Politiker müssen Ziele haben. Wenn man sonst keine hat, mehrt man halt den Schaden beim Gegner. Was “Sozialdemokratisierung” heißt, wird allmählich deutlich, wenn man sich anschaut, was die offenbar gelangweilten und sonst eben planlosen Regierungstruppen veranstalten. Die Geschwader der FDP tun einfach im Glauben an zünftige Klientelpolitik, was sie immer tun: Sinnfrei ihren Götzen dienen und möglichst hohe Verluste in der Zvilbevölkerung verursachen.

Die CDU will viele Stimmen. Von allen. Die SPD hat vorgemacht, wie man ohne Programm ziemlich lange regieren kann und sich keine Sorgen um die Zukunft macht. Das kann die CDU auch. Mit dieser Taktik kann sie die ehemals neuen Stammwähler der SPD einfangen, die zuletzt etwas anderes gewählt haben. Immerhin könnten einige wenige doch noch versehentlich ihr Kreuzchen in der zweiten Reihe gemacht haben, und das sind diejenigen, die ihr auch noch genommen werden müssen. Sollte Gabriels Resterampe also, worauf man durchaus spekulieren kann, die alte Wählerschaft nicht mehr ansprechen können, stünde mit der neuen christlichen Beliebigkeit ein weiterer Sargnagel für die Kiste zur Verfügung, in der die Sozen zur Hölle fahren sollen.

Blöd nur, daß Särge bei einer Seebestattung noch immer keine Konjunktur haben. Selbst verbrannte Parteibücher finden ihren Platz eher in einer Urne. Aber wer im im Glauben ans Wachstum unerschütterlich sein will, sieht hier sicher einen neuen Markt.
Der umweltfreundliche Wachstumssargnagel für alle, liberal in der Anwendung, Symbol für die posthume Bewahrung der Schöpfung, links und rechts eingeschlagen ins Leichentuch oder die Urne, rustikal aber dennoch modern. Irgendwie sind wir alle Sozialdemokraten, das sagt schließlich die Presse, und am Ende meist ziemlich tot. Wem das Leben der anderen so egal ist, kann sich den Tod ins Leben holen, ein bißchen Krieg spielen hier, ein wenig kaputt machen da und sich aufs Jenseits freuen.

Die Leere vom Hirn bis in den Zettel am Zeh durchweht eiskalt das bleischwere Tagesgeschäft. Bewahrung der Erschöpfung bei völliger Tatenlosigkeit ist eine furchtbare Bürde. Nicht einmal der verdiente Ruhestand als volltrunkener Redner auf Veranstaltungen von Versicherungskonzernen und Energieriesen kann einen noch recht motivieren. Der Altministercontainer steht schon gähnend offen. Man hält sich ein wenig bei Laune und spielt “den anderen was wegnehmen”. Stimmen von der SPD sollen es sein. Irgendwie traurig, aber wer gewinnen will, muß halt schauen, daß andere verlieren. Auch wenn sie längst unter dem Tisch liegen und modrig riechen.