Der populistische Ehebrecher und Fahnenflüchtling Lafontaine ist an Krebs erkrankt. Er ist also bald tot, und wir schauen jetzt einmal, wer nach ihm kommt.
So ungefähr las sich das in den vergangenen Tagen. Nachdem sich zunächst vor allem der “Spiegel” im Schlepptau des anderen Boulevards bis auf die Knochen blamiert hatte mit seiner “Verbotene-Liebe”-Groteske, wurde das ganz schnell übertüncht mit Spekulationen, die nicht ganz frei sind von der Vorfreude auf ein möglichst baldiges Ableben des Linke-Chefs, sei es auch nur das als Politiker.
“Nihil nisi bene” heißt es praktischerweise nur in bezug auf die wirklich Toten, deshalb ist jetz die Zeit, noch sinnlos Dreck auszukippen, ehe einem die Pflicht zur Pietät dazwischen kommt. Bis dahin bleibt Lafontaine der Punching-Ball für projektiven Gossenjournalismus, den man nicht nur nach Belieben schlagen darf, sondern dem man auch jede Grimasse aufmalen kann, die einem so in den Sinn kommt. Der wandelnde Leibhaftige hat schon immer alle betrogen: Seine SPD, indem er sie verließ. Seine Vertrauten, weil er Ämter niederlegte. Seine Wähler, weil er von den vier Aufgaben, die er zuletzt wahrgenommen hatte, nur noch drei ausfüllt. Natürlich muß so einer auch seine Frau betrügen, und das, na klar, mit der hübschen roten Hexe.
Es ist kein Unterschied mehr zwischen Lüge und Gerücht, zwischen verdrehten Tatsachen und erfundenen. Wer dem Bösen Böses nachsagt, hat immer recht. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg des Journalismus zum großen Meeting in der untersten Schublade waren heute die ausschwärmenden Geier, die unbedingt jemanden vors Mikro zerren wollten, der den roten Teufel bei lebendigem Leibe beerben will. Hauptsache, es werden keine Torwartwitze gemacht. Und wenn dann jemand wie Bodo Ramelow im Zusammenhang mit der künftigen Gestaltung der Partei den Schneid hat, sich eine Zukunft ohne den Vorsitzenden Lafontaine vorstellen zu können, wird der prompt als “pietätlos” markiert.
Junge Menschen, die sich heute für eine Karriere als Journalist interessieren, können an diesem Beispiel lernen, welcher charakterlichen Ressourcen es in diesem ehrenwerten Stande bedarf. Wer in seiner Schulklasse immer schön im Rudel mitrennt und denen am Rand des Pausenhofs mit aller Härte die Macht des Mobs demonstriert, bringt das Wichtigste schon mit. Eine Drei minus in Deutsch und etwas Raffinesse beim Abschreiben besorgen dann den Rest.
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November 19th, 2009 at 00:16
>>Bis dahin bleibt Lafontaine der Punching-Ball für projektiven Gossenjournalismus, den man nicht nur nach Belieben schlagen darf, sondern dem man auch jede Grimasse aufmalen kann, die einem so in den Sinn kommt.<<
wir leben in einem ekel-land.
November 19th, 2009 at 00:37
Es war wirklich widerlich, wie die Schmierenpresse auf die Meldung der Krebserkrankung reagierte.
https://guardianoftheblind.wordpress.com/2009/11/17/es-gibt-tage-da-schreibe-ich-nur-noch-damit-die-nachwelt-sieht-dass-nicht-alle-so-waren/
Entweder sie machten ihm sogar diese noch zum Vorwurf. Oder man konnte richtig herauslesen, wie sie feierten, dass es ja jetzt den bösen Linkspopulisten und Volksverhetzer trifft. Den kann man ja ruhig auch jetzt und gerade jetzt so nennen. Damit ja niemand um ihn trauern wird oder so. Und falls er sterben, werden sie erleichtert sein. Und sich dann ein neues Hassobjekt suchen.
Der Vergleich trifft’s auch. Die, die jetzt an der Macht sind, das sind doch genau die, die in der Schule die besseren Schüler gezwungen haben, ihnen die Hausaufgaben zu machen, aber trotzdem die beliebtesten waren, weil sie so gut in Sport waren. Und dann später im Jura-Studium sich über die sozialschmarotzenden langhaarigen Mitstudenten aufgeregt haben. Aber die regieren uns jetzt.
November 19th, 2009 at 01:28
Ihr seid wirklich hart im nehmen wenn ihr das Zeugs noch lesen könnt. Respekt. Ich fühl mich schon krank wenn ich den S-Fetzen nur sehe. Da wünsch ich Lafontaine noch 50 Jahre extra, und natürlich Nerven wie Schiffstaue, um das aushalten zu können.
November 19th, 2009 at 01:28
Enke war gestern, heute ist Lafontaine. Da dürfen wir wieder raufkloppen, oder?
Die bürgerlichen Medien widern mich nur noch an. Hofberichterstattung, PR als Journalismus getarnt, Meinungsmache, Interessenspolitik und und und. Der Umgang mit Lafontaine und seiner Krankheit setzt dem wieder einmal die Krone auf.
November 19th, 2009 at 02:12
[...] Was mit Medien Junge Menschen, die sich heute für eine Karriere als Journalist interessieren, können an diesem Beispiel lernen, welcher charakterlichen Ressourcen es in diesem ehrenwerten Stande bedarf. Wer in seiner Schulklasse immer schön im Rudel mitrennt und denen am Rand des Pausenhofs mit aller Härte die Macht des Mobs demonstriert, bringt das Wichtigste schon mit. Eine Drei minus in Deutsch und etwas Raffinesse beim Abschreiben besorgen dann den Rest. [flatter] [...]
November 19th, 2009 at 02:17
Widerlich – angesichts dieses Eintrags bin ich froh, um die Berichterstattung zu diesem Thema einen weiten Bogen gemacht zu haben.
Angesichts solcher Zustände muss man sich wirklich schämen für dieses Land!
November 19th, 2009 at 02:42
So wie ich Lafontaine einschaetze, wird ihm diese Schmierenkampagne eher noch Kraft geben.
Gewohnt ist er es ja schon, und dem Pack die Genugtuun geben einen haemischen Nachruf verfassen zu koennen.
Nix da!
Davon ganz abgesehen:
Diese “Nachfolgefrage” war ohnehin schon laengst ueberfaellig. Eine demokratische Partei kann sich nicht dauerhaft einem, oder einigen wenigen Fuehrerpersoenlichkeiten unterordnen. Ganz egal ob deren Politik nun richtig ist oder nicht.
November 19th, 2009 at 08:13
Die B*-Zeitung weigere ich mich seit 25 Jahren auch nur in die Hand zu nehmen. Ich denke, ich muss das auf einige Publikationen der Qualitätspresse ausdehnen. Die blaue Altpapiertonne werd ich wohl abbestellen können.
Zum Kotzen. Tut mir leid, aber mir fällt leider nix Originelleres dazu ein.
November 19th, 2009 at 08:27
Viel Feind, viel Ehr!
Ansonsten dürfte ja eine Drei minus in Deutsch für den neuen Schmierenjournalismus mit cut-and-paste und die 140 Zwitscher-Zeichen ja vollauf genügen.
Und das im sogenannten “Land der Dichter und Denker”; ich könnte mir laut brüllend auf die Schenkel klopfen, wenn es nicht so traurig wär. Irgendwie zum Fremdschämen, nicht?
Es lebe die Ökonomisierung des gesamten Lebens!
November 19th, 2009 at 08:55
[...] https://archiv.feynsinn.org/?p=1991 [...]
November 19th, 2009 at 09:46
Bester flatter,
herzlichen Dank für diesen Post, der die Lage trefflich auf den Punkt bringt. Ich weiß langsam selbst nicht mehr, was man noch lesen kann – die Lohnschreiberlinge mit der Judas-Attitüde sind inzwischen überall zu finden…
Ansonsten bleibt kaum noch etwas zu sagen: Im Kampf gegen den politischen Gegner von links sind alle Mittel recht. Jemanden “totschreiben” gehört da noch zu den harmloseren.
November 19th, 2009 at 11:32
Ich hab es noch im Ohr die viel beschworenen “christlichen Traditionen”, die als Woge der Empörung nach dem Kruzifix-Urteil des EUGH durch unser Land schwappte.
Was die Tradition genau ausgemacht, können wir bei Lafontaine lehrbuchhaft beobachten:Verfolgung und Diffamierung (politisch) Andersdenkender mit Umkehr der Beweislast.
Die Folter hat ebenso wieder Einzug gehalten wie der (mediale) Pranger oder öffentliche Hinrichtung.
Was als Steigerung noch zu erwarten ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der Empörung?
November 19th, 2009 at 12:06
Nicht nur für junge Leute, die gern ‘was mit Medien’ machen wollen: die Rede ‘Preis und Wert des Journalismus‘ von Tom Schimmeck anlässlich des ‘Mainzer Mediendisput 2009′…
November 19th, 2009 at 13:03
Im Kampf gegen Immanuel Goldstein…äh Oskar Lafontaine sind halt alle Mittel recht.
Soweit nix neues. Klar die Schäbigkeit der sogenannten Qualitätsmedien erreicht mal wieder neue Tiefen. Aber das wundert einen dann auch irgendwie nimmer.
November 19th, 2009 at 21:13
Nur mal eine kleine Information zur Autorin des schmierigen „taz“-Artikels Simone Schmollack. Sie ist Datenschutzbeauftragte der grünennahen Heinrich-Böll Stiftung.
Nachdem Lafontaines Erkrankung bekannt wurde hat man den Artikel überarbeitet und entschärft. Der gröbste Schlamm wurde entfernt.
Nun versuchte Steffen Reinecke in einem weiteren Artikel so zu tun als ob die „taz“ nicht an der Verleumdungskampagne beteiligt war. Das kam bei den aufmerksamen Kommentatoren nicht gut an.
November 19th, 2009 at 22:14
Beim “Stern” gefällt sich Jörges in einem Gelaber, das erst die Kollgen, dann aber insbesondere die Linke und Ramelow für die Gerüchte verantwortlich macht. Es gibt keine Peinlichkeit, die nicht irgendeine Printe ernsthaft auflegt, um blöde die Trommel der Propaganda zu schlagen.
November 19th, 2009 at 23:49
es ist übrigens die jahreszeit, in der es wieder prínten gibt.
November 21st, 2009 at 21:46
Kann nicht jemand etwas in die Luft sprengen, ein paar Nazi-Skandale aufwerfen oder neue Verschwörungstheorien erfinden, damit die Medien wieder ‘was zu berichten haben?
November 22nd, 2009 at 03:43
@ Peinhard (13):
Herr Schimmeck hat die öffentlich-rechtlichen Medien als einen der “letzten Zufluchtsorte des Qualitätsjournalismus” ausgemacht (vgl. hier: https://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/1070037/ )
Einen Journalisten, der so etwas von sich gibt, sollte man nun wahrlich nicht als Instanz in Sachen Medienkompetenz empfehlen.
@ Oskar:
Ob die mediengesteuerte Republik von dir auch so herzzerreißend Abschied nehmen wird wie von diesem Torwart, der für unser Land schier Unglaubliches geleistet hat?