Die Womöglich von Eva Herrmann quasi mit dem Hinterteil angestoßene Diskussion über Emanzipation bzw. Feminismus wird in der ZEIT fortgeführt. Auffällig ist, daß die Beiträge recht lokal beschränkt gedacht sind. Das muß kein Makel sein, aber es sollte, wenn denn von “Gesellschaft” die Rede ist, auch die sie bestimmende Kommunikation Erwähnung finden. Wie definiert sich die “Gesellschaft”, wie nimmt sie sich wahr, wie wird sie öffentlich dargestellt? Diese Fragen deuten nicht einmal auf das, was “die Gesellschaft” bestimmt, aber schon einmal auf die, die versuchen, sie zu bestimmen. Was hat etwa Marktwirtschaft mit Feminismus zu tun? Fast alle beschweren sich darüber, daß Frauen im Beruf weniger Spitzenpostionen bekleiden, aber niemand stellt wie Frage, was das mit der bestehenden Form des Wirtschaftens zu tun hat. Noch deutlicher wird das Defizit, wenn man den Top-Slogan der letzten Jahre heranzieht: “Globalisierung”.
Ohne hier zu entscheiden, ob diese Ideologie oder unausweichliche Tatsache ist, dürfte es auf der Hand liegen, welchen Einfluß “Globalisierung” auf die Emanzipation der Frauen hat. Der als Anpassungsdruck dargestellte Zwang der weltweiten Konkurrenz wird schon dazu führen, daß Feminismus als teurer Luxus abgehandelt werden wird. Die noch viel rückschrittlicheren Strukturen in vielen Staaten, die als Handelspartner gelten, wird noch tiefer ins Kontor schlagen. Wer weiß, ob der Pascha von Purma Weibsvolk überhaupt duldet?
Womit wir beim Kern der Sache sind: Feminismus ist wie viele andere freiheitliche Errungenschaften extrem gefährdet, wenn man Globalisierung als einseitigen Anpassungsprozeß an einen vermeintlichen wirtschaftlichen Status Quo begreift. Andersrum wird ein Schuh draus: Es gibt so vieles, das dem geschmeidigen Handel im Wege ist und böse Kosten verursacht. Die mitteleuropäische Kultur ist voll davon und wäre ohne nicht mehr sie selbst. Wer für diese Kultur kämpft, wird auch immer wieder mit den Primat des Ökonomischen in Konflikt geraten. Das ist gut so, und es wäre noch besser, wenn die Femistinnen diesen Kampf ebenfalls aufnähmen.