Für gewöhnlich findet man eine Nichtregierungsorganisation eben nicht in der Regierung, daher heißt sie ja so. In Deutschland ist das anders. An der Spitze der Bundesregierung steht eine Kanzlerschafts-Inhaberin mit beschränkter Haftung, die es anderen überläßt, politisch tätig zu werden. Ihr selbst ist das viel zu gefährlich, man könnte sie ja für etwas verantwortlich machen, das sie gar nicht entscheiden wollte und ihr einen Strick daraus drehen.

Ich habe sie in einem meiner ersten Blogeinträge zwar gar nicht so faslch eingeschätzt, habe aber nicht geblickt, daß ihre vermeintliche Schwäche eine geniale Strategie ist:

Nein, daraus folgt nicht, daß die da das darf! Im Ernst, wenn es denn noch geht: Wie soll sie denn einen Verein zusammenhalten, der die Mobbingprofis aus der ersten Reihe als “Parteifreunde” verkauft und den Erzfeind als “Partner” ?! Neben Koch, Stoiber, Wulff etc. etc. dürfen dann auch Steinbrück, Beck etc. etc. und am Ende der böse Gabriel auf Angela herumtrampeln?

Viel Feind, viel Tumult – soweit lag ich richtig. Daß sie aber dasteht, nichts tut und einfach darauf wartet, wie ihre Konkurrenten sich einer nach dem anderen gegenseitig zerfleischen – das ist hier die Antwort. Zuletzt waren es der von Koch geschickte Jung, der über sich und den Guttenberg stolperte, und Koch selbst, der erst den Brender erledigte und dann den Jung durch eine Jüngere ersetzte. Die Kanzlerin benennt die Minister? Nein, das macht der Proporz in Kooperation mit den Ministerpräsidenten. Sie hat die Richtlinienkompetenz? Dazu ein aktuelles Beispiel:

Da in Brüssel noch einmal die Innenminister zusammentraten, um über die SWIFT-Regelung zu befinden, ist Thomas de Maizière nach Brüssel gereist, um per Enthaltung die entschiedene Meinung der Regierung zu vertreten. Damit hat er dem Koalitionspartner ordentlich den Absatz in dem Fuß gerammt, der nämlich gegen die Überwachung der Kontenbewegungen durch die amerikanischen Freunde war. De Maizières Begründung ist noch eine Watschn obendrein:

Weniger ist mehr als nichts. Die Verhinderung des Ankommens wäre ein Bärendienst für den Datenschutz gewesen. Die Beziehungen zu Amerika im Kampf gegen den Terrorismus sollen aus meiner Sicht nicht belastet werden“.

Nun fühlt sich erstens für den Datenschutz die Justizministerin von der FDP zuständig, deren Meinung ihn ganz offiziell nicht interessiert. Dann kommt es aber noch besser. Mag man sich darüber streiten, inwiefern Datenschutz Sache des Innenministers ist, macht er gleich auch noch die Außenpolitik mit. Beziehungen zu Amerika? Die werden jetzt aus seiner Sicht geregelt. Da wird sich Herr Westerwelle aber freuen, daß de Maizière das erledigt, was Guttenberg übrig läßt.
Die Eingangsphrase “Weniger ist mehr als nichts” hat er sicher von einem Hedgefonds-Mathematiker aufgeschnappt. Versteht kein Mensch, klingt aber eben darum sauschlau.

Mutti ist derweil sicher wieder irgendwo auf Kreuzfahrt, Händchen schütteln. Alles paletti an der Heimatfront, Hauen und Stechen as usual. Ich kann mich regelmäßig amüsieren, wenn wieder einmal ein übermütiger Journalist ein “Machtwort” von ihr fordert. Liebe Gartenfreunde, so blöd ist Mutti doch nicht, daß sie ein Wort spricht, welches sie die Macht kosten könnte. Denn “Macht”, das ist für sie winken dürfen, roter Teppich, lecker Sekt und Party mit Ackermann. Was will man mehr?