Seltsame Koalitionen schmiedet die energiehungrige Welt. Wenn man davon ausgeht, daß einer der Hauptgründe für die Irakkriege der Kampf ums Öl ist, wenn man sich anschaut, wie Rußland als größter Energiekonzern der Welt auftritt und wenn man sieht, daß das Verhältnis von Energierbedarf und Rohstoffen sich nicht günstig entwickeln wird, muß man Schlüsse ziehen. Einer dieser Schlüsse ist, daß der Ausbau regenerativer Energien mehr denn je eine Frage von Krieg und Frieden ist.
Dazu gehört nicht nur das Öl, das derzeit nicht so schnell gefördert werden kann, wie es verbraucht wird. Daß ausgerechnet in der Region, in der die größten Ölvorkommen liegen, seit Jahrzehnten Religionskriege wüten, ist schlimm genug. Daß aber darunter bereits eine Atommacht ist und der radikalste Gegenspieler sich anschickt, ebenfalls Nukleartechnologie zu gebrauchen, macht das Pulverfaß perfekt.
Während in Asien China zur Energieverbauchsweltmacht aufsteigt, Rußland sich die Infrastruktur für die Gaslieferung nach Europa unter den Nagel reißt und man sich weltweit darauf verläßt, daß mit der Kernenergie schon alles gutgeht, hat das alte Europa noch nicht begriffen, wie sehr es von Energielieferungen abhängig ist. Die EU ist der größte Energieimporteur der Welt. Und selbst bei einer Renaissance der Kohle, von der noch reichlich unter dem Kontinent liegt, kann der Ausweg auf Dauer nur der sein, sich so unabhängig wie möglich zu machen von dem brutalen Geschacher um Rohstoffe. Kurzfristig ausgerichtete Politik wird zusehen, daß sie sich den Multis im Nahen Osten und im noch näheren Osten anbiedert, für gute Vertragsbedingungen betet und die Brände löscht, die dabei entstehen. Neunmalkluge Politik schreit nach Kernenergie, womit das Problem auf den Rohstoff Uran und die Verbreitung von Kernwaffen verschoben würde. Was ansteht, ist die Anstrengung, die Karten völlig neu zu mischen. Die Technik und die Manpower sind da, um es in absehbarer denen zu zeigen,die glauben, sie könnten die Welt erpressen mit Öl, Gas und Uran. Und womöglich könnte ja ein Kontinent dabei eine Rolle spielen, der völlig vernachlässigt wird, ganz so, als bräuchten seine Völker keine Energie. Eine visionäre Politik würde vielleicht den Versuch wagen, in Afrika alternative Energien so weit zu entwickeln, daß der Kontinent als erster völlig unabhängig wäre von Importen. Europa könnte davon zuallererst profitieren.