Die Nichtregierungs-Organisation Merkel
Posted by flatter under PolitikKommentare deaktiviert
30. Nov 2009 22:16
Für gewöhnlich findet man eine Nichtregierungsorganisation eben nicht in der Regierung, daher heißt sie ja so. In Deutschland ist das anders. An der Spitze der Bundesregierung steht eine Kanzlerschafts-Inhaberin mit beschränkter Haftung, die es anderen überläßt, politisch tätig zu werden. Ihr selbst ist das viel zu gefährlich, man könnte sie ja für etwas verantwortlich machen, das sie gar nicht entscheiden wollte und ihr einen Strick daraus drehen.
Ich habe sie in einem meiner ersten Blogeinträge zwar gar nicht so faslch eingeschätzt, habe aber nicht geblickt, daß ihre vermeintliche Schwäche eine geniale Strategie ist:
“Nein, daraus folgt nicht, daß die da das darf! Im Ernst, wenn es denn noch geht: Wie soll sie denn einen Verein zusammenhalten, der die Mobbingprofis aus der ersten Reihe als “Parteifreunde” verkauft und den Erzfeind als “Partner” ?! Neben Koch, Stoiber, Wulff etc. etc. dürfen dann auch Steinbrück, Beck etc. etc. und am Ende der böse Gabriel auf Angela herumtrampeln?”
Viel Feind, viel Tumult – soweit lag ich richtig. Daß sie aber dasteht, nichts tut und einfach darauf wartet, wie ihre Konkurrenten sich einer nach dem anderen gegenseitig zerfleischen – das ist hier die Antwort. Zuletzt waren es der von Koch geschickte Jung, der über sich und den Guttenberg stolperte, und Koch selbst, der erst den Brender erledigte und dann den Jung durch eine Jüngere ersetzte. Die Kanzlerin benennt die Minister? Nein, das macht der Proporz in Kooperation mit den Ministerpräsidenten. Sie hat die Richtlinienkompetenz? Dazu ein aktuelles Beispiel:
Da in Brüssel noch einmal die Innenminister zusammentraten, um über die SWIFT-Regelung zu befinden, ist Thomas de Maizière nach Brüssel gereist, um per Enthaltung die entschiedene Meinung der Regierung zu vertreten. Damit hat er dem Koalitionspartner ordentlich den Absatz in dem Fuß gerammt, der nämlich gegen die Überwachung der Kontenbewegungen durch die amerikanischen Freunde war. De Maizières Begründung ist noch eine Watschn obendrein:
“Weniger ist mehr als nichts. Die Verhinderung des Ankommens wäre ein Bärendienst für den Datenschutz gewesen. Die Beziehungen zu Amerika im Kampf gegen den Terrorismus sollen aus meiner Sicht nicht belastet werden“.
Nun fühlt sich erstens für den Datenschutz die Justizministerin von der FDP zuständig, deren Meinung ihn ganz offiziell nicht interessiert. Dann kommt es aber noch besser. Mag man sich darüber streiten, inwiefern Datenschutz Sache des Innenministers ist, macht er gleich auch noch die Außenpolitik mit. Beziehungen zu Amerika? Die werden jetzt aus seiner Sicht geregelt. Da wird sich Herr Westerwelle aber freuen, daß de Maizière das erledigt, was Guttenberg übrig läßt.
Die Eingangsphrase “Weniger ist mehr als nichts” hat er sicher von einem Hedgefonds-Mathematiker aufgeschnappt. Versteht kein Mensch, klingt aber eben darum sauschlau.
Mutti ist derweil sicher wieder irgendwo auf Kreuzfahrt, Händchen schütteln. Alles paletti an der Heimatfront, Hauen und Stechen as usual. Ich kann mich regelmäßig amüsieren, wenn wieder einmal ein übermütiger Journalist ein “Machtwort” von ihr fordert. Liebe Gartenfreunde, so blöd ist Mutti doch nicht, daß sie ein Wort spricht, welches sie die Macht kosten könnte. Denn “Macht”, das ist für sie winken dürfen, roter Teppich, lecker Sekt und Party mit Ackermann. Was will man mehr?
November 30th, 2009 at 23:50
“Weniger ist mehr als nichts…” da ich gerade in deinem Text keine Quelle dazu finde sag mir bitte, dass das nur eine kleine Satire von dir über diese “Enthaltung” ist Flatter. Es darf und kann einfach nicht sein, dass das ein Innenminister sagt, wenn einer “fremden Macht” solch sensiblen Daten mit kaum Gegenwehr angeboten werden.
Mhhh, eigentlich müsste das echt eher die Aufgabe des Außenministers sein. Der würde aber eh nichts mehr dazu sagen. Westerwelle hat in der Hinsicht echt super bei Merkel abgekupfert. Irgendwie ist er immer weg, im Ausland,deshalb kann er nichts zu sowas sagen ;-). Naja wenigstens ist das aber auch im Gegensatz zu Merkel seine originäre Aufgabe als Außenminister.
Dezember 1st, 2009 at 00:16
Nee, das ist O-Ton aus der Tagesschau, Realsatire also. Sicher meinte er “wenig”, aber solche Fehlleistungen sprechen eben auch.
Dezember 1st, 2009 at 00:22
Wenn keine holländischen Neulinge herkommen werden auch keine Fragen gestellt!
Dezember 1st, 2009 at 00:39
Selbst bei “wenig” anstatt “weniger” ist es arg. Was für nen Müll. Mit einem “Nein” wäre es, wenn ich nicht falsch liege, ein Veto gewesen. Also ist eine Enthaltung einfach ein “Ja” und damit nicht “wenig(er)” sondern “nichts” :/ Naja wahrscheinlich kann man am Ende sagen wenn es scheisse läuft:”Wir waren ja nicht dafür”. grml
Dezember 1st, 2009 at 00:45
Würde mich nicht wundern, wenn sich das Merkel auf die Tour ab 2013 noch 2 x 4 Jahre durchschummelt.
Dezember 1st, 2009 at 09:11
@Frank
vertu dich da nicht! die knapp 34% der wahlberechtigten wussten zum grossteil, wen sie da waehlen!
Dezember 1st, 2009 at 09:23
Ein Minister reist zur Stimmenthaltung nach Brüssel. Das ist exzellent. Stimmenthaltung ist das Kernelement der Politik; Regierung und Bürger haben das zielsicher gemeinsam erkannt. Mehr könnte weniger als nichts sein, rechnet man.
Mathematisch: Nichts + weniger = mehr.
Dezember 1st, 2009 at 10:22
Also mein Eindruck ist ja eher, dass sich langsam aber sicher das gesamte Kabinett an der Chefin ein Beispiel nimmt und zur NGO mutiert.
Westerwelle will halt noch ein wenig toben, aber der wird auch bald die Gemuetlichkeit eines ledernen Ministersessels zu schaetzen lernen.
Dezember 1st, 2009 at 10:39
https://www.lalelu.de/wb/pages/media/videos/weihnachtspolitzyklus-bei-ottis-schlachthof.php
Der letzte Satz ;-))
Dezember 1st, 2009 at 11:18
[...] Also im Prinzip der ganz normal Luxus, den sich jeder Doktorand leisten kann. Sehenswertes: Die Nichtregierungs-Organisation Merkel Mutti ist derweil sicher wieder irgendwo auf Kreuzfahrt, Händchen schütteln. Alles paletti an der [...]
Dezember 1st, 2009 at 11:20
Nichtregierungs-Organisation. Genial!
Der Rest auch.
Zum Lachen und Heulen. Merci!
Dezember 1st, 2009 at 11:56
Diese Variante befindet sich momentan noch auf tagesmärchen.de:
>>De Maizière betonte, ein “nicht vollständig befriedigendes Abkommen” sei “besser als kein Abkommen”.<<
Besonders zu gefallen weiß dieses 'Flakgeschütz des Journalismus' aber zZt auch durch die Einrichtung eines neuen 'Formats' namens 'klimaschau', um uns mit Kopenhagen wohlig zu gruseln.
Leute, es ist doch offensichtlich zwecklos. Wir befinden uns auf einem Zug, dessen 'Führerstand' von Gartenzwergen bewohnt wird, die selbst wenn sie wollten an die 'Bedienelemente' gar nicht heranreichen können, die ohnehin von 'Wirtschaftsführern' gestellten Weichen klemmen samt und sonders, und die als Journalisten verkleideten Reiseführer haben nicht den Schimmer eines Dunstes, wo im Lande Nirgendwo wir uns gerade befinden. Die Erde ist eine Scheibe und Gleisbögen mangels Nachfrage ausser Produktion…
Dezember 1st, 2009 at 12:56
Eigentlich ist es völlig egal, ob er “wenig” oder “weniger” gesagt hat. Beides spricht ebenso für das einfache Gemüt des Herrn de Maizière, wie dieses Zitat, das dem gleichen Kontext zuzuordnen ist: “Wir können einem solchen Abkommen nicht zustimmen, haben aber nichts dagegen, wenn es in Kraft tritt.”
Quelle: fefe
Dezember 1st, 2009 at 15:01
“Drei Tote sind besser als gar keiner.” (Django)
Dezember 1st, 2009 at 15:42
Da fällt mir auch nur das Weihnachtslied “Einkäufe” von Tucholsky ein….was darum geht,
was dem deutschen Michel geschenkt werden soll.
Ach, liebe Basen, Onkels, Tanten –
Schenkt ihr ihm was. Ich find es kaum.
Ihr seid die Fixen und Gewandten,
hängt ihrs ihm untern Tannenbaum.
Doch schenkt ihm keine Reaktion!
Die hat er schon. Die hat er schon!
Dezember 2nd, 2009 at 09:03
Thomas de M.: Der neue Po falla
Dezember 7th, 2009 at 03:47
Nee, Ihr seid gemein !
Er macht doch nur seinem Namen alle Ehre:
Thomas, die Misere