Revisited: Die Geschichte vom “Wortbruch”
Posted by flatter under Politik[19] Comments
31. Okt 2013 22:24
Am 04.11. jährt sich der abschließende Erfolg der Kampagne gegen Andrea Ypsilanti und den “Wortbruch”, eine Lehrstunde über Korruption in Deutschland, in der SPD und den Medien. Eine Zweitverwertung:
Die FR bringt heute einen weiteren Sample über den Korrumpator Koch heraus sowie ein Update zum Steuerfahnder-Skandal. Gleichzeitig erinnert Telepolis an den Wahlsieg Ypsilantis, der ihr von einer wildgewordenen “Öffentlichkeit” und Verrätern aus der eigenen Partei genommen wurde, um eine der widerwärtigsten Figuren der deutschen Politik im Amt zu halten. Zentral war dabei das Wort vom Wortbruch, das in den verlinkten Quellen wieder auf Koch bezogen wird, so wie es ursprünglich auch der Fall war. Schaut man sich die Häufigkeit der Erwähnung von “Ypsilanti + Wortbruch” an, so fallen zwei Peaks auf, Termine, um die herum die gesammelte deutsche Presse diese Kombination ihrer Leserschaft ins Hirn publiziert hat (Klick aufs Bild führt zu Google):
Demnach standen offenbar unmittelbar nach der Wahl bereits alle in den Startlöchern, um Ypsilanti einen “Wortbruch” vorzuwerfen, den sie noch gar nicht begangen hatte. Ebenso wurde um die Nichtwahl der Ministerpräsidentin herum noch einmal kräftig nachgelegt. Vor dieser Kampagne wurde die Kombination dieser Schlagworte auf Kochs gebrochenes Versprechen bezüglich des Flughafenausbaus bezogen.
Was die hessische Opposition also als eher schwache Kritik an einem “unerhört” selbstherrlichen Roland Koch an den Start gebracht hatte, wendete die PR des Sonnenkönigs und seiner Presse gegen Ypsilanti. Dabei tat sich vor allem ein PR-Mann hervor, der die Kampagne völlig unverblümt voran brachte: Alexander Demuth, Berater “für strategische Unternehmenskommunikation”, der mit der Site wortbruch.info die Kampagne auch offen im Netz betrieb. Schaut man sich die Liste der Medien an, die diese Vokabel übernommen haben und willig die Reihen der Kampagneros schlossen, so sieht man eine beinahe vollständige Liste der relevanten deutschen Massenmedien.
Der Erfolg, der erst durch diese Verstärker und ihren gnadenlos antilinken Kurs möglich wurde, ist die fortdauernde Herrschaft eines Landesregimes, dessen leidenschaftliche Zerstörung der demokratischen Kultur selbst von der Original-SED nicht übertroffen würde. Zu den täglichen Skandalen, die Koch und sein Mob sich leisten, hört man übrigens nichts von den ach so gewissenhaften “Rebellen” und ihren Seeheimern. Geschweige denn von der Mehrheit der willfährigen Journaille, die dafür mitverantwortlich ist.
p.s.: Alexander Demuth zählt heute neben anderen Großkunden selbstverständlich auch Bilfinger Berger zu seinen Referenzen. Koch ist dort Vorstandsvorsitzender.
Oktober 31st, 2013 at 22:40
Schade, dass es die timeline-Funktionaltät bei g* nicht mehr gibt. Das war ein schönes Spielzeug.
Oktober 31st, 2013 at 23:08
Das war schädlich für Gatekeeper ;-)
Oktober 31st, 2013 at 23:15
Wenn der Apparat krankt, ist der Spin Doctor nicht weit. Gibt´s eigentlich ´ne “Hit”-Liste der einflußreichsten PR-Fuzzis, deren Kundschaft und Hintermänner ?
Oktober 31st, 2013 at 23:27
Wozu? (soll dich nicht abbügeln, ist ne offene Frage).
Oktober 31st, 2013 at 23:42
Warum kommt mir bei dem Artikel die Begriffskombination Physiognomie und SuperGAU in den Sinn … RK und VB – physiognomischer SuperGAU. Ob alle diejenigen in Hessen, die CDU gewählt haben, sich von diesen Herren auch einen Gebrauchtwagen hätten andrehen lassen?
Auch wenn es auf’s Aussehen nicht ankommt, aber gerade die Beiden – wie viele andere Machtmenschen auch – haben für mein Empfinden regelrecht leblose Augen.
cu
renée
Oktober 31st, 2013 at 23:56
“Roland Koch” und “Volker Bouffier” wäre ausgeschrieben besser gewesen, ich habe rätseln müssen. ;-)
Btw: Das sind Männer, die dürfen scheiße aussehen, ist vielleicht so ein Mysterium, dass Machtmänner umso doller erscheinen, wenn sie Hackfressen haben – dann müssen sie doch irgendwie besonders ultrasuperkompetent sein?!
November 1st, 2013 at 03:38
Es geht nur noch um Definitionen und darum, wer definieren darf. Die Deutungshoheit über den Begriff “Wahlbetrug” gibt in unserer Demokratiesimulation beinahe unbegrenzte Macht. Am Beispiel Ypsilanti ist das sehr schön zu erkennen. Es gibt keinen demokratisch legitimierenden Unterschied zwischen der Manipulation “der abgegebenen Stimmen” und der “der abzugebenen Stimmen”. Beides ist simpler Betrug! Im Falle Ypsilanti haben die Korrupten das unumwunden zugegebenen. Die Ypsilanti vorgeworfene Manipulation der “abzugebenen Stimmen” wurde für einen kurzen Zeitraum urplötzlich zu dem, was sie ist: Wahlbetrug!
Nein, Deutschland ist keine Demokratie. Außer für jene, die den Begriff “Demokratie” definieren dürfen. Der Rest darf diese Definition “lesen” und daran “glauben”. Je nach Bedarfslage ist diese Definition ein reines Tagesgeschäft. Einen moralischen Überbau gibt es schon lang nicht mehr, wozu auch? Die Sache wird mittels Deutungshoheit einfach als “vernünftig” erklärt, wieder je nach Bedarfslage. Kein wirklich neues Konzept. Das war schon zu Zeiten der heiligen Inquisition so. Und jetzt muss ich weiter arbeiten. Es liest doch eh kein Schwein.
November 1st, 2013 at 09:15
Vorsorglich wird Andrea Ypsilanti z.B. hier schon mal auf ekelhafte widerwärtige Springer-Art lächerlich gemacht.
Diese Politikerin ist ein Paradebeispiel dafür, wie “links” die “S”PD heute noch ist und wie “links” ein “S”PD-Politiker heute noch sein darf, ohne von den schwarzen Brigaden der eigenen Partei zerstört zu werden.
Man sehe sich nur mal das unvorteilhafte Foto samt Garderobe an und vergleiche mit den Glamourpräsentationen der Bleiernen, die ja in puncto “Aussehen” der Ypsilanti nicht im Entferntesten das Wasser reichen kann.
November 1st, 2013 at 10:18
@Flatter 4 – Ich antworte mal mit HG Butzko der sein aktuelles Programm so einleitet – “Ich mach seit 1997 satirisches Kabarett und inzwischen denk ich mir :”Wenn Du dich mit den Mächtigen beschäftigen willst, wieso hälst du dich dann mit Politikern auf ?”
Das münze ich mittlerweile auch auf Protest und Widerstand um. Dafür sollte man den Gegner und seine Netzwerke möglichst gut kennen. Man ist natürlich nicht total ahnungslos,
aber wirkliches Wissen haben wir nicht. Wissen ist immer noch Macht. Deshalb bin ich für Hinweise, die da mal einen Gesamtüberblick en detail bieten, immer dankbar.
November 1st, 2013 at 10:39
Haha, ja ich erinnere mich, damals war ich auch noch ein roter Krawattenhasser. Krawatten hasse ich immer noch, aber der Lack ist ab :P
mittlerweile denke ich, dass man hier einfach nur Underdogs schaffen wollte, die man liebhaben kann…
Im Mainstream, klar, da sind alle neocon oder oder linksliberal oder so kram, aber im Netz, brennt die Hütte und die Leute LIEBEN Gysi und die ganze Rasselbande.
Aber sagt mir mal ernsthaft, denkt ihr, die kontrollieren nicht auch die “Opposition” und das WWW?
Und wenn nein, warum nicht? Nur weil uns immer alte Säcke als Herrscher präsentiert werden, die in muffeligen Uniformen da sitzen mit Truthahnhälsen und Hängebacken??
Nee, nee…
November 1st, 2013 at 11:10
Sobald auch nur das Geringste in der menschlichen Gesellschaft nicht so läuft, wie die “Eigentümer” wollen, werden sofort sämtliche Bluthunde von der Leine gelassen. Die Politiker sind in diesem Spiel nur Darsteller von Handelnden.
November 1st, 2013 at 11:25
@pillepalle: Aber die PR-Fuzzis sind billigste Handlanger; austauschbarer geht gar nicht. Jeder Journalist lernt den Hofbericht und jeder Reklameautor freut sich, für wichtige Leute verkaufen zu dürfen. Die Chefetage kann sich derweil kaum verstecken: Springer, Mohn, danach lange nichts, hier ein bisschen Holtzbrinck, da Burda, Konzerne halt und die große Hure “Spiegel”. Früher noch Kirch, den haben sie abgewickelt. Das System von Adabeis, Hand- und Türaufhaltern ist selbsttragend. Es gibt kene Akteure, nur Ausführende.
November 1st, 2013 at 13:59
@12: Es gibt kene Akteure, nur Ausführende.
…
So sind wohl manche Sachen
Die wir getrost verlachen
Weil unsere Augen sie nicht seh’n
…
November 1st, 2013 at 14:31
congrats
November 1st, 2013 at 15:22
OT: Heute schon herzhaft gelacht? Neues vom @RegSprecher: #Merkel in Brüssel: “Ausspähen unter Freunden geht gar nicht. Da geht es nicht vordergründig um mich, sondern vor allem um Bürger/-innen.”
Dem seinen Job würde ich nicht für ‘ne Million im Jahr machen wollen. Der ekelt sich echt vor nix.
November 1st, 2013 at 15:25
was ist denn Wortbruch – muß ich dann brechen…… dann hab ich schon ganz oft Wortbruch begangen………….
November 1st, 2013 at 15:32
aber R@iner…. schaut der nicht sympathisch aus ??? :-)
Diese Frau konnte ich noch nie für voll nehmen……
Als die wieder gewählt wurde, war ich über 4 Wochen schwer krank………
November 1st, 2013 at 15:41
+++ Koalitionsverhandlungen gescheitert. Der ADAC stellt die nächste Bundesregierung +++
Irgendwie schade, dass man auf dem Regierungsblog nicht kommentieren darf.
November 1st, 2013 at 19:43
Fürsorglich waren die deutschen Regierungen immer schon!