Journalisten helfen Westerwelle gegen Asoziale
Posted by flatter under JournalismusKommentare deaktiviert
18. Feb 2010 12:01
Er trägt Mantel und Anzug von Hugo Boss. Seine leichte Champagnerfahne mischt sich mit dem Geruch schweren Parfums. Als er von der Willy-Brandt-Straße in die Brandstwiete einbiegt, sieht er die junge Frau mit den grell gefärbten Haaren und dem Piercing. Wie aufgescheucht rennt er auf sie zu, schlägt ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Siegelring hinterläßt tiefe Striemen.
“Du Scheißschlampe”, brüllt er, “es ist elf Uhr. Hast du keine Arbeit oder was? Wie du schon aussiehst! Kein Wunder, wenn du keinen Job findest. Früher hätten wir dich…”
Die sogenannten “Streifenbeamten” erleben das immer wieder hier, rund um das Verlagshaus des “Spiegel”:
“Die Redakteure dort sind sehr engagiert für den Sozialsstaat. Da gehen die Pferde mit ihnen öfter schon mal durch, wenn sie auf Leute treffen, die arbeitslos sein könnten.”
Die junge Frau hält sich ein Taschentuch vors Gesicht. “Ich bin doch gar nicht arbeitslos”, stammelt sie entsetzt.
“Dann sollten Sie besser nicht so herumlaufen wie die Asozialen”, rät die Beamtin, “nicht in dieser Gegend!”
Februar 18th, 2010 at 13:27
in solch kleinen erzählungen kommt oft mehr zum ausdruck als in einem essay, es sei denn, es handelt sich um einen essay mit kleinen erzählungen darin.
Februar 18th, 2010 at 13:41
Die Beispiele in dem Spiegel-Beitrag sind meiner Meinung nach schlichtweg falsch, da der Freibetrag von 240-350 Euro nicht berücksichtigt wird.
https://www.bildblog.de/16128/wie-sich-alle-mit-hartz-iv-verrechnen/
Leider plappern heute alle Medien diese Kieler IfW-Studie mit ähnlicher Tendenz nach. Im WDR-Radio kam gerade so ein Hör-Beitrag mit triefenden Schicksalen von Nagelstudiomitarbeiterinnen (“Ich habe immer schon gerne gemalt”), die angeblich weniger verdienen als Hartz-IV-Empfängerinnen, aber natürlich trotzdem heldenhaft richtig arbeiten gehen. Diese vorbildliche Einstellung darf in solchen Spin-Beiträgen natürlich nie fehlen!
Februar 18th, 2010 at 13:47
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=2625 [...]
Februar 18th, 2010 at 14:02
In dieser Gegend müssen Journalisten eben ihren Beitrag leisten, um den erkrankten Volkskörper zur Genesung zu Verhelfen. Nur so können wir uns auf dem globalen Arbeitsmarkt als Nation bewähren! Es ist nur RECHT und BILLIG!
Februar 18th, 2010 at 15:35
Hallo
ich hab mich immer schon gefragt wie es zu den großen deutschen und von ihnen verursachten Katastrophen kommen konnte: ZB Bauernkrieg, 30 jähriger Krieg, 1. Weltkieg, 1933 und der Krieg 1939. Langsam beginne ich zu bergreifen wie es zu so etwas kommen konnte. Ganz tragisch sind im Moment die Medien, parallelen zu den 30er sind unverkennbar. Sehr interressant die ZEITUNGSZEUGEN, dies sind Nachdrucke der NAZIPROPAGANDA.
Medien die die mächtigen nicht mehr kritisch vorführen ( 4. Gewalt )haben keinen Sinn allenfalls als billige Fastfood UNTERHALTUNG:
grusss georg
Februar 18th, 2010 at 16:06
Oh, oh, jetzt trau ich als junge Hamburgerin mich aber nicht mehr in Richtung Hafen… wenn man dort solch gruseligen Gestalten begegnet.
Da hilft es wohl auch nicht, keine Piercings zu haben, der fehlende Stallgeruch allein reicht bestimmt schon um einen Satz “Asozialenhaue” zu kassieren. Ob wohl eine Flasche Aldisekt den Champagnergeruch zu imitieren vermag?
Februar 18th, 2010 at 16:30
Dieses Blatt nähert sich mit Riesenschritten der journalistischen Jauchegrube, in der sich die Bild sonst suhlt. Abgesehen von schlampiger Recherche (siehe Kommentar von “Gerhard Schrödibär”) nutzen die jetzt auch das typisch beknackte Bild Vokabular. “Hartz-IV-Forscher” ist genau so bescheuert wie “Busen-Blitzer” oder “Nippel-Alarm”.
Eigentlich fehlen nur noch nackte Mädels, die wahlweise “Anika (26), Apothekerin”, “Janine (22), Polizistin” oder “Chantal (19), Zahnarzthelferin” heißen.
Februar 18th, 2010 at 16:50
Ich finde das zum Heulen.
Das ist Wirtschaftsfaschismus.
https://www.rote-ruhr-uni.com/cms/IMG/pdf/Kratke_Neoklassik-Kritik.pdf
https://www.rote-ruhr-uni.com/cms/IMG/pdf/Buttner_Die_Nutzlosigkeit_der_neoklassischen_Nutzenlehre.pdf
Sie haben Millionen ihrer Studenten einer Gehirnwäsche unterzogen.
Februar 18th, 2010 at 17:40
@georg:
Man kann sich des Eindrucks manchmal nicht erwehren, dass in vielen Deutschen (zum Glück nicht in allen) eine Anfälligkeit für faschistoide Parolen und Hetzerei steckt. Ebenso auch zum fatalen Zwang, etwas besseres sein zu wollen und, wenn man seine eigene Jämmerlichkeit erkannt hat, gnadenlos nach unten zu treten, weil man meint, sich auf diese Weise abzugrenzen. In Zeiten wie diesen, wo es vielen und immer mehr Menschen schlecht geht und kein Ende absehbar ist, scheinen diese Eigenschaften des “hässlichen Deutschen” besonders zutage zu treten. Besonders enttäuschend und gleichzeitig entlarvend ist die Rolle, welche die Presse in dieser Hinsicht spielt. Mal wieder.
Ich frage mich in letzter Zeit immer öfter, in was für einem Land ich eigentlich lebe.
Februar 18th, 2010 at 18:18
@Andreas (7)
Die SPON-Mädels werden zukünftig dann wohl so untertitelt:
“Claudia (19) verdient als Nageldesignerin zu wenig, um sich anständige Kleidung zu kaufen. Aber Hartz4 kommt für die süße Brünette dennoch nicht in Frage”…
Februar 18th, 2010 at 18:20
Es gibt eine Kampagne die zwischen verschiedenen Medien abgesprochen wurde.
https://www.ftd.de/politik/europa/:vergleichsstudie-oecd-gibt-westerwelle-recht/50076451.html?page=2
“Langzeitarbeitslose mit Familie haben einer Studie der OECD zufolge trotz der Hartz-Reformen wenig Anreize, sich einen Vollzeitarbeitsplatz zu suchen. Als Grund nannte die internationale Wirtschaftsorganisation hohe Sozial- und Steuerabgaben für Geringverdiener sowie die “unspezifische Förderung” von Minijobs.”
Die Studie fordert die Steuern zu erhöhen , um die Steuer – und Sozialabgabenbelastung der Geringverdiener zu erniedrigen.
Seit wann fordert denn Westerwelle Steuererhöhungen?
Das ist nur noch Satire und Leserbeleidigung.
Februar 18th, 2010 at 19:55
Moin,
nach diesem “Artikel” fliegt der “Spiegel” gerade endgültig von meiner Startseite.
CU
Februar 18th, 2010 at 19:58
apropo hartz-IV-forscher: mir kommt es in letzter zeit immer deutlicher so vor, als wären die hartz-IV-empfänger ein fremdes, exotisches volk, dass eine bisher noch völlig unbekannte sprache für die westliche zivilisation spricht, so dass dieses fremde volk von außen erforscht werden muss. dass der hartz-IV-mensch erfahrungen hat, die er mitteilen könnte, kommt den herrenmenschen weder in den sinn noch interessiert es sie. diese perspektive von außen und von oben auf die hartz-vierler ist eine perspektive der verfügung, eine verfügung, die diktatorische züge aufweist.
Februar 18th, 2010 at 19:59
Moin,
Nachtrag:
Irrwitzigerweise war der alte Augstein in der FDP.
CU
Februar 18th, 2010 at 20:22
@ hans baum:
Exakt erfasst.
Und, da die hochmotivierten und akademisch überbelasteten HartzIV-Forscher eben nur HartzIV und seine Empfänger erforschen, kann ihnen auch nicht das Naheliegende ins Auge springen. Nämlich, dass wir in allen Bereichen endlich höhere Nettolöhne oder zumindest menschenwürdige Mindestlöhne brauchen!
Statt dessen verbeißen sie sich in den Waden der neuen Spezies “Hartzer Untermensch”.
Wie sonst sollten sie denn auch ihre Daseinsberechtigung erbringen – es gibt ja schon genug nicht vermittelbare und überqualifizierte Fachidioten.
Februar 18th, 2010 at 21:02
Ich hab den Artikel gelesen, aber keine Lust dort meine Daten anzugeben um einen Kommentar zu schreiben. Ich bin erschüttert über die Dummheit der Spiegel-Redaktion.
Aber das ist Methode, so zu tun als hätten die armen Beschäftigten weniger Geld als ein Erwerbsloser.
Wer für weniger Geld arbeitet, ist ein Aufstocker und bekommt auf jedem Fall mehr Geld als ein in gleichen Verhältnissen lebender Erwerbsloser.
Die sollen einmal Alleinstehenden vergleichen. Ich erhalte 359,- € plus Unterkunftskosten, aber darin sind nur 14,78 € für Strom enthalten. Bei einem normalen Verbrauch von 1.640 kWh zahle ich 34,- € im Monat. Und für Warmwasser wird von den Heizungskosten 6,47 € abgezogen, weil die im Regelsatz enthalten sein sollen, was aber die LSG Sachsen und Hessen widerlegt haben.
Somit fehlen schon 25,69 € für andere Ausgaben. Dann die Kosten für die Gesundheit. Viele Dinge werden nicht auf die 2% Zuzahlung angerechnet und nun noch den Zusatzbetrag.
Ich würde liebend gerne einer Arbeit nachgehen, als weiterhin erwerbslos zu sein. So arbeite ich wenigstens Ehrenamtlich ohne Entschädigung.
Ich überlege, eine Bewerbung als Lektor beim Spiegel einzureichen, der die Berechnungen in Zukunft überprüft. Denn die dort Tätigen sind anscheinend nicht in der Lage solche Berechnungen zu verstehen. Nun, hauptsache Hetze gegen die Opfer der asozialen Politik der Regierungen seit 1982.
Aber diese Zeit wurde genutzt die Bildung so in den Sand zu setzen, dass es mich nicht wundert, das kaum noch einer in Redaktionen etwas von Logik versteht.
Februar 18th, 2010 at 22:58
Vielleicht sollte man daran erinnern, wieviele Spiegel-Redakteure früher bei der TAZ waren und daran, wie Augstein die Bande beim Rauswurf von Gremliza & co. mit der Mitarbeiterbeteiligung kaufte. Die Jahresendausschüttung ist genau das, was den Analphabeten bei der TAZ und den meisten Grünen am Glück fehlt.
Februar 18th, 2010 at 23:01
@thomas und unbequemer: hier wird im auftrag und gezielt gelogen – und man hat das gefühl, es wiederholt sich mal in schwächeren, mal in stärkeren schüben immer wieder die gleiche propagandamasche.
ich hatte vor kurzem darauf hingewiesen, dass im öffentlichen dienst ein 39jähriger in der untersten gehaltsstufe in hessen mehr als doppelt so viel netto bekommt als ein harz-IV-empfänger.
https://www.klaus-baum.info/2010/02/08/wo-ist-die-wahre-kriminelle-energie-zu-finden/
westerwelle ist ein hassprediger
Februar 18th, 2010 at 23:09
Verfolgt man so die Politikersprüche als auch die mediale Gülle gegen Arbeitslose so könnte man beinahe auf die Idee kommen, radikalen Neoliberalismus und Faschismus für geistige Zwillingsbrüder zu halten!
Ob gerade Herr Westerweller auch nur ahnt, dass er mit seinen faschistoiden Gepolter mit einem Feuer spielt, welches eines Tages auch SEINEN ARSCH(ist nicht unbedingt NUR metaphorisch zu verstehen!) verbrennen könnte?(womit ich absolut nichts gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen gesagt haben möchte)
Februar 18th, 2010 at 23:45
Leute die rechnen (vor allem auch kopfrechnen) sind für die Redaktionsstuben doch heute zu teuer.
Während der Lohnabstand zwischen unter und über 50jährigen 1990 noch 190 Euro betrug ist er bis 2008 auf 480 Euro gestiegen.
“Altlasten die entsorgt werden müssen”, wie die Personaler sagen.
Februar 19th, 2010 at 04:11
“Verfolgt man so die Politikersprüche als auch die mediale Gülle gegen Arbeitslose so könnte man beinahe auf die Idee kommen, radikalen Neoliberalismus und Faschismus für geistige Zwillingsbrüder zu halten!”
um auf eine solche idee zu kommen, reicht es schon aus, sich mal die parteigeschichte der sog. liberalen näher zu betrachten…
Februar 19th, 2010 at 09:54
@Bakunin,
ein klein wenig in der Zeit zurückgehen, dort tauchen Neoliberalismus und das große Christentum als Geldgeber für einen zu kurz geratenen Herren auf, welche Ihn dann zumindest groß gemacht haben, leider nicht an Länge und Verstand, dafür an Katastrophe. Insofern sind die beiden keine Zwillingsbrüder, sondern Vater und Sohn.
Februar 19th, 2010 at 14:01
Die Umverteilungsk(r)ämpfe liegen halt in den allerletzten Zügen…
Februar 22nd, 2010 at 13:14
Die Sache mit der OECD ist schon spassig. Deutschland befindet sich diesbezüglich im Schnitt der OECD. Und das wird dann als “Bestätigung von Westerwelle” interpretiert? Neuerdings ist es also erstrebenswert, wenn sich dieses Land diesbezüglich Ländern wie Mexico, der Türkei oder den USA annähert.
Es ist ein WITZ, wie die Journalllie die Kampagne von Westerhaider unterstützt.