Lediglich SpOn befaßt sich am Rande mit einem Plan von Vorwärtsverteidiger Guttenberg, einen weiteren Meilenstein zur Militarisierung Deutschlands zu setzen. Eine “Militärstaatsanwaltschaft” hätte er gern, Leute, die “vom Fach” sind und wohl aus der Perspektive des Metzgers den Tierschutz betrachten. Der stille Abschied vom “Bürger in Uniform” und der Parlamentsarmee, die Schritt für Schritt zum Staat im Staate wird, kommt im Schatten der humanistischen Mission Afghanistan hervorragend voran.
Die Bundeswehr als militärische Exekutive unterstand bislang der Kontrolle ziviler Gerichtsbarkeit und der Legislative in Form des Deutschen Bundestags. Das Bestehen der Wehrpflicht war zudem bislang immer dadurch legitimiert, daß durch die Wehrdienstleistenden ein deutlicher Anteil an Zivilgesellschaft in der Truppe selbst präsent sein sollte. Es sollte eine andere Armee sein, eine demokratische, die eben der Zivilgesellschaft unterstand. Der Parlamentsvorbehalt und alle diese Einschränkungen waren ganz bewußt eine hohe Hürde, die zu nehmen war, ehe jemand Soldaten in einen Kampf schickte. Es sollte knirschen im Gebälk, die anstehenden Bedenken sollten ausgesprochen und berücksichtigt werden können.
Was Deutschland nicht mehr haben wollte, war eine Armee, die allzeit marschbereit ist und ausschließlich militärischen Zielen und Vorgaben folgen würde. Dies wurde u.a. im Grundgesetz, Artikel 87a (2) verankert:
“Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.”
Eine strengere gesetzliche Einschränkung kann es kaum geben. Was nützt dies aber, wenn unter der Hand eine Armee für reibungslose Auslandseinsätze ohne lange Diskussion zurecht “reformiert” wird, die zunehmend einer zivilen Kontrolle entzogen wird? Obendrein wird inzwischen von Gegnern der verfassungmäßigen Einschränkungen stetig der Einsatz im Inneren gefordert. Man kann sich nicht weiter vom ursprünglichen Geist des Grundgesetzes entfernen, der aus der Erfahrung dessen resultierte, was deutsche Soldaten zu tun imstande sind, wenn man sie solch strenger Kontrolle entzieht.
Von all dem wollen die Guttenbergs und andere Großmänner des transatlantischen Bellizismus nichts mehr wissen. Im Gegenteil wird ein schneidiges Gehabe gepflegt, werden Tapferkeitsorden aufgelegt und schnelle Eingreiftruppen zum Gebot der Stunde verklärt. Dabei ist es sehr zu begrüßen, daß die Bevölkerung sich in bemerkenswerter Weise diesem Stechschritt durch die Institutionen verweigert und die Demokratie einfordert, an der den leidenschaftlichen Befehlshabern in den Bundesregierungen nichts mehr liegt. So geht man auf deren Seite mit der Meinung des obersten Souveräns um: Wenn die Propaganda einmal nicht anschlägt, zieht man das Ding eben mit brutaler Ignoranz durch.
Wohin das führt, ahnt jeder, der sich noch Bedenken erlaubt. Demokratie aber war gestern, heute regiert es sich “alternativlos”. Einer führt, die anderen folgen.
Januar 28th, 2010 at 23:37
Und was macht der Durchschnittsbürger?
Er nimmt diese Entwicklung für nicht wichtig.
In meinem Arbeitsumfeld sind die Leute damit beschäftigt, sich in ihrem Mikrokosmos abzuschotten, so mein Eindruck. Man gibt sich zufrieden damit was man erreicht hat. Ich hatte heute mit einem Gewerkschaftsmitglied im Betrieb diskutiert, die Gewerkschaften seien meiner Meinung nach am Ende. Als Antwort bekomme ich zu hören ich solle zufrieden sein mit 6 Extraurlaubstagen im Jahr, den durchgesetzten Lohnerhöhungen, die ich als Nichtmitglied auch erhalte etc.
Die Menschen sind zu unpolitisch, pflegen in ihre Gärten ihre Gewächse, was in anderen Gärten pasiert will man nicht wissen, es könnte die empfundene Zufriedenheit vernichten.
Januar 29th, 2010 at 05:30
In ein paar Jahren/Jahrzehnten wird das Volk wieder sagen: “Wir wußten von nichts, das wollten wir nicht, wir sind unschuldig, das könnt ihr uns nicht anhängen”.
Wie ich solche Wiederholungen hasse.
Januar 29th, 2010 at 06:44
@gano
Könnte man jetzt daraus schlussfolgern, dass die Politikverdrossenheit eher politisch gewollt ist, um die eigenen Interessen durchzusetzen…
Sehe das aber ähnlich, so versteht z.B. ein Freund von mir nicht, dass ich mich über diverse Dinge ereifern kann und empfiehlt mir als Hilfe, mich doch nur um meinen eigenen Kram zu kümmern, da man eh nichts machen kann.
Viele andere sagen nichts, handeln aber ebenso.
Ich habe vor vielen Jahren aus Überzeugung meinen Wehrdienst abgeleistet und würde heute ohne zu überlegen verweigern, da die Maßstäbe zum Einsatz der Bundeswehr total verschoben sind. Mir macht das kein gutes Gefühl….
Januar 29th, 2010 at 09:10
@ben
Kenne ich. Das geht sogar so weit, das sogar sichtbare Änderungen diskutiert, – aber verargumentiert werden, das man nichts ändern könne. Delstop. Und dann ab zurück ins Schneckenhaus.
Und außerhalb demselben, passiert unbehelligt das, was hier beschrieben wird.
Januar 29th, 2010 at 10:14
@ben,
natürlich ist Politikverdrossenheit gewollt. Man stelle sich nur einmal vor, die Hälfte des vom “demokratischsten System der Welt” angewiderten Präkariats würde entdecken, dass sie doch wählen könnten…
Sicher kann man auch hier auf die Blödheit der Deutschen zählen, aber ein nicht zu unterschätzender Teil wäre wohl als unberechenbar einzustufen. Dieser Gefahr können sich die Leistungsträger nicht aussetzen.
Am Ende zöge noch so ein pazifistischer Sofort-Kriegsausstiegs-Verein mit klingendem Spiel in die Regierungsverantwortung???
Nee, da sei Gott und der tägliche Existenzkampf vor! Also, schön blöd bleiben und glauben, was man gesagt bekommt.
Dann ist es auch egal, dass das in diesem schönen Land, was nun so zur Sau gemacht wird, nicht mehr weit her ist mit der “Demokratie”. Es interessiert ja eh keinen. Und schwupps, haben wir wieder einen Führer. Wetten?
Januar 29th, 2010 at 17:33
@ R 2 0
Zitat: Und schwupps, haben wir wieder einen Führer. Wetten?
Nein, so dumm wird niemand mehr sein, sich ins Rampenlicht zu stellen, mit der Gefahr zur Zielscheibe zu werden. Das wird geschickter gehändelt. Mationetten sind einfacher zu ersetzen, sollten sie mal beseitigt werden. Hauptsache der “Spieler” im Hintergrund hat die Fäden in der Hand.
Bimbeskanzler war einer der ersten, der gekauft wurde, aber nicht der letzte.
Dazu sage ich dann – Wetten!
Januar 29th, 2010 at 17:52
Also Grundsaetzlich ist die Einrichtung einer speziellen Militaerstaatsanwaltschaft ja eigentlich politischer Nonsens.
Man kann es gar nicht oft genug betonen, aber in Deutschland sind Staatsanwaelte weisungsgebunden und unterliegen damit in jedem Fall der “demokratischen” Aufsicht der jeweiligen Landesregierung.
Der Guttenbergsche Vorstoss (der eher von der Generalitaet kommen duerfte) klaert sich auf, wenn man die Besonderheit bei Bw-Auslandseinsaetzen kennt. Fuer die ist naemlich die Staatsanwaltschaft Potsdam zustaendig, weil dort das Einsatzfuehrungskommando angesiedelt ist.
Und wo liegt Potsdam?
Richtig, in Brandenburg. Und da sitzen ja jetzt durch sozialdemokratischen Landesverrat die Stalinisten wieder in der Regierung.
Guttis Vorschlag duerfte somit als aufrechter Versuch, das Militaer vor kommunistischem Zugriff zu schuetzen, interpretierbar sein. Schliesslich kann es nicht sein, dass Offiziere, die nur ruecksichtslos ihre Pflicht erfuellen, von linken Staatsfeinden unter Druck gesetzt werden koennten.
Eine Militaerstaatsanwaltschaft unter direkter Kontrolle der Regierung, am besten sogar nur der Verteidigungsministeriums, ist somit eine wichtige Massnahme, um das Vertrauen des Militaers in unserem demokratischen Rechtsstaat zu staerken, und heldenhaftenObristen, die jeden Tag das Leben ihrer Untergebenen riskieren, den Ruecken zu staerken.
Januar 29th, 2010 at 23:13
@Glodener Reiter:
Es muß heißen:
“um das Vertrauen des Militaers in den Schutz vor unserem demokratischen Rechtsstaat zu staerken”.
Januar 30th, 2010 at 01:21
@flatter
Ups
Wie konnte mir nur so ein Schnitzer passieren.
Bitte um harte und gerechte Bestrafung ;)
Februar 1st, 2010 at 09:24
[...] Ein bisschen Standrecht Lediglich SpOn befaßt sich am Rande mit einem Plan von Vorwärtsverteidiger Guttenberg, einen weiteren Meilenstein zur Militarisierung Deutschlands zu setzen. Eine “Militärstaatsanwaltschaft” hätte er gern, Leute, die “vom Fach” sind und wohl aus der Perspektive des Metzgers den Tierschutz betrachten. Der stille Abschied vom “Bürger in Uniform” und der Parlamentsarmee, die Schritt für Schritt zum Staat im Staate wird, kommt im Schatten der humanistischen Mission Afghanistan hervorragend voran. Quelle: Feynsinn [...]
Februar 1st, 2010 at 15:22
Da bin ich doch froh, dass es die Nachdenkseiten gibt, die mich immer wieder zu so schoenen Seiten wie dieser fuehren.
Natuerlich werden die meisten Menschen jetzt inAtem gehalten durch andere Probleme wie Bildung, Arbeitslosigkeit etc. Diese verbrauchen viel Energie und binden gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf diese bzw. sich selbst. Von daher ist es leichter, ein anderes Denken in Debatten zu bringen, ohne dass es erst mal auffaellt.
Irgendwann muessen die Politiker wie Guttenberg, Merkel usw doch Farbe bekennen, wohin die Reise wirklich geht. Ein schleichender Umbau weg vom Sozialstaat hat ja schon begonnen und genauso schleichend kann es zu einem Militaerstaat kommen.
Wir sind also schon gewarnt. Eine gute Linke, mutige Kirchenleute, humanistische Vereine und Friedensgruppen mit dem konsequenten Ziel …raus aus Afghanistan sind gute demokratische Mittel um die Guttenbergs zu stoppen.
Karola
Februar 1st, 2010 at 19:22
“Hunderttausende sagen: Einer allein kann ja nichts machen”
Urheber unbekannt
Februar 1st, 2010 at 23:31
Wenn denn eines Tages der Sozialstaat endgültig im Eimer ist, und in diesem Land wieder “die Kanonen blühen”, wird sich vermutlich die Frage stellen, ob man wieder bis zum 20. Juli warten will
Februar 3rd, 2010 at 13:04
[...] Siehe auch weitere Infos hier und hier. Ein wenig “new media”- hier. Und ein Kommentar von “Feynsinn” zur aktuellen Debatte um das Wehrstrafrecht. [...]