Die FAZ schreibt im Zusammenhang mit dem galaktischen Versagen beim Projekt Elbphilharmonie, “dass Politiker für ihre Entscheidungen am Ende nicht haften müssen“, “Fahrlässigkeit” also Folgenlos für sie bleibe. Für sie; mitnichten für alle anderen, vor allem nicht für das System.
Es ist nur ein kleines Detail, aber es macht deutlich, wie offen der Parlamentarismus für Versagen ist – und damit gleichermaßen für Korruption. Die Haftung für Großprojekte trägt nämlich am Ende niemand, ausgerechnet für solche Unternehmungen also, bei dem so viel Geld fließt, dass selbst Bruchteile davon dafür ausreichen, Entscheidungen zu beeinflussen. Projekte, die grundsätzlich von Konzernen durchgeführt werden, die nach getaner Arbeit beteiligten Politikern gern lukrative Posten anbieten.
Burn Money, Burn More Money
Auf der Ebene politischer Stellvertretung können Funktionäre so viel Schaden anrichten wie die Naturgesetze zulassen, ausbaden muss das immer die Allgemeinheit. Man kann bei Großprojekten auch nicht erwarten, dass Einzelpersonen finanziell haften, sonst dürfte man nur noch Milliardäre wählen. Wie aber sieht die Verantwortung aus, die Totalversager tragen? Sind sie von der CDU, können die Wähler sich für die SPD entscheiden. Sind sie von der SPD, steht die CDU zur Verfügung. Dazu kommen noch Grüne und FDP, die dasselbe tun und der Illustration allgemeiner Alternativlosigkeit hinreichend dienen.
Selbst die Versager persönlich können sich sowohl wiederwählen lassen als auch in hochdotierten Posten enden, wo sie mit denen der anderen Seite die nächsten Milliarden verbrennen. Dabei wäre es einfach, zumindest dies zu verhindern. Wer einen Schaden verursacht, der ein bestimmtes Maß überschreitet, könnte von allen vergleichbaren Ämtern und Posten ausgeschlossen werden. Er könnte wenigstens seinen Pensionsanspruch verlieren.
Ich will allerdings gar nicht darauf hinaus, solche romantischen Vorstellungen verwirklichen zu wollen. Wer sich anschaut, wie es in der Wirklichkeit aussieht, erkennt nicht nur das Gegenteil. Er wird auch nicht leugnen können, dass es sich bei dieser Art Vergabe und Finanzierung, ebenso wie bei der Veruntreuung von privaten wie Steuergeldern zur Finanzierung von Unternehmen [via Sargnagelschmiede], um Akte des Klassenkampfes handelt. Wer oben ist, wird oben bleiben, und wer unten ist, sorgt mit seiner eigenen Arbeit dafür, dass das so bleibt. Klassenkampf ist die Steigerung von Korruption. Das ist kein Bug, sondern ein Feature.
November 17th, 2013 at 22:40
Beusts Buch “Mutproben: Ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Konsequenz” hat hier bestimmt keiner gelesen. Was da wohl drinsteht? Dass er auch in Mode macht: Naja, er kann scheinbar alles.
Was ich aber wirklich niemals verstehen werde, ist, dass einfache Juristen und Lehrer zu Projektmanagern alleine durch das Politikerdasein werden. “Da oben” spielt jede Art von Fachwissen offensichtlich überhaupt keine Rolle mehr.
Vorbei die Zeit, als einfache Leute nach Feierabend den Bundestag bevölkerten und eine kleine Aufwandsentschädigung dafür erhielten.
November 18th, 2013 at 08:55
Das unterscheidet eben die Zustände in der Privatwirtschaft grundsätzlich von denen bei öffentlichen staatlichen Projektverantwortlichen. Die Spitzenmanager in der Privatwirtschaft stehen voll in der Verantwortung, indem sie brutalstmöglich für ihr Versagen (was allerdings in Folge der viel, viel höheren Kompetenz der Führungspersönlichkeiten in der Privatwirtschaft so gut wie nie vorkommt) real zur Verantwortung gezogen werden, während die politischen Führungspersönlichkeiten unbehelligt weiter Schaden anrichten dürfen.
Abhilfe wäre mit einer umfassenden Privatisierung sämtlicher staatlichen Aufgaben leicht möglich, wenn nicht unsere sozialistischen Politfunktionäre diese Segnungen dogmatisch ablehnen würden.
So, das musste mal gesagt werden!
November 18th, 2013 at 16:22
Verantwortlich sind immer die Anderen. Wer am
Lautesten “Ich war´s nicht” schreit, darf nochmal würfeln.
November 18th, 2013 at 16:54
Das hier diskutierte Modell wäre für öffentliche Projekte auch nicht wirklich praktikabel – wenn der BDI allerdings auf Zack ist, fordert er genau das als Vorbedingung. ;)
November 18th, 2013 at 17:25
Die Leute einzuknasten, weil sie ihren Job machen, ist putzig. An genau dieser Stelle scheidet sich freilich der Rechtsstaat von der Sozialen Marktwirtschaft®
November 18th, 2013 at 17:50
Es gab ja auch mal so etwas wie eine Kultur des Rücktritts – manche erinnern sich noch…
November 18th, 2013 at 19:13
Was ist denn heute nicht Klassenkampf? Ich mag den Begriff zwar überhaupt nicht, aber er trifft schon den Kern der Sache.
Was die romantischen Vorstellungen angeht, gehe ich einen Schritt weiter. Solange die Verschwendung öffentlicher Gelder kein empfindlicher Straftatbestand mit Beweislastumkehr ist, solange werden öffentliche Gelder verschwendet und veruntreut. Eben weil es sich lohnt! Natürlich bügeln sämtliche Politiker und Propagandaoutlets jede Form persönlicher Verantwortlichkeit bei Haushaltskatastrophen von jeher ab. Begründung: dann würde niemand mehr irgendetwas tun – aus lauter Angst!
Wer noch überzeugt werden musste, das war das Eingeständnis: Politiker sind unfähig oder kriminell!
Btw: Ich halte jede Wette, auf der Straße innerhalb von 30min ein Kabinett zusammenzustellen, das aus dem Stehgreif die Regierungsgeschäfte übernimmt und es besser macht, als alle “Berufspolitiker”. Es wäre bestimmt kein Jurist unter ihnen.
November 18th, 2013 at 22:02
Das Lustigere ist doch eher, was draus wird, bei einem Klassenkampf von Oben.
November 19th, 2013 at 11:09
Ein weites Feld (wären die Menschen doch Maschinen könnte man die auf “nicht-tun” programmieren) ;-). Verlust der Pension und 3 Jahre Karenzzeit vor dem Stuhlwechsel bewirkt sicher einiges im positiven Sinn.
November 19th, 2013 at 11:17
Apropos Menschen.
November 19th, 2013 at 15:37
Apropo “Stuhlwechsel”
Sieht dann so aus ^^
https://tinyurl.com/omppzzx
November 19th, 2013 at 19:46
@R@iner
Das konnte Bond aber schöner!
@Brissante
Was lernen wir? Menschen sind auch nur Elefanten!