ausbwelt.jpgDie sogenannte “Zeitung” “die Welt”, äußerste jüngst die Ansicht, der Lohnempfänger müsse “länger arbeiten, weniger Rente beziehen“. Dies ist nur die Krone einer Entwicklung, die Lohnabhängigen nicht einmal mehr den Status von Sklaven zubilligt. Die mussten nämlich zumindest durchgefüttert werden, während der immer mehr für immer weniger arbeitende “Angestellte” nur einen Lohn mitnimmt, der dazu ggf. nicht einmal ausreicht.

Dass es soweit kommt, dass sie sich das trauen, ist nicht allein durch sogenannte “Krisen” zu erklären oder die Macht des Kapitals. Das muss man sich erst mal bieten lassen – massenhaft und ohne auch nur den Verdacht zu erwecken, man könnte sich gegen solche Ungerechtigkeit auflehnen. Es ist auch nicht allein durch korrupte Gewerkschaften zu erklären, die Teil eines Systems sind, in dem die Mehrheit der Menschen eher um Demütigung zu betteln scheint als sich zu wehren.

Faul, unwert, zu teuer

Lassen wir einmal die Zahlen beiseite, die Produktivitätsentwicklung, die dazu geführt hat, dass heute von einer Handvoll Arbeiter mehr geschafft wird als früher von ganzen Brigaden. Sparen wir uns sogar noch die Diskussion darüber, warum alles, was da mehr geschafft wird, bei Aktionären und Eigentümern hängen bleibt und seit Jahrzehnten praktisch nichts davon bei den Lohnempfängern ankommt. Fokussieren wir also nur darauf, was die Arbeiterschaft davon in der öffentlichen Wahrnehmung hat.

Da sind zunächst einmal diejenigen zu nennen, die nicht mehr dabei sind, die aus dem Prozess herausfallen, weil sie nicht (mehr) gebraucht werden. Selbst in Deutschland, der Insel der Glückseligen, sind das seit Jahrzehnten Millionen. Die gelten per se als faul, schuldig, unwert. In Südeuropa sind das inzwischen die Hälfte aller Menschen und zwei Drittel der unter 30 Jährigen. Man wirft ihnen selbst verschuldete Nutzlosigkeit vor; als könnten sie sich “Arbeitsplätze” durch reine Willenskraft erschaffen.

Schauen wir uns dann diejenigen an, die schaffen; und zwar Wert und zwar hauptsächlich für andere (sogenannte “Arbeitgeber”): Was haben die davon, dass sie immer schneller immer mehr für immer weniger Geld produzieren? Dankt man es ihnen? Sind das diejenigen, die als “Leistungsträger” hochgeschätzt und hofiert werden? Nein. “Leistungsträger”, das ist die offizielle Folgeversion von “Besserverdiener” als Label für die FDP und ihre Klientel. Das sind die, die nach dem Motto “Jeder kriegt, was er verdient” eben die Sonnenseite erwischt haben.

Kein Ende in Sicht

Die Leistung der Lohnabhängigen unterhalb einer Gehaltshöhe, die kaum mehr wer erreicht, zählt nichts. Gar nichts. Sie können davon kein Eigentum erwerben, keinen Grund, kein Haus, keine Ruhe und immer öfter nicht einmal eine Rente. Und weil sie derart ausgebeutet werden, dichtet man ihnen an, sie seien immer zu teuer, zu schlecht, ein Klotz am Bein im Wettbewerb. Es ist kein Ende in Sicht, es scheint niemals besser zu werden, man muss ewig ackern und wird niemals ernten. Deshalb buckeln sie immer tiefer, hecheln immer schneller und sagen am Ende des Tages noch “Danke” zu ihren Herren. Die Schuld für die Misere suchen sie derweil bei ihresgleichen, denen, die eben nicht mehr “verdienen”.

Wenn ihre Restvertretung, die zahmen Abnicker von den Gewerkschaften, einmal Lohnerhöhungen über dem Inflationsniveau fordert, dann werden sie als “Anspruchsteller” und “Besitzstandwahrer” diffamiert, als seien sie es, die gegen jeden Anstand immer mehr Rendite stehlen. Die Medienkonzerne, selbst Unternehmen, die sich von der Arbeit anderer nähren, kennen keinen Respekt vor der Arbeiterschaft. Und weil sie eben die Meinungen verbreiten und die Stimmung machen, klagt der Arbeiter am Ende sich selbst an, denn er will kein Anspruchsteller sein.

Tatsächlich ist das ein Problem, denn Ansprüche zu stellen hieße zu erkennen, dass man welche hat. Ja, ihr habt Ansprüche. Es ist euer Land, eure Arbeit, euer Leben. Das gehört euch, und zwar alles. Wenn ihr so nobel seid, davon diejenigen, denen es schon gut geht, die meist schon reich geboren wurden, weiter mitzutragen, dann ist das recht selbstlos. Wenn sie euch aber auch noch nehmen, was ihr zum Leben braucht, nachdem ihr ihnen schon alles andere gegeben habt, worauf wartet ihr dann noch? Holt es euch zurück! Denn das, nicht weniger, ist euer Anspruch.