Blogjournalismus vs. Szenesprak
Posted by flatter under NetzweltKommentare deaktiviert
21. Dez 2009 0:22
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und wie es der Lauf der Welt so will, wird sich im kommenden Jahr wahrscheinlich so einiges ändern in meinem merkwürdigen Freakadellendasein. Das muß sich nicht unmittelbar auf das Blog auswirken, aber wenn ich einmal dabei bin, denke ich auch über Veränderungen nach, die sich hier bemerkbar machen. Es soll sich ja auch entwickeln. Neben Ideen, die mit erheblichem Aufwand verbunden wären, spukt ein Gedanke in mir herum, den ich einmal zur Diskussion stellen möchte.
Einer der Unterschiede zwischen den meisten Blogs, zumal Feynsinn, und traditionellem Journalismus, ist das, was letzterer unter “Gatekeeping” vesteht. Dazu gehört nicht nur die Auswahl von Nachrichten und deren Präsentation nach Kategorien, sondern auch und gerade die Aufbereitung in einer allgemein verständlichen Weise. Darin kann eine Stärke des klassischen Journalismus liegen, und dies ist ganz sicher eine Schwäche von Blogs, die sich an eine gut informierte Leserschaft wenden.
Ich stelle häufig fest – und bin fragenden Kommentatoren meist dankbar – daß ich Wissen voraussetze, welches nicht so selbstverständlich ist, wie ich es behandle. Das wird mich ganz sicher nicht davon abhalten, auch weiterhin einen Stil zu pflegen, der dieses Blog und seine Leserschaft zusammenhält. Andererseits sehe ich durchaus einen Sinn darin, zumindest gelegentlich und wenn es die Muße hergibt, Leser an die Hand zu nehmen, die nicht sofort wissen, worum es geht.
Stellt sich also die Frage nach dem “Ob” und “Wie”. Besteht das Bedürfnis nach mehr Erläuterung? Wie ist der Umgang mit Links? Reicht es aus, auf Quellen zu verlinken, in denen die Materie einfacher dargestellt wird? Folgt ihr solchen Links? Sollten Links unterschieden werden nach Relevanz für das Verständnis der Postings? Ist ein Tutorial sinnvoll, das den Umgang mit Blogs im allgemeinen und Feynsinn im besonderen beleuchtet? Ist eine grobe Einführung in die Hintergründe einzelner Artikel sinnvoll und erwünscht?
Ich würde mich über ein Feedback freuen, vor allem von Lesern und Leserinnen, die hier bislang noch nicht kommentiert haben. Bei der Gelegenheit weise ich noch einmal darauf hin, daß ich Erstkommentare freischalten muß und die Spamfilter gern einiges abfangen.
In der nächsten Stunde können wir dann erörtern, ob ich es mir erlauben darf, spendable Leser um kleine Geschenke zu bitten.
Dezember 21st, 2009 at 02:18
Eine Änderung dieser heiligen Hallen ist strengstens abzulehnen!
Dezember 21st, 2009 at 03:58
Meiner Meinung nach nicht. Ich les zwar nicht ausnahmslos jeden Deiner Artikel, aber die, die ich lese sind generell stringent und verständlich.
Im Gegenteil bin ich gegen Ausweitung. Wenn Du meinst – bzw. wenn sich aufgrund der Kommentare herauskristallisieren sollte, dass Erläuterungen (oder wie man das nennen mag) gewünscht sind – so wären die m.E. besser in externen “Erklärungen” aufgehoben.
Ein guter Kompromiss könnte hier eine dicke – evtl. (kurz)kommentierte – Linkliste am Ende der Beiträge sein.
Dezember 21st, 2009 at 08:58
Szenesprache? Hmm, alleine hier bei mir im illustren römischen Beamtenstädtchen, konnte ich trotz minimal ausgebildeter Subkulturen schon drei verschiedene Szenesprachen ausfindig machen. Und die verstehen sich nicht mal untereinander. Alle drei haben, zusammen mit dem großen Umfeld, lediglich eine gemeinsame Schnittmenge mit Begriffen wie Alkohol, Pferdestärken, Frauen….
Sehe ich generell für alle sprachlichen Differenzen so, was aber dazu führen würde das dein Argumentationsspielraum doch erheblich eingeschränkt würde. Da schließe ich mich lieber Michael Mugge an.
Dezember 21st, 2009 at 10:08
Dieses Blog ist wegen seines Anspruchs und der Erlaubnis, beim Lesen auch etwas selbst denken zu dürfen, meine tägliche Freude.
Was man nicht versteht, kann man ergooglen oder erfragen. Dazu ist die Kommentarfunktion da.
Dezember 21st, 2009 at 10:59
mir ist es so recht wie bisher.
“szenesprache” ist meist eine gedankenlose sache, ich hingegen mache mir sehr wohl gedanken über meine sprache bis hin zur rechtschreibung, die ich selten nur aus bequemlichkeitsgründen wähle.
jemand, der über lange zeit denkend schreibt, entwickelt eh seinen eigenen sprach- und denkstil, der ihm, wenn es gut geht, individuelle erkenntnisinstrumente an die hand liefert.
nicht das WAS ist entscheidend sondern das WIE, denn die welt ist allen gemeinsam, nicht aber der blick auf sie und die aus ihm erfolgende interpretation.
und die interpretation geht noch immer der veränderung, so sehr es auf sie auch ankömmen möge, voraus oder sollte dies tun.
Dezember 21st, 2009 at 12:00
Ich schätze dieses Blog für seine geschliffene Polemik. Das mit Journalismus oder Aufklärungsarbeit zu verwechseln wäre mir bislang nicht in den Sinn gekommen. Mit anderen Worten: weiter so!
Dezember 21st, 2009 at 13:15
Etwas zu verstehen ist nicht nur eine Anomalie, sondern eine ganz normale Unwahrscheinlichkeit (frei nach Luhmann).
Restingierter und elaborierter Sprachcode bieten der LeserIn aber immerhin noch die Möglichkeit, die Verantwortung des erlebten Unverstehens auf den Autor zu externalisieren.
Das darfst du uns nicht nehmen. Daher einfach weiter so.
Grüße
Caf
Dezember 21st, 2009 at 14:27
Lieber Flatter,
bitte bleib’ bei Deinem Stil. Ich schaue schon allein deshalb täglich vorbei, weil ich hier anständige Schachtelsätze lesen darf. Diese gehören ja mittlerweile, im Zuge der “Einfachsprache”, zu den aussterbenden Arten.
Infoportale gibt es im Web wie Sand am Meer. Dein Blog sollte so bleiben wie es ist: polemisch, subjektiv und sprachlich schön.
Dezember 21st, 2009 at 16:20
Ich finde deinen Blog verständlich und habe mich bisher nie wie ein Unwissender gefühlt. Auch deinen Stil mag ich und würde daher darum bitten, wenn dann nur wenig zu ändern. Danke!
Dezember 21st, 2009 at 17:04
schachtelsätze? mitnichten. geschliffene polemik? sehr wohl. don’t change anything.
merry cris)is)mess.
Dezember 21st, 2009 at 17:27
Aus meiner Sicht passt das alles auch sehr gut! Der aktuelle Themenbezug ergibt sich für mich hier sehr leicht! Das läuft bei anderen nicht Blogs nicht so, da ich mich (nachwievor) nicht vor den “Televisor” “traue”…
Weiter so und danke!
Achso, Linkquan- und qualität sind optimal!
Dezember 21st, 2009 at 17:33
Ich leses dieses Blog wegen seiner knackenden Bissigkeit. Eine Versachlichung hin zum objektivistischen Journalismus wäre kontraproduktiv.
Dezember 21st, 2009 at 17:53
Aenderungen? So lange es den Stil nicht betrifft, mir egal. Wenn einige neue Leser den bisweilen sarkastischen Humor nicht verstehen, ist das imho nicht so tragisch. Denen wird ja gerne geholfen. Gerade das Lesen zwischen den Zeilen der hervorragenden, geschliffenen Polemiken bereitet grosses Vergnuegen. Die eher trockenen Nachdenkseiten bedienen dann den Rest ganz gut. Werd auf jedenfall da bleiben.
Dezember 21st, 2009 at 17:57
Solltest du mehrere Quellen als Stütze für deinen Beitrag haben, spricht nichts dagegen, diese im Text zu verarbeiten.
Oder die Links am Ende eines Beitrages als weiterführende Hinweise zu setzen.
Im Übrigen habe ich – wie wohl die meisten deiner Leser – kein Problem mit deinem Stil oder der Art Schreibweise.
Ganz im Gegenteil sind wohl all diejenigen schon weiter gezogen :)
Dezember 21st, 2009 at 20:12
Etwas nachdenken, manchmal auch zwei mal lesen, schadet nicht und bissige Texte, wie du sie schreibst, halten die Sinne wach.
Hier – bin ich ausnahmsweise gegen Veränderung.
Dezember 21st, 2009 at 20:23
Deutlich entspannter als der mit Rechts!
Und das mit den Geschenken könnte ich hinkriegen ;-)
Dezember 21st, 2009 at 21:11
Aus dem heute gegebenen Anlass möchte ich dich als Flatterer bezeichnen; es ist das einzige, was ich – ganz subjektiv – zu bekriteln habe. Du bist fast täglich mein Netzaufmacher. Ich nehme also etwas auf, bestaune immer wieder deine ungewöhnliche sprachliche Treffsicherheit und… kann dir dann doch nicht folgen, weil du längst ein ganz anderes Fass in einem anderen Keller aufgemacht hast.
Du hast eine ähnliche Kritik schon mal abgeschmettert und diesmal wehre ich das ab, indem ich es im Voraus akzeptiere.
Auf einen guten Tropfen, und wenn es auf der Kellertreppe ist!
Dezember 21st, 2009 at 21:40
Na dann – Prost ;-)
Dezember 21st, 2009 at 22:10
Was ich nicht verstehe, ist, dass Leute, wie Du, die so gut schreiben können, sich nicht mit anderen Bloggern zusammentun, die auch gut schreiben können, und gemeinsam ein (geschlossenes !!!! – bloß kein Jedermann- ) Projekt auf die Beine stellen. Das ist wirklich ein Phänomen hierzulande, dass die Blogger alle solch eingefleischte Individualisten sind. Ich habe noch kein einziges interessantes kollaboratives Blog gefunden. Vielleicht tun sich hier und da mal 2 Leute zusammen. Aber wenn 5-6 Schreiber Deines Kalibers zusammen täglich 2-3 Artikel produzieren würden, könnte das sogar ein kommerzieller Erfolg werden (inklusive Talkshow-Auftritte, BRD-Meinungsführerschaft, SpOn-Konkurs ;-) )
Dezember 22nd, 2009 at 00:14
Keep on rolling.
Und ich mag links die mir passend zu dem Thema dargeboten werden. Also nur weiter so.
Dezember 22nd, 2009 at 00:25
@Gehard Schrödibär:
Es ist ja nicht so, daß ich dem abgeneigt wäre, aber das ist ein äußerst schwieriges Unterfangen. Ich kenne vielleicht eine Handvoll Bogger (die meisten nur vom Lesen), mit denen ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen könnte. Es müßte dabei eine Redaktion entstehen. Dies ist nichts, was man mal eben in der Freizeit machen könnte. Unstimmigkeiten und divergierende Vorstellungen belasten eine Kooperation gemeinhin mehr, als die Begeisterung für ein Projekt trägt. Ich selbst habe bislang nicht die Ressourcen dafür, denke aber durchaus darüber nach, wie sich das bewerkstelligen ließe. Es müßte professionell sein – und zumindest den Aufwand in schnödem Mammon aufwiegen.
Hinzu kommt, da mache ich mir nichts vor, daß ich bestenfalls zweite Liga spiele.
Dezember 22nd, 2009 at 07:41
…sicherlich einer der wenigen Svachkofski Kristalle unter den Blogbeiträgen, was geschliffene Polemik angeht. ich rate zum Weiter So, weil ich vermute die schöpferische Kraft kommt aus Dir selbst, deiner Arbeitsweise – Picasso hat ja auch nicht wie Warhol am Fliessband Arbeitsteilig produziert.
Gastbeiträge an anderen Stellen? Das wäre sicherlich überlegenswert.
Was keine Überlegung wert ist sind sogenannte “Links”. Die sind ja wohl das Unding des Internets schlechthin. Jedoch durchaus justiziabel, und verdeutlichen gut das faulige Würzelgeflecht welches es dem Gärtner leicht macht, das gesamte Übel zu durchschauen.
Wer nicht fragt bleibt dum. Detailwissen kann immer noch über die Kommentare ergänzt werden, soweit Bedarf geäußert wird.
Dezember 23rd, 2009 at 19:45
Wenn Quellen vorliegen macht es doch durchaus Sinn diese zu vermerken. Jedoch um irgendwelche Gedankengänge zu rechtfertigen, würde bestimmt deiner Arbeitsweise schaden.
Aber ich finde Links sind sehr wohl wichtig. Denn wie sonst soll ich z.B. Feynsinn finden, wenn nicht durch empfohlene Links auf Websites/Blogs die ich schon kenne und meinen Geschmack entsprechen.
Eine Erläuterung/Selbstdarstellung für den Blog, so heißt es, ist auch immer gerne gesehen.
Januar 16th, 2010 at 00:36
hallo flatter!
die gehn soweit…Ich weiß nicht, ob solche Hobbystalinisten einfach sämtlichen Verstand durch Corpsgeist ersetzt haben, ob der Typ einfach durchgeknallt ist oder ob hier jemand ganz bewußt für alle Zukunft eine Solidarität unter Bloggern unmöglich machen will.
ich sag, wer in der nähe von flatter ist, soll helfen, die anderen die sache publik machen.
das sind mafia methoden…….
Januar 16th, 2010 at 13:01
@carlo: Danke für die gute Absicht. Ich möchte allerdings keine Diskussion über diesen Fall, weswegen ich die Kommentare ja auch geschlossen habe. ich fürchte, was auch immer dazu gesagt wird, es würde der Sache nicht gerecht. Vor allem möchte ich jetzt nicht aus diesen Anlaß Blogger in verschiedene Fraktionen zerfallen sehen. Es war mir wichtig, darauf aufmerksam zu machen. Belassen wir’s dabei.