Literatur, da wird mir übel
Posted by flatter under Best of , KulturKommentare deaktiviert
12. Feb 2010 11:00
Wenn das kleine Fräulein Hegemann von Kotze und Fotze schwadroniert und es sich dann herausstellt, daß es nicht ihre Kotze war und auch nicht ihre Fotze, die sie literarisch, in Buchstaben also, verkaufte, sondern sie mietnomadenhaft weiter vermietete, dann nennt das Fäuleton sie “talentiert”. Wenn sie weiterhin sich selbst als nicht gegeben, nicht einmal übergeben betrachtet, ist sie in der Tat auf der geistigen Höhe des Betriebs. Was Helene nicht in der Birne hat, ist das Zeug zum Bestseller.
Die Verwertungskette ist es, so lernen wir, die das Qualitätsprodukt ausmacht, ganz unabhängig von Inhalt und Urheber. Oder soll man vielleicht Blogtexte kaufen, von einem Verbrecher womöglich, um literarische Wohlstandskinder zu enterben? Wollen wir, daß die deutsche Literatur in die Schweiz auswandert? Kann die Schweiz das wollen?
Sie ist erst siebzehn. Der Markt braucht Siebzehnjährige, die nicht nur selbst breitbeinig die Phantasien anderer plakatieren, sondern jede Form brutaler Vergewaltigung, Vernichtung und Selbstzerstörung anpreisen. Wie gut, wenn es eine erledigt, der es dabei gut geht. Es würde mir Schwierigkeiten bereiten, dabei zuzusehen, wie einer Sechsjährigen bei vollem Bewusstsein gleichzeitig mit kochendem Schwefel die Netzhaut ausgebrannt und irgendein Schwanz in den Arsch gerammt wird, und danach verblutet sie halt mit weit geöffneten Augen auf einem Parkplatz. Aber ich bin keine siebzehnjährige Prinzessin, die nicht einmal liest, was unter ihren Namen verhökert wird.
Die Diskussion über Urheberrechte ist soweit überflüssig, wie die Autorin keine ist. Ihr für den zusammen geklauten Dreck ein Salär zukommen zu lassen, ist zwar unerhört illegitim, aber damit ganz normale Leistungsträgerschaft. Ihr Kniff, mit “ihrem Buch” nichts zu tun haben zu wollen, ist äußerst konsequent und eine Ironie, deren Feinheit in ihrer naiv-extremistischen Brutalität besteht. Auch diese Ironie hat mit ihr nichts tun. Sie ist eine Hure vom literarischen Babystrich. Davon weiß sie natürlich nichts.
Was sie nicht einkalkulieren konnte, sind die Konsequenzen, die sie selbst als Mensch betreffen werden. So sehr sie sich auch als Autorin negieren mag, Unperson sein will, so wenig wird sich das Fleisch abschütteln lassen, das sie zu Markte trägt. Es wird ihr Schwierigkeiten bereiten, daß ihr der Betrieb bei ausgeschaltetem Bewußtsein einen Schwanz in den Arsch gerammt hat. Dem Betrieb übrigens nicht. Der schreibt solche Verluste ab, wenn es zum Ärgsten kommt.
Bis dahin kann er sich auf Konsumenten verlassen, die kaufen, was angesagt ist. Und da die Qualitätsliteratur in einem Wettbewerb steht mit visueller Pornographie und anderen Special Effects der Filmbranche, muß halt die jungfräulich babyfickende Junkiedarstellerin her. Vorläufig noch ohne Ausschlag und Geschlechtskrankheiten, gut riechen soll sie ja und lächeln am Verkaufsstand. Die Kunden haben nämlich einen ästhetischen Anspruch.
Februar 12th, 2010 at 11:13
Wo ich diese Ausschnitte lese, die Du da zitierst, flatter … so einen sadistischen Dreck würde ich nicht lesen, wenn ich dafür Geld bekäme. Geschweige denn Geld dafür ausgeben. Über den “künstlerischen Wert” solch’ Geschmieres möchte ich nicht nachdenken müssen.
Die Dame verschwindet hoffentlich schnellstmöglichst wieder in der Versenkung – auch zu ihrem eigenen Schutz. Sie ist ja noch minderjährig. Auch wenn ihr Alter sie anscheinend nur dann interessiert, wenn es für sie erkennbar zu ihrem Vorteil gereicht (Schutz vor Kritik).
Februar 12th, 2010 at 11:57
Naja – wo sollen all die Sexualphantasten denn hin? Prompt wandern sie ins Föjetong, da können sie propagieren, was sie anmacht …
Dass eine kleptomane ‘Autorin’ – in dem Wort steckt schließlich das ‘Selbstmachen’ drin – zu einer sensationellen Autorin emporgejazzt wird, obwohl sie formal gar keine ist, das allerdings ist selbst für die bestehende Schwundstufe des Feuilletons neu.
Februar 12th, 2010 at 12:16
Ich würde mich gerne noch ein bisschen über die Feuilletons aufregen, aber was mich inzwischen noch mehr stört, ist, dass das Buch einfach weiterverkauft wird, während andernorts Leute entlassen werden, die zwei liegen gebliebene Leergut-Pfandbons im Wert von Einsfuchzig eingelöst haben.
Februar 12th, 2010 at 12:32
Was Helene nicht in der Birne hat… etc. etc.
flatter for G.-Büchner-Preis
Februar 12th, 2010 at 14:02
[...] wissen, was wann und wo wen und weshalb vernichtet. Viel spannender ist es, selbst zu analysieren. Oder Romane zu lesen, die das Elend unterhaltsam aufbereiten. Denn DAS ist dann immerhin Kunst. Kunst die gehört und gelesen wir, Kunst über die berichtet [...]
Februar 12th, 2010 at 20:29
[...] Literatur, da wird mir übel – von “Feynsinn” [...]
Februar 12th, 2010 at 21:30
Ansonsten: “Bright Shiny Morning” von James Frey, das spannendste Buch des letzten Jahres. Bloß keinen Gedanken an den Hegemannschen Schund vergeuden!
Februar 13th, 2010 at 09:26
Es ist nicht unwesentlich zu erläutern, dass des Fräuleins Vater im Literaturbetrieb zugange ist – man schiebt sich die Buchprojekte quasi mittels Erbfolge zu. Und da spielt es keine Rolle, welchen Schmarrn jemand zusammenschreibt…
Februar 13th, 2010 at 10:03
Irgendwie erinnert mich das an “Feuchtgebiete”. Offenbar braucht Frau heute nur noch über ihren Unterleib / Ihre Körperöffnungen zu schreiben und schon wird das Geschmiere zum Bestseller gepuscht. Wo beispielsweise bei Roche der literarische Wert war, wenn sie beschreibt, wie sie sich eingelegte Avocado-Kerne in den Hintern schiebt, will sich mir nicht erschließen. Noch vor wenigen Jahren hätte man einen Mann, der ähnlich freizügig und pervers geschrieben hätte, zum Skandal aufgepumpt und für ein Verbot seines Buches getrommelt. Da merkt man, wohin die Reise geht bei der feministischen F*tzen-Herrschaft…
Februar 13th, 2010 at 12:54
Was daran jetzt feministisch sein soll, erschließt sich mir nicht. Der echte und der wahre Feminismus sind schlimm genug, denen muß man nicht auch noch solche Phänomene unterjubeln.
Februar 13th, 2010 at 14:38
Die zitierten Passagen sind Ausdruck einer sehr gestörten Persönlichkeit und keineswegs literarisch wertvoll.
Der Verlag und die Medien bedienen sowohl sadistische als auch pädophile Interessen.
Februar 13th, 2010 at 15:02
@flatter:
Es geht um die unterschiedliche Bewertung von Perversion, die von Frauen oder von Männern geschrieben wird. Und da ist mir kein vergleichbarer Titel von einem Mann bekannt.
Februar 13th, 2010 at 15:32
@Perspektive 2010:
Die Männer-”Perversionen” sind vielleicht schon zu lange durch. Bukowski wäre hier zu erwähnen, ggf. Pasolini. Aber zumindest letzterer hat tatsächlich Kunst geschaffen und war keine Projektionsfläche für die ekelhaftesten Phantasien. Ich mutmaße allerdings, daß die neue Bewußslosigkeit der Fotzen-Literatur eher damit zu tun hat, daß die Frau als Wegwerf-Fickobjekt sich inzwischen selbst anpreist wie das Schlachtvieh in “per Anhalter durch die Galaxis”, leider ohne jeden Sinn für Ironie. Der klassische Feminismus müßte hier eigentlich Amok laufen.
Februar 13th, 2010 at 15:37
jugendschutz:)
da ich durch einen kommentar auf der faz darauf aufmerksam wurde,dass die heranwachsende auch aus american psycho(indiziert) copiert hat,stellt sich die frage,wie ein effektives jugendschutzrecht in heutiger zeit durchgesetzt werden muss.
es muss für alle kommenden zeiten auszuschliessen sein,dass jugendliche von ihren (…) vätern mit werken gefüttert werden,die von den anständigen und ehrenhaften mitgliedern der gesellschaft gegen schmutz und schund zu recht als für deutsche jugendliche zu verbieten gekennzeichnet wurden.
wäre der vater nicht dramaturg in der fäkalbühne,sondern bei maximum perversum gewesen und hätte seinem kind statt ellis den film ‘anal geweitete eitergummivotzen im bumsbomber über bancock’ gegeben,…
Februar 13th, 2010 at 15:50
Exactement flatter, so ist es. Pädophile sind, wie der Name schon ahnen lässte, Kinderliebhaber, die lediglich als Erfüllungsgehilfen kindlich-perverser Phantasien ihren job machen
Februar 13th, 2010 at 16:04
@Geheimrätin: Die wenigsten Kinder schreiben Bücher oder haben einen Anspruch darauf, das Spielen mit Exkrementen als Kunst auszuweisen. Möglicherweise findet sich aber ein ehrgeiziger Vater, der das besorgt. Nichts ist unmöglich.
Februar 13th, 2010 at 16:22
@ flatter
es können väter sein, zeitgeistliche berater oder sonstige manager. solange es ordentlich poppt haben ja alle spaß, nicht wahr? und die kleinen werden gefeiert, das haben sie sich schließlich verdient. um die anderen, weniger hellen darf sich dann der pschiater kümmern, sofern sie noch am leben sind.
Februar 13th, 2010 at 16:27
Pasolini hat mit den Perversionen in “Die 120 Tage von Sodom” immerhin etwas vermittelt und sogar einen geschichtlichen Hintergrund umgesetzt. Roche, das Kind von Carl-G. Hegemann und Konsorten drücken Schmieriges und Abartiges aus, ohne tiefgehende Bilder zu liefern. Sie wollen Sex und Drogen im Lichte der Moral darstellen. Sie wollen das Image der “Frauen ohne Blatt vorm Mund”, weil sich das gut verkauft und individuell darstellt. Besonders. Extrem. Tabulos.
Die Erwähnung des Feminismus an dieser Stelle aber halte ich für unangemessen. Er hat damit nicht das Geringste zu tun – sind die hiesigen Fickliteratinnen doch nichts weiter als Mädchen, die meinen, ihre Femininität sei nur noch durch detaillierte Beschreibungen ihrer Geschlechtsmerkmale und dessen, was mit diesen angestellt wird, auszudrücken. Das ist eine seltsame Welt für sich, die man, wie ich finde, nicht in Zusammenhang mit dem Feminismus oder der weiblichen Emanzipation bringen kann.
Februar 14th, 2010 at 03:36
Kennt eigentlich noch jemand hier Urs Allemann?
Februar 14th, 2010 at 13:22
Rilke sagte ganz richtig: “Die Kunst ist über jeden Inhalt groß.” Das Buch “Babyficker” von Allemann, das ich nicht gelesen habe, war offenbar provokative Kunst. Mit Sicherheit hat sich der Autor tiefer gehende Gedanken gemacht, soweit ich das beurteilen kann. Doch wie steht es mit Roche und Hegemann? Sind das nicht nur pseudo-provokative Kassenschlager-Skandälchen?
Februar 14th, 2010 at 14:48
[...] nochmal kurz zum “Fall Hegemann” Dieser stellt in meinen Augen eine doppelte Pervertierung dieser von Johannes immer wieder [...]
Februar 14th, 2010 at 23:05
@ Jan: bei Pasolini stimme ich mit dir überein. Bei Allemann wirds schon schwieriger, es war die Phase, wo jeder bereits war, alles zu tun, um beim Bachmann-Preis aufzufallen…
Eigentlich gings mir auch nur darum, kurz aufzuzeigen, daß es nix neues ist, was sich da abspielt, das Fäuleton hat schon von jeher hjeden Mist gelobt, wenns genehm war.
Nun sind sie halt mal auf Frsse gefallen damit. Wen juckts? Mich nicht! Und die Verlogenheit der Verlage kann jeder ja bereits seit MOnaten verfolgen beim Thema Rechte und Internet. Daß sie selbst es damit nicht so genau nehmen ist auch nix neues.
Also, so what?
Ohne ihren Vater hätte das Mädel wahrscheinlich gar keinen Fuß rien gekriegt ins Geschäft, ob geklaut oder nicht.
Februar 17th, 2010 at 17:25
[...] dabei, dass man zwar “Quellen kenntlich machen” solle, sie die Birne der Helene (siehe Feynsinn) aber “ziemlich irre” finde. Die Sache mit dem Urheberrecht sei eine [...]