst case dazu geeignet sind, eine Gegenöffentlichkeit in die Winde privater Flatulenzen zu zerstreuen. Wir sind uns meist nicht einig. Wir sind nicht einmal “wir”. Es gibt lediglich eine Riege unkorrumpierter Schreiberlinge, die sich ihre Meinung nicht abkaufen lassen. Sie sollten sich tunlichst nicht darauf einlassen, für ein paar Leser mehr ihre Unabhängigkeit zu opfern. Und schon gar nicht für die “gute Sache”, die schon immer der Titel der grausamsten Dummheit war.
p.s.: Wer sich bemüßigt fühlt, den Artikel zu kommentieren, möge höchst mögliche Contenance bewahren. Ich dulde keinerlei persönliche Angriffe, geschweige denn Veröffentlichungen privater Auseinandersetzungen.
Februar 25th, 2010 at 02:03
Gut gedacht und geschrieben, werter Nachbar.
Ja, das was Du als “crossblogging” bezeichnest, hat in der Tat seine Nachteile, nur – wenn wir gemeinschaftlich etwas thematisieren und dies auch “auf breiter Front” tun wollen, um den etablierten Medien wenigstens ein bißchen was entgegenzusetzen – ist es dann nicht besser, dies gemeinsam zu unternehmen? Ja, die Qualität ist nicht immer gut, aber das ist sie beim Mainstream auch nicht, ja, “wir” verlieren dadurch eventuell an “persönlicher Note”, aber – geht es uns denn darum, persönliche Duftmarken zu setzen? Oder wollen wir nicht doch lieber wenigstens versuchen, etwas zu bewegen, da uns die Welt zunehmend “nicht gefällt”?
Du und ich haben uns ja noch unlängst “gekloppt”, was auch nicht ganz unbemerkt blieb, aber wir wissen doch beide, daß auch wir am selben Strang ziehen oder hängen werden ;-) Im Nachhinein fand ich bei Dir dann auch Beiträge aus 2008, wo Du just selbst Interesse an einer Zusammenarbeit unter uns äußertest und ich war peinlich berührt, da ich Dich ein weiteres Mal falsch eingeschätzt hatte.
flatter – wir sollten, nein – wir müssen alle miteinander reden, denn dies geht uns alle an! Kaum einer von “uns” verläßt sich noch auf Parteien und ich halte das für meinen Teil für “gesund”. Wir werden etwas anderes entwickeln müssen und ja – “wir” sind ein Teil davon. Du, Jens, Stefan, die Freunde und Nachbarn … eben all die “Blogtivisten”.
Darüber sprechen wir (das “Aktionsteam” und die KollegInnen vom “Basisnetzwerk”) bisher hauptsächlich intern, aber es scheint wohl langsam an der Zeit, auch mal gelegentlich schon vorab was transparent zu machen.
Beste Grüße
Frank
P.s.: Und falls Du bei Deinem eigenen “P.s.:” vielleicht auch an mich gedacht haben solltest – Nein! Mir ist an gutnachtbarschaftlichem Zusammenleben und noch mehr an Solidarität gelegen, nicht aber an Streit oder gar Spaltung. Somit hoffe ich, daß Du Dich nicht “persönlich angegriffen” fühlst ;-)
Februar 25th, 2010 at 02:07
Addendum:
Ich habe seit Wochen was Boshaftes im Köcher (sprich: Entwurfsordner), da ein Kollege und ich darauf zu sprechen kamen, ob wir Blogger denn überhaupt etwas “bewegen” könnten oder nicht nur geduldete Hofnarren sind. Eine berechtigte Frage, wie ich fand, und ich hoffe, sie bald wenigstens für mich beantworten zu können ;-)
Februar 25th, 2010 at 02:15
Ich stimme dir einfach nur zu. Ich lese Blogs, weil sie ihre eigene Sprache haben, ihre persönliche Mentalität usw. – Es gibt Blogs, die sind gar nicht mal so scharf fixiert, da fällt es dann auch nicht so auf, wenn Gastauoren gepostet werden – aber es gibt Blogs, da lese ich die Texte von einer Person, weil ich eben ihren ganz unverwechselbaren Stil mag, da will ich nix lesen, was andere schreiben.
Neben den Inhalten gibt es nämlich auch noch die Form, und die ist mir ebenfalls wichtig. Ich möchte auch nicht dauernd etwas vorgekaut bekommen; Meinung, klar! Dann mach ich mir meine eigenen Gedanken dazu; Nachdenkliches? Noch besser, arbeitet dann hinten im Kopf weiter…
Blogs sind keine Zeitungen oder Aufklärungsbroschüren – wären sie es, würde ich sie weitaus weniger frequentieren.
Meine Ansicht dazu.
Gruß, Frank
Februar 25th, 2010 at 03:12
Sehe das auch so wie der Vorposter und du, flatter. Ein gutes Beispiel ist ad sinistram, das ich gerne lese, weil Roberto so einen Stil hat, der schon fast mit Kafka konkurrieren könnte, darüberhinaus aber noch ein großes Maß an Menschlichkeit an den Tag legt. Ab und zu gibt es da auch einen Gastbeitrag, nicht weiter schlimm, macht den Blog aber auch nicht besser, finde ich.
Bei dir hier würde ich das ähnlich sehen, ich lese deinen Blog, weil ich deine bissigen Kommentare lesen will, Sätze die mir nie im Traum einfallen würden, treten hier zu Tage – das kann eigentlich kaum ein Gastbeitrag bieten.
Februar 25th, 2010 at 05:13
hast völlig recht, mehr muss ich dazu nicht sagen.
Februar 25th, 2010 at 06:43
Gott sei es gedankt, dass niemand dazu gezwungen wird, sich zu vernetzen.
Es gibt sogar überaus erfolgreiche Blogs, die nicht mal einen Link auf andere Blogs auf ihrer Titelseite platziert haben. Sie verweisen nur in ihren Beiträgen hin und wieder auf andere Blogs.
http://www.nachdenkseiten.de
So what?
Februar 25th, 2010 at 07:36
Ich marschiere jeden Tag mal durch die Blogosphäre und kann mir nicht mehr vorstellen darauf zu verzichten. Die guten Blogs -ja, auch deiner, Flatter- sind eben individuell. Natürlich geht es um die im Wesentlichen gleichen Themen, aber gerade die individuelle Akzentsetzung ist es, was das Gehirn zum Weiterdenken anregt. Ein Blogbrei wäre das Letzte was ich mir vorstellen könnte. Schon jetzt fällt mir auf einigen Sites auf, dass einfach zuviel Postings von bereits gelesenen Originalartikeln dabei sind. Das macht es für den Wanderer über den Blogs nicht einfacher, vor allem nicht effektiver! Deshalb: D’accord mit dem Artikel.
Februar 25th, 2010 at 08:07
Wenn der Betreiber eines Blogs dies als Ausdruck seiner persönlichen Gedanken und Gefühle sieht, ist so eine Haltung durchaus verständlich und legitim.
Dann muss einem aber auch klar sein, dass dies die Welt nicht verändern wird.
Aber wünscht sich das nicht jeder, der sich täglich über die vielen schlechten Dinge aufregt, die in unserem Lande und auf der Welt passieren?
Auf immer und ewig den -Theo gegen der Rest der Welt- spielen, ist beim Welt verändern nicht hilfreich, sondern immer nur ein Tropfen in der Wüste, der ungesehen versickert.
Wenn jeder einzelne Blogger damit zufrieden ist, dann ist es eben so.
Wenn es aber darum gehen sollte, wirklich Veränderung herbeizuführen, muss man beizeiten über neue Formen und Entwicklungen nachdenken, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.
Sonst bleibt auch der Blogger in seinem Schneckenhaus sitzen, in das sich viele Nicht-Blogger und Nicht-Meinungsäußerer schon längst zurückgezogen haben.
Ihr Blogger wisst genau, wie Meinung über große think tanks unters Volk gebracht werden, verhaltet euch selbst aber genau gegensätzlich.
Bitte nicht falsch verstehen, ich lese einige Blogs gerne und regelmäßig und ich mag die persönlichen Stile dieser Blogs.
Aus meiner Sicht wird aber genau diese persönliche Abschottung die Leserschaft klein und/oder begrenzt halten und alles hat eben nur den Zweck, seinem Freundes- und Bekanntenkreis ein elektronisches Tagebuch zum Lesen vorzusetzen – ohne weiteren Anspruch.
Ich hätte nichts dagegen, auf einer gemeinsamen und vernetzten Plattform die unterschiedlichsten Gedanken zu aktuellen Themen zu lesen, dadurch geht der persönliche Stil des Schreibers ja nicht verloren (Es gibt ja auch genug Leute, die wg. eines Schauspielers in einen Film gehen und nicht wg. des Films;-)
Ich kann Deine Einstellung gut nachvollziehen, stelle mir aber trotzdem die Frage, was Du mit dem ganzen Aufwand, mit dem Du diese Seite betreibst, erreichen möchtest….
Gruß
ben
Februar 25th, 2010 at 08:52
@ben, #8,
“Wenn es aber darum gehen sollte, wirklich Veränderung herbeizuführen, muss man beizeiten über neue Formen und Entwicklungen nachdenken, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.”
Ich denke, genau das ist der Punkt.
Ansonsten hat der ganze Artikel einen leichten Anflug von Schattenboxen.
Und ohne das nötige Hintergrundwissen ist die Aussage des P.S. missverständlich als Provokation zu verstehen.
Ich wiederhole mich, aber es ist meine Meinung:
Gott sei es gedankt, dass niemand dazu gezwungen wird, sich zu vernetzen.
Wer nicht will, der muss ja nicht wollen müssen ;-)
Februar 25th, 2010 at 08:54
Hi Flatter.
Also ich persoenlich schaetze Blogs ungemein, da sie eben genau nicht wie grosse Publikationen organisiert und vernetzt sind. Das macht doch eigentlich den Charme aus.
Es ist eben der Gegenpol zu den Massenmedien; eine mal mehr, mal minder unabhaengige Meinungspublikation.
Ist schon schlimm genug, dass die etablierten Medien das Internet genau so handhaben wie ihre Printausgaben.
Und eine Ausweitung deiner Reichweite generierst Du ueber Empfehlungen am Nachhaltigsten, anstatt einem Bloggerlinksumpf mir Crosspostings beizutreten.
Zumal soetwas ohne einen Chefredakteur bzw. einer klarer Organisationsstruktur vmtl. sowieso nicht funktionieren duerfte.
Bleib wie Du bist und erhalte deinen Stil und deine Qualitaet.
Februar 25th, 2010 at 09:38
Zustimmung.
Zwar haben wir von ZG auch hin und wieder einen Gastbeitrag, aber das machen wir meist auch nur aus Sympathiegründen oder um ein wenig Abwechslung reinzubringen. Und das hält sich sehr in Grenzen. Vielleicht 1x im Monat.
Was einige Blogs aber gerade machen (ich denke, jeder weiß welche gemeint sind) ist zuviel des Guten. Hier bekomme ich das Gefühl, sie wollen sich gegenseitig nur pushen. Um eine Erhöhung der Leserzahlen und Klicks zu erreichen, werden Artikel auf zwei Blogs gleichzeitig geschaltet. Das kann man mal machen, aber bitte nicht so häufig. Dadurch verliert, wie Flatter ganz richtig gesagt hat, jeder Blog nur seinen individuellen Charme.
Februar 25th, 2010 at 09:41
Hier mein Senf:
Was mir in diesem Zusammenhang als nutzbringend und zugleich machbar erscheint, wäre eine Art wöchentliches “best of Blogs”.
Es bedürfte von Seiten der Blogger nur der Zustimmung zu einer Zweitveröffentlichung gegenüber einem “Koordinator”. Der Blogger wählt evtl. einen oder zwei Kommentare zu seinem eigenen Beitrag selbst aus.
Der Koordinator (der natürlich das Problem des Projektes ist) veröffentlicht gegebenenfalls in einer “Mitwochsausgabe” die weitere Resonanz des Publikums…
Habe fertig. Und gebe meinen Gedankengang hiermit zum mitleidigen Kopfschütteln frei.
Februar 25th, 2010 at 09:58
Ich kann ben *8 nur beipflichten. Aber auch mal noch darüber hinaus…
Ich schreibe auch ab und zu einen Beitrag, den ich dann z.B. Roberto zur Veröffentlichung anbiete. Ich möchte gar keinen eigenen Blog machen, da mir einerseits die Arbeit zu umfangreich ist und ich außerdem zu unregelmäßig etwas schreibe.
Nichtsdestotrotz (oder gerade eben deshalb?) kann ich mir bei meinen Beiträgen etwas mehr Luft lassen, um diesen dann die größtmögliche Objektivität zukommen zu lassen. Zum Einen, um ggf. ausreichend zu recherchieren, und zum Anderen, um sie auch noch einmal, obwohl schon fertig, noch 1 bis 2 Tage “reifen” zu lassen, um zu bestätigen, dass sie gut, objektiv und richtig sind.
Für solche Schreiber wie mich sind diese Gastkommentare genau das Richtige.
Und zur Weiterverbreitung/zum Aufgreifen einzelner Beiträge… Wenn ein Beitrag als richtig gut eingeschätzt wird, dann verdient er es in meinen Augen, auch anderen Leserkreisen zugänglich gemacht zu werden. Wenn er nicht so gut ist, wird er i.d.R. auch nicht an anderen Stellen aufgegriffen.
Februar 25th, 2010 at 10:31
Ich vergleiche mal die Bloggerszene mit einem Forum, einem Meta-Forum, das es so nicht gibt und der Vergleich hinkt auch, meine Aussage wird dadurch aber nicht beeinflußt.
In einem “normalen” Forum ist alles hierarchisch aufgebaut, es gibt Threads, die wiederum Threads haben können – jeder diskutiert mit, alles schön unter einer Oberfläche.
Im Internet finden sich “irgendwo” die Blogs wieder, von denen ich jeden Beitrag mit einem Forums-Thread vergleiche, der dann wieder diskutiert werden kann.
Vorteile eines Forums sind:
- alle Meldungen zusammen
- eine Suche bezieht alle Meldungen ein
Die Informationsverbreitung in einem Forum ist nach meinem Empfinden besser, denn als ein Leser von Blogs, kann ich mir nie sicher sein, daß ich alle verfügbaren Blogs in eine Recherche einbezogen habe. Viele verlassen sich da auf Google und Co und sind damit verlassen.
Was will ich als Leser denn, ist die nächste Frage, die ich mir stelle. Ich will lesen, Informationen beziehen, Meinungen hören und “mitreden” wird immer wichtiger und nichts verpassen!!!
Das kann ich in einem Blog – aber einerseits geht meine Meinung in der Blogszene unter und andererseits muß ich mir die Dinge, zu denen ich etwas sagen will, mühsam suchen.
Was will ich als Schreiber erreichen? Zumindest will ich das, was ich schreibe, öffentlich darstellen, also Menschen erreichen, vielleicht eine Diskussion anfangen, vielleicht sogar etwas bewegen. In einem Blog wie diesem erreicht der Schreiber (ich bleib mal neutral) viele Besucher, was durch Qualität, Weiterempfehlungen und Konstanz bedingt ist aber im Vergleich zu einem Forum ist die “Reichweite” immer noch erheblich schlechter.
FAZIT
Für das, was mMn Leser und Schreiber wollen, ist die gegenseitige Verlinkung zwischen den Blogs wenig relevant. Eine Blogroll ist eine winzige, durch den Author kontrollierte, bewertete Teilmenge der Informationen des Netzes.
Beiträge von Gastauthoren werden von vielen Lesern (das postuliere ich mal) gar nicht als solche wahrgenommen. Mir als Leser ist es völlig schnuppe, woher ich Informationen beziehe. Ich brauch die Information und ggf eine Validierung derselben, damit ich mich darauf verlassen kann. Handelt es sich um Kommentare und Meinungen ist es genauso. Wenn ich wüßte, daß der Author von “Ad Sinistram” hier schreibt oder/und umgekehrt – so what??
Bauer Michels (keine gewollte Ähnlichkeit zu lebenden Personen) Privatblogeinträge würden zu diesem Blog hier nicht passen aber existieren die Beiträge von Bauer Michels nicht schon längst zusammen mit den Beiträgen diesen Blogs in einer friedlichen Koexistenz bei den Suchmaschinen?
Ist es wirklich so, daß der Normalsurfer auf Dauer gerne von Blog zu Blog wandert? Wieviele Blogadressen soll er sich merken, wie lang kann die Linkliste werden?
Könnte es sein, daß die neuen modernen sozialen Netzwerke dieses Problem schon längst gelöst haben? In ihnen verschwimmen die Unterschiede zwischen eigenen Beiträgen, Gastbeiträgen, gegenseitiger Verlinkung, Gästebucheintragungen etc etc … alles fließt zusammen und es scheint mir persönlich so, daß die weitaus größte Anzahl der Internetnutzer diese Art befürworten.
Februar 25th, 2010 at 10:36
Zustimmung.
Ich lese bestimmte Blogs, weil dort Vorgänge veröffentlicht werden, die ich anderswo nicht erfahre. Und bestimmte andere Blogs lese ich, weil mich deren Standpunkte interessieren (gerade auch solche, deren Weltsicht ich nicht teile).
Wer mich auf Dauer erreichen will, muss also zu einem Themengebiet entweder sehr gut recherchieren oder gut (=verknüpfend, begründend, gegen den Strich) kommentieren – und weder das eine noch das andere brauche ich in identischer Ausführung an mehreren Stellen.
Die “Durchschlagskraft” dieser Blogs erhöht sich dann von selbst, weil ich die dann auch weiterempfehle … auch per “Best of Blogs”-Link auf meinen Webseiten (so was ist m.E. fast schon Pflicht für Netzbürger).
Und nur so geht’s ohne Qualitätsverlust – von unten nach oben, niemals anders herum!
Februar 25th, 2010 at 11:12
@ralf2.0: Die nds sind ein Mehrautorenblog und vor allem eine Art Metaredaktion – dies allerdings in erster Linie für Mainstreammedien. Das paßt als Besipiel also eher nicht.
@ben: Nirgends spreche ich für Abschottung. Ich sehe das nur so, daß eine quasi naive Kooperation kontraproduktiv ist. Ein Mittelding wäre wohl am ehesten machbar: Daß sich je eine handvoll Autoren, die sich gut ergänzen, zu organisierten Kleinredaktionen zusammenschließen. Aber selbst das wäre für mich bislang mit einem zeitlichen Aufwand verbunden, der mir nicht möglich ist.
Sind Mäzene anwesend? ;-)
Februar 25th, 2010 at 11:28
@Lutz Hausstein:
Wenn du kein eigenes Blog hast, wird das freilich schwierig mit den Crossblogging. ;-)
Ich bin auch nicht generell gegen Gastbeiträge, schon gar nicht dogmatisch. Allerdings eher im Sinne der Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
Februar 25th, 2010 at 12:45
Blogs lesen gehoert mittlerweilen zu meinen taeglichen Ritualen und hilft mir sehr, die Meinungsmache des Mainstreams wenigstens etwas zu filtern. Grundsaetzlich hab ich nichts gegen Gastautoren, so sie die Qualitaet nicht zu sehr minderern und den Charakter eines Blogs nicht verfaelschen. Bei Feynsinn stell ich mir das indes sehr schwer bis unmoeglich vor.
Februar 25th, 2010 at 13:20
Ich kann mich nur uneingeschränkt @Frank(3) anschließen.
Ganz besonders dem hier;
Blogs sind keine Zeitungen oder Aufklärungsbroschüren.
Eine Verlinkung, oder Hinweis auf den Text eines anderen blogs, der gerade selber einem Blogbetreiber so richtig aus der Seele spricht, ändert wohl kaum was an der individuellen Seele eines blogs. Aber Pulk-bloggen? Ich weiß nicht.
Februar 25th, 2010 at 13:46
Würden sich Blogger zusammen tun, käme über kurz oder lang eine Organisationsform zustande, die womöglich – über kurz oder lang – gewerkschaftsähnliche Züge annehmen könnte, wonach die „nichtorganisierten“ eine Gegenbewegung organisieren würden, um effektiver die inzwischen ihnen zu dogmatisch erscheinenden Strukturen der ursprünglichen Organisation zu bekämpfen.
Ich bin kein Hellseher und die Entwicklung könnte auch etwas anders stattfinden. Aber ich bin auch nicht naiv genug, um an die Mär von weltbewegenden Aktionen glauben zu können, die ohne Hierarchien und Koordination den Murdocks, Bertelsmanns oder Googles dieser Welt etwas entgegen zu setzen hätten. Hingegen glaube ich an gekränkten Eitelkeiten, die Gründeransprüche als nicht berücksichtigt- „wahre Werte“ als nicht anerkannt- oder den eigenen Schweiß als nicht belohnt vorfinden würden.
Da meine Vorschreiber ziemlich alles aufgezählt hatten, was auch aus meiner Sicht gegen Zusammenschlüsse solcher Art spricht – und ich andererseits heikle Aspekte wie Verlinkungen sein könnten nicht auch noch ins Gespräch bringen wollte – habe ich mich im Zeichnen eines Bildes versucht. Möglicherweise ist es nicht ganz so abwegig.
Februar 25th, 2010 at 14:27
@bjorn
Das ist überhaupt nicht abwegig, sondern entspricht exakt meinen eigenen Ängsten in dieser Richtung.
Das Experiment “bloggen” lebt alleine von dieser unabhängigen Tagebuchmentalität. Zehn Tagebücher in einem Schrank positioniert, sind vom Standort des Schrankes abhängig. Zwei Schränke die sich gegenüberstehen, sind schon wieder zwei Parteien.
Ich wäre traurig, wenn man das Experiment so früh aufgeben würde.
Februar 25th, 2010 at 15:45
Meine Wenigkeit liest auch recht quer durch die Landschaft und achtet dabei ziemlich genau auf die Persönlichkeit des Blogbetreibers. Denn dies ist der besondere Anreiz, verschiedene zu lesen. Für Meinungsgleichschaltung ist Springer und Co zuständig. Die können dies auch wesentlich besser.
Zwar ist die Bestrebung (beschrieben von Frank @1) durchaus nachvollziehbar, es darf aber die persönliche Note nicht beeinflussen. Es ist, zumindest für mich, hilfreich, wenn der ein oder andere Hinweis mittels Link auf einen anderen Erfolgt, mehr empfinde ich eher als störend. Vielleicht kann man einen Blog mit “allen” betreiben, trotzdem bleibt dies ein schwieriges unterfangen bei differenzierten Meinungen.
Februar 25th, 2010 at 16:11
Mir kommt es – wie einigen Vorschreibern – auf die Individualität des Blogs und des Schreibers dahinter an. Cross-Blogging mag die zählbare Reichweite d.h. die Zugriffszahlen erhöhen, diese haben aber noch lange nichts mit Wirkung zu tun.
Wirkung im Sinne einer neuen gesellschaftlichen Kraft oder einer Bewegung würde ein gemeinsames Anliegen, einen konstruktiven Konsens erfordern, den sehe ich noch nicht.
Insofern ist die Blogosphäre für mich eine Möglichkeit dem Grundsatz “Global denken, lokal handeln” zu folgen. Aus anderen Blogs nehme ich Anstöße zum Denken und das Gefühl mit allen meiner Ansichten nicht alleine zu sein. Das ist schon viel wert.
Wirkung wird mit Handeln erzielt und da benötigt es noch sehr viele Tropfen in der Wüste :-/
Februar 25th, 2010 at 19:16
Hm, für mich stellt sich nach all diesen Statements immer noch die Frage, welche und wieviel Leser sich ein Blogger für seine täglichen Gedanken so vorstellt und wen oder was er mit dem Schreiben erreichen will.
Will ein Blogger etwas verändern oder ist es wirklich bei den meisten “nur” ein öffentliches Tagebuch zur Anteilnehme für den geneigten Leserkreis?
Jede Haltung ist legitim, nur finde ich es manchmal schade, oft so brilliant geschriebene Texte nur einem Leserkreis zugänglich zu machen, der ein paar dutzend oder hundert Leute nicht übersteigt.
Wenn man wirklich etwas verändern will, braucht es aus meiner Sicht einen größeren Leserkreis, um eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen.
Vielleicht ist das aber für die Blogszene eine zu großer Anspruch, die sie gar nicht erfüllen kann, weil dies eben andere Strukturen erfordert.
Vielleicht ist aber auch wie so oft im Leben das Ego der einzelnen Blogger stärker als ein Gemeinschaftsgefühl, dass sich nicht von allein entwickelt?
Auf der anderen Seite entwickeln sich alle Dinge irgendwie weiter, warum nicht auch die Blogszene…?
Ich war, bin und bleibe irgendwie ratlos.
Februar 25th, 2010 at 19:28
Hi Flatter,
danke für den Diskussionsanstoß :) Ich hab mir schon gedacht, dass unsere neue Linie nicht nur Freunde findet; bei mir aufm Blog hab ich ne Umfrage dazu reingesetzt. /Werbung
Zu deiner Kritik: ich stimme ihr vollkommen zu – unter der Prämisse, dass wir so weitermachen wollen. Aber das ist nicht unsere Absicht. Das “Crossblogging” (toller Begriff, by the way) ist ein Experiment, eine Vorstufe zu einer verschränkteren Zusammenarbeit. Wie Ben bereits sagte: wir dürfen nicht bei einer Nabelschau stehen bleiben und intellektuellen Inzest betreiben. Sicher, wer viele Blogs liest – und wir hoffen natürlich, dass das viele sind – wird leicht genervt sein, wenn er denselben Beitrag bei mehreren Blogs findet. Andererseits ist die Zahl derer, die tatsächlich viele Blogs lesen, eher gering. Ich habe ja bei mir eine Umfrage gestartet, und das Ergebnis (immer noch auf meinem Blog einsehbar) zeigt, dass rund 20% überhaupt kein anderes Blog lesen und die große Mehrheit nur die “üblichen Verdächtigen” liest, die derzeit ohnehin nicht kooperieren. Natürlich ist das nicht repräsentativ, aber es zeigt deutlich das Potential, das diesbezüglich noch besteht.
Letztlich wollen wir mit dem, was wir hier tun, Leser erreichen. Je mehr uns lesen, desto schneller wird der Aufbau der von den NDS seit Jahren geforderten Gegenöffentlichkeit vonstatten gehen. Die NDS selbst bekleckern sich diesbezüglich IMHO derzeit nicht mit Ruhm, weil sie immer selbstreferentieller werden. Kommt wohl mit dem Erfolg.
Deswegen ist das aktuelle “Crossblogging” vor allem ein Testballon, und wenn es funktioniert das Sprungbrett für eine größere Kooperation – auf einer eigenen, gemeinsamen Plattform.
Liebe Grüße
Stefan
Februar 25th, 2010 at 20:18
Ich schließe mich voll und ganz T.Katz und bojenberg an….
…mehr braucht´s nicht, von mir.
Februar 25th, 2010 at 21:26
@Stefan Sasse:
Ja, das mit den nds sehe ich ähnlich. Ich habe auch wahrlich nichts gegen Strategien zur Erhöhung der Aufmerksamkeit potentieller Leser. Im Gegenteil, die Frage ist nur, wie man sie erreicht.
Eine gemeinsame Plattform wäre etwas Feines, aber da fokussiert sich meine Skepsis. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß solche Dinge nur funktionieren, wenn klar ist, wer Koch ist und wer Kellner. Und daß der Koch nicht nur was kann, sondern auch täglich zur Arbeit kommt ;-)
Februar 25th, 2010 at 21:51
@Flatter: Richtig, wir sind da gerade am ausbaldowern. Du bist herzlich eingeladen, dich zu beteiligen :)
Februar 25th, 2010 at 23:07
Dann will ich doch auch noch mal.
Unabhängigkeit ist etwas feines. Meistens so gesehen, jedenfalls. Aber bei aller Unabhängigkeit wird die Abhängigkeit vergessen.
Wenn mann darüber nachdenkt, wie man an Einfluss dazugewinnen kann, muss mann doch wohl zuerst darüber nachdenken, warum es an Einfluss mangelt.
Da sehe ich erst einmal die Reichweite.
Kaum einer liest Blogs. Wozu auch? Sicherlich gewinnen die NDS ständig hinzu und hat der Spiegelfechter hervorragenden Journalismus anzubieten.
Allein, was nützts?
Die BILD hat nicht etwa deshalb so viele Leser, weil diese um die Dinge wissen wollen. Sie hat so viele Leser, weil diese (in der dauerwährenden Reife eines sechszehnjährigen) fortlaufend in ihrer Meinung bestätigt werden (und auch bestätigt werden wollen).
Die SZ, die FAZ und die Zeit dienen vielen Menschen in Symbiose dazu auch eigentlich nur, sich von niedersten Schlussfolgerungen abzugrenzen. Gelingt selten, denn auch als einäugiger König kann ich keine Tiefe abschätzen.
Einfluss haben all diese Publikationen, gewiss. Aber doch nur dadurch, dass sie eben nicht aus dem Trendsetting herausragen und genau das damit forcieren, was Blogger auszugleichen versuchen: Die tumbe, behäbige und an der schwierigeren Wahrheit uninteressierte Masse.
Euer Einfluss kann also per se nur auf diese einwirken, die dieser Masse nicht angehören, b.z.w. denen, die es juckt, aus jener auszuscheren.
Die Möglichkeiten dazu sind begrenzt.
Es bleibt tatsächlich nur das Prinzip des Begleitens, des quasi parasitierens.
Die NDS möchte ich hier erwähnen. Aber braucht man das zwei mal?
Nachrichtenjournale (in der Regel nur ehemalige) zu begleiten ist allerdings auch eine Tätigkeit, deren Einfluss gerne unterschätzt wird.
Ob mann jetzt Artikel kommentiert, geraderückt, den Verfasser abstempelt oder die ganze Kampagne: Das HAT Einfluss.
Selbstverständlich.
Die wenigen, die überhaupt bereit sind mitzudenken (Die Arschlöcher haben dafür den Begriff “Multiplikator” zweckentfremdet), stehen ja auch mal auf Partys und wollen klug daherreden. Je mehr sie widerlegt werden können, desto eher drehen sie ihr Fähnchen nach dem neuen Wind.
Von daher sollte nicht nach Einfluss gefragt werden, sondern nach Pußte. Und natürlich danach, warum es eigentlich Wendehälse gibt.
Erst dann, wenn Ihr das geschafft habt, wenn Springer, SZ, FAZ und Zeit Euch umwerben, solltet ihr feste Partnerschaften ins Auge nehmen, denn spätestens dann werden alte Partnerschaften hinfällig. Wenn gesehen wird, dass mann eigentlich am Futtertrog steht. Wetten (anwesende natürlich ausgeschlossen)?
Dann sehe ich das Problem der Relevanz.
Vollkommen unabhängig davon, ob jemand von Euch die Wahrheit schreibt oder nicht, ob sie wichtig ist oder nicht ist es vollkommen irrelevant, ob er sie schreibt oder nicht.
Gebt jedem, der lebt, seine fünfzehn Minuten oder denkt immer das neu, was viele schon getan haben.
Und schätzt ab, wer davon wohl relevant sein wird!
Unabhängigkeit. Relevanz.
Das sind doch beides nur Begriffe für Wunschdenken.
Abhängig seid Ihr von den Wünschen der Leser.
Relevant ist, was sie schlafen, schäumen und immer auch unbehelligt lässt.
Wenn Ihr Geld verdienen wollt, müsst Ihr das sagen. Da wäre ein Vernetzen nicht doof.
Einfluss gibt es nur, wenn alle pussten. Unabhängig von der Vernetzung.
Und ohne Schulterklopfen.
Februar 26th, 2010 at 00:30
Ich finde man zwischen Cross-Blogging und einer aggregierenden Plattform trennen. Von Cross-Blogging halte ich eigentlich gar nichts – wenn andere Blogs meine Artikel veröffentlichen wollen, können sie es gerne tun. Ich würde einen Kraut- und Rübenblog jedenfalls nicht lesen … außer er würde sich wirklich auf die echten Bonbons konzentrieren. Einen solchen Blog kenne ich aber nicht.
Andererseits nehme auch ich hin und wieder Gastartikel ins Programm. Ich teste da noch und habe noch keine klare Linie. Mir geht es dabei um zwei Sachen: Erstens, talentierten Autoren und wichtigen Themen ein größeres Publikum zu geben. Und Zweitens geht es natürlich auch darum, den Lesern quantitativ mehr zu geben. Bei mir, der meist vier Artikel pro Woche schreibt, sollte das eigentlich unproblematisch sein, zumal das Blog ja auch von den Kommentaren lebt. Bei anderen Blogs, die pro Tag drei bis vier Artikel bringen, sehe ich das allerdings sehr kontraproduktiv. Das ist “Quotengeilheit” und nicht mehr – mehr Artikel, mehr Page Impressions … nun ja, wer´s braucht.
So viel zum Crossblogging. Eine gemeinsame Plattform, die sich die Perlen aus der Bloggosphäre heraussucht und sie aggregiert veröffentlicht, fände ich schon sinnvoll. Nur kommen wir da dann wieder zum Exklusvitätsproblem – natürlich würde kein Blogger, der etwas auf sich hält, seine Artikel weggeben. Schon gar nicht die Perlen ;-) Eine solche Plattform würde also auch “nur” Zweitverwertung betreiben – mäßig spannend und nur davon abhängig, wie gut die “Redaktion” auswählt. Ich sehe daher auch für diese Modell eher schwarz.
Alles ändert sich und bleibt doch beim alten – ist das nicht schön ;-)
Februar 26th, 2010 at 01:14
@ben(24)
Deine Ratlosigkeit ehrt dich.
Die Brillianz verschiedener Texte, die du ansprichst, wird aber verloren gehen, wenn der blogger dahinter seine Unabhängigkeit verliert. Wer diese Unabhängigkeit unter Zugzwänge setzt, seien sie qualitativer, dichterischer, politischer, oder was auch welcher Natur, wird diese Brillianz für immer zerstören. Übrig bleiben werden Perlen, die alle die gleiche Farbe haben. Das ist was man bedauern sollte.
Februar 26th, 2010 at 02:11
Warum spricht hier niemand (politisch) über die neue Cohen-Platte?
“Come leaders, come you men of great
Let us hear you pontificate
Your many virtues laid to waste
And we aren’t listening
What do you have for us today
Throw us a bone but save the plate
On why we waited til so late
Was there no oil to excavate
No riches in trade for the fate
Of every person who died in hate
Throw us a bone, you men of great
There is a train that’s heading straight
To heaven’s gate, to heaven’s gate
And on the way, child and man,
And woman wait, watch and wait
For redemption day”
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Februar 26th, 2010 at 04:03
[...] Nicht zuletzt, weil der geschätzte Kollege flatter vom Feynsinn durchaus zurecht seine Besorgnis geäußert hat, daß wir als Blogger und Menschen unsere Identität verlieren könnten – ohne [...]
Februar 26th, 2010 at 07:10
@ antiferengi, #31:
Lieber Kollege,
was macht Dich so sicher, daß ein Blogger seine “Brillianz” oder seine “Unabhängigkeit” verliert, nur weil er/sie mit anderen zusammenarbeitet? Wie steht es denn analog mit Journalisten? Sind ein Prantl, ein Leyendecker weniger gut, da sie nicht als “Freie” arbeiten? Haben sie nicht mehr ihre eigene Marke?
Und als Blogger/”bürgerjournalist” wirst Du bei einem selbstgewählten wie auch -bestimmten Projekt nie Deine Unabhängigkeit verlieren – weder im Denken noch beim Schreiben.
Wenn dem nämlich so wäre, würden Jens, Roberto, Stefan, ich und andere alle nur noch “grey goo” fabrizieren und ich denke, wir tun alles andere als das ;-)
Beste Grüße
Frank
Februar 26th, 2010 at 10:38
Also ich bin zumindest bereit zugunsten einer gemeinsamen Plattform zurückzustecken. Und warum die Qualität meiner Artikel leiden sollte, nur weil ich sie da einstelle wo auch andere sie einstellen verstehe ich ehrlich gesagt nicht…
Februar 26th, 2010 at 11:06
Eine gemeinsame Plattform ist eine gute Idee, um Kräfte zu bündeln. Allerdings brauchts dafür wirklich ein gutes Konzept, damit es keine Kompetenz-Streitereien gibt oder sich Leute benachteiligt fühlen. Solange es so ein ausgereiftes Konzept nicht gibt, sehe ich leider nur die Gefahr, dass so etwas in einem Riesenstreit endet.
Grundsätzlich befürworte ich das jedoch auch.
Februar 26th, 2010 at 12:18
Ich hatte wohl am Anfang einen nicht korrekten Eindruck von @flatters Artikel. Nun, nach einer Reihe von Kommentaren, sieht es schon deutlich besser aus für mich. Zumal jetzt auch moderierte Kommentare lesbar sind… ;-)
Es ist gut, wenn solche Diskussionen zu Stande kommen. Also dann, Konzept erarbeiten, liebe Blogger!
Februar 26th, 2010 at 14:29
@Stefan Sasse
Eine mutige Entscheidung – hoffen wir mal für Dich, dass Du sie nicht irgendwann bereust.
Februar 26th, 2010 at 15:05
Hi @Frank (34)
Sorry, wegen der späten Antwort, aber hab mich grad durch das Nordseewetter da draußen quälen müssen ;-)
Erst mal hab ich gar nichts, gegen, wie es jetzt heißt eine gemeinsame Plattform. Das ist ok für mich.
bloggen ist aber generell etwas spezielles mit einer gewachsenen Philosophie, und auch einem Sinn dahinter.
In den letzten Jahren fällt mir immer mehr auf, das so langsam Zugzwänge entstehen, wie blogs, die plötzlich online-zeitungen sind, Leute die plötzlich entscheiden, was gute, oder schlechte blogs sind, …usw. Auch das führt bei mir zu Irritationen.
Letztendlich nimmt es potentiellen neuen bloggern einfach nur den Mut. Und Crossbloggen, Schreibstuben, Pulkbloggen hat alles nichts mehr mit dem Sinn davon zu schaffen. Ausserdem ist es technisch und logisch zweifelhaft, ob man dadurch mehr Leser bekommt, was einen blogger eigentlich wenig interessieren sollte.
Wer wegen Leser schreibt, schreibt Sachen um mehr Leser zu bekommen, nicht was er wirklich denkt. Damit verliert er automatisch die Brillianz die ben meinte. Aber das ist meine eigene Ansicht darüber. Eine generelle politische Plattform auf der Leute zielgerichtet schreiben ist was anderes. Wenn ihr es schafft davon den Begriff des bloggers zu trennen, und dem ganzen ein davon unabhängiges Gesicht zu erreichen, – keinerlei Einwände.
Februar 26th, 2010 at 22:01
@ antiferengi und epikur (und alle anderen interessierten teilnehmer dieser debatte):
Liebe Kollegen, es geht uns ja eben um die “gemeinsame Plattform” und ein Projekt, in dem wir gemeinsam unsere Kräfte bündeln können. Es stellt sich unseres Erachtens nicht die Frage “Individualblog oder “Gemeinschaftswerk?” bzw. “Individuum versus Kollektiv”, denn wir wollen zwar versuchen, das, was wir “ernsthaft” schreiben, in ein Kollektivwerk einzubringen, da uns die Zeiten dies zu gebieten scheinen, aber – einige von uns werden auch weiterhin ihre eihenen Blogs behalten und weiter “Persönliches” dort schreiben. Auch wenn wir uns zunehmend – im Sinne von “Gegenöffentlichkeit” – zunehmend journalistisch betätigen wollen, werden wir doch stets auch Blogger bleiben und die Individualität anderer wie auch unsere eigene achten.
Wir sind Bürger UND politisch bewußte Blogger, weshalb wir uns entschlossen haben, gemeinschaftlich unseren Teil an Verantwortung zu übernehmen.
Was hier, wie ich finde etwas unpräzise, als “Cross-Blogging” bezeichnet wird (Artikelsharing oder Crossposting fände ich treffender), bietet in unseren Augen zwei Vorteile: Erstens bieten die größeren von uns kleineren Bloggern oder Autoren ganz ohne eigenes Blog die Möglichkeit, ein breiteres Publikum mit ihren – oft sehr lesenswerten – Texten zu erreichen. Zweitens ist es die Vorstufe zu einer künftigen gemeinsamen Redaktion und die Erprobung unserer “Teamfähigkeiten”. Auch wir müssen ja ein wenig unsere Egos zurückstellen, wenn wir uns gemeinsam für eine Veränderung einsetzen wollen :-)
Solidarische Grüße
Frank
Februar 27th, 2010 at 00:10
Um das für mich zu einem vorläufigen Abschluß zu bringen:
Die in dem Kommentaren vorgebrachten Ansichten bestätigen meine Vorüberlegungen und machen mir deutlich, daß ich selbst noch eine Weile brüten muß über Möglichkeiten, die über Feynsinn, wie es jetzt ist, hinausgehen.
Eine weitere Entwicklung ist aber keine Sache von Wochen, ich denke da eher in Jahren.
Klarer geworden ist mir, daß meine Skepsis gut investiert ist.
Die Forderung nach einem Konzept – oder mehreren, wie sie hier auch betont wurde, halte ich für absolut berechtigt.
Was noch zu wenig zur Sprache kam, ist eine nur angenommene politische Linie, die “man” gemeinsam verfolgen könnte. Die sehe ich nämlich noch nirgends.
Schließlich ist die zumindest geäußerte Einsicht, daß es eines entwickelten Teamgeists bedarf, ein zentrales Problem. Ich habe reichlich berufliche Erfahrung mit Teambuilding und der Notwendikeit sowohl fähiger Teamleader als auch elaborierter Organisationsstrukturen. Um es salopp zu sagen: Es gibt den Punkt, wo der Krümel zu schweigen hat, wenn der Kuchen spricht. Ich glaube nicht, daß ich mit dieser Auffassung mehrheitsfähig bin, geschweige denn, daß sich die Optimisten klar machen, was das bedeutet.
Irgendwie zusammenarbeiten wird nur zu Frust und Zerwürfnis führen. Ich wünsche allen Erfolg, die es dennoch versuchen, man wird mich aber von der Zuversicht in engagierte Experimente nicht überzeugen können.
Februar 27th, 2010 at 00:35
Kommt drauf an ob du als Krümel zurechtkommst :P
Nein, ernsthaft, das ganze ist ein Langzeitprojekt. Wir müssen mal sehen, wie sich das entwickelt. Experimentell werden wir die Linie auf jeden Fall weiterführen.
Februar 27th, 2010 at 00:38
Immerhin hast du in bezug auf mich das Problem erkannt ;-)
Februar 27th, 2010 at 03:21
Natürlich haben wir alle unterschiedliche politische Meinungen und Überzeugungen, keine Frage.
Aber schauen wir uns doch auch einmal an, was uns Blogger eint: wir sind wohl fast alle für eine Alternative zu der Politik, wie sie derzeit betrieben wird, und ich glaube, man kann festhalten, dass diese in einem linken Spektrum liegt. Wir sehen alle, dass die Mainstream-Medien größtenteils ihre Unabhängigkeit, ihre Ausgewogenheit und ihre Seriösität verloren haben. Die derzeitige Berichterstattung ist klar von einer politischen Linie dominiert, die wir gemeinsam ablehnen. (Diese Gemeinsamkeiten mögen vielleicht nicht viel erscheinen, doch bietet sie, denke ich, eine gewisse Basis für ein gemeinsames Auftreten – und ich denke auch, dass dies zumindest in gewissen Maßen notwendig ist.)
Deshalb wollen wir, wie schon öfter erwähnt, eine Gegenöffentlichkeit schaffen, wir wollen Themen, Analysen und Meinungen darstellen, die im derzeitigen System unterrepräsentiert sind. Und ich denke, wir würden es alle auch gerne haben, wenn wir damit viele Menschen erreichen könnten. Das dies nicht zum Selbstzweck werden darf, ist klar. Aber ich sehe auch um ehrlich zu sein nicht, wie es das sollte, ich glaube nicht, dass man sich sozusagen inhaltlich dem “Massengeschmack” anpasst (wenn man das wollte: hey, warum bewerben wir uns nicht alle bei Springer?), falls man auch manchmal Texte von anderen Bloggern oder bei anderen Bloggern veröffentlicht. Wenn man seiner Linie treu bleibt, warum sollte das ein Schaden sein? Und wenn man den selben Text schon einmal gelesen hat: na und, man muss ihn doch nicht noch einmal lesen.
Letzlich sollten wir uns die Frage stellen: wollen wir mit dem Bloggen, mit der Kritik an der derzeitigen Politik, an den Medien, an dem gesellschaftlichen System, zumindest versuchen, etwas erreichen, und die Möglichkeiten, die sich uns bieten, etwas zu erreichen, voll nutzen und auch ausweiten. Das die Ansichten, welche Mittel dazu nützlich sind, auseinandergehen, sehe ich absolut ein. Doch auch gerade ein Pluralismus von stärker zusammenarbeitenden und vielleicht stärker eigenständigen Blog kann ja auch eine Chance bieten, das heruaszufinden.
P.S.: Flatter, ich schätze deine Texte und Meinungen wirklich sehr. Ich glaube, auch du schreibst durchaus mehr als ein einfaches Tagebuch ;-)