Weissgarnix räsoniert kompakt über den Wachstumszwang. Eine akademische Betrachtung, wie es so schön heißt, denn die Welt ist anders. Die Sprache wirft hier ein helles Licht auf die Hochgeschulten: Sie spielen mit Gedanken, als seien diese relevant. Sind sie aber meist nicht. Was hilft es, einen Wachstumszwang schon unterhalb der Zinswirtschaft zu verorten, so lange diese das Wachstum halt beschleunigt – und sei es das ins Bodenlose. Thomas Strobl sieht das Problem schon in der Geldwirtschaft, womit er nicht ganz unrecht hat. Was er nicht erwähnt, ist, daß er eben von den gegebenen Zuständen ausgeht. Könnte es ein Wirtschaften geben, das nicht von (möglichst uneingeschränkter) Aneignung geprägt ist? Das wäre dann etwas Anderes. Und so es das nicht gibt, ist Geldwirtschaft ohne Zins und Zinseszins ohnehin undenkbar.
Am anderen Ende steht der Apologet des falschen Zustands, ein gewisser Sloterdijk, der sich ungeniert “Philosoph” nennt, obwohl er nicht einmal mehr versucht etwas Anderes zu sein als eben Propagandist des Herrschenden. “Freiwillig” sollen die Reichen etwas abgeben, anstatt enteignet und bestraft zu werden – für ihre Leistungsträgerschaft. Dabei gelingt ihm nicht einmal eine vorwissenschaftliche Vorstellung vom Problem der Aneignung oder dem der Verteilung. Geschweige denn machte er sich klar, was es für die Abhängigen und Abgehängten im mörderischen Verteilungskampf bedeutet, auf die Almosen der Erfolgreichen angewiesen zu sein. Er ignoriert das einfach und fabuliert entschieden ahnungslos übers Ökonomische.
Sein Ansatz ist sogar utopisch, nur eines mag er gar nicht denken: Daß es Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit geben könnte, daß die Zustände längst unerträglich und von unerhört illegitimen Eigentumsverhältnissen geprägt sind. Daß eine politisch-ökonomische Philosophie diese Verhältnisse hinterfragen und deren radikale Veränderung einfordern müßte.
“Freiwilligkeit” fordert er für die Abgaben der Reichen und fragt nicht lange nach der Freiwilligkeit von Arbeitsverhältnissen – vor allem der Zwangsabgabe des Mehrwertes. Geld gehört den Besitzenden, und wem das Geld gehört, dem gehört auch die Produktivität der Arbeitskraft. Das fällt derart beschämend banal hinter Marx zurück, daß dieser “Philosoph” unverzüglich entlassen gehört. Ein vom Steuerzahler alimentierter Halbwissenschaftler bläst ins Horn der Privatiers. Soll er sich gefälligst von denen aushalten lassen.
Nähme man das Gedankenspiel solcher “Freiwilligkeit” ernst und wendete es ins Demokratische, dann könnte ja der Kunde, der immerhin seine Freizeit, seine Kreativität und seine Lebenskraft der Produktion übereignet, frei darüber entscheiden, wieviel des von ihm erwirtschafteten Mammons wem zukommt. Er bekommt das von ihm gewünschte Produkt, weil er halt ein Recht darauf hat und entscheidet ganz vernünftig, daß die Produzenten ja ein bißchen was bekommen müssen, um weiter zu produzieren. Das wird er sicher einsehen, und das fördert die Vernunft in der Konsumgesellschaft ganz ungemein.
Das kann nicht funktionieren? Wäre kein Argument, denn die Sloterdijks und ihre Enteigneten ließen überzählige Arbeiter ja auch verhungern und riskierten Aufstände. Das ist übrigens empirisch belegt. Hatten wir nämlich schon.
Was funktioniert, und das macht dieser vorkritische Zynismus ohne jede Vernunft allzu deutlich, ist die Festigung von Machstrukturen. Seit Jahrhunderten sieht das so aus, daß es oben wenige Reiche gibt und unten viele Arme. Dazwischen gibt es die Nützlichen, die der Majestät den Pöbel vom Hals halten. Mit Waffengewalt oder wohlfeilen Worten.
Was deshalb auch nicht funktioniert, ist eine Theorie als Vorstufe der Veränderung. Eine, die die Aneignung ablehnt und nach einer machbaren Ökonomie strebt, die sich an Gerechtigkeit, Solidarität und Würde orientiert. Was sind das für himmelschreiende Dystopien, die uns von solchen Akademikern als Heilsversprechen untergejubelt werden? Da könnte man glatt zum Islam konvertieren.
Januar 8th, 2010 at 02:09
Sloterdijk – Gehirn im Streik
Januar 8th, 2010 at 02:14
Zu Sloterdijk: https://www.nachdenkseiten.de/?p=4443 Heiner Flassbeck: Die unendliche Leistungsträgerlüge
“Und so es das nicht gibt, ist Geldwirtschaft ohne Zins und Zinseszins ohnehin undenkbar.”
Das Problem ist eben, dass die Wirtschaft Kredite fü zukünftige Investitionen ja benötigt. Wenn das ohne Zins machbar wäre, wäre das natürlich toll, aber ich wüsste nicht wie.
Januar 8th, 2010 at 03:30
“Was deshalb auch nicht funktioniert, ist eine Theorie als Vorstufe der Veränderung. Eine, die die Aneignung ablehnt und nach einer machbaren Ökonomie strebt, die sich an Gerechtigkeit, Solidarität und Würde orientiert.” Was folgte denn gedanklich hier noch? Außer dem Islam?
Januar 8th, 2010 at 05:33
Es ist eigentlich verschenkte Zeit, auf Sloterdijk noch einzugehen – der Mann hat sich selbst disqualifiziert und ins Aus befördert. Es wäre lediglich noch interessant zu erfahren, ob er auf diese altbackenen, peinlichen Gedanken allein gekommen ist oder ob er dafür (auch finanzielle) Unterstützung erhalten hat. Es ist ungewiss, ob wir das je erfahren werden. So what.
Wesentlich spannender ist da schon die Frage nach dem Geldsystem und dem Zins und Zinseszins. Dass allein dieses System dafür verantwortlich ist, dass die Wirtschaft und das ganze System zu permanentem Wachstum gezwungen ist, weiß ja kaum jemand. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist doch essenziell wichtig, darüber informiert zu sein. Markus (2) ist es offenbar nicht, so dass ihm eine nähere Beschäftigung mit dem Thema empfohlen sei: Wieder verweise ich auf Prof. Bernd Senf, der das anschaulich erklärt, z.B. hier:
https://www.youtube.com/watch?v=GnEqS4TwCfE
Zwei wetere Links, die weitere Infos liefern:
https://preview.tinyurl.com/qg93wd
https://preview.tinyurl.com/y8maz5q
Januar 8th, 2010 at 06:08
den namen “sloterdijk” sollte man einfach vergesseen, sein gelaber unter “blödsinn” abhaken.
Januar 8th, 2010 at 06:17
Moin,
@Markus, #2,
ein gewisser Egon W. Kreutzer könnte bei dem Problem weiterhelfen…
Januar 8th, 2010 at 09:51
Sloterdijk und andere sind die gelichen die im Sozialismus eine untragbare Idee sehen, oder im Kommunismus. Sie mögen damit Recht haben, da dies auch nur idealisierte Modelle sind. Allerdings sehe ich das ganz pragmatisch. Wenn die Menschen wirklich so gut wären und sich ohne Zwang um Menschen kümmern würden (damit meine ich alle) wäre die Staatsform vollkommen egal. Sogar eine Diktatur würde funktionieren. Aber die Geschichte lehrt uns, dass es nicht funktioniert.
Januar 8th, 2010 at 10:01
Schwarz-gelb-rot-grünes Visionieren außerhalb der Realität ist doch schon zum Standard geworden. Ab und zu hebt halt mal einer ganz ab. Das es Sloterdijk ist, war abzusehen. Leider kann man ihn nicht einfach abhacken, weil sein Geschwätz tatsächlich vom intelligenzfreien Teil der Bildungsschicht als Philosophie angesehen wird.
Januar 8th, 2010 at 10:39
@2/Markus:
Der Staat könnte die Herrschaft über die Geldschöpfung wieder übernehmen.
Es ist ein Unding, daß die effektiv unter der Kontroller der Privatbanken steht. Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: die Bankenrettungsgelder, die der Staat mit beiden Händen zum Fenster rausgeworfen hat, die hat er von den Banken geliehen – gegen Zinsen. Und die Banken haben das Geld fast für lau von der EZB bekommen. Dämmerts?
@3/Olaf: Was hat das mit dem Islam zu tun? Weil der den Zins ablehnt?
Mal was anderes: worüber ich mich in letzter Zeit verstärkt aufrege, ist diese Haltung “Wir (die Leistungsträger) sind die Elite, wir verdienen (!) jede Menge Kohle, die anderen sollen doch verrecken.”
Die Arbeitsteilung in unserer Gesellschaft ermöglicht es erst überhaupt, daß sich manche hier als “Elite” aufspielen können. Weil wir lauter kleine Leute haben, die die unangenehmen, die Drecksjobs übernehmen. Den Müll wegbringen, zum Beispiel. Die Kinder erziehen (Kindergärtnerinnen, anyone?). Und so weiter. Die sind alle nichts wert, weil sie keine “Leistungsträger” sind?
Und den Sloterdijk, den habe ich sowieso gefressen. Freiwillige Almosen der Leistungsträger. Klar, die kleinen Leute (siehe oben!), die VERDIENEN es nicht anders! Jeder hat hier die gleichen Chancen und wer nichts aus sich macht, ist selbst schuld. Die Unmenschlichkeit, die daraus spricht, ist entlarvend. Der Nächste ist nur noch ein Kostenfaktor – wenn er’s nicht schafft, dann verreckt er halt. Mir doch egal – oder?
Sieht man eindrucksvoll an Arbeitslosen, Rentnern, alleinerziehenden Geringverdienern, Geringverdienern mit Familie usw. usw. usf.
Und wenn es nicht reicht, die kleinen Leute zu diskriminieren, um ein Feindbild zu haben, dann wird eben noch die Terrorismuskeule rausgeholt und dann noch der pöhse Islam. Statt daß die Burschen einfach dankbar sind, daß sie hier leben dürfen, wollen die hier auch noch ihre Minarette hinstellen!! Skandal!!!!
Wo ist eigentlich das Problem? Wenn genügend von den Fritzen in einer Gegend wohnen, warum sollen sie keine eigene Kirche bauen dürfen? Nur, weil das in ihren Heimatländern für Christen eventuell nicht erlaubt wäre? Und was können die, die hier sind, dafür? Sippenhaftung ist mE schon vor einiger Zeit abgeschafft worden.
So, ich geh mal kotzen. Im Schrank meines Kollegen gegenüber steht das Buch “Kasino Kapitalismus”. Nicht von Sloterdijk. ;-)
Januar 8th, 2010 at 11:22
@Flying Circus: Der Olaf kommt auf den Islam, weil er meinen letzten Satz gelesen hat ;-)
@olaf: ja, was kommt dann? ich kapriziere mich ja auf die Frage, wie für das Bedürfnis nach Fürsorge Triebenergien ähnlich effizient aktiviert werden können wie für die ambivalent lustvolle Selbstsorge im Kapitalismus. Erfahrungsgemäß will das keiner mitdiskutieren.
Januar 8th, 2010 at 11:32
Ich denke, dass das Hauptproblem, der überbrodelnde Finanzmarktkapitalismus, erst einmal gelöst werden sollte und der Finanzmarkt und v.a. wieder verstärkt Banken sich auf die Finanzierung von realwirtschaftlichen Unternehmen konzentrieren. Eine staatliche Regulierung der Finanzmärkte und eine Ausweitung staatlicher Banken wäre da natürlich zu bevorzugen, keine Frage.
Januar 8th, 2010 at 11:41
@ 4 Charlie:
Ich werde mir das mal genauer anschauen, aber diese extreme Fixierung auf den Zins erscheint mir als Anhänger des Keynesianismus doch etwas abenteuerlich.
@ 6 Ralf-zwei.null:
“ein gewisser Egon W. Kreutzer könnte bei dem Problem weiterhelfen…”
Wo zu finden? Und welche Richtung?
Januar 8th, 2010 at 11:51
Es gab da mal einen “Philosophen” Seneca. Nun, der hatte Angst um sein Leben, unter Nero. Da kann ich sein “Arschkriechen” verstehen.
Wovor hat Sloterdijk Angst, das er den “Hintereingang” der Herrschenden sucht und findet? Angst um sein Leben wohl kaum, Angst um seine Pfründe wohl eher.
Angst ist immer ein schlechter Ratgeber.
Januar 8th, 2010 at 11:53
0bei schlotterdeik streikt das gehirn nicht. er denkt im auftrag der von ihm so bezeichneten leistungsträger, und in derem sinne stiftet er zielgerichtet die rechte verwirrung.
Januar 8th, 2010 at 15:19
“Was hilft es, einen Wachstumszwang schon unterhalb der Zinswirtschaft zu verorten, so lange diese das Wachstum halt beschleunigen – und sei es das ins Bodenlose.”
Nun, es hülfe mE schon ungemein, den Waxtumszwang dort zu verorten, wo er seinen Ursprung hat, und nicht erst in der ‘Spiegelung’ in ‘höheren Sphären’.
“Thomas Strobl sieht das Problem schon in der Geldwirtschaft, womit er nicht ganz unrecht hat.”
Hier verstehe ich zunächst das ‘schon’ nicht – müsste es nach dem ersten ‘schon’ dann hier nicht ‘erst’ heissen…? Denn nach dem ebenfalls erwähnten Marx – hinter den man auch mE nicht zurückfallen dürfte – bestimmt die ‘untere’ Ebene der Produktion eben bereits weitgehend das, was in der ‘oberen’ der Zirkulation stattfindet. Natürlich haben Geldwirtschaft und Zinsniveau einen Einfluss auf die ‘Höhe’ des Waxtumszwanges (das erkennt ja sogar die bürgerliche WiWi), ist aber eben nur ‘aufgesetzt’ und nicht ‘ursprünglich’. Und wirkt paradoxerweise reziprok auf das Waxtum selbst – ein niedriges Zinsniveau begünstigt schnelleres Waxtum, ein höheres bremst es. Auch das zeigt, dass der eigentliche Ursprung des Waxtumszwanges bereits woanders liegen muss.
“Was deshalb auch nicht funktioniert, ist eine Theorie als Vorstufe der Veränderung. Eine, die die Aneignung ablehnt und nach einer machbaren Ökonomie strebt, die sich an Gerechtigkeit, Solidarität und Würde orientiert.”
Nein, eine solche Theorie würde einen nur zur Verzweiflung treiben – mehr als ohnehin schon. ;)
Januar 8th, 2010 at 15:47
Neuestes aus Kreuth:
Seehofer: “Die CSU tritt nicht für die ‘Leistungsträger’ sondern für die ‘Lastenträger’ ein”
Könnte ein netter Begriffswettkampf werden.
Januar 8th, 2010 at 16:00
“«Ich benutze das Fernsehen als Gleichgültigkeitsmaschine», berichtet der 62-Jährige heute im stern (print). So erreichte er, Sloterdijk, schließlich jenen bemitneidenswerten Zustand, in dem sein Gehirn sich endgültig von der Welt zurückgezogen habe.”
Von der Chefarztfrau.
Januar 8th, 2010 at 16:34
Bekanntlich haben wir über unsere Verhältnisse gelebt. Via Staatsschulden hat jeder Säugling bei seinem Erscheinen am Standort bereits mit etwa 20.000 Euro über seine Verhältnisse gelebt. Bei privater Verschuldung ist es noch schlimmer, und mancher müsste sich eingestehen, dass er noch nie im Leben hätte irgendwas kaufen dürfen. Immerhin hat er, wenn auch fahrlässig, das Waxthum vorangebracht, um das es ja geht.
Der Unternehmenssektor, der statistisch gut versteckt, natürlich auch gewaltig verschuldet ist, hätte das, was Bruder und Bürger Leichtsinn und die anderen Staaten angeschafft haben, noch gar nicht produzieren dürfen, da es, wie sich herausstellt, hebelfinanziert war. Hier wie dort. Gott Waxthum und seine Jünger werden´s vergeben.
Natürlich brauchen wir weiterhin Waxthum, allein um etwas zu verbriefen, und wegen der Wettfähigkeit, mittels derer wir die anderen, die bei uns wieder mehr kaufen sollen, hinter uns lassen wie eh und je.
Wie man sieht, kann man auch ohne den Zinseszins diskutieren, denn mit diesem würde es wohl richtig ernst. Und ja, der Egon W. Kreutzer ist ein guter.
Januar 8th, 2010 at 19:29
Es ist schon erstaunlich, wie die Menschen sich durch Rattenfänger lenken lassen. Da fallen Namen, wie Sloterdijk, Keynes, Duesenberry, Friedman …
Und man redet von Wirtschaftswissenschaften. Ein gewisser Herr Nobel, so er noch leben würde, hätte die Axt in der Hand und würd Sie jagen, die Wirtschaftswissenschaftler, sich anzumaßen, den Mantel der Wissenschaft über Ihre Demagogie zu hängen… Es hängt an den Zinsen, sagt der eine, nein Freigeld sagt der andere.
Wenn jemand auf diesem Planeten geboren wird, ist er nackt und hat nichts, stirbt er, hat er wieder nichts. Es gibt kein Recht auf Eigentum, es gibt auch kein unendliches Wachstum und es gibt vor allen Dingen solange keine Lösung für die gesellschaftlichen Probleme, solange in Kategorien wie Wachstum, Profit, Arbeit, Konsum, Markt und Eigentum gedacht wird. Das eigentliche Übel nennt man Kapitalismus. Es ist vom Volke bestellt, drum wurde es auch geliefert, es gibt Ihn leider nicht in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Januar 8th, 2010 at 22:05
@ thom:
“Es ist schon erstaunlich, wie die Menschen sich durch Rattenfänger lenken lassen. Da fallen Namen, wie Sloterdijk, Keynes, Duesenberry, Friedman …”
Sloterdijk oder Friedman und Keynes in eine Ecke zu stellen, zeugt nicht gerade von argumentativer Stärke.
“Es gibt kein Recht auf Eigentum”
Das sagst du. Andere sehen das ganz anders. Dafür haben wir eine Demokratie.
Januar 8th, 2010 at 22:23
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=2298 [...]
Januar 9th, 2010 at 10:25
@Markus
Sloterdijk mal beseite gelassen – sowohl Friedmann wie Keynes waren angetreten, die inneren Widersprüche des immer prekärer werdenden Kapitalismus handhabbar zu machen. Insofern doch. Und sie sind inzwischen beide gescheitert…
Und bei der ‘Eigentumsfrage’ geht es weniger um ja oder nein, sondern darum, welches Eigentum und was ist und soll Eigentum. Wenn ich eine Schaufel brauche, ist es von Interesse, eine zur Verfügung zu haben. Dass ich dazu hier und jetzt aber iA erst mal eine als Eigentum erwerben muss – da sollten die Gedanken ansetzen…
Januar 9th, 2010 at 10:43
@markus, erstmal haben wir kratur, Demos ist darin nicht vorhanden. Desweiteren ging es mir nicht um die Beurteilung der Fähigkeiten von Personen, daß es einen kleinen Unterschied zwischen Mathematiker und Märchenerzähler gibt, ist mir durchaus geläufig. Peinhard hat den Ansatz wohl erkannt, worum es mir eigentlich ging.
Januar 9th, 2010 at 16:22
@ 22 Peinhard:
Ok, ich stimme dir teilweise zu. Keynes und Friedman wollten beide den Kapitalismus verbessern. Nur Friedman ging davon aus, dass dieser gar keine inneren Widersprüche habe,d ass er von sich aus nicht zu Krisen tendiere, wenn man den Markt vollkommen frei gewähren lasse. Keynes erkannte, dass dies nicht so ist.
Und das mit dem Scheitern würde ich auch nicht so sagen:
Keynesiansich orientierte Wirtschaftspolitik wird, seit sich die Neoliberalen in der Politik und der Wirtschaft durchgesetzt haben, seit 28 Jahren nicht meh betrieben, und die Argumente gegen diese waren damals so falsch wie heute (das würde jetzt vielleicht etwas lange dauern, sie auszuführen, entscheidend ist aber, das man nicht “objektiv” von einem Scheitern sprechen kann.
Und die neoliberalen Friedman-Anhänger würden argumentieren, dass Krisen und ungleiche Verteilung usw. zum Kapitalismus dazugehörten.
Januar 10th, 2010 at 10:25
Zu diesem Thema empfehle ich:
Günter Dux (2009), Von allem Anfang an: Macht, nicht Gerechtigkeit. Studien zur Genese und historischen Entwicklung des Postulats der Gerechtigkeit Verlag Velbrück Wissenschaft,Weilerswist
Januar 10th, 2010 at 12:56
“Keynesiansich orientierte Wirtschaftspolitik wird, seit sich die Neoliberalen in der Politik und der Wirtschaft durchgesetzt haben, seit 28 Jahren nicht meh betrieben, und die Argumente gegen diese waren damals so falsch wie heute (das würde jetzt vielleicht etwas lange dauern, sie auszuführen, entscheidend ist aber, das man nicht “objektiv” von einem Scheitern sprechen kann).”
Hm, was sind denn diese ganzen Kreditblasen im Grunde anderes als ein dauerndes ‘deficit spending’ in einer seit den 70ern anhaltenden Dauerkrise, die von staatlicher Seite eben schon damals nicht mehr recht aufgebracht werden konnte bzw ‘Inflation warf’? Vom allfälligen Rüstungskeynesianismus ganz zu schweigen.
“Und die neoliberalen Friedman-Anhänger würden argumentieren, dass Krisen und ungleiche Verteilung usw. zum Kapitalismus dazugehörten.”
Das – auch letzteres – war Keynes auch bewusst. Nur dass er es eben bedauerte, während Friedman et al einfach nur die Achseln zucken. Ohne Zweifel ist Keynes der mit dem ‘humanistischeren’ und sympathischeren Ansatz – er hoffte allerdings auch nur auf ein Verschwinden dieser Nebenwirkungen durch ‘verständiges’ Management des von ihm ohne Zweifel auch vorausgesehenen ‘Ende der Arbeitsgesellschaft’ (dieser Teil seiner Theorie ist weniger bekannt, siehe dazu zB hier) – hat aber eben mE die Rechnung ohne die ‘Gesetze’ und die Macht des Kapitals gemacht. Das wiederum hat sich dann eben ganz ‘gesetzmässig’ auf den Neoliberalismus gestürzt.