Boris Johnson ist also ausdrücklich der Meinung, ausdrücklich “Superreiche” sollten per se in den Adelsstand erhoben werden. Sie seien eine verfolgte Minderheit. Man müsse ihnen “demütigen” Dank zuteil werden lassen, kurzum: Der Boris ist ein Stiefellecker der unschlagbar übelsten Sorte, einer, der die Welt einteilt in Herren und Sklaven und welche wie ihn, die sich von den Sklaven noch zu ihrem Stellvertreter wählen lassen, um anstelle der Herren die Sklaven zu treten. Ja, das ist ekelhaft, es treibt einem das Adrenalin dampfend durch sämtliche Körperöffnungen. Das ist die moderne Demokratie®, eine verdammte Jauchegrube, in der die feisten Fürsten ihre Leibeigenen in deren eigener Scheiße ersäufen.
So etwas ist ein Unfall, der sich selbst in der vielleicht etwas offeneren, mitteilsameren britischen konstitutionellen Oligarchie nicht ereignen sollte. Das Narrativ sieht so etwas wie „Superreiche“ nämlich gar nicht vor. Sie finden nicht statt. Es gibt eine natürliche Verbindung zwischen Reichtum und Leistung. Jenseits einer Grenze, an der noch dem letzten Trottel mit einem chemisch gereinigten Hirn auffällt, dass das nicht mehr stimmen kann, ist die Grenze des Redens. Wo das Gold ist, da ist Schweigen.
Die feine deutsche Art
Hat der Boris nicht kapiert. Deshalb regen sie sich jetzt über ihn auf. Zurecht. Geben ihm unschöne Namen. Zurecht. Wollen ihm ans Fell, und zwar gründlich. Zurecht.
Wer aber hat das kapiert? Wer macht es besser, perfekt nachgerade? Richtig: Angela Dorothea Merkel. Frau Merkel spricht nicht über Arm und Reich. Nie im Leben käme sie auf die dumme Idee, ein ekliges Wort wie „Superreiche“ in den Mund zu nehmen. Für sie gibt es Wachstum®. Wohlstand®, Leistungsträger®, Arbeitsplätze®, Zukunft®, Aufschwung® und Chancengerechtigkeit®. Für sie gibt es die große „gemeinsame Lösung“® und „Sozial ist, was Arbeit schafft“©. Knapp vorbei an alten großdeutschen Weisheiten und marktkonform. Soziale Marktwirtschaft® eben.
839 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar gibt es in Deutschland. Deutschland ist der abonnierte Exportweltmeister, so erfolgreich, dass sich inzwischen sogar US-Ökonomen beschweren. Und was sagt die Angela dazu? Dass wir Superreichen dankbar sein müssen? Dass wir alle zufrieden sein könnten? Nein. Sie sagt, die, über die man gern redet, müssten alle sparen. Am Staat. An Sozialleistungen. An den Ärmsten der Armen. Weil wir im internationalen Wettbewerb® stehen. Mit den Superreichen in China(393), Saudi-Arabien(826) und den USA(2.692). Dafür kann man nicht genug Menschen arm und noch ärmer machen.
In der nächsten Stunde lernen wir dann, wie man Leute verhungern lässt und trotzdem für sich arbeiten.
November 20th, 2013 at 00:52
Danke flatter für deinen wunderbaren Artikel…. nimm es bitte für ernst, dem ist nichts hinzuzufügen. Und mir sind die Tränen gekommen…..
naja, was solls, das Leben geht weiter….
November 20th, 2013 at 01:50
Die Märkte ist das merkelsche Synonym für diesen Aussatz.
November 20th, 2013 at 07:14
Das ist ein richtig guter und auch sehr wichtiger Text, der leider trotzdem – aber das kennen wir ja zur Genüge – ungehört verhallen und nicht dort ankommen wird, wo er tatsächlich dringlich gebraucht wird.
Ich finde es nur etwas schade, dass Du dich einzig auf das Merkelmonster einschießt – denn das ist ja bekanntermaßen nur eine fast willkürlich austauschbare Marionettenfigur in diesem widerlichen Schmierentheater der “freiheitlichen Demokratiesimulation”. Klar ist diese Person momentan maßgeblich und steht an der neoliberalen Frontlinie – und trotzdem wird es ihr jeder nachrückende Kaspar aus den Reihen der kapitalistischen Blockparteien gleichtun – ganz egal, welches schwarz-gelb-rot-grün-braune Parteibuch diese Figur auch besitzen mag.
Dasselbe gilt freilich auch für den Boris im versumpfenden England – und bezogen auf den machst Du es ja auch schön deutlich, welche “(An-)Stellung” er im Rahmen dieses feudalistischen Ekelsystems innehat. Die Position des Merkelmonsters ist keine andere.
Wichtiger als die (völlig verständliche und auch mir nun wahrlich nicht fremde) Abscheu vor einzelnen Protagonisten in diesem verkommenen Spiel ist aber doch die Fokussierung auf das eigentliche Problem: Nämlich die korrumpierten, vollständig “eingekauften”, bestochenen politischen Parteien, die immer noch so tun, als spielten sie “freiheitliche Demokratie”, noch dazu “zum Wohle aller BürgerInnen”.
Johnson, Merkel, Friedrich, Obama und wie sie weltweit alle heißen, sind durchaus anzuklagen und zu verurteilen – sie bleiben aber dennoch nur der Ausdruck eines Symptoms, dessen Ursachen viel tiefer liegen.
Liebe Grüße!
November 20th, 2013 at 08:27
“In der nächsten Stunde lernen wir dann, wie man Leute verhungern lässt und trotzdem für sich arbeiten.”
Sollte es heißen: “…verhungern (…) und trotzdem für sich arbeiten LÄSST”? Stimmen tät’s ja auch.
Beste Grüße!
November 20th, 2013 at 11:29
Dieter Hildebrandt ist tot.
November 20th, 2013 at 11:36
@5. R@iner: Hab´s auch gerade gelesen. Man kann nicht gerade sagen “plötzlich und unerwartet” aber ein großer Verlust, nicht nur für´s Kabarett.
November 20th, 2013 at 11:58
@5. ach, scheisse. FUCK!
November 20th, 2013 at 12:39
Ich habe lange nichts mehr über Spanien gepostet…
Zuerst wird ein neues Gesetz geplant. (Al Jazeera, The Local)
Äh ja, ach so: Prostitution, das unter Jugendlichen verbreitete Gruppensaufen auf der Straße (botellón), Drogenhandel, ungenehmigte Proteste vor dem Parlament, Proteste vor den Häusern von Politikern, die Beleidigung von Polizisten, das Filmen oder Fotographieren von Aktionen der Ordnungshüter oder der Aufruf zu Protesten im Internet sollen zukünftig mit Strafen zwischen 30.000 und 600.000 Euro belegt werden.
Die Mischung ist ja drollig. Die volkstümliche Abkürzung lautet deshalb auch richtig “ley anti 15M”, also Anti-15M-Gesetz.
Heute kommt der korrupte Ministerpräsident und “versichert”, dass die Absicht hinter dem Gesetzentwurf die ist, “die Freiheit zu sichern”. (El País)
Fragt sich nur, wessen Freiheit.
Wisst ihr was? Ich glaube nicht mehr an eine friedliche Lösung. Nirgendwo.
“To learn who rules over you, simply find out who you are not allowed to criticize”
(Voltaire)
November 20th, 2013 at 12:43
@Charlie(3):
“nur eine fast willkürlich austauschbare Marionettenfigur” – Genau deshalb erwähne ich Merkel. Sie ist in ihrer Austauschbarkeit nachgerade ein Extrem. Da ist nichts eigenes dran, gerade deshalb ist sie die perfekte Vollstreckerin des Kapitalismus.
November 20th, 2013 at 12:50
Die Aussagen Johnsons, der mir bereits vorher als abstossende Sackratte bekannt war, sind auf so bizarre Art vielsagend, auf so unverschämt ehrliche Weise korrupt, daß er fast schon als revolutionärer agent provocateur erschiene, wäre er nicht so ein offensichtlicher Glücksritter. Man sollte ihn in den Adelsstand eines königlich-kapitalistischen Fickschlittens erheben.
Der Tod Hildebrandts geht mir nahe. Obwohl sein Kabarett nicht meinen Nerv traf, repräsentierte er für mich Unbestechlichkeit und Unbeugsamkeit und das seit ich Politik wahrnehme.
November 20th, 2013 at 12:54
Wikipedia: „Die britischen Boulevardzeitungen nennen ihn häufig Bo-Jo.“
Ist „Bo-Jo“ die Abkürzung für „Bow Job“?
November 20th, 2013 at 12:56
@11 er macht es am billigsten…
November 20th, 2013 at 12:58
Vielleicht habt ihr euch ja das kurze Video angehört, das ich bei Mrs. Mop druntergepappt hatte. Das Stichwort ist “Darius Guppy”. Dem hatte Johnson 1990, zu seiner Zeit beim Telegraph in Brüssel, die Daten eines Journalisten zukommen lassen, weil Guppy – unzufrieden mit einem Artikel über seine Machenschaften – dem “eine Lehre erteilen” wollte.
November 20th, 2013 at 13:00
Dank Merkel/Rösler/Schröder/Fischer/Hundt & Konsorten sind unsere Politiker, Wirtschaftsbosse, und deren Nachwuchs – wie ich in der eigenen Verwandtschaft erfahren durfte zu moralisch verdorbenen Opportunisten bzw. Krüppeln verkommen.
Man stelle sich einmal vor es würde noch so zugehen wie unter dem “Kommunisten”-Kanzler Kohl – der war ja gegen die Neoliberalen von heute der reinste Stalinist – dann gäbe es den Handel mit menschenverachtenden Diktaturen (z.B. China, Saudi-Arabien) ebensowenig wie die anderen moralischen Verkommenheiten die sich unsere selbsternannten “Eliten”, und die die meinen dazuzugehören, nicht erst neuerdings leisten.
Die konservativen Medien Deutschlands leisten dieser Art des Opportunismus wie ich erst vor kurzem lesen konnte auch noch Schützenhilfe:
Da hat so ein Schreiberling doch z.B. erst neulich geschrieben, dass die autoritären Kommunisten in China die (Zwangs-)Arbeitslager abschaffen würden – “irgendwann”.
Ist mir nur hängen geblieben wegen dem irgendwann – der Mindestlohn kommt ja auch “irgendwann”….
Vielleicht schreibst du ja mal was zu diesem Opportunismus der sich in .de breit macht?
Gruß
Bernie
November 20th, 2013 at 13:01
@13 Allerdings. Eine Stimme der Vernunft, die sich überschlägt (: (Update: oder meinste nicht den Taxifahrer?)
@14 Kohl hat ständig solche Dinger durchgezogen. Er hat sich dabei bloß nicht so stümperhaft angestellt wie seine Erben im Ungeiste.
November 20th, 2013 at 13:06
Apropos Hundt. Sitzordnung beim Abschiedsfressen: Michael Sommer, ein Gewerkschaftlerdarsteller, sitzt direkt rechts neben Merkel. Alles bestens.
@L´Andratté: Nein, ich meinte den youtube-Link in meinem Kommentar dort. “Druntergepappt” war also der falsche Ausdruck.
November 20th, 2013 at 14:03
@flatter (9)
Gemach, gemach, das wird alles in den Koalitionsverschlingungen gerade gebogen. Der Gabriel und die seinen werden den Merkel-Marionetten schon zeigen, wo der Bartel den Most holt. Zuerst aber kommt ein weiterer Arbeitskreis. *grrrh*
November 20th, 2013 at 15:48
Was is? Fr – Koalition entmachtet die Kleinen
Die Arbeitswelt wird kräftig umgekrempelt: Neben dem Mindestlohn wollen Union und SPD ein Gesetz einführen, das kleine Gewerkschaften entmachtet. Die sehen jedoch durch den Vorstoß das Grundgesetz verletzt und kündigen Klagen in Karlsruhe an. [..]
November 20th, 2013 at 16:37
Na und…? Dann ändern sie diesen lästigen Textkörper eben, können sie ja schließlich auch fast nach Belieben. Die große Kopulation wird sie alle f… ;)
November 20th, 2013 at 16:52
“Koalition entmachtet die Kleinen”
Was Regierungen tun, dass ist regieren. Dafür haben sie sich ja das Kreuzchen geben lassen, damit sie ihrem Volk ungehindert und frei von Anflügen von Skrupeln das Fell über die Ohren ziehen können.
Und immer werden sie gute Gründe vorbringen, um dem Volk zu erklären, warum das alles notwendig ist.
Und die Genossen vom DGB werden ihren Genossen in der SPD sicher was zugeflüstert haben: Ihr müsst da was machen Genossen.
November 20th, 2013 at 16:55
Nachtrag!
Die gefährden den sozialen Frieden, die Kleinen !
November 20th, 2013 at 17:16
Ein Blick in eine mögliche Zukunft: Aus dem Tagebuch einer Zeitreisenden
BeraterInnen von der Demokratievorsorge… :-D
November 20th, 2013 at 17:49
Erschreckend gut, der Text…
November 20th, 2013 at 17:55
@R@iner
“Gewerkschaften” was ist das?? Soweit ich weiß a) Schnee von gestern? oder b) ein anderes Wort für elastisches Rückgrat? oder c) eine andere Form von Pöstchenjäger?
Weißt Du genaueres??
November 20th, 2013 at 18:06
@Vogel: Kurz&gut
November 20th, 2013 at 18:57
der blick in die zukunft ist schon ganz nahe dran, an der gegenwart, heut ist spanien-tag:
https://www.heise.de/tp/blogs/2/155357
mit welch einer offenheit diese widerliche scheissbande mittlerweile agiert, die drehn echt völlig frei.
November 20th, 2013 at 19:09
@DkT: Hattest Du etwa Zweifel, dass sie weiterhin auf Atomkraft setzen und alle Dezentralisierungsversuche behindern würden? Ich meine natürlich in der ganzen eu.
Richtige Antwort: Ja, genau 0,68 Sekunden. :-)
November 20th, 2013 at 19:21
@r@ainer:
die nummer ist schon ne neue qualität in ihrer dreistigkeit; diese ist es, die mich fertigmacht. der artikel liest sich wie komplettsatire, so absurd ist diese scheisse. anderseits ist es vielleicht diese dreistigkeit, die (wunschgedanke) den menschen möglicherweise endlich mal die augen öffnet und sie sich anfangen zu WEHREN!
November 20th, 2013 at 19:37
Genau deshalb finde ich die GroKo so toll. So viel Scheisse wie die nächsten Jahre auf uns zukommt, hat nach ’45 noch keiner gesehen.
Wir sollten ‘ne Armbrust-Versandfirma aufmachen!
November 20th, 2013 at 20:55
@r@iner: die idee hat wirklich potential *grins*.
November 20th, 2013 at 22:24
@22 + 29 R@iner
Zu dem Text: Fehlt da noch viel?
Ans Armbrust-Basteln habe ich auch schon seit längerer Zeit gedacht.
cu
renée
PS: der neuere Text von Frau Mop hat es auch in sich. Da möcht mer sich ‘nen Pelz und Reißzähne wachsen lassen, und das nicht nur zum Vollmond.
November 20th, 2013 at 22:40
@renée: Zum Basteln brauchst du gescheites Material und ein paar Maschinen. Für 500 Öcken gibt’s teflonbeschichtete, 3kg leichte Haitek-Teile mit Zielfernrohr und Magazin. Reichweite bis zu 190m mit Weitschussaufsatz; Treffsicher ca. von 70-150m. Die 28g Aluminium-/Carbonpfeile durchschlagen Autotüren, wie man liest.
Ich habe außer den üblichen, sporadisch auftretenden Gewaltfantasien aber keine Ahnung von solchen Dingen. Leider. Peace und so.
November 21st, 2013 at 00:00
Apropos Armbrust: wieder auf der Hut sein. Nicht vor dem Hut. Vor dem davor. Wilhelm Tell läßt grüßen. Doch auf die Idee braucht kein Landlord mehr zu kommen – der, der die Bürger meistert, hat die Stange schon gestellt. Horizontal. Als Schranke. Stößt damit die vor den Kopf, die sich nicht verneigen.
November 21st, 2013 at 06:50
Knallhart der Typ wieder, aber gut.
November 21st, 2013 at 09:50
Nicht nur im Grünen blühen Spaniens Blüten. Regressive Repressivität allerorten.
November 21st, 2013 at 10:38
In D-land wird das Steuersystem endlich vereinfacht. Nein, jetzt nicht wie ihr vielleicht denkt. Das Amt füllt schon mal die Unterlagen für euch aus und ihr braucht nur noch zu unterschreiben. Da kann bestimmt nichts schiefgehen und die gesparte Stunde im Jahr dürft ihr shoppen gehen. (Quelle: Die Welt)
Staatlich finanzierte elektronische Fuß- und Hirnfesseln für alle Schüler: fefe
Irgendwie ist alles scheisse, wo “Agenda” draufsteht.
m(
November 21st, 2013 at 11:38
Mir gefällt der Beitrag von Reiner Wandler zum geplanten Gesetz in Spanien.
[..] Aus Angst vor der Meinung der Bürger – oder besser Untertanen – will und kann sich Europa die Demokratie wohl ganz einfach nicht mehr leisten. Eine Radikalisierung und eine zunehmende EU-Feindlichkeit ist damit vorprogrammiert.
November 21st, 2013 at 12:35
Jutta Ditfurth zur Verleihung des “Black Planet Awards” an die deutsche Bank: Junge Welt – Slumlord und Kolonialist
Das ist keine Kritik. Das ist eine Abrechnung à la “High noon”. Mit dem Unterschied, dass sie mit der Stalinorgel schiesst. Monströs.
[..] Anshu Jain und Jürgen Fitschen und sämtliche Großaktionäre der Deutschen Bank: Wir wollen, daß sie möglichst hohe Strafen und Schadenersatz zahlen müssen! Wir wollen, daß die Renditen in den tiefsten Keller stürzen! Und wir wünschen ihnen, daß eines Tages eine soziale Revolution sie, ihre Bank und das kapitalistische Wirtschaftssystem hinwegfegt, das ihnen ihre mörderische und naturzerstörende Praxis erst ermöglicht!
November 21st, 2013 at 18:52
Der Vorschlag dürfte auf den erbitterten Widerstand des Erbadels stoßen. Der achtet bisher streng darauf, dass ihr erblicher Adel eben kein Verdienstadel ist. Wenn Superreiche automatisch in den Adelsstand erhoben würden, dann würde das auch für Kinder und Kindeskinder gelten. Wo bleibt da die Noblesse?
November 21st, 2013 at 19:19
Bei Lapunte und Spiegelfechter liefern gerade ostdeutsche Linke ihr Bekenntnis zur Marktwirtschaft ab.
Endlich mal wieder Bekenntnisse!
November 21st, 2013 at 20:20
Es gibt Diskussionen, die muss ich nicht verstehen. Nicht dass ich nicht diese Spacken kenne, die sich ihren Kaschemmenmarx nur noch in Kürzeln zuwerfen und jeden als reaktionären Kapitalanbeter niedermachen, der ihnen widerspricht. Aber was hat das mit einer abstrakten ‘Linken’ zu, mit Ost oder West, Parteimitgliedschaft, WASG, PDS und KPD? Ist da eine Essenz, ein magisches Fludidum, das den ganzen Quatsch zusammenhält? Kann man das studieren?
November 21st, 2013 at 21:12
OT: Ich stellte gerade fest, dass die Petition zu einem europäischen bedingungslosen Grundeinkommen im Schlamm verreckt.
Die aktuellen Unterschriftenzahlen je Land sieht man hier.
Die Homepage der Initiative ist diese.
Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, dass irgendein offizieller Nachrichtenkanal im Laufe der vergangenen 10 Monate(!) darauf hingewiesen hätte und die Anleitung, wie man als “eu citizen” agieren kann, vermisse ich bis heute in meinem Briefkasten. Ich verliere mich in eu-Angelegenheiten höchstens in französischen oder englischen Texten.
Nicht einmal die Nachdenkseiten – ich ließ nach dem Namen der Initiativseite suchen – weisen einen Hinweis aus.
Gleichgültig, wie man über ein bge denkt, finde ich, dass die Werbetrommel ein wenig gerührt gehörte.
Die Diskussion um die “systembedingte Freisetzung von Arbeitskräften” muß doch irgendwann endlich auf den Tisch, sonst komme ich auch noch auf den Trip, “uns” ginge es tatsächlich sehr sehr gut.
Democracy by fortunate coincidence. Europe – Come in (if you can) and find out.
November 21st, 2013 at 21:33
@troptard
Nach lesen von Robertos artikel und der bemerkung in den spiegelfechter-kommentaren “Nun gut – Roberto Delapuente goes Sasse.” fiel mir wieder dieser kommentar zu einem Guardian-artikel ein, den ich mir vor längerer zeit kopiert habe:
“This article says all you need to know about the left-wing liberal left. When the weakest in society have been hit the hardest and begin to fight back and threaten the status quo, the middle class left begin to make excuses for a right-wing government to protect themselves and their lifestyles.
They write critical articles about the right-wing, but when push comes to shove and they have to pick sides they crumble.
The Guardian will doubtless print future articles saying violence isn’t the answer, but when was the last time a peaceful protest worked in this country?”
Troptard, du hast bei Roberto geschrieben:
“Und wenn die Rethorik nicht so vorhersehbar wäre. Immer werden die Zeiten ungünstig sein, die Machtverhältnisse ebenso, dass man das, was man in der Programmatik so schön formuliert hat, sich nicht verwirklichen lässt.
Insofern ist das auch Religion: Verschieben auf den jüngsten Tag, der irgendwann kommen wird, die Menschen mit ihrer begrenzten Lebenszeit aber nie erleben werden.”
Das ist das fatale dieser Linken (partei) wie auch vor langer zeit der spd: diamat, histomat, automat, dass sie nie begriffen haben und begreifen werden, dass ein “…mat” da nun mal so garnicht hingehört.
“Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. ….
….
Die Gesellschaft wird ebensooft gerettet, als sich der Kreis ihrer Herrscher verengt, als ein exklusiveres Interesse dem weiteren gegenüber behauptet wird. Jede Forderung der einfachsten bürgerlichen Finanzreform, des ordinärsten Liberalismus, des formalsten Republikanertums, der plattesten Demokratie, wird gleichzeitig als „Attentat auf die Gesellschaft“ bestraft und als „Sozialismus“ gebrandmarkt.” (Marx, 18. Brumaire, lohnt immer noch das lesen)
Mit dem ruf “Eigentum, Familie, Religion, Ordnung” in modernisierter form wird noch jede “soziale bewegung” niedergemacht und damit dem blanken faschismus der boden bereitet.
@ R@iner 8. “Wißt ihr was?” – So sehe ich das auch.
November 21st, 2013 at 21:41
Ja, Rainer.
Und dann wäre da noch diese frische Petition:
tinyurl.com/koew7le
Seit gestern fast 5000 Unterschriften
November 21st, 2013 at 22:22
Ich mußte jetzt wg. Spanien noch ein wenig stöbern und bin auf die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes vom 4.2.1933 gestoßen.
Mir war gar nicht so klar, dass gewisse Abschnitte bis heute gelten…Vielleicht hatte ich das auch nur verdrängt.
November 21st, 2013 at 22:25
Das Grundeinkommen, da wären dann halt die Kapitalisten weit vorn, zumindest nach der Thematik von G. Werner. Und da möchte ich mal was von Wat. zu lesen, von wegen Anreizsysteme und so…ist natürlich keins?
November 21st, 2013 at 22:30
@Eike: Ich wollte nicht das Thema als solches aufwerfen, sondern nur darauf hinweisen, wie schwer es erwartungsgemäß ist, in Europa 1 Million Unterschriften hinzubekommen und dann auch noch in sieben Ländern die Mindestanzahl zu schaffen.
Btw.: Die Kroaten und Slowenen haben diesen Part jedenfalls schon verstanden.
November 21st, 2013 at 22:38
Und die Umsetzung? Ich habe nix gegen Links.
November 21st, 2013 at 22:40
@Eike: Du meinst die Petition? Die erreichst Du auf der eu-Seite mit der Grafik links oben, wenn Du auf “Startseite” klickst oder auf der Homepage der Initiative nach “SIGN online on the Europa website:”.
Ich habe auch nichts gegen Links. :-)
November 21st, 2013 at 22:55
Bekannt, ich meinte eher Dein BTW. Wenn’s gut umgesetzt ist, kann es zumindest im hiesigen System was bewirken, aber ist es nachhaltig, können die Leute dann auch mehr als Kloschüssel? ;) Maximale Produktivität bedeutet auch maximale Produktschwemme und irgendwann hat Afrika auch keinen Bock mehr, den Mist auch noch zu schlucken (so abfallmässig). Warum nicht Gelder komplett frei stellen? Als Buchgeld laufen die eh nicht auf, wie anno Weimar, wo noch nicht jeder 2. ‘ne Mastercard Gold hatte. Das ist nämlich auch das einzige Ding, was uns vor’m nächsten Weltkrieg fernhält. Solange das meiste Geld Buchgeld bleibt, bleiben Inflation und Deflation quasi aus….Es gibt einfach den Auslöser dafür nicht, da die Gelder nicht wirklich zur Verfügung stehen, sondern nur in Konten anders verbucht werden. Da kann wenig eskalieren, ausgenommen natürlich, Du gehörst nicht zum rechten Mittelschichtspack und musst Dein Zeug bar bezahlen..hmmmmm…
November 21st, 2013 at 23:03
@Eike: Lass es uns bitte vertagen. Das mit den Links habe ich jetzt aber immer noch nicht verstanden.
November 21st, 2013 at 23:17
Na, wenn das gut in Kroatien oder Slowenien geklappt hat, muss es dafür auch Argumente im Netz geben. Bisher habe ich nur von Projekten in Simbabwe und Somalia und Mogadishu gehört, die zwar anfänglich gut verlaufen sind, aber eben nur nach einer sehr bestimmten Bevölkerungszahl. Hier hätte ich gern ein Pilotprojekt in Oberbayern vorgezogen.
November 21st, 2013 at 23:27
@Eike: Jetzt verstehe ich das Mistverständnis. Ich meinte, dass die beiden Länder die 100% für die Petition bereits erreicht haben. Kroatien ist doch erst seit Juli vollwertiges eu-Mitglied und die Slowenen waren letztes Jahr schon kurz vor der Beantragung der beliebten “Rettungsgelder”.
November 22nd, 2013 at 23:25
@Eike(46): Dazu schreibe ich Dir frühestens dann etwas, wenn Du schreibst, daß Du ein Anreizsystem brauchst, aber gewiß nicht (mehr), wenn Du weiter meinst, die anderen bräuchten das.
Ich hab schon mal gesagt: Du kannst wissen, was Du möchtest und Du brauchst, andere könn(t)en für sich selber sprechen, wie Du für Dich.