Die alte europäische Aufklärung, man sollte es nicht für möglich halten, ist so aktuell wie selten zuvor. Auf dem Markt der Überzeugungen tummeln sich in diesen Zeiten reaktionäre und menschenverachtende Ansichten, die an Dummheit und Brutalität nicht zu überbieten sind, dabei ist ihnen allen gemein, daß sie behaupten, Gott auf ihrer Seite zu haben. Das geistige Mittelalter hat Konjunktur und erinnert uns daran, daß Freiheit und Menschenrechte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern täglich neu erkämpft werden müssen. Während religiös motivierte Amokläufe in den U.S.A. noch halbwegs amüsant sein können, hört der Spaß spätestens auf, wenn der Präsident eines EU-Staates die Wiedereinführung Todesstrafe fordert. “Katholiken” nennen sich diese. Da wir Papst sind, sollte uns das zumindest peinlich sein. Daß sich Juden und Muslime ebenfalls im Namen des Allherrschers gegenseitig umbringen, daran hat man sich bereits gewöhnt. Es ist an der Zeit, das Faß wieder aufzumachen und deutlich zu machen: Wo Gott lebt, stirbt zuerst die Freiheit und dann der Mensch. Die aufgeklärte Toleranz gegen die Religionsausübung ist Resultat einer grandiosen kulturellen Entwicklung. Sie darf nicht wieder umschlagen in den Irrglauben, es seien die Ungläubigen, die von den Eiferern toleriert werden oder auch nicht. Religion hat in der Politik nichts verloren. Dafür sollten sich aufgeklärte Menschen nachdrücklich einsetzen.