spartac

Es muss eine Geschichte erzählt werden, der die Menschen sich anschließen können. Sie muss keine neue Geschichte sein; im Gegenteil ist sie eine sehr alte. Sie ist die Geschichte der Befreiung der Menschheit aus Herrschaft und Zwang. Dies schließt alle Menschen ein, gleich welcher Herkunft, welchen Standes und welcher Eigenschaften, die irgendwer ihnen zuschreiben kann. Keine Herren, keine Sklaven – das war schon immer das Ziel der Befreiungsbewegungen und der ihr folgenden Versuche, eine neue Gesellschaft zu gründen. Ob in den Sklavenrevolten der Antike, der bürgerlichen Revolution oder den kommunistischen, das Versprechen war stets dies, sich aus der Knechtschaft zu befreien und Selbstbestimmung zu erlangen. Dieses Versprechen ist noch immer nicht eingelöst, es gehört daher als Forderung auf die Agenda.

Kein Mensch gehört einem anderen. Niemand darf anderen vorschreiben, wo sie zu leben, was sie zu arbeiten und wem sie die Früchte ihrer Produktivität zu überlassen haben. Letzteres war einmal die völlig selbstverständliche Basis der demokratischen Bewegungen. Die Bürgerlichen des 18. Jahrhunderts hatten vielleicht nicht die Idee, Arbeiter und Bauern zu befreien, aber aus ihrer Sicht war es völlig klar, dass sie sich nicht vom Adel permanent enteignen ließen. Daher besteht bis heute die Verbindung von Freiheit und Eigentum: Es war da nie die Idee, unbegrenzt Eigentum anzuhäufen, im Gegenteil, aber es sollte überhaupt Eigentum fürs Volk geben, und zwar auch solches, das Früchte trägt.

Die notwendige Korrektur nach den ersten furchtbaren Krisen des so entstehenden Kapitalismus nahmen die sozialistischen und kommunistischen Bewegungen vor. Nicht nur waren die zunächst ignorierten Arbeiter und Bauern in eine neue Sklaverei geraten, es zeigte sich auch, dass das Eigentum an Produktionsmitteln mehr Probleme geschaffen als gelöst hatte. Tatsächlich gab es nach Marx und Lenin erstmals eine Gesellschaft, in der Arbeiter und Bauern an die Macht kommen konnten. Was sie dabei übersahen, war das Problem der Macht selbst. Es gab wieder Herren und wieder Sklaven, Entmündigte, menschliche Manövriermasse. Die neuen Herren waren immer noch welche und immer noch so despotisch wie die alten.

I meet the new Boss …

Der reife Kapitalismus setzte sich davon ab, indem die Herren den Abhängigen mehr Freiheit einräumten. Die konnten mit Glück ein wenig Land, ein Häuschen, Autos und andere Spielzeuge erwerben. Sie hatten sogar die theoretische Möglichkeit, selbst zu Herren aufzusteigen. Einige von ihnen schafften das und wurden anderen zum Vorbild. Nie aber sprachen die Abhängigen den Herren der Produktionsmittel und ihren Funktionsträgern das Recht zu herrschen ab. Nie war es Konsens, dass es keine Sklaven mehr geben solle – und keine Herren.

Inzwischen löst sich die Zivilgesellschaft auf, während sich das Machtgefüge verdichtet. Immer mehr Abhängige fürchten um ihre Lebensgrundlage, immer mehr verlieren sie tatsächlich, immer mehr werden zu Arbeiten gezwungen, von denen immer weniger leben können – oder sie werden gezwungen, zu verelenden, weil für sie nichts mehr übrig gelassen wird: Keine Arbeit, kein Lohn, keine Teilhabe, und am Ende nicht einmal mehr etwas zu essen.

Das alles inmitten in einer bizarren Welt, die technische Möglichkeiten bietet für ein Paradies auf Erden. Kein Hunger, keine Kälte, keine Obdachlosigkeit, das ist schon morgen möglich. Wenn sich Prinzipien durchsetzen, die soziale Ziele haben. Wenn die Menschen endlich die Möglichkeit haben, über sich selbst zu bestimmen. Wenn sie nicht dem Kaiser dienen, dem Führer, den Reichen, dem Taler oder dem Gott “Wachstum”. Wenn wir uns darauf einigen, dass wir keine Sklaverei mehr akzeptieren und deshalb auch keine Herren. Das wäre ein Anfang der Geschichte.