Billig und unproduktiv: Die Zentralredaktion, die Deutsche Bank und die Zukunft der Arbeit
Posted by flatter under Journalismus , WirtschaftKommentare deaktiviert
22. Feb 2010 0:38
Was die Deutsche Bank unter “Volkswirtschaft” versteht, wird immer dümmer, die Linie bleibt allerdings erkennbar: Arbeit soll sich nur für eine kleine Kaste höherer Angestellter lohnen – und natürlich für Kapitaleigner. Für den großen Bodensatz gilt: Viel arbeiten, wenig verdienen. Unproduktive Jobs fordert der Herr Mayer von der Deutschen Bank. Irgendwer in Deutschland soll sich Leute leisten können, die den Rasen mähen. Derweil sollen die anderen Europäer, vor allem die, denen eh nicht mehr zu helfen ist, produktiver werden und auf Export setzen. Natürlich mit niedrigen Löhnen, so wie Deutschland das vorgemacht hat. Man möchte sich die Stirn in Scheiben hauen.
Die Vorlage der Interviewer, die Löhne um fette zwei bis drei Prozent zu erhöhen, ist ihm “zu einfach”. Warum, das verrät er nicht. Und wird auch nicht danach gefragt. Überhaupt ist da ein kondebiles Gespann am Werk, das weder Probleme definiert noch ernsthaft Lösungen erörtert. Robert von Heusinger, den ich sonst durchaus schätze, macht sich zum Deppen vor einem vermeintlich unantastbaren Experten. Wenn er das nicht besser kann, sollte er keine Interviews mehr führen. Seine neue Rolle in der Zentralredaktion der du Monts könnte in einer Selbstdemontage enden.
Die armselige Veranstaltung dieses “Interviews” ist der FR nicht würdig, es ist eine Orgie neoliberaler Plattitüden.
“Ja, die Arbeitsmarktreformen waren erfolgreich“; “Ich habe überhaupt nichts gegen Kombi-Lohnmodelle und bessere Zuverdienstmöglichkeiten“; “Die Wettbewerbsfähigkeit kann man in einer Währungsunion nur verbessern, indem man die Produktivität steigert, oder die Nominallöhne senkt.”
Zum Teil sind die Äußerungen Mayers widersprüchlich, zumal niemand ihn fragt, wie eine Binnennachfrage mit “Kombilöhnen” auf die Füße kommen soll. Die Frage nach einer Erklärung für die “Saldenmechanik” wird mit zwei Sätzen abgefrühstückt:
“Wenn ein Land einen Exportüberschuss aufweist, muss der Rest der Welt ein Handelsbilanzdefizit haben. Denn der Saldo aller grenzüberschreitenden Transaktionen ist immer null.”
Ganz großes Expertenwissen!
Mayers Eingeständnis zum Auftakt, daß die Fixierung der deutschen Wirtschaft auf den Export nicht richtig war, ist wohl das Zückerchen, mit dem sich Heusinger und Roth haben abspeisen lassen, sodaß es für den Rest halt nur noch Kamelle aus dem Phrasensack gibt. Es kommt nicht einmal das Bemühen um ein Verständnis der Lage auf, geschweige denn ein kritisches Nachhaken. Wie zum Beispiel das gescheiterte Exportmodell überhaupt funktionieren soll in Ländern, die gar keine Infrastruktur dafür haben, wäre wohl das Mindeste, das hätte geklärt werden müssen.
So endet das Spiel “Frag mich nichts, dann sag ich nichts” denn auch als Cliffhanger, dessen marktwirtschaftlich freier Fall den Zuschauern nicht mehr zugemutet wird:
Die Staatsknete sei verschossen und wir könnten nicht noch einmal das Defizit verdoppeln, erklärt Mayer. Dazu die Qualitätsjournalisten:
“Weil wir das Geld den Banken geben mussten.”
“Hier schweige ich besser“, ist die zynische Abfuhr des Leistungsträgers, der weiß, daß er sich vor diesen sportinvaliden Sparringspartnern nicht verantworten muß. Sie wollen schließlich gar nicht, daß ihre Leser auch nur der Hauch einer Erkenntnis anweht.
Solche geistige Windstille bildet also die öffentliche Meinung. Für eine Zeitung, die sich jüngst als ein rarer Lichtblick im unkritischen Medienzirkus erwiesen hat, eine einzige Schande.
Februar 22nd, 2010 at 09:35
Auch ich schätze Feynsinn ansonsten sehr, doch diese Kritik ist mir zu simpel. Erstens: Feynsinns “Zuckerhütchen” ist für meinen Geschmack sensationell. Das Exportmodell zu kritisieren, trauen sich in Deutschland nur kritische, linke oder keynesianische Ökonomen. Dass das neue Schwergewicht, Mayer, das ausspricht, ist für die deutsche VWL-Debatte ein echter Fortschritt!!!!
Zweitens laufen gerade zwei aktuelle VWL-Debatten: Einmal Griechenland. Da hatte die FR unlängst Hankel gebracht, der die Demokratiefrage stellt und Griechenland den Austritt aus der Währungsunion empfiehlt samt eines Moratoriums. https://www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=2322932&
Die andere Seite des Spektrums vertritt Mayer, der den harten (und wie ich glaube ungangbaren) Weg empfiehlt.
Und zum anderen debattiert die Republik gerade über Hartz, Mindestlöhne und Niedriglohnbereich. Da ist die FR klar positioniert, plädiert seit Jahren für einen Mindestlohn. https://www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=2323733&
Mayer dagegen vertritt hier wiederum genau die andere Seite des Spektrums und glaubt, dass nochmehr Niedriglohnsektor helfen kann. Würde man alle VWL-Profs Deutschlands befragen, ist Mayer wahrscheinlich bei dieser Frage immer noch in der Mehrheit.
Soweit so gut. Was muss eine Zeitung leisten? Aufklärung. Dem Leser alle relavanten Positionen, Denkrichtungen anbieten. Ihn nicht indoktrinieren. Mich würde eine Zeitung langweilen, in der jeder immer dasselbe sagen und schreiben muss.
Wenn man es jetzt gut mit Feynsinn meint, und ihm diesen Wunsch nach langweiliger Zeitung gar nicht unterstellt, sondern lediglich seinen Wunsch akzeptiert, dass wir das Thema Niedriglohnsektor hätten ausdiskutieren müssen, dann kann ich nur zwei “Entschuldigungen” für seinen Furor anbieten: Zum einen wollte ich mit Mayer die Saldenmechanik debattieren, den Lesern klar machen, dass das Defizit Griechenlands auch auf den Überschuss Deutschland zurückgeht. Zum anderen hätte man das Interview dann doppelt so lang machen müssen. Das wäre für meinen Geschmack nicht gerechtfertigt gewesen, zumal Mayer ein Experte für Makro, Geld und Kapitalmärkte ist, nicht aber für den deutschen Arbeitsmarkt.
So long,
Robert Heusinger
Februar 22nd, 2010 at 10:42
Ich habe dieses Heusinger-Mayer-Ping-Pong bis zu dem Punkt gelesen, an dem der Chefvolkswirt gegen den Ticketautomaten Humankapital in Stellung bringt. Das ist sowas von erhaben, dass ich erheben musste. Um meine Bauchmuskeln etwas zu dehnen.
Nein, ich weiß wirklich nicht, wie es von da aus weitergeht durchs Hirngespinstgestrüpp. Lasst mich raten. Ordert der Chefvolkswirt bei der Zeitarbeit OHG moldawische Möbeltischler, die den Automaten in einen symbolischen Holzverschlag sperren? Wird alsdann ein zweiter, nach vorn und oben offener für den Ticketverkaufspraktikanten gebaut? Oder muss dieser bei der Deutschen Bahn AG auf eigene Rechnung einen Schalter mieten? Fragen über Fragen. Wie geschaffen für die Management-Consult-Industrie.
Brillant auch die Idee des Zeitungsverlages mit der Fliegende Reporter GmbH und dem Konstrukt einer Zentralredaktion. Klingt ein bisschen (ein kleines) nach Zentralkomitte. Könnte somit von der katholischen Kirche für ihre Hausnichtmitteilungen übernommen werden. Bitte weisen Sie solche Gedankenverbindungen aufs schärfste zurück, Herr Neven DuMont.
Februar 22nd, 2010 at 10:45
An Zentralredaktion:
Irgendwo da oben fehlt ein mich.
Februar 22nd, 2010 at 11:06
@Robert von Heusinger:
Was den “Furor” angeht, lassen wir die Kirche im Dorf. Ich war schon schlimmer.
“Doppelt so lang” hätte das Interview werden müssen? Dann wäre es vielleicht aus meiner Sicht ein Gutes geworden. Denn Hand aufs Herz: Weiß der Leser jetzt mehr über Saldenmechanik? Mich hat das Interview gerade deshalb geärgert, weil eben kein wirklicher Kontext entsteht und in den Weiten des Raums die Weisheiten der Niedriglohn-Fraktion umso greller hervorstechen.
Nein, ich will keine Indoktrination, nicht einmal wesentlich mehr Meinung. Ich möchte Reibung und Widerspruch. Das würde ein Interview sicher nicht langweilig machen. Das einzige, was ich mir vorwerfen lassen muß: Ich weiß nicht, was man tun (und vor allem lassen) muß, um die “Interviewpartner” nicht entgültig zu vergrätzen. Ich “weiß” nur, daß man es evtl.
riskieren sollte.
Februar 22nd, 2010 at 11:12
@snozin(3): Danke für das Suchspiel. Ich kann es nirgends Unterbringen, dein “mich”. Darf ich dir im Gegenzug ein Du anbieten?
Februar 22nd, 2010 at 19:01
ähem –#2,3,5
dass ich (mich) erheben musste.
Gottseidank musste er sich nicht übergeben.
Februar 22nd, 2010 at 19:27
@ Robert v. Heusinger
…das neue Schwergewicht, Maier…
Wie gewichten Sie? Nach der nach unten offenen Elite-Skala? Dann ist nach erstem Eindruck der Chefvolkswirt Maier kein Schwergewicht, sondern wie sein Vorgänger Walther ein Gigant.
Februar 22nd, 2010 at 19:29
in #4
“…Ich weiß nicht, was man tun (und vor allem lassen) muß, um die “Interviewpartner” nicht entgültig zu vergrätzen.”
Ich halte das für ein ernsthaftes Problem, vor allem wenn ein Journalist als Interviewer UND Kommentator tätig ist, wie eben auch Heusinger.
Das ist ein Vorteil der Blogger.
Der Interviewer müsste allerdings die richtigen Fragen stellen.
Mayer:
“Mir gefällt das Bild, dass die einen Länder eine Party feiern, und die anderen Länder den Caterer, den Koch und Kellner geben. Der Caterer hat ein Problem, wenn der Partygast pleite ist.”
Nu ja. Das ist mir als Nicht-Volkswirtschaftler seit Maastricht bekannt.
Und: wieso hat der Lissabon-Vertrag hier keine entsprechenden Klauseln?
Fragen an Mayer:
a) Seit wann ist es ihnen klar/bekannt, dass es potentielle Pleitekandidaten in er EU gibt?
b) stimmt es, dass deutsche und französische Banken ‘(87 Milliarden Euro) an Krediten an Griechenland ausgereicht, wie das „Wall Street Journal“ berichtete.’?
https://www.welt.de/wirtschaft/article6431658/Griechenland-Pleite-wuerde-deutsche-Banken-treffen.html
Mit wieviel ist die Deutsche Bank dabei?
c) wurde die DB diesbezüglich bei der Politik vorstellig? Wenn ja: Wie?
Was wir brauchen, sind öffentliche Anhörungen, wo Ackermann und Konsorten auskunftspflichtig sind.
Februar 22nd, 2010 at 19:41
ad meine #8.
Den Knaller habe ich vergessen:
Wie passt es zusammen, dass die DB Griechenland einerseits als potentiellen Pleitekandidaten sieht, andererseits -ähem-(Ackermann) ‘geringfügige’ Kredite in geschätzt 20-30Mia€ an diesen Kandidaten ausreicht?
Darf man fragen, wie die Konditionen waren?
Vermutliche Antwort:
Das wird nicht passieren. Notfalls leisten wir die Lobbyarbeit bei unseren Freunden von der CDU/CSU/FDP, dass sie sich für Eurobonds stark machen. Das Problem wird dann umgelegt.
In gewisser Weise haben wir uns zu Lobbyarbeit pro Griechenland verpflichtet, und dadurch einen angemessen höheren Zins verlangen können.
Wir haben uns da die Arbeit mit unseren Freunden bei Goldman Sachs geteilt.
Februar 22nd, 2010 at 19:49
@groo
Genau diese Fragen würden mich auch interessieren.
Die Presse sollte kein Freund von irgendjemanden sein, sondern sich immer für die Klärung der schwarzen Löcher interessieren.
Wenn diese sich beleidigt zurückziehen, waren es immer die richtigen Fragen….
Februar 22nd, 2010 at 19:50
@ flatter
Mein Halbschwiegersohn, der seit Jahren keine andere Anrede kennt, brachte neulich gegenüber mir und meiner Tochter einen Trinkspruch aus, ließ es klirren und sagte zu uns gewandt: “Aufs Du!”
@ Groo
Danke für die Gehhilfe auf dem Weg nach oben. Und die Schüssel, die du bereit gehalten hast.
Februar 22nd, 2010 at 19:54
@Snozin #2
Leute wie Mayer haben mutmasslich NULL Ahnung von realwirtschaflichen Prozessen.
Sein Ticketautomatenbeispiel ist das schlagende Beispiel dafür.
Andererseits haben sie von CDS, CDO, CDO-squared auch keine Ahnung.
Ihre Aufgabe ist, Stimmungen zu produzieren und zu Netzwerken.
Ich habe Norbert Walter (sein Vorgänger) einige Jahre zugehört. War interessanterweise ein Bär. Woraus ich schliesse, dass die DB sich Chefvolkswirte als eine Art Hofnarren hält.
Februar 22nd, 2010 at 20:22
etwas VT und ganz leicht off-topic:
Die EU-Verfassug wurde unter der Regie von Giscard D’Estaing mit tatkräftiger Hilfe durch den ERT ( https://de.wikipedia.org/wiki/European_Round_Table ) geschrieben.
Das sind im wesentlichen die Firmen im EUROSTOXX.
Dass eine Rausschmissklausel nicht im Sinn der Banken sein konnte, sollte heute sonnenklar sein.
Die Banken, die Kredite an Ungarn, Litauen, Lettland, die PIIGS en masse vergaben, mussten das verhindern, da sie sonst auf ihren schlechten Risiken sitzenbleiben würden.
Die Gross-Strategen ahnten wohl, dass dadurch Druck auf eine politische ‘Einigung’ etsteenh würde.
So wie es heute ausschaut, wird es ein ‘südliches Potektorat’ geben, mit reichlch aufmüpfigen EU-Bürgern zweiter Klasse.
Aber was schert das einen Banker.
Die Gross-Visionäre wie Kohl sollte es doch scheren, da sie als Väter einer Missgeburt in die Geschichtsbücher eingehen, die mangels Zukunft wohl nie mehr geschrieben werden.
Februar 22nd, 2010 at 20:25
@#13
sorry für die Tippfehler. Muss mal meine Tastatur rausschmeissen. Habe sonst keine Sklaven, auf die ich das schieben könnte.
Februar 22nd, 2010 at 20:37
Vergleicht man das Interview mit dem, was in der FAZ (immernoch) so erzählt wird, dann sehe ich da schon einen erheblichen Fortschritt. Insbesondere das Anerkenntnis, dass Deutschland von der Export-Politik außer einem tollen Kreditrating nichts hatte, ist eine wichtige Erkenntnis, die im deutschen Stolz gerne untergeht. Die Bezeichnung als Kellner finde ich in dem Zusammenhang besonders schön.
Aber das kann nicht davon abhalten, die Niedriglohnpolitik als Wurzel der meisten Übel zu benennen.
Februar 22nd, 2010 at 21:26
Noch’n Kommentar:
…
“Wenn ein Land einen Exportüberschuss aufweist, muss der Rest der Welt ein Handelsbilanzdefizit haben. Denn der Saldo aller grenzüberschreitenden Transaktionen ist immer null.”
Ganz großes Expertenwissen!
…
Wenn man sich ein bisschen mit der Materie beschäftigt (ich als dummer Ingenieur)
kommt man darauf, dass zB D innerhalb der EU einen gezielten Inflationskurs gegenüber der Rest-EU fahren hätte müssen.
Also NICHT ein fixes EZB-Inflationskriterium, sondern eine dem MITTEL der FAKTISCHEN EU-weiten Inflation nachgeführte Inflation.
Diese Inflation müsste dann einer G20-Inflation nachgeführt werden, um globale Ungleichgewichte sich nicht entwickeln zu lassen.
Das ist absurd!
Nicht ganz so absurd, wie das was wir jetzt haben, aber immerhin.
Die Yuan-Dollar-Bindung ist ebenso absurd, und bringt letzlich sowohl den Gläubiger wie den Schuldner um.
Irgendwann wird ein ‘Genie’ auftreten, das verkündet, dass Währungsgrenzen an Lebensart-Grenzen sein sollten.
Vorwärts in die Vergangenheit!
Die Absurdität enstand durch das Bedürfnis der international Handelnden (Firmen),keine Währungssicherungsgeschäfte Land -für-Land mehr treiben zu müssen. DM-Lira-Drachme-Peseta etc. .
Verständlich.
Dem Normalbürger wurde das schmackhaft gemacht, dass man sagte: EINE Währung, EU-weite Vergleichbarkeit, keine Börse mit soviel Fächern wie Länder.
Dass das kurzsichtig war, erkennen wir heute mit grossem, aber erwartbarem Schrecken.
Die Regel müsste heissen: EINE WÄHRUNG JE LEBENSART, und nicht umgekehrt.
Mein Einwand zur Zeit Maastricht war: Wird nur funktionieren, wenn die Italiener zu Deutschen werden, und umgekehrt.
Das notwendige Programm wäre NICHT politische Union zuerst, dann monetäre, sondern VEREINHEITLICHUNG DER LEBENSARTEN, DER RECHTSSYSTEME, DER WEERTE.
Und wer will das wirklich?
Damit das nicht zu einem Roman ausartet, stoppe ich hier.
You see the Problem.
Die Lösung wird so teuer werden, dass uns noch die Augen einen Zentimeter aus den Höhlen quellen werden.
Februar 22nd, 2010 at 21:40
@Groo
Ich uebernehme die volle Verantwortung!
Sehr interessante Diskussion fuer einen Laien. ^.^ b
Februar 22nd, 2010 at 21:41
->14. @Groo
Ich uebernehme die volle Verantwortung!
Februar 22nd, 2010 at 21:52
@bojenberg
You saved my day.
Februar 22nd, 2010 at 22:02
Keine Ursache! Hab schon die Verantwortung fuer den ersten Golfkrieg uebernommen. Bis Heute hat sich noch keiner gemeldet, um mich zur Rechenschaft zu ziehen!
Ups. OT! Des gibt Haue vom Chef!
Februar 22nd, 2010 at 22:19
Yep.
Wir brauchen jede Menge professioneller Verantwortungsträger.
Schneeschipper: 1€/h
Risiko: ??
Finanzakrobaten: 30mio €/y
Risiko: 1Mio/Fall für Spitzenjurist, macht 29Mio/y netto.
Rest von der Steuer absetzbar.
Schaden: In nach oben offner Höhe vom Steuerzahler einforderbar.
Noch Fragen, Kienzle?
Februar 22nd, 2010 at 22:39
@Tarantoga: Was in der FAZ “so erzählt wird”, ist durchaus unterschiedlich. Die FAZ ist für eine erzkonservative Postille mitunter ziemlich vorneweg.
Die FR is freilich etwas völlig anderes. Heusinger weist in seinem Kommentar ja zurecht darauf hin, daß dort eben nicht die neoliberale Trommel geschlagen wird. Im Gegenteil muß man konzedieren, daß Qualität dort noch etwas zählt – die auch Robert von Heusinger auszeichnet.
Insofern mag es durchaus ungerecht erscheinen, wenn ich ihm und der FR eine reinreiche, weil ich mehr erwarte. Woanders wäre mir ein solches Interview gar nicht aufgefallen. Bei SpOn etwa würde es noch zu den besseren zählen.
Februar 22nd, 2010 at 23:18
@flatter #22
Kann ich aus Deinen Kommentarpräferenzen schliessen, dass ich hier nichts beizutragen habe?
Ich bin schnell weg.
Kein Problem.
Februar 22nd, 2010 at 23:38
Da kann ich flatter nur zustimmen!
Was der Herr von Heusinger da abgeliefert hat, liest sich schon wie ein Bunte-Interview. Wir sind von ihm und der Zeitung für die er schreibt andere Standards gewöhnt. Also was soll das, sollte man Heusinger nochmals fragen, was ist los in der FR? Ist es der Druck von DuMont?
Februar 23rd, 2010 at 00:29
@16 Ingenieur Groo
Da ist aber das Wunschdenken zum Konstrukteur des Systems geworden.
Lieber Groo, das System schmiert ab, ist an seine “materiell bedingten Grenzen” geraten. Es freute mich, wenn Sie darüber mal den vortrefflichen Aufsatz von Karl Marx in seinem dritten Band des Kapitals lesen, unter dem Titel “Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate”.
Viel Spass dabei, ich denke schon daß ich von Ihnen dann Zustimmung erhalte!
Es was verkehrt,
mit dem Mehrwert………;-)
Februar 23rd, 2010 at 01:32
@Groo:
Du darfst davon ausgehen, daß ich Kommentare kommentiere oder nicht. Am liebsten solche, die sich mit dem Artikel befassen.
Du kannst dir ja beizeiten einmal Gedanken machen, wieviel Arbeit ich hier für umme investiere. Ist nicht genug genug? Versuch’s halt woanders.
Februar 23rd, 2010 at 08:08
@carlo
Immer diese Verschwörungstheorien! Echt albern. Ich kenne Thomas Mayer seit 1996, habe damals bei der Börsen-Zeitung gearbeitet und nicht in DuMonts Reich. Habe Mayer auch in der ZEIT als Quelle genutzt und zitiert, als er erst noch bei Goldman später bei der Deutschen war. Auch die ZEIT gehört nicht zu DuMonts Reich. Und seit ich dann bei der FR angefangen habe, habe ich Mayer nun zum vierten mal interviewt. Im Dezember 2007 (leider kein Link verfügbar) sagt er vor allen anderen deutschen Volkswirten, wie sich die Krise entwicklen wird, dass es katastrophal wird. Hier schimpft er im Sommer 2008 auf die EZB, die die Zinsen wider alle Vernunft erhöht hat. https://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1588782_Zentralbank-muss-die-Zinsen-senken.html Hier rechnet er im März 2009 mit dem Stabilitätspakt ab, der der Krise nicht gewachsen ist. https://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1680086_Eigener-Waehrungsfonds-fuer-Europa.html Und weil Euch diese Meinungen bislang passten, wars in Ordnung. Jetzt sagt Mayer etwas zur Lohnpolitik in Deutschland, was Euch nicht passt und schon wird daraus eine Verschwörung, huhu DuMont, DuMont übt Druck auf Journalisten der FR aus. Echt unterirdisch!!!
Ihr Robert Heusinger
Februar 23rd, 2010 at 10:46
Wer genau sind denn jetzt “Ihr”? Es läuft ein weinig auseinander hier.
Da ich auch das böse Z-Wort erwähnt habe, will ich einmal kurz erklären, warum:
Es wäre noch zu früh, sich aus Lesersicht zu den Resultaten der Umstrukturierung zu äußern. Ich persönlich glaube nicht, daß eine Zentralredaktion beeinflussbarer ist als eine Einzelredaktion – die Wirkung wäre freilich größer. Und dann ist es natürlich so, daß man den dortigen Redakteuren ein wenig genauer auf die Finger schaut. Selbstberständlich ist übrigens die Freude über ordentliche Arbeit leiser als die Kritik an schlechter. Das ist bei Lesern immer so, oder?
Faßt man die Frage von Carlo offen auf – “was ist da los?”, auch ganz unabhängig von diesem Interview, wird eine berechtigte Sorge ausgesprochen. Wird sich die FR ändern? Bzw. Was genau hat sich verändert? Daß man von weniger Personal keine höhere Qualität erwartet, dürfte verständlich sein.
Februar 23rd, 2010 at 11:36
@flatter
Nach wie vor akzeptiere ich nicht, dass das Interview “schlechte Arbeit” war. Im Gegenteil. Aber Ihre Einschätzung meiner Arbeits steht Ihnen selbstverständlich zu. Nur durch Kritik werden wir besser, auch durch ungerechtfertigte!!!
Zur Umstrukturierung: Die soll erst im April losgehen. Also kann man heute noch nichts merken.
Und wenn man dann was merken kann, soll es natürlich mehr Qualität, mehr Exklusivität, mehr Recherche sein. Das dürfen Sie dann gerne unter die Lupe nehmen und bewerten. Und weil ich es nicht schöner schreiben könnte als die Konkurrenz: Hier ein wohlwollender Artikel aus der FAZ. https://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E4CAC8C062C2F44979A5206903C157E10~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlenews
So long
Ihr Robert Heusinger
Februar 23rd, 2010 at 13:02
Zitat von Herrn Meyer:
“Ja, die Arbeitsmarktreformen waren erfolgreich und haben viele weniger produktive Menschen in den Arbeitsmarkt integriert.”
Und da habe ich ganz spontan aufgehört zu lesen, ehe ich hier meinen Arbeitsplatz vollkotze. Den Satz, daß die Dienstleistungen hier immer noch zu teuer sind, habe ich noch zwischen die Augen bekommen.
Herr Meyer mag weiter oben im Artikel durchaus Richtiges geäußert haben, aber mit dieser Aussage hat er den Vogel abgeschossen.
Februar 23rd, 2010 at 14:04
@Robert von Heusinger:
Daß wir das Interview unterschiedlich bewerten, ist ja ganz offensichtlich. Die Wortwahl meinerseits mag mit Recht zurückgewiesen werden, die Kritik an der fehlenden Kontext-Arbeit kann ich allerdings ebensowenig als “ungerechtfertigt” durchgehen lassen wie die Forderung nach mehr Widerspruch.
Dieser Dissens bleibt dann wohl bestehen.
Dank einstweilen für die offene Diskussion!
Februar 23rd, 2010 at 17:59
@27 Robert von Heusinger
Warum unterstellen Sie uns und mir verschwörungstheoretische Ansätze? Wenn es denn nun, wie Sie selbst sagen, keinen Druck von DuMont gibt, nenn ich es halt einen Ausrutscher in vorauseilender Anpassung. Veränderungen in Stil, Orientierung und inhaltlicher Gewichtung der FR werden mir ja nicht verborgen bleiben. Sehn wir mal weiter. Wäre die FR mehrheitsanteilig doch nur in der Gerold-Stiftung verblieben!
Februar 23rd, 2010 at 19:18
@flatter: Was im Wirtschaftsteil der FAZ wirklich gut ist, sind die Interviews oder Beiträge internationaler Größen insbesondere zu den internationalen Finanzthemen. Auch in der Finanzkrise kamen die “avantgardistischen” Beiträge aus der FAZ. Aber was die Lohn- und Wirtschaftspolitik in Deutschland, nebst Stabilitätspakt etc angeht, ist die FAZ eine Propagandaabteilung einzelner Exportbranchen, die leider die Meinungsführerschaft haben.
Ich empfinde die Heusinger-Schelte übrigens auch als falsch. Heusinger ist ein echter Lichtblick deutscher Wirtschaftsredakteure, da kann man 1-2 fehlende Fragen verzeihen – zumal das ein Interview und keine Dokumentation einer Bekehrung sein soll.
Februar 23rd, 2010 at 19:57
Natürlich “kann man das verzeihen”. Ich mache Heusinger nach meinem Empfinden ja auch nicht nieder, sondern bescheinige ihm ausdrücklich eine m.E. schlechte Einzelleistung. Vielleicht hängt es ja am Begriff “macht sich zum Deppen”. Nach meinem Verständnis kann das nämlich nur jemand, der keiner ist. Einer vom Format Heusingers hätte Mayer dazwischen grätschen können. So wie ich Journalismus gern hätte, gar müssen.
Februar 23rd, 2010 at 20:28
Wäre das denn Journalismus, wenn der Interviewer predigt? Die Krux ist es wahrscheinlich, dass die Zeitungen die Leser und den Zugang zu anderen Meinungsführern haben, ihr Medium aber ungeeignet ist ein wenig Tiefgang und ernsthafte Diskussion zu entwickeln. Ich würde ein Streitgespräch zwischen Mayer und (sagen wir mal) Flassbeck lesen, gerne mit Zahlen und Formeln und viele Seiten lang. Aber in einer Zeitung wird es das wohl nie geben, schade.
Februar 23rd, 2010 at 20:30
Werter flatter,
Deinen freundlich verbrämten Platzverweis gegen mich respektiere ich natürlich.
Er hat mich zum -notwendigen- Nachdenken gebracht, worum es mir eigentlich geht.
Meine Beiträge erscheinen offenbar oft offtopic oder ‘Thema verfehlt’.
Nur Leute, die mich besser kennen, oder mir halbwegs seelenverwandt sind,
können mit meinen Denkbewegungen halbwegs umgehen.
Mein Fehler? Weiss nicht. Das entscheiden immer die Anderen, im vorliegenden Fall also Du.
Mir geht es um grössere Zusammenhänge, wobei ich die stringente Logik vieler Deiner Artikel sehr schätze.
Ich werde also weiter hier lesen.
Wenn Du mir eine Deutung Deiner Methode erlaubst:
Du greifst die täglichen Narreteien auf, und zerpflückst sie recht überzeugend.
Das ist eine stolze Leistung.
Was Du -aus mir unerfindlichen Gründen- nicht leistest, ist, einen grösseren Zusammenhang,
der natürlich nicht als VT auftreten sollte, vermeidest.
Ich halte das, Verzeihung, für eine spezifische Schwäche Deiner Methode, die Du durch eine wirklich stupende Stilistik kompensierst.
Ich mag das, praktiziere das selbst aber auf Blog/Kommentar-level aber nicht.
Vermutlich mein Fehler, da ein Blogbetreiber ganz spezifische Erwartungen gegen seine Kommentatoren hat, die ich nicht erfülle.
Der Artikel hier hat zumindest einen Heusinger veranlasst, sich in die Niederungen der Blogosphäre herunter zu begeben.
Da bin ich mit meinen -ähem- Ausfällen -die mir so erst nachträglich bewusst wurden- wirklich kein asset, mit dem sich Staat machen lässt.
Ich schätze Heusinger, und habe auch versucht, eine Kompromissthese zu formulieren.
(Kommentator/Interviewer, falls Dir das entgangen ist.)
—————-
Was MICH interessiert, sind die grösseren Zusammenhänge, die über den täglichen Wahnsinn hinausgehen, und die sind graduell abgestuft.
Mein Fehler ist offenbar die (Un)fähigkeit auch der Wohlgesonnenen, solche Sprünge, die für mich ‘natürlich’ sind, nachzuvollziehen zu können, und meine mangelhafte Fähigkeit, das zu
erkennen.
Was mich interessiert, ist zB sowas:
https://web.mit.edu/newsoffice/2010/multiple-universes.html?tmpl=component&print=1
Sowas diskutiere ich mit meinem Sohn der grade 20 ist.
Tatsächlich ist sowas ‘einfacher’ als gesellschaftliche Verwicklungen zu diskutieren.
—————–
Etliche Etagen tiefer/höher(?) sowas:
https://www.nakedcapitalism.com/2010/02/auerbackwray-memo-to-greece-make-war-not-love-with-goldman-sachs.html
Auerback hat, wie etwa Taibbi, den Level des episodischen Kommentierens oder devoten Interviewens, wie hier diskutiert, längst verlassen.
Da meine eigene Zeit auch begrenzt ist:
Viel Glück, und ich hoffe, dass wir keine Feinde werden.
Februar 23rd, 2010 at 22:08
@Groo:
Mal vorneweg: Es waren deine Worte “Ich bin schnell weg”, ich habe gar keinen Anlaß für einen “Platzverweis”. Und “Feinde”, omg, ich weiß gar nicht, ob ich welche habe, aber dazu bedarf es anderer Begegnungen.
Was die Zusammenhänge anbetrifft, so darfst du hier gern solche herstellen. Ob ich mich darauf einlasse, in eine Frage von Muße und Erwartung eines Austauschs, der mir bei der Gelegenheit fruchtbar erscheint. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, daß ich hier nicht genötigt werden möchte, mich auf alles einzulassen, das gerade jemanden umtreibt.
Größere Zusammenhänge stelle ich gelegentlich her, in Postings oder dem großen Ding, das du unter “Theorie” finest und zu dem sich noch niemand geäußert hat – was ich verstehe, das Ding hat ja quasi Buchformat.
Der eine hält’s mit Marx, der nächste kapriziert sich auf BGE, wieder andere auf Silvio Gesell. Ich kann halt nicht ständig alles diskutieren. Fühle dich also nich verscheucht, dränge mich nur bitte nicht.
Februar 23rd, 2010 at 22:16
@Tarantoga:
Es geht doch nicht um “predigen”, das haben wir ja schon in Talkshows. Ich glaube aber, daß ein Interview ein wenig auch von einer Diskussion haben sollte. Es läuft sonst eben oft darauf hinaus, daß der Interviewte sein Mantra betet – wie ich das bei Mayer auch lese.
Als Beispiel für eine solche Interviewtechnik mag sich der unerreichte Friedrich Küppersbusch eignen. Ich hoffe, noch selbst den einen oder anderen Versuch in Sachen Interview zu starten. Bislang fehlte dazu die Zeit, und es ist auch nicht leicht, an die Partner heranzukommen. Womöglich werde ich mich furchtbar blamieren und danach Abbitte leisten müssen.
Schließlich würde es mir auch durchaus gefallen, wenn meine provokative Kritik tatsächlich nicht nur Abwehr hervorruft. Daß Heusinger die Größe hat, den Handschuh aufzunehmen in einem eher irrelevanten Blog, hat meinen Respekt vor ihm sicherlich nicht geschmälert.
Februar 23rd, 2010 at 22:44
Ach, und noch eine kleine Andeutung zur Zentralredaktion:
Dort hat Brigitte Fehrle eine zentrale Position inne, wie ich lese. Sie wiederum hat sich hervorgetan als indoktrinierende Predigerin contra Links, wozu ich mich weiterer Bemerkungen enthalte, denn sonst würde ich aufhören zu bellen und fürchterlich beißen.
Februar 26th, 2010 at 20:32
Wir sollten uns bezüglich der FR keinen Illusionen hingeben.
Man lese mal hin. Sie hat bei weitem nicht das journalistische Format, dessen es heute wie gestern bedarf.
Das vom Autor ktitisierte Beispiel ist ein schlüssiges pars pro toto – DuMont besitzt mehr als nur diese eine Zeitung. Und das ist nicht gerade ein Zustand, der dem Gedanken einer freien Presse zuträglich ist. Wie man lesen kann.