CIA löst Wiefelspütz-Bosbach-Asthma aus
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04. Jan 2010 22:51
Der “Spiegel” glaubt, Dieter Wiefelspütz sei ein “erfahrener Innenpolitiker” und es sei etwas Besonderes, wenn dem etwas “den Atem verschlägt”. Mit Wolfgang Bosbach wird ein weiterer genialer Experte für höhere Innenpolitik genannt, der auch “atemberaubend” findet, was da von “höchster Brisanz” gemeldet wird: Die für investigativen Journalismus völlig unzuständige Zeitschrift Vanity Fair (USA) hat nämlich recherchiert, daß die CIA und von ihr gekaufte Söldner einen Deutschsyrer um die Ecke bringen wollten.
Nun weiß jeder, der sich grob mit der Arbeit von Geheimdiensten beschäftigt, daß dergleichen Busines as usual ist. Dazu muß man nicht einmal Verschwörungstheorien mögen. Einzig Christian Ströbele ist nicht überrascht und fragt nur süffisant nach, wo denn die deutschen Dienste gewesen seien.
Er wird es wissen: Wenn deutsche Dienste nicht gerade bei der NPD-Versammlung sind, tun sie das, wozu sie da sind: Angestrengt Informationen sammeln, die andere längst bei Google finden oder Sachverhalte aufbauschen, mit denen Terrorangst geschürt werden kann, während sie das Wichtigste wie immer verpassen.
Damit sind sie in guter Gesellschaft. Bislang ist es ja sehr zu begrüßen, daß sie nicht gleich exekutierend auftreten wie der Staat im Staate der Weltpolizei. Das neue BKA, ginge es nach Schäuble, Wiefelspütz und Co., hätte bald ähnliche Befugnisse wie Stasi, KGB oder CIA.
Daß alle diese Geheimdienste und -Polizeien die Kettensäge am Stamm der Demokratie sind, sollte einmal öffentlich erwähnt werden. Wo Rechtsstaatlichkeit durch Rechtssicherheit und Öffentlichkeit gewährleistet werden sollte, arbeiten die “Maulwürfe” unmittelbar an der Zerstörung dieser Prinzipien. Sie gehören in einer Demokratie ersatzlos abgeschafft.
Was wirklich wundert, ist daß ein solcher Vorgang jetzt publik wird. Was sonst eben als “Verschwörungstheorie” und Spinnerei gilt, obwohl es alltägliche Vorgänge benennt, darf plötzlich in den Medien diskutiert werden. Das wäre eine schöne Entwicklung, würde es nicht sogleich als entsetzliche Ausnahme dargestellt, die selbst besagten Top-Experten den Atem raubt. Das wiederum spricht nur dafür, daß so anstrengende Denkvorgänge wie die Kenntnisnahme banaler Geheimdienst-Aktivtäten die Ressourcen des vegetativen Nervensystems dieser Herren binden. Andere benutzen ihr Gehirn dafür. Das ist weniger gesundheitsschädlich und führt bei regelmäßiger Anwendung obendrein zu weiteren Erkenntnissen. Unser Tip des Tages!
Januar 5th, 2010 at 01:07
Wie blöd von Vanity Fair hier in Deutschland Leute beim schlafen zu stören.
In der darauf einsetzenden Öffentlichkeitsarbeit ist die Frage da wohl weniger, ob es denn sein darf, dass Leute einfach so umgebracht werden. Es geht eher darum wo das passiert, wer da umgebracht wird und von wem – bishin zu den absurdesten Details, die einer halbwegs vernünftigen Welt nur Winkeladvokaten interessieren dürften. Ein deutscher Staatsbürger (am besten noch Christ und ohne Migrationshintergrund) der von ausländischen Diensten auf Bundesgebiet eine gezielte Tötung genießen darf macht wohl sehr schlechte Schlagzeilen und ist auch jenseits der Öffentlichkeitswirksamkeit kein alltägliches Kinkerlitzchen (es sei denn man lebt in Afghanistan). Die Amerikaner haben da noch Freundschaftsrabatt, denn so ein russischer Dissident der nähere Bekanntschaft mit ein paar radioaktiven Isotopen macht ist schon eine ganz andere Geschichte.
Irgendein mutmaßlicher Feind, der in Afghanistan das Pech hat verpfiffen zu werden: da gilt dann „wer den Tod liebt, kann ihn haben” (Schily). Ist ja auch ein Erfolgsmodell mit dem beispielsweise die Israelis seit einiger Zeit für Frieden und Wohlstand vor der eigenen Haustür sorgen.
Die deutschen Dienste stellen sich da ja harmlos und sind es wohl auch ein Stück weit, insoweit man das bei der üblichen Transparenz und der Verbandelung der Dienste untereinander als Außenstehender überhaupt sagen kann.
Dass es gezielte Tötungen dennoch geben kann liegt aber nicht einfach am Versagen, der Scheinheiligkeit (also Absicht) oder schlicht einer guten alten Realitätsverleugnung von Schlapphüten oder Politikern deutscher Prägung. Was außerhalb des heimischen Herds passiert kümmert auch Lieschen Müller nicht sonderlich. Abgesehen von ein paar kulturell anonymisierten Hungerleidern im Fernsehen nimmt die Anteilnahme inklusive Rechtsverständnis mit der Entfernung exponentiell ab und erreicht etwa beim Haus des Nachbarn oft genug den Schulterzuckbereich.
Die Herrschaft von Recht und Ordnung ist auch in der BRD noch lange nicht blind gegenüber Fragen von Freund und Feind. Letzlich entscheident ob der Fall eine Rolle spielt ist daher auch ob der beinahe Ermordete als “einer von uns” wahrgenommen wird oder nicht. In Partei mit etwas Antiamerikanismus und Nationalstaatsehre vielleicht noch ob man sowas einem ausländischen Mordkommando erlauben kann (wie dieser Fall in Italien vor einiger Zeit). Erst danach kommt die Frage ob sowas Rechtens ist und wie sich das mit unserem Zusammenleben vereinbaren lässt.
In Bezug auf den Artikel ist das auch der Grund warum mir die Abhandlung der Art “Schau wie dumm die sind, die denken oder behaupten gezielte Tötungen seien etwas atemberaubendes oder wollen das zumindest der Öffentlichkeit weiß machen” als etwas arg locker vom Hocker daherkommt. Als Schnellschuß ganz gut, doch dadurch auch schon wieder ein Stück verharmlosend. Erstens darf mans denen nicht durchgehen lassen gezielte Tötungen in den Alltag zu verlagern (womit hier indirekt dramatisiert wird), zweitens ist allgemeine Ignoranz gegenüber solch tatsächlich existierenden Praktiken nicht dadurch angehbar auf den erstbesten Ignoranten einzudreschen, auch wenn es ein besonders dreister ist. Diesen stinkenden Fisch den die Vanity Fair da serviert hat könnte man stattdessen dankend aufgreifen und der Deutschen Politik um die Ohren hauen bevor sie ihn an die Amerikaner weiterreicht und sich dabei gar noch profiliert. Auch in Bezug auf Dinge die außerhalb unserer Grenzen auch in unserem Namen in der großen weiten Welt passieren.
Januar 5th, 2010 at 01:16
@saperaud:
“Erstens darf mans denen nicht durchgehen lassen gezielte Tötungen in den Alltag zu verlagern”
Damit hast du grundsätzlich recht, aber genau deshalb schrub ich:
“Sie gehören in einer Demokratie ersatzlos abgeschafft.”
Der Skandal fängt nämlich nicht erst beim Töten an, er führt nur unweigerlich dorthin.
Januar 5th, 2010 at 11:47
Bekommen die Angestellten das BND auch eine Strafrente wie ehemalige Stasiangehörige? Oder sind die Teil des Guten und Wahrhaftigen?
Januar 5th, 2010 at 13:00
[...] CIA löst Wiefelspütz-Bosbach-Asthma aus [...]
Januar 5th, 2010 at 16:33
Da braucht man sich nur die am 27.12.2009 in Afghanistan durch Amerikaner ermordeten Schüler oder das Blutbad án den Tanklastwagen anzuschauen, um zu merken, welche Doppelmoral hier herrscht.
Ich könnte k… Allein beim dem Namen Wiefelspütz, der wollte doch letztes Jahr noch Paint-Ball verbieten – irre!
Januar 5th, 2010 at 17:44
Ich stimme Saperaud da zum größten Teil zu.
Wäre es jetzt nicht ein günstiger Zeitpunkt, da selbst unsere Medien von Plänen zum “Mord”, was sie ja auch sind, sprechen, die Methoden der Geheimdienste, v. a. der CIA (und anderer Gruppen wie Blackwater) zu thematisieren und sie als das zu offenbaren, was sie sind? Und eine unbegrenzte und bedenkenfreie Kooperation mit einem Staat zu überdenken, der Menschen foltert und tötet?
Januar 5th, 2010 at 22:44
@ Olaf
Mich würde eher interessieren, wie die Stasi, bzw. die DDR, mit den Rentenansprüchen von BW, BGS, BND, VS und Polizei umgegangen wäre im umgekehrten Fall, wenn nämlich die BRD der DDR beigetreten wäre?
Januar 5th, 2010 at 22:47
Generell wird eine Demokratie eher von den sogenannten Schützern der Demokratie nachhaltig bedroht, als von denen, vor denen sie uns angeblich schützen (müssen)!
Januar 5th, 2010 at 22:48
Der ganz alltägliche Feind des Schafes ist der Schäferhund und nicht der Wolf!