Er trägt Mantel und Anzug von Hugo Boss. Seine leichte Champagnerfahne mischt sich mit dem Geruch schweren Parfums. Als er von der Willy-Brandt-Straße in die Brandstwiete einbiegt, sieht er die junge Frau mit den grell gefärbten Haaren und dem Piercing. Wie aufgescheucht rennt er auf sie zu, schlägt ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Siegelring hinterläßt tiefe Striemen.
“Du Scheißschlampe”, brüllt er, “es ist elf Uhr. Hast du keine Arbeit oder was? Wie du schon aussiehst! Kein Wunder, wenn du keinen Job findest. Früher hätten wir dich…”

Die sogenannten “Streifenbeamten” erleben das immer wieder hier, rund um das Verlagshaus des “Spiegel”:
“Die Redakteure dort sind sehr engagiert für den Sozialsstaat. Da gehen die Pferde mit ihnen öfter schon mal durch, wenn sie auf Leute treffen, die arbeitslos sein könnten.”
Die junge Frau hält sich ein Taschentuch vors Gesicht. “Ich bin doch gar nicht arbeitslos”, stammelt sie entsetzt.
“Dann sollten Sie besser nicht so herumlaufen wie die Asozialen”, rät die Beamtin, “nicht in dieser Gegend!”