Weniger Netto von weniger Brutto oder: Mehr Bretter für die Nutten
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23. Dez 2009 0:06
Der Ex-Chefredakteur des Maanger-Magazins schreibt Sätze, die bis vor kurzem beim “Spiegel” noch mit Hausverbot sanktioniert worden wären, zum Beispiel:
“Notwendig wäre: die gewaltigen Banken-Imperien zu zerschlagen, um die Risiken handhabbar zu machen (…);
Was derzeit bei den globalen Bemühungen um eine neue Finanzarchitektur passiert, ist die bevorstehende Kapitulation demokratischer Regierungen vor der Macht des Geldgewerbes.”
Bei einigen schlägt inzwischen die Erkenntnis zu, leider scheint dieses Phänomen zuallermeist von Altersweisheit geprägt zu sein. Was noch etwas zu sagen hat (nicht nur beim Spiegel, bei dem die Dilettanten-Elite durchaus noch das Zepter schwingt), schwebt hingegen noch immer in Blasen durch die Luft, bis sie halt platzen.
Nicht nur die Ackermänner, sondern ebenso schlecht die von ihnen gedungenen Haushaltsroboter der Leistungsträgergilde schwafeln und entscheiden uns nach wie vor um Kopf und Kragen – wobei es selbstredend zuerst diejenigen trifft, die wiederum gar nichts zu melden haben.
Die Bundesregierung verzichtet auf Steuereinnahmen vom Klientel der FDP, plant dafür aber Besteuerungen, Gebühren und Sozialabgaben, die bald den letzten Normalverdiener davon überzeugen werden, lieber zu Hause zu bleiben und sich in den Krieg mit der “Agentur”, den ARGEn und anderen Ärgernissen zu stürzen.
Ein sogenannter “Wirtschaftswissenschaftler”, der nichts weiß, keine Ahnung von Wirtschaft hat und nichts schafft außer regen Besuch in den Darmausgängen der Geldgewaltigen, bereichert die Welt um ein weiteres Glanzstück skurrilen Irrsinns.
Eine “Ethik-Steuer” will Ulrich Blum, den die Taz “Ökonom” nennt. Alle sollen Kirchensteuer zahlen, auch wenn sie gar nicht in der Kirche sind. Eine Steuer auf die Steuer, ohne Sinn und Verstand, hauptsache, Erbschaften und Vermögen bleiben unberührt. Mehr Bretter für die Nutten der Geldelite, die sie sich vor den Kopf nageln können! Solche Wissensabschaffer haben den Kehricht der neoliberalen Akademien so verinnerlicht, daß sie schon bei geschlossener Klappe unerträglich stinken – und wehe, wenn sie geöffnet wird!
Blum ist ein wütender Deregulierer, der ganz auf FDP-Linie liegt und ständig “weniger Staat” gefordert hat. Das hieß für seinen Klub übrigens nie, daß sie etwas gegen Steuern und Abgaben hätten. Es kommt ihnen nur darauf an, daß keine Umverteilung des Geldstroms stattfindet, der wie eine fröhliche Fontäne von unten nach oben zu sprudeln hat. Das Volk muß wissen, daß das gut für alle ist, und darum verbreiten solche Experten mithilfe freiheitlich-marktwirtschaftlicher Medien den Auswurf ihrer karg möblierten Schädelkammern emsig über Stadt und Land.
Das Ziel dieser Wissenschaft, die Züchtung menschlicher Champignons, die man in der Dunkelheit Scheiße fressen läßt, ist dann erreicht, wenn selbst die Unterschicht ihrer eigenen Knechtung zustimmt, die Eliten unterstützt und die FDP wählt.
Was sagt man dazu – das ist ja schon so weit!
Dezember 23rd, 2009 at 00:40
Häh! Hab ich was verpaßt? Sie haben ihr Ziel schon erreicht ob sie Wiedergewählt werden ist doch piep egal! In den nächsten Jahren werden Gesetze von McKinseys und Linklaters geschrieben. Rösler und co werden nicht auf Diäten angewiesen sein. Und Merkel ist die beliebteste Politikerin aller Zeiten.
Dezember 23rd, 2009 at 00:47
klasse Zusammenfassung.
Dezember 23rd, 2009 at 07:09
Flatter in guter Form?
Aber es nützt nichts.
90 % wollen es gar nicht wissen.
Wenn es nächstes Jahr Mode wird,
sich mit bunten Klodeckeln die Fassaden zu verzieren,
sie werden kaufen, kaufen, kaufen…
Dezember 23rd, 2009 at 10:01
auch wenn es nicht das hauptthema dieses artikels ist, aber ich hoffe ganz stark, das endlich mal jemand bei den europäischen gerichten gegen die kirchensteuer klagt.
die kirchen sollen ihr geld mal schön selber einziehen und damit nicht die teuren finanzbeamten belasten.
übrigens wurde schon vor einiger zeit als reaktion auf eine steigende zahl von kirchenaustritten reagiert und seitdem zahlt für den austritt aus der kirche geld – für den man sogar in einigen bundesländern aufs amtsgericht muss.
Dezember 23rd, 2009 at 11:37
Ein sogenannter “Wirtschaftswissenschaftler”, der nichts weiß, keine Ahnung von Wirtschaft hat und nichts schafft außer regen Besuch in den Darmausgängen der Geldgewaltigen, bereichert die Welt um ein weiteres Glanzstück skurrilen Irrsinns.
Unglaublich. Den Spruch rahme ich mir ein, und häng ihn an meine Eingangstür. Danke dafür, und frohes Fest.
Dezember 23rd, 2009 at 12:18
Es gibt da eine alte Weisheit, die besagt:
“Da hilft kein Jammern und kein Beten, der liebe Gott ist aus der Kirche ausgetreten..”
Dezember 23rd, 2009 at 14:02
Ich habe jobmäßig gerade mit jungen muslimischen Migranten zu tun. Da sind leider ziemlich viel Möchtegern-Taliban dabei und ich finde nicht mehr, das deren mittelalterlichen Haltungen in irgendeinerweise diskussionswürdig sind. Und nur keine falschen Hoffnungen, die haben deutsche Staatsbürgerschaften,verachten und hassen die deutsche Kultur (also das wenige, was sie davon zu kennen glauben) und sagen das auch ganz klar.
Ich finde die Kirche auch scheisse – aber da, wo eine (leere) Kirche steht, kann man immerhin mehr keine Moschee mehr bauen. Das sind dann eben doch ein paar Quadratmeter Rückständigkeit mehr.
Ansonsten glaube ich so langsam, das die herrschenden Klassen so langsam etwas ratlos werden; die haben anscheinend nicht nur massive Kompetenz-Probleme, weil sich das Auswahlverfahren (demokratisches Speichellecken) zunehmend als unzureichend erweist, denen fehlt auch anscheinend so langsam der Wille zur vernunftbegabten Gestaltung.
Dezember 23rd, 2009 at 14:37
Falsche Hoffnungen? – sie hätten womöglich eine ausländische Staatsbürgerschaft? – dann könnte man die ziemlich vielen Möchtegern-Taliban ruckzuck aus diesem fortschrittlichen Land ausweisen? Da, wo ein (leerer) Kopf Raum einnimmt, ist immer auch Platz für Xenophobie auf Zuruf.
Banken, Regierung, das INSM, Bertelsmann, Bild, Pharma- und Rüstungsindustrie z.B. achten und lieben die deutsche Kultur (also das, was sie daraus an Posten und Profit schlagen können – nur sagen sie das nie so ganz klar).
Taliban klingt ja auch gefährlicher als Riester-Rente.
Dezember 23rd, 2009 at 15:54
Die Optionen des Systembetrachters sind Glauben und Unglauben, (glaube ich). Der Glaubende orientiert sich von Gipfel zu Gipfel, während der Ungläubige im immer heftiger wallenden Nebel herumstaunt. Ich selbst empfinde die Gipfel als sehr beweiskräftig in ihrer kakophonischen Aneinanderreihung.
Die mir vermittelten Kenntnisse über Wirtschaft und Finanzen besagen, dass der Staat Geld in die Hand genommen hat. Hundert Milliarden zum Beispiel. Er rettet damit systemrelevante Banken. Mit anderen hundert Milliarden stabilisiert er „die Wirtschaft“. Woher der Staat das Geld nimmt, weiß ich vorerst noch nicht, werde es aber gleich erfahren. Dann nämlich, wenn ich erfahre, was die Banken mit dem Geld machen. Sie leihen es dem Staat und berechnen Zinsen. Jetzt also hat der Staat Geld, – das er nun zurückzahlen muss. Meine politischen Kenntnisse, erworben vom Staat, sagen, dass die Bürger der Staat sind. Ich bin jetzt auf jenem Gipfel angelangt, auf dem ich mich Huuh (Rrah) zu nennen pflege.
Hier fange ich an zu glauben. Ich glaube grundsätzlich jedem Finanzminister, aber besonders gern glaube ich Herrn Kauder. Herr Kauder spricht nie Welsch. Er sagt, die Politik seiner Partei ist klar. Ist erfolgreich. Herr Kauder duldet daran keine Zweifel. Nicht mal bei sich selbst.
Herr Kauder ist natürlich nur herausgegriffen aus einer großen, stattlichen Zahl.
Meine Sicht der Dinge von hier oben ist, dass die Politik die Banken auch das nächste Mal retten wird. Nur dass diesmal Herr Schäuble Frau Merkel bekräftigt, wenn sie sagt, es wird gut, und es wieder garantiert. Ich habe dabei das nicht gut als ungut zu bezeichnende Gefühl, dass wir einer schlussendlichen Rettung der Banken Stück für Stück näher kommen. Wer da noch etwas regulieren will, scheint mir doch arg rückwärts orientiert zu sein.
Da… da war doch noch etwas!
Hach! Die Ethiksteuer! Es ist doch hoffentlich niemand gegen die Ethiksteuer.
Dezember 23rd, 2009 at 17:34
Ich ,muss gesetehen, ich habe mich mit diesem Blum nicht beschäftigt.
(Man müsste sich dann auch noch mit den Raabs etc dieser Welt beschäftigen.)
Wie immer sind uns die Amis da voraus:
Man beschäftige den Gegner mit unsinnigen Thesen, dass er sich darin verschleisst.
(Climategate, death tax, etc)
Der Trick dabei ist der, ‘vernünftige’ Menschen in einen argumentativen Kleinkrieg
zu verwickeln, den sie nicht gewinnen können.
Die Idee scheint zu sein, dass man bei zunächst nicht gewinnbaren Auseinandersetzungen
auf eine Partisanentaktik umschwenkt. Man zünde nur mit genügender Rate Rauchbomben, oder
starte Kleinattacken mit Aufmerksamkeitswert, sodass der Gegner seine Ressourcen dort
verschwendet.
Diese Vorwärtsstrategie konnte man ja schön beim Goldman-Sachs-Chef Loyd Blankfein beobachten, der sich in britischen Kathedralen hinstellte und sagte, dass er und seine comrades ‘gods work’ verrichten.
Robert Anton Wilson hat ungefähr sowas gesagt: ‘The frightening thing is, that half of the population is below average…’
Was aufklärerische Blogs nicht verstehen, (sorry), ist, dass sie diese Hälfte NIE erreichen werden.
Nun könnte man Blum zB mit Recht darauf hinweisen, dass die Kirchensteuer als Kompensation für die Enteignungen während der Säkularisation eingeführt wurde.
DAS INTERESSIERT ABER NIEMANDEN in der der ‘unteren Hälfte’!
Blum weiss das genau und taktiert mit dem Argument, dass die untere Mittelschicht aus Kirchgängern besteht, und spielt sie gegen die obere Mittelschicht der Kirchensteuer-Sparer aus.
Dadurch KONSTRUIERT er eine künstliche Trennlinie, ganz ähnlich, wie es Bush mit den Evangelikalen gegen die liberale Mittelklase gemacht hat.
Die Dummköpfe, die noch nicht über den gesellschaftlichen Rand gefallen sind, werden ausgespielt gegen die noch halbwegs ‘Funktionierenden’ Dummköpfe (mir fällt kein besseres Wort ein.)
Wer ausgespart wird, sind sinnigerweise die Ackermänner und sonstigen Steuervermeider, deren ‘Ethik’ darin besteht, ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen, ob in Liechtenstein oder
durch horrende Bonusse für ‘Dienstleistungen’, die niemand braucht.
Im Effekt ist das reiner Klassenkampf, der sich zumindest in D. so abspielt, dass
man wahlentscheidende Mehrheiten rekrutiert.
Da die Abgehängten (HartzIV etc) kaum mehr zur Wahl gehen (was man sehr schön an der zurückgehenden Wahlbeteiligung sehen kann), verschiebt sich die Kampfzone zu den Abstiegsgefährdeten (Linke) und den Aufstiegshoffern (FDP-Klientel) bzw der schrumpfenden Mitte, die durch die werbungsabhängigen Medien in die gewünschte Richtung geführt werden, was die ‘aufgeklärte obere Mittelklasse’ naürlich vehement dementiert
Die Sondersituation in D ist, dass keine Partei einen überzeugenden Kandidaten präsentieren kann.
Also lanciert man Typen und Thesen aus der zweiten Reihe (vgl Sarrazin, besagten Blum etc), dieses Feld zu besetzen.
Interessanterweise erlaubt ‘Lissabon’ (theoretisch) einen europaweiten ‘Populismus’ per europaweiter Abstimmung.
Noch ist kein europaweit erfolgreicher Populist in Sicht, und die Spekulation der Macher geht wohl dahin, dass da so schnell keiner kommt. Und wenn, wird er medial zur Schnecke gemacht. (Wie Lafontaine dunnemals)
Bis dahin beackern eben die Gartenzwerge das Feld.
(Sorry für den langen Post.)
Dezember 23rd, 2009 at 18:44
@horatio: Ich schicke dir auch gerne mal ein paar Jugendliche vorbei. Dann können sie dir mal erläutern, warum du in Zukunft kein Schweinfleisch mehr essen darfst, Schwule grundsätzlich totgeschlagen werden müssen (Zigeuner werden übrigens auch gleich “mitgeklatscht”, weil die ja wie Kakerlaken sind), die Juden und die Amerikaner total vernichtet werden müssen, möglichst nur noch religiöse Bücher verkauft werden und überhaupt alle Ungläubigen die Hölle erwartet. Außerdem wird auch die Psychoanalyse verboten und alle Männer müssen auf der rechten Seite schlafen.
Das der Feind auch woanders steht, ist mir durchaus klar – das Aufzählen der üblichen Verdächtigen (Bild, Pharma- und Rüstungsindustrie, blabla) die angeblich die “deutsche Kultur” für sich instrumentalisieren und über den Weg der unterschwelligen Gleichsetzung herrschende Klasse=deutsche Kultur in mühsamen Kämpfen errungene liberale Freiheiten abzuwerten, ist demagogisch und dumm. Das Führen dieses Blogs gehört übrigens auch zu diesen Freiheiten.
Sich konkret mit Menschen auseinanderzusetzen (und auch klar Grenzen des Tolerierbaren aufzuzeigen), statt sich an bequemen Feindbildern abzuarbeiten, hat mit “Xenophobie” nichts zu tun.
Ansonsten ist mir noch eingefallen, das es natürlich ein geniale Strategie ist, Steuern von denen einzufordern, die eigentlich gar keine zahlen müssten. Das Konzept erscheint mir durchaus ausbauenswürdig, deshalb fordere ich schon jetzt: KFZ-, Unternehmens- und Kerosinsteuer für absolut alle Arbeitnehmer!
Dezember 23rd, 2009 at 20:27
@andreas: Deppen gibt es in jeder Kultur, und je ungebildeter sie sind, desto extremer ihre Aussagen. Nun ist es aber wirklich dumm, ausgerechnet die doofsten Sprüche zu zitieren, um sich darüber aufzuregen. Schwachsinn ist Schwachsinn, da ist mir der “Inhalt” egal. Mach dir einmal klar, wieviel Aussicht auf Durchsetzung dieses Gelaber hat, und schon wirkt es so harmlos wie es ist.
Daß eine leere Kirche eine Moschee spart, ist freilich Bistr-o-matic oder eine ähnlich unzugängliche Logik, mit der man Raumschiffe fliegen kann. Derart off topic und aus der wunden Hüfte geschossen, riecht das in der Tat nach Xenophobie. Das Verhalten muslimischer Idiotenkinder ist nicht Thema dieses Postings und soll es auch in den Kommentaren nicht werden.
Dezember 23rd, 2009 at 21:37
Eine 79´er Weisheit der Monty Pythons aus dem Leben des Brian besagt:
Zur Kreuzigung?
Bitte links anstellen … und jeder nur ein Kreuz!
;-)