Es gibt große Unterschiede zwischen großen Koalitionen. Schon die letzte konnte fröhlich durchregieren; die Grünen waren bereits auf NATO und Hartz IV unterwegs, “die Linke” am Rand und ohne Einfluss, die FDP eh einverstanden mit der neoliberalen Regierungspolitik. Diesmal wird es aber schöner als je zuvor.
Die sogenannte “Opposition” im Bundestag ist so winzig, dass sie selbst bei Einigkeit keine Untersuchungsausschüsse einsetzen kann und keine Normenkontrollklagen führen. Sie besteht aus den “Grünen”, die aus dem Scheitern ihres neoliberalen Kurses den Schluss gezogen haben, dass sie wirtschaftsfreundlicher werden müssten und der “Linken”, die inzwischen ebenfalls ausdrücklich “marktwirtschaftlich” sein will.
Im Untergrund dürfen Geheimdienste immer noch die Morde ihrer V-Leute vertuschen, vielleicht neue planen, die totale Überwachung einrichten und sich jedenfalls jedweder Kontrolle entziehen. Hinter einer Regierung also, die durch niemanden kontrolliert wird, droht eine Geheimpolizei zu erstarken, die jüngst erfahren hat, dass sie machen kann, was sie will.
Kritische Masse
So viel Horror müsste den ganzen Rest der Republik auf die Beine bringen. Nicht ganz zufällig entstand die APO der 60er Jahre im Schatten einer großen Koalition, unter dem am 01.12.1966 vereidigten Kanzler Kiesinger, ein ehemaliges NSDAP-Mitglied wie viele andere in seiner Partei. Angesichts der fehlenden parlamentarischen Opposition, der ungebrochenen Karrieren von Altnazis und der Bedrohung durch den Kalten Krieg waren es vor allem Studenten, die auf den Straßen revoltierten und eine andere Republik forderten.
Ich möchte mich heute nur kurz zu diesem Detail äußern. Angesichts des erschreckenden Erstarkens antidemokratischer Kräfte, teils manifest faschistisch, teils infolge der Krise des Kapitals ökonomisch motiviert, müssten wie gesagt heute erst recht die Proteste durch die Republik wallen. Was sie bräuchten wäre allerdings eine kritische Masse (im Doppelsinne) aus Menschen, die den Zustand zur Kenntnis nehmen, Schlüsse daraus ziehen und sich dagegen organisieren.
Genau hier erweist sich das Desaster des “Bologna-Prozesses” als Glücksgriff, der Umbau der Universitäten zu Durchlauferhitzern für Halbbildung. Die nur 3-Jährige Regelstudienzeit in verschultem Dauerstress lässt die akademische Jugend weder ihr Studium als Lebensphase annehmen, noch lässt sie ihnen die Luft für ein Engagement nebenher. Politische Betätigung kommt noch weniger infrage als in den ohnehin schon ruhigen Zeiten vor 1999. Die Entsolidarisierung ist durchschlagend ebenso wie die Verödung der Bildung, die selbst im Fachbereich oft gerade zum Nötigsten taugt. Auf dieser Flanke droht kein Angriff mehr.
Oktober 20th, 2013 at 23:18
Die Entpolitisierung der Studentenschaft ist kein Nebeneffekt einer fehlgeschlagenen Bildungsreform. Sie ist vielmehr ein Kernelement.
“Verschwörungstheorie” brüllen da sofort die SPIEGEL-GeBILDeten. Und wenn in 15 Jahren irgendwelche diesbezüglichen Memos auftauchen, dann habens alle schon immer gewusst und sooo schlimm isses ja auch net und überhaupt…
Oktober 20th, 2013 at 23:46
Bologna war nur ein Schritt. Mir fällt da immer was ein, was ich an der Uni Konstanz gehört habe. Diese sog. Reformuni wurde als Campus mitten in die Pampa gebaut. Bei Schnee oder Sturm ist sie nur schwer erreichbar. Warum? Ein Professor erwähnte es mal in einer meiner Vorlesungen: man wollte die Studenten aus der Stadt raushalten.
Passt doch wunderbar ins Bild – die Studis sollen was schaffen und nicht nachdenken. Kein Kontakt zum Leben, kein öffentlich sichtbarer Protest, keine Solidarität mit anderen.
Ich schätze, deshalb schwärmt man auch so von der Campus-Uni der Amis – man kann diese Leute, die ja (ursprünglich) eigenständiges, kritisches Denken lernen sollen, viel besser isolieren und kontrollieren.
Oktober 21st, 2013 at 02:13
gab vor einigen tagen nen interessanten film über pier paaolo pasolini .der hinsichtlich der 68er proteste in italien in der corriere della sera der auffassung war das die priviliegierten oberschichtsöhnchen .die mehrheitlich damals studieren konnten die proteste ins absurde führen.Weiss nicht ob das heute auch zutrifft,schätze aber eher ja.Deshalb ist jede hoffnung aus der ecke vergebens.Orwell glaub ich hat geschrieben nur das Proletariat kann dem Spuk ein ende machen.So seh ich das auch,alles andere wird nicht funktionieren da alle zu korrumpiert sind auch wenn sies selber nicht merken/wissen.
Oktober 21st, 2013 at 04:31
Nur mal kurz als Ersatz für den hier z.Z. nicht mehr aktiven H.Horstmann, richtig: ” unter dem…Kanzler Kiesinger, einem ehemaligen NSDAP-Mitglied…” (Kasuskongruenz von Bezugswort und Apposition).
Nun aber zum Inhalt: Anfang der Sechziger, als ich in HH studierte und von DM 200-250 leben, wohnen, Bücher kaufen, lesen und denken konnte, da konnte man noch unbeschwert mal in Philosophie, Soziologie oder angewandte Mathematik (Computer, Algol60) reinhören, sich in studentischen Vereinigungen (SDS), Studentenparlament oder ASTA betätigen und dabei noch erfolgreich Übungen und Seminare absolvieren. Genuß des Lebens und Abenteuer des Geistes!
Man hatte engen Kontakt zum Prof und den anderen Dozenten – zumindest noch in meinem “Orchideenfach”, die einen wissenschaftlich anleiteten und begleiteten.
Als ich mir dann, nach extensiver beruflicher Tätigkeit im EDV-(heute sagt man IT)-Gewerbe Anfang der 2000er ein sog. Altersstudium an der gleichen Uni leistete, konnte ich hauptsächlich allgemeinen Stress, technologisch und ökonomisch fixiertes Denken und dadurch Begrenzung und geistige Verarmung feststellen. Ausspruch eines meiner geliebten – im Gegensatz zu oft depperten bis böswilligen – Professoren: “Der Bologna-Prozess dient zuerst dem massenweisen Ausstoß industriegerechten Humankapitals.” Und das war beileibe kein Linker, sondern ein fleißiger Leser der FAZ. Getan hat er aber in den Gremien dagegen nichts, er war ja sowieso in der Minderheit. “Da kann man ja eh’ nichts machen – das ist eben der Lauf der Zeit!”
Zum Schluß möchte ich noch auf einen nachdenkenswerten Artikel von Elmar Altvater in der jw hinweisen:
https://www.jungewelt.de/2013/10-21/021.php
Ich hatte sein Buch “Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen” (Westfälisches Dampfboot, 2005) schon gelesen, es geht u.a. um “Peak Oil”.
Oktober 21st, 2013 at 07:15
Die Gewerkschaften mit schwindenden Mitgliederzahlen und ihren gekauften Funktionären fallen diesmal auch weg…
Aber: Jetzt kann Sir Darendorf mal zeigen, was an seiner Konflikttheorie so dran ist. Und ob’s dazu eine ‘Netzgemeinde’ braucht. Virtuelle vs. echter Mistgabeln. Oder doch nur Popcorn…
Beste Grüsse
Oktober 21st, 2013 at 08:50
Guten Morgen zusammen!
Ich hatte gestern ein Aha-Erlebniss, folgender Art:
Der Schockwellenreiter von John Brunner.
Den habe ich 81 oder 82 zum ersten mal gelesen, in ihm wird der sog. Umstöpsellebensstil beschreiben.
Dieser Lebenstil bedeutet, dass jeder der am Markt teilnehmen will, bereit sein muss, von einem zum anderen Moment, eine andere Stellung an einem anderen Ort aufzunehmen. Das schliesst auch Lebenspartner und Kinder ein.
Als ich das in jungen Jahren las, war es pure SF.
Gestern Nacht gingen mir die Augen über als ich den Abgleich mit der Wirklichkeit vornahm.
Es fehlt nicht mehr viel!
Sehr empfehlenswert aber leider vergriffen.
Wer kennt das Buch noch ?
Oktober 21st, 2013 at 09:03
Ich sehe derzeit weit und breit keinen Widerstand gegen die (derzeit ja noch nicht inthronisierten) Durchregierer. M.E. erleben wir gerade den Anfang des letzten Aktes der Tragödie SPD.
Das regierende Kapital wird in den nächsten Jahrzehnten immer mehr sein wahres Gesicht als Kernelement des Organisierten Verbrechens zeigen, und zwar mit voller Unterstützung staatlicher Organe. Alle geduldeten kritischen Stimmen werden nichts weiter sein als Hofnarren, die man als possierlich quiekende Spassmacher mit durchfüttert.
Ich warte darauf, dass auch die “gewaltbereiten Salafisten & Islamisten & Co” in dieses große Unterhaltungsprogramm integriert werden können.
Die Zuwanderung aus den afrikanischen Quellen des Elends wird in diesem Zusammenhang nichts weiter bewirken, als das europäische Massenelend fester zu etablieren.
Einer unbegrenzten Ausbeutung steht nichts mehr im Wege. Dass am Ende auch die Ausbeuter selber vom Untergang betroffen sein werden ist dabei nicht wirklich tröstlich.
PS: Bin froh, dass der Höhepunkt meines Lebens hinter mir liegt.
Oktober 21st, 2013 at 09:39
Die kritische Masse müsste aus der “breiten Bevölkerung” kommen, von den Studis ist da in der Tat nix zu erwarten.
Wie wäre es mit einer Plakatkampagne unter dem Motto “Deutschland braucht eine Neiddebatte”. Größenvergleich im Vermögensmaßstab: Der Milliardär und der Durschnittsbürger. Bei einem “einfachen” Milliardär auf einem 2,5 m hohen Plakat wäre Otto Normalo so um die 0,1 mm groß (eine Ameise wäre schon Millionär). Ob es da bei einer Mehrheit “klick” machen würde?
Oktober 21st, 2013 at 10:25
Keine schlechte Idee, aber ich habe meine Zweifel. Die Mehrheit ist ja gerade hinsichtlich ‘Neid’ sehr schräg drauf. Der richtet sich merkwürdigerweise eher nach unten, nach dem Motto ‘Wenn es mir schon schlecht geht aus gewissen Gründen, dann soll es anderen aus den gleichen Gründen aber gefälligst noch schlechter gehen’. Das Muster der gängigen ‘Schmarotzerdiskussionen’ halt. Sie kommt weder auf den Trichter, für sich erstmal besseres zu fordern, geschweige denn auch für andere, und noch viel weniger darauf, die ‘gewissen Gründen’ mal näher zu untersuchen und vielleicht sogar in Frage zu stellen. Irgendwie schafft sie es tatsächlich nicht, sich in diesem Bild irgendwo zu verorten – was bei 0,1mm auf einem Zweieinhalbmeterplakat ja auch wieder kein Wunder ist. ;)
Dabei weiss eigentlich jeder, der schon mal mit Grafiken hantiert hat, um die Wirkungen von Maßstab und Ausschnitt.
Oktober 21st, 2013 at 10:42
Hinter einer Regierung also, die durch niemanden kontrolliert wird, droht eine Geheimpolizei zu erstarken, die jüngst erfahren hat, dass sie machen kann, was sie will.
Abgefedert durch eine offizielle wachsweiche Kritik: Gezielte Tötungen mit Drohnen in rechtlicher Grauzone. Was bitte ist an Tötungen, ohne ordentliches Gerichtsurteil und im Hoheitsgebiet fremder Staaten, rechtlich oder völkerrechtlich ‘Grauzone’…? Das ist doch auch nicht weniger als ‘das Ende des Rechts wie wir es kennen’.
Oktober 21st, 2013 at 11:33
OT: Aktion bessere Laune. Ich hatte das Folgende schon beim Klaus verlinkt, aber vielleicht ging es dort unter. Radiotipp: “Erwartet nichts von Niemandem, organisiert Euch!”
Der Weg entsteht beim Gehen.
Oktober 21st, 2013 at 11:41
@bernd_r(4):Danke, aber “ein ehemaliges …” ist nach meinem Empfinden Teil des folgenden verkürzten Relativsatzes (“wie viele andere” geht dann nämlich nicht mehr mit dem Dativ). Vielleicht ist es auch kein Relativsatz, auf jeden Fall aber bezogen auf Kiesinger und die Seinen, was schlimm genug ist ;-)
Oktober 21st, 2013 at 11:44
@Rase(5): Nehmen wir popcorn + Kartoffelchips und werden wandelnde Bomben!
Oktober 21st, 2013 at 13:36
Ich frage mich manchmal, was aus der SPD in Zukunft wird. Glaubt hier auch jemand, dass die SPD in spätestens 10 Jahren zur Kleinstpartei mutiert? Denn wenn man keinen Unterschied zwischen SPD und CDU mehr sehen kann, warum dann überhaupt SPD wählen und nicht lieber gleich CDU. Und wenn man sieht, wie die CDU ihre Koalitionspartner langsam vernichtet (zuerst SPD mit hohem Stimmenverlust, jetzt FDP mit Bundestagsabstinenz), kann man in vier Jahren (wenn es überhaupt so lange geht) den nächsten Stimmenverlust der SPD bewundern. Dann ist der Weg zur Kleinstpartei nicht mehr weit.
Oktober 21st, 2013 at 13:45
Was kritische Akademiker anbelangt, fallen mir zwei Begebenheiten aus meiner Studienzeit vor ein paar Jahren ein: Im Rahmen einer Werbeaktion verteilten zwei junge Frauen auf dem Campus kostenlos die BILD. Die Studierenden nahmen das Angebot nur zu gerne an und nach kurzer Zeit lief fast jeder zweite auf dem Gelände mit einer BILD unter dem Arm herum.
Ansonsten gab es jedes Semester eine Aktion, bei der eine kostenlose “Campus-Tüte” verteilt wurde. Diese Tüten enthielten jede Menge Flyer, Werbematerial und vor allem Warenproben wie z.B. Schokoriegel oder Parfüm. Gerade wegen letzterem gab es jedes Mal ein großes Gedränge, wie Tiere an einem Wasserloch.
Oktober 21st, 2013 at 14:03
@J.S. – Vielleicht muss sie ihren Status als ‘Volkspartei’ erst noch weiter verlieren, um sich als ‘Interessenvertretung’ (wieder) neu erfinden zu können. Oder sie geht halt einfach unter, löst sich auf.
Oktober 21st, 2013 at 14:40
gefunden:
NATO Und Hartz IV
Diesmal wrid es
dass sie selbst bei Eingkeit
einer große Koalition,
Und zum Text: Richtig, von den Studenten ist da nix zu erwarten. Zumindest nicht mehr als von allen anderen auch. Insofern müsste sich Masse heute anders organisieren und anders zusammensetzen, was ich persönlich sogar begrüßenswert fände. Witzigerweise wäre das eigentlich in unserer Zeit deutlich einfacher als es das dunnemals war. Internet und Co sind in so vielen Bereichen ein unschätzbarer Gewinn… also, wären ein unschätzbarer Gewinn, wenn sie entsprechend genutzt würden.
Unklare Feindbilder machen Protest nicht leichter. Umso leichter lassen sich klare Feindbilder wie Hartzer oder Asylbewerber in die Köpfe pflanzen, die den aufrechten Menschen die Haare vom Kopf fressen.
Verrückterweise schauen genau diese Menschen sich dann moralische Hollywoodstreifen an, wo sie die Helden bewundern, die in falschen Welten das Richtige tun, wo Opfer Gesichter bekommen und eine Geschichte und meistens auch die verdiente Zukunft.
Und just jene Taktik der Identifikationsführung funzt für uns Menschlein offenbar prächtig, denn die Opfer unserer echten Welt haben keine Gesichter, keine Geschichten, aber ein einheitlich schlechtes Image. Wie ich schon an anderer Stelle sagte, das läuft nicht über den Verstand, sondern fast ausschließlich über Emotionen. Das ist die Technik vom Kino übertragen auf die restliche Welt. Da wird auch nicht differenziert und lang lamentiert. Gut und Böse ist ganz leicht auseinanderzuhalten. Und nach dem eigenen moralischen Kompass befragt, dürften die allermeisten sich als integre Menschen betrachten, die ihre richtigen Werte hochhalten.
Die Frage ist ja eher, wie stinkt man gegen sowas an?
Oktober 21st, 2013 at 14:47
“Desaster des Bologna-Prozesses”?
Dar Bologna-Prozess war doch ein toller Erfolg. Nämlich dabei, die Uiversitäten als Quelle von politischem Widerstand auszuschalten. Damit baut der Bologna-Prozess doch genau auf der Erfolgsstorie auf, die schon mit der Einführung des Privatfernsehns begonnen wurde. Nämlich der Ruhigstellung der Massen… :(
Oktober 21st, 2013 at 15:15
@17 unna:
‘Internet und Co sind in so vielen Bereichen ein unschätzbarer Gewinn… also, wären ein unschätzbarer Gewinn, wenn sie entsprechend genutzt würden.’
wenn sie entsprechend genutzt werden würden, würden sie schlagartig aufhören zu funktionieren, bzw., sie würden bestimmte inhalte nicht transportieren. so stehen sie alle vereinzelt da, denken alle das selbe und können sich doch nicht austauschen. da sich alle völlig auf die neuen formen der kommunikation verlassen, nur, wer hat denn im zweifelsfall eine hand an der zur aufrechterhaltung nötigen infrastruktur? och? nicht? nein? oh. aber zum glück gibt es an genau dem abend ein länderspiel gegen ozeanien!
Oktober 21st, 2013 at 15:30
@18 Thomas
studium, das fäng doch schon viel früher an: wenn die heute nach 12 statt 13 jahren aus der schule kommen, dann sind bestimmt nicht die mit vielen interessen und zweifeln die mit dem besten (und nötigen) notendurchschnitt. bundeswehr/ziwi gibt’s nicht mehr, also direkt schön punkte hamstern im ba-studium, sonst wird das nämlich nix mit dem master. wo bitte soll man in dem kontext ‘denken’ lernen, da bleibt doch überhaupt keine zeit für. der dazu passende dauersoundtrack ist ‘angst vor arbeitslosigkeit, wirtschaftskrise, und liebesentzug in den sozialen medien’.
Oktober 21st, 2013 at 16:23
Passt. Wackelt nicht und lässt keine Luft mehr. Also weiterhungern und Ressentiments pflegen…
Oktober 21st, 2013 at 17:07
@6 Hartmut
Ich müsste ihn noch irgendwo in meinen Bücherkisten haben. Auch so ca. 1980/81 zum ersten mal gelesen. Auch die anderen Bücher von Brunner sind gut, z. B. “Schafe blicken auf” – bezeichnender Titel ;-)
cu
renée
Oktober 21st, 2013 at 17:22
Die neueste Masche aus usa:
Obdachlose füttern verboten
The land of the free …
cu
renée
Oktober 21st, 2013 at 17:32
@11 R@iner
Organisiert Euch – aber wie und wo?
cu
renée
Oktober 21st, 2013 at 18:55
@rase “wenn sie entsprechend genutzt werden würden, würden sie schlagartig aufhören zu funktionieren, bzw., sie würden bestimmte inhalte nicht transportieren.”
Wenn du jetzt direkt auf Totalzensur ansprichst, könnte ich dir sicherlich folgen. Ich bezog mich eher auf den Umstand, dass das Netz ja nicht einmal jetzt in der Form, in der es aktuell zur Verfügung steht, wirklich genutzt wird. Wir sind uns einig, dass es auch jetzt nicht unzensiert bzw. vielfach stark manipuliert ist, aber noch genug Spielräume lässt. Noch nie wäre es so einfach gewesen, sich zu organisieren und ich weiß nicht, ob wir jemals weiter davon entfernt waren. Und ich denke nicht, dass es nur am Katzencontent liegt, der die Geister vernebelt, sondern auch an der Tatsache, dass man sich in den unendlichen Weiten gerne mal verliert, auf die ein oder andere Art.
Oktober 21st, 2013 at 20:47
In Stuttgart wehrt man sich noch:
tinyurl.com/m4n7ban
Oktober 22nd, 2013 at 11:28
Nochmal dazu: weitere wachsweiche Kritik. Ich kann mich ja täuschen, aber war nicht das Verbot willkürlicher Verhaftung und erst recht natürlich Tötung die absolute logische und historische Grundlage dessen, was wir aus zunehmend unerfindlichen Gründen immer noch als Rechtsstaat bezeichnen? Und das Verbot willkürlichen Durchgriffs auf fremdes Hoheitsgebiet wiederum die Grundlage des Völkerrechts? Dieses Herumgeeiere angesichts der Zerstörung der Rechtsgrundlagen verheisst wohl vor allem eines: dass wir noch gar nicht so recht begriffen haben, was ‘Durchregieren’ künftig bedeuten wird.
Oktober 22nd, 2013 at 12:26
@Peinhart: Willkür. Das passt auch.
Oktober 22nd, 2013 at 12:41
Und dann aktuell auch gleich wieder das hier. Hier auch noch mal der Link zur ‘disposition matrix‘. Dass diese ‘Aufklärer’ Namen wie ‘Predator’ oder ‘Reaper’ tragen, ist natürlich auch nur Zufall. Irgendwie müssen sie ja heissen.
Oktober 22nd, 2013 at 12:51
@renée #24: Ich weiß gerade nicht, was ich dir antworten soll. Es tut sich doch einiges: Privates Carsharing, Blogs und Portale zur Schenkungsökonomie, Wohnungstausch für den Kurzurlaub…Wenn man den ersten Schritt in eine Utopie macht, dass ist sie gar keine Utopie mehr.
Oktober 22nd, 2013 at 13:02
@Peinhart: F-Nobelpreisträger* unter sich(Obama + EU). Da weiß man, was man hat.
*don’t mention the f-word
Oktober 22nd, 2013 at 13:59
@flatter – Wahrlich, die kognitiven Dissonanzen erklimmen immer neue Gipfel. Eine mediale Spitzenleistung ersten Ranges ist es auch, zwischen dem Spionageprogramm von NSA & Co sowie dem Drohnenprogramm keinerlei Beziehung herzustellen. Selbst offenbar engagierte Kritiker wie der hier bei klaus baum verlinkte Ilja Trojanow beklagen, dass man, im Gegensatz zB zur Stasi, in diesem Falle ‘keine Opfer sähe’.
Natürlich haben sich Staaten noch nie wirklich und umfänglich an ihre eigenen Codices gehalten, haben auch früher schon weiter gemordet, wenn es ‘zweckdienlich’ war. Aber sie haben es heimlich getan, es vertuscht, und wenigstens so getan, als schämten sie sich, wenn sie erwischt wurden. Gelobten auch immer Besserung. Jetzt aber tun sie es ganz offen, und die sogenannte ‘Öffentlichkeit’ nickt dazu oder wiegt allenfalls mal ein wenig bedenklich den wachsweichen Kopf. Der ‘Paradigmenwechsel’ kann kaum überschätzt werden.
Oktober 22nd, 2013 at 14:21
@Peinhart: Den Paradigmenwechsel sehe ich auch. Meine Frage wäre, wie man mit Argumenten gegen die Arroganz der Macht anstinken soll? Vermutlich überhaupt nicht, wie man beim S21-Projekt im Kleinen bereits gut beobachten kann.
Oktober 22nd, 2013 at 15:29
Wozu noch Argumente? Im Grunde müsste ein simpler Blick vollkommen dazu ausreichen, dass sich alles vor Entsetzen sträubt. Wenn es das aber schon nicht tut, dann sind auch Argumente weitgehend wirkungslos. Die Vernunft kommt gegen die ‘Erzählungen’ nicht an, nicht einmal das Empfinden scheint es mehr zu schaffen.
Oktober 22nd, 2013 at 15:41
Der “simple Blick” fällt so aus, dass ein Mix aus Tagesschau, RTL, BLÖD und der Lokalzeitung bestimmen, was Wahrheit ist. Dazu läuft dann ganztägig das Gute-Laune-Radio mit optimiert wohligen Stimmen aus dem Sprachsynthesizer.
Wir sind umgeben von Vollidioten, die oft nicht einmal lesen und auch noch schreiben können. Das muß man doch noch sagen dürfen.
Okay, hatten wir schon öfter, aber seit Lazarus das nicht mehr täglich schreibt…Einer muß es ja ab und zu machen.
+++ Die Schokoladenration wird um 5 Prozent erhöht +++ Die Produktion von Victory-Gin stößt an einen Engpaß +++ Die neuerlichen Erfolge an der Front sichern uns Bodeschätze in unvorstellbarer Menge +++
Oktober 22nd, 2013 at 16:12
Vielleicht ist die nächste Zäsur die, dass “1984″ nicht mehr als Dystopie betrachtet, sondern im Schulunterricht offiziell als “alternatives Gesellschaftsmodell und Vorbild für die moderne Demokratie” vorgestellt wird.
Oktober 22nd, 2013 at 16:50
zumindest klärt sich jetzt langsam, wie damals eine ganze gesellschaft in den faschismus abrutschen konnte. war für mich als kind und jugendlicher immer unerklärlich. leute einfach ermorden, und keiner sagt was!? aber wenn man selber dabei ist, sieht es alles ganz logisch aus. quasi: alternativlos. hoffendlich finden wir vor der geschichte einen milden richter. ‘herr vorsitzender, die zivilisationsdecke war halt dünn, nach 9/11!!!1!’
Oktober 22nd, 2013 at 16:53
@36 flatter
Oder als Utopie.
cu
renée
Oktober 22nd, 2013 at 19:53
Als Geschäftsmodell ist es doch schon Realität, für Millionen, in deren Kreisen Du Dich nie bewegen wirst erst recht: “If you want a picture of the future –
imagine a boot stampin’ on human face everytime
forever.”
@Rase…doch guxu die Welle, nimm aber bitte auch mal das Original mit dazu.
Geschichte wiederholt sich. Wer hat denn letzlich auch Geschichte geschrieben? Es waren immer die Haus- und Hofschreiber, bis ins letzte Jahrhundert. Jetzt können viele wenigstens schon mal lesen und schreiben und noch ein paar Dinge mehr. Das alleine hilft freilich auch nicht.
Oktober 22nd, 2013 at 20:22
Norbert Lammert heute im Bundestag: “Die Kultur einer parlamentarischen Demokratie kommt weniger darin zum Ausdruck, dass am Ende Mehrheiten entscheiden, sondern dass Minderheiten eigene Rechtsansprüche haben, die weder der Billigung noch der Genehmigung durch die jeweilige Mehrheit unterliegen.”
Oktober 22nd, 2013 at 20:41
Grundsätzlich finde ich das Ok, käme halt auf die Minderheit drauf an ;)
Oktober 22nd, 2013 at 21:23
@ Eike
“Im Zweifelsfall (…) gehen wir halt vor das Bundesverfassungsgericht,” sagte Fraktionschef Anton Hofreiter in der ARD. “Oppositionsrechte verschwinden nicht, unabhängig davon wie groß oder klein eine Opposition ist.”
Ja, es ist irgendwie schade, das so manche Parlaments-Logik nicht auch ausserhalb des Parlaments Fuss fasst. Betrachtet man, das jeder die SELBEN Rechte hat, scheint es beinahe egal zu sein, ob man zur Mehrheit oder zur Minderheit gehört.
Oktober 23rd, 2013 at 08:47
Ich möchte noch eine Vermutung zum ‘Durchregieren’ äußern: nachdem die Terrorgesetzgebung das politische Ziel der Krimininalisierung ‘alternativer’ Kreise übernommen hat, steht ein früheres Projekt mit ua ganz ähnlicher Zielsetzung zunehmend zur Disposition, die Drogenprohibition. Es könnte im Gegenteil durchaus opportun sein, nach dem Ende von Massenarbeit und Massenkonsum die ‘Überflüssigen’ auf solche Weise ruhig zu stellen. Die enge Verzahnung ‘offizieller’ und ‘inoffizieller’ Akteure in diesem Bereich gäbe das wohl auch ohne weiteres her. Ist natürlich auch nur reine VT…