Boris Johnson ist also ausdrücklich der Meinung, ausdrücklich “Superreiche” sollten per se in den Adelsstand erhoben werden. Sie seien eine verfolgte Minderheit. Man müsse ihnen “demütigen” Dank zuteil werden lassen, kurzum: Der Boris ist ein Stiefellecker der unschlagbar übelsten Sorte, einer, der die Welt einteilt in Herren und Sklaven und welche wie ihn, die sich von den Sklaven noch zu ihrem Stellvertreter wählen lassen, um anstelle der Herren die Sklaven zu treten. Ja, das ist ekelhaft, es treibt einem das Adrenalin dampfend durch sämtliche Körperöffnungen. Das ist die moderne Demokratie®, eine verdammte Jauchegrube, in der die feisten Fürsten ihre Leibeigenen in deren eigener Scheiße ersäufen.

So etwas ist ein Unfall, der sich selbst in der vielleicht etwas offeneren, mitteilsameren britischen konstitutionellen Oligarchie nicht ereignen sollte. Das Narrativ sieht so etwas wie „Superreiche“ nämlich gar nicht vor. Sie finden nicht statt. Es gibt eine natürliche Verbindung zwischen Reichtum und Leistung. Jenseits einer Grenze, an der noch dem letzten Trottel mit einem chemisch gereinigten Hirn auffällt, dass das nicht mehr stimmen kann, ist die Grenze des Redens. Wo das Gold ist, da ist Schweigen.

Die feine deutsche Art

Hat der Boris nicht kapiert. Deshalb regen sie sich jetzt über ihn auf. Zurecht. Geben ihm unschöne Namen. Zurecht. Wollen ihm ans Fell, und zwar gründlich. Zurecht.
Wer aber hat das kapiert? Wer macht es besser, perfekt nachgerade? Richtig: Angela Dorothea Merkel. Frau Merkel spricht nicht über Arm und Reich. Nie im Leben käme sie auf die dumme Idee, ein ekliges Wort wie „Superreiche“ in den Mund zu nehmen. Für sie gibt es Wachstum®. Wohlstand®, Leistungsträger®, Arbeitsplätze®, Zukunft®, Aufschwung® und Chancengerechtigkeit®. Für sie gibt es die große „gemeinsame Lösung“® und „Sozial ist, was Arbeit schafft“©. Knapp vorbei an alten großdeutschen Weisheiten und marktkonform. Soziale Marktwirtschaft® eben.

839 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar gibt es in Deutschland. Deutschland ist der abonnierte Exportweltmeister, so erfolgreich, dass sich inzwischen sogar US-Ökonomen beschweren. Und was sagt die Angela dazu? Dass wir Superreichen dankbar sein müssen? Dass wir alle zufrieden sein könnten? Nein. Sie sagt, die, über die man gern redet, müssten alle sparen. Am Staat. An Sozialleistungen. An den Ärmsten der Armen. Weil wir im internationalen Wettbewerb® stehen. Mit den Superreichen in China(393), Saudi-Arabien(826) und den USA(2.692). Dafür kann man nicht genug Menschen arm und noch ärmer machen.

In der nächsten Stunde lernen wir dann, wie man Leute verhungern lässt und trotzdem für sich arbeiten.