Maximale Ungerechtigkeit bei minimaler Verstandesleistung ist ein Konzept, das einen guten Titel braucht. Mit dem “Wachstumsbeschleunigungsgesetz” ist einer gefunden. Daß der Lobbyistenfähnrich und Gesundbeter Rösler darauf setzt, alles werde sich zum Guten wenden, weil das Wachstum ja jetzt per Gesetz vorgeschrieben ist, zeigt, mit welchem politischen Giganten wir es da zu tun haben.

Wachstumwachstumwachstum erlaubt nämlich niedrige Steuern und Steuern runter, womit am Ende dann genug Geld für alle da ist. Die Konkurrenz, der Wettbewerb, die Konkurrenz sorgt durch Wettbewerb dafür, daß es Konkurrenz zwischen Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung (KV) gibt. Dadurch können alle in die jeweils günstigere KV wechseln. Okay, erst einmal geht das natürlich nur für Besserverdienende und Leistungsträger, deren Verdienst durch ihre Leistung legitimiert ist. Aber irgendwie irgendwo irgendwann haben alle etwas davon. Schrittweise halt.

Ehrlich ist er auch, der Bub: Er widerspricht nicht der Feststellung, daß weniger besserverdienende Arbeitnehmer einseitig höher belastet werden. Aber das hat seinen Grund: Da ja schon die Große Koalition diese Leute höher belastet hat, muß die kleine das jetzt auch tun. Logisch.
Dann droht er auch noch dem Pharmakonzernen und der Apothekerlobby:
Niemand im bestehenden System bekommt einen Freibrief für unendliche Kostensteigerungen.” Diese brutale Wahrheit wird für Heulen und Zähneklappern sorgen. Nicht unendlich? Echt nicht unendlich? Darüber müssen wir aber noch einmal reden!

Es sieht nicht so aus, als hätte dieser Dünnluftplauderer auch nur die geringste Ahnung vom Gesundheitssystem, von Wirtschaft, von der Situation der Arbeitnehmer oder von Wirtschaften im allgemeinen wie im besonderen. Auf der Schule für höhere Töchter und ihre feuchten Träume wurde er ein zutiefst spiritueller Mensch. Noch heute betet er täglich mehrfach das “Wachstum unser” als Röslerkranz.

Heute Morgen noch hatte ich die Absicht, einen sachlichen Artikel zum verlinkten Interview zu schreiben, aber in meinem Alter muß man allmählich seine Grenzen akzeptieren und sollte sich keine Hochleistungsbeherrschung mehr zumuten, die selbst duchtrainierten Journalisten das Letzte abverlangen. Wir haben uns diese FDP und ihre Sprechmaschinen doch genau so herbei gesehnt. Lassen wir sie machen. Es wird furchtbar. Sie werden von einer kapitalen Krise in die nächste hetzen, und wir retten sie stets durch unser Notopfer. Und weil sie das alles so gut können und die einzig kompetenten Verwalter dieses Irsinns sind, werden wir sie wieder und wieder wählen. Bis alles in Scherben fällt.
Wir sind eine einige friedliche Nation geworden.