Wie ein Wackeldackel habe ich heute den bemerkenswerten Artikel von Claudius Seidl in der FAZ gelesen. Es macht keinen Spaß mehr. Es ist unerträglich, und die Konservativen oder die sich in ihrem medialen Umfeld tummeln, dürfen das auch so feststellen. Warum das so ist, dass eher die Konservativen die ganze Veranstaltung abledern, die sich “Politik” schimpft und schon lange das Niveau von Provinztheater nicht mehr erreicht, darüber kann man spekulieren. Vielleicht, weil sie noch ins Theater gehen. Vielleicht auch, weil sie mit zweckfreier Bildung befleckt sind und aus der Ruhe eines Elternhauses sprechen, das noch den Unterschied kennt zwischen Lernen und Streben. Die wissen, dass Ehrgeiz die letzte Zuflucht der Versager ist.
Nicht zufällig steht mit Gerhard Schröder symbolhaft einer für den Niedergang der politischen Klasse, der als Emporkömmling abhob und als Büttel der Reichen und Mächtigen landete. Mit ihm kam passend zur Endphase des Kapitalismus eine Horde niveaufreier Lügner ans Ruder, die sprichwörtlich verkaufte, wofür sie einst stand, und zwar alles. Die Grünen Pazifisten und Ökos wurden zu Kumpanen der Stromwirtschaft und Bellizisten im Club der Atlantiker. Die “Sozen” wurden zu Genossen der Bosse, Finanzmarktschreiern und Feinden der Unterschicht, die sich für ihre Karrieren krummgebuckelt hatte. Nicht nötig zu bemerken, dass ihre Wahlversprechen sich allesamt als groteske Lügen entpuppten.
Das schwarze Loch
Dann kam Merkel, das schwarze Loch. In ihr verschwanden alle Konkurrenten, durch Nichtstun, Nichtssagen und das AAL-Prinzip: Andere arbeiten lassen, wobei die “Arbeit” in erfolgreichen Intrigen bestand. Was da noch steht, kann gar nichts mehr, nicht einmal reden, lügen oder verwalten. “Meinungsfreiheit” besteht darin, dass sie keine mehr haben. Doof lächeln und “gemeinsame Lösungen” finden lassen muss reichen. Die “Lösungen” geben die mystischen Märkte vor, zum Ausdruck kommen sie bei Springers und in den Vorständen von (Medien-)Konzernen. Es herrscht Einigkeit, dass alles kommen muss, wie es kommt. Niemand erwartet inzwischen noch, dass von diesen Dilettanten auch nur die Gefahr einer Idee ausgeht.
Prototypisch für dieses Fiasko stehen die wichtigsten Minister, nehmen wir mal die für Verteidigung und Inneres. Was da zuletzt von der Resterampe gekullert ist, lässt bestenfalls noch Worthülsen ab, verfällt aber gerade dann in beredtes Schweigen, wenn man gefälligst etwas zu hören wünscht. Ein Thomas de Maizière verbockt alles, was er anfasst, flieht vor seinen Skandalen stets nach oben und hat noch nie in seiner Karriere irgendeine Entscheidung getroffen, die man bei Anwendung selbst des bescheidensten Verstandes noch nachvollziehen könnte.
Was soll das?
Hans-Peter Friedrich war mir jahrelang durch seine intellektuell und rhetorisch anorektischen Vorträge aufgefallen, ehe er als Quotenbazi den Einheizer geben sollte. Man erinnere sich an echte Scharfmacher im Ressort, von Kanther über Schily bis Schäuble. Die waren zwar widerlich, aber in dieser Kompetenz wenigstens überzeugend. Über Friedrich dürfen inzwischen sogar die Praktikanten befreundeter Verlagshäuser ihre Possen reißen.
Von der Etappe möchte ich ebenso schweigen wie von der Nützlingstruppe FDP, der es nicht einmal gelingt, einen brauchbaren Karnevalspräsidenten in ihren Vorstand zu wählen, der wenigstens seine Zoten noch glaubhaft, verständlich oder unfallfrei in ein Mikrophon aufsagen kann. Wie soll so eine Gurkentruppe noch von den unendlichen Weiten ihrer Korruptionsbereitschaft ablenken? Was soll das? Man muss ja befürchten, dass am Ausgang des Wahllokals eine feixende Menge noch nicht final Verblödeter mit Fingern auf einen zeigt, weil man so bescheuert ist, am Urnengrab des Respekts vor den Bürgern seine Zustimmung zu diesem Meuchelmord zu dokumentieren.
Ich stelle fest, dass ich diesem Treiben längst selbst völlig entrückt bin. Dazu habe ich nichts mehr zu sagen, meinen die für Politik zuständigen Synapsen meines geschundenen Hirns. Vielleicht sollte ich von den Konservativen lernen, dass ab und an der Zorn über die organisierte Geringschätzung der Menschen nach Ausdruck verlangt. Bitteschön!
August 6th, 2013 at 01:53
Was dich, ohne Ambitionen auf tiefenpsychologische Erkenntnisse zu haben oder dir zu nahe treten zu wollen, von »denen« entrückt, versteckt sich im Gedanken der “Endphase des Kapitalismus”. Fukuyamas These vom Ende der Geschichte mag albern und schlecht begründet sein, dennoch drückt sie, so würde ich meinen, eine Geisteshaltung aus. Eine Einstellung zur Welt, die von den »Realos« der Linken bis zum Rechten Rand des (in den Parlamenten vertretenen) Parteienspektrums dominant zu sein scheint und in dem FAZ Artikel als “Zukunftslosigkeit” aufblitzt.
Die »freie westliche Welt« mit ihrer »sozialen Marktwirtschaft« bildet den engen Horizont dessen was erreicht ist und irgendwie wurde vergessen, dass das was ist, nicht so sein muss. Eine Perspektive auf etwas anderes, besseres, ein Ziel, an dem sich das bestehende messen lassen müsste, an dem sich kontroverse Debatten entzünden könnte, verbieten die Sachzwänge. Menschengeschaffene Sachen haben den Menschen, vor allem denen die entscheiden müssen, so lange Zwänge präsentiert, das sie vergessen haben, dass sie (und wir) es selbst sind, die diese Sachen und Zwänge geschaffen haben. Die Politik der kleinen Schritte, die Politik der ruhigen Hand, eine Politik die vielleicht hier und da ein Schräubchen drehen will, aber verdrängt das die Maschine nicht das tut, was sie soll, weil keine*r mehr wagt, die Maschine als ganze zu betrachten. “Die Mitte”, die alle zu repräsentieren vermeinen, hat sich eingerichtet und hat vor allem gelernt das jede Reperatur, jeder Reform kurzfristig die Maschine am Laufen gehalten hat, aber zugleich die Qualität der Ergebnisse gesenkt hat. Deshalb lieber alles so lassen wie es ist. So auch die vier Fraktionen Regierung, die ahnt, dass niemand ihr zutraut etwas anders zu machen und deshalb am liebsten nichts tut, statt sich dafür schelten zu lassen, dass früher der Schnee noch weißer war. Träume von einer besseren Welt werden als Träume denunziert, Wahlen sind die Bewerbung um die Stelle als oberste Verwaltung degeneriert, asymetrische Demobilisierung an die Stelle polarisierender Visionen getreten.
Doof nur, für alle die nicht vergessen haben, dass “there is no alternative” schon immer eine Lüge war und keine Lust haben jeden Tag angelogen zu werden.
August 6th, 2013 at 01:59
Die letzten 50 Kommentare zum FAZ Artikel sind großteils AfD-Geblähe.Schade.Scheinbar kann man diesen Text sehr subjektiv lesen und zu entgegengesetzten Schlüssen kommen.Und die Verrenkungen, die dort gemacht werden. Das muß schmerzen.
Progressiv, standortheimelig, rebellisch in den Grenzen von
Anstand und Paranoia.
August 6th, 2013 at 07:15
@Pillepalle Die Kommentare fand ich allerdings auch bemerkenswert. Nicht nur die letzten 50. Ich habe mich schon nach den ersten ernsthaft gefragt, ob ich vielleicht auf die Kommentare unter einem anderen Artikel gerutscht bin oder ob die Kommentare falsch gelandet sind. Ich habe auch nicht verstanden auf welchen Artikel da Bezug genommen wurde. Auf den darüber jedenfalls nur herzlich wenig.
Was an sich auch kein Problem wäre, wenn der Artikel in der FAZ nicht außergewöhnlich deutlich wäre.
August 6th, 2013 at 08:53
Aber aus dieser Vollpfostentruppe (politische Funktionselite) darf jeder deutsche Minderbegabte im September die nächste Regierung auswählen. Offensichtlich wählen ja nur Minderbegabte – oder das transatlantische Brudervolk hilft mit seinem technologischen Vorsprung beim Auszählen der Dummzettel.
Aber was polemisiere ich da? Wenn “der Souverän” spricht müssen Querulanten schweigen.
Mia samma zwoa die Dimman oba mia samma die Mehran! (Franz Xaver Unertl selig, CSU MdB)
Dieser Mann hatte das Prinzip der repräsentativen Demokratie wirklich verstanden.
August 6th, 2013 at 10:14
Sie reden vom Wir, über faire Chancen und einem Veggie-Day, wenn sie am unteren Ende ihrer Nahrungskette die Menschen verrecken lassen.
Die Hässlichkeit ihrer Lebensweise muss man den Deutschen erst mal nachmachen. Sie sind eben doch auf ihre Art Weltmeister.
August 6th, 2013 at 10:14
Claudius Seidl war hervorragend, aber obiger Text ist (wieder mal) fulminant. Man dankt.
August 6th, 2013 at 11:39
Ja, leider macht die ‘Moderation’ den Effekt des FAZ-Artikels fast wieder zunichte. Da gehen eine Handvoll Spoiler hin und machen eine AfD-Show daraus. Was hätte die FAZ wohl gemacht, wenn da alle paar Kommentare einer “Linke wählen”, “Sozialismus oder Tod” etc. geschrieben hätte? Besonders peinlich, wenn oben wer einem anderen Berufsstand die Leviten liest und drunter die Inkompetenz des eigenen Standes nur so tobt.
August 6th, 2013 at 12:12
Im Artikel von Herrn Seidl fehlen natürlich wieder mal die Linken, die damit wohl endgültig die politische Hofnarren-Position einnehmen.
Wie zeige ich bei der Wahl also am deutlichsten meine Meinung? Nicht-Wählen und mich damit zu einer allenfalls für Statistiker und Blogger interessanten Gruppe zu gesellen oder ungültig wählen und damit allenfalls als Randnotiz Erwähnung zu finden? Vielleicht machte es Sinn, in der Nacht zum Wahltag ein paar Wahllokale zu zu betonieren und Plakate davor zu stellen:
“Gehen Sie weiter, es wurde bereits gewählt, aber nicht von Ihnen!”
August 6th, 2013 at 12:30
die Linke wähle ich schon lange – seit Gaz-Gerds Intermezzo – aber wenn ich in meinem Bekanntenkreis dieses “eigentlich müsste man die Linke wählen” höre, dann regt sich in mir der Gewalttäter.
In kaum einem anderen Kontext wird so klar, dass dieses “eigentlich” den absoluten und endgültigen Verzicht auf diese Option bedeutet.
August 6th, 2013 at 12:35
Afd-Wähler sind schon arme Würstchen: “Ich sehe die Afd bei 20%” – Genau, alles andere wäre nämlich Wahlbetrug!!!1!!
Slogan vom Parteitag: “Euro? Ich trag mein Gold am Körper!”
August 6th, 2013 at 13:23
@flatter: Meine Sprachlosigkeit in Worte gefasst…
Gibt mir neue Munition für die sinnlosen Streitgespräche, die ich nicht lassen kann.
@10 schöner Link, Deutschland braucht definitiv eine starke Hand(“fhürer”):
https://www.maximex-shop.de/product_info.php?products_id=226&gclid=COeyqZPX6LgCFcfJtAod8RUAeg
@8 Wie immer. Eigentlich müsste man die LINKE nicht wählen. Wenigstens ist die ewige dummdreiste Frage nach der “Regierungsfähigkeit” umfassend beantwortet(für die, die´s noch nicht kennen):
https://blog.fefe.de/?ts=af00196b
August 6th, 2013 at 13:27
Du charakterisierst das benannte Personal wieder mal unübertrefflich treffend. Für mich folgt allerdings daraus, dass es genau die richtigen Leute sind.
Das mag zweideutig klingen. Und so ist es: diese Mannschaft ist auch für mein persönliches Empfinden die jeweils bestmögliche Besetzung.
August 6th, 2013 at 14:02
@Bruchmüller
Ja, die bestmögliche Besetzung für die gegenwärtig anscheinend beste aller Welten, also die gegenwärtig einzig mögliche (einzig erlaubte) Welt, nämlich von denen erlaubt, die in dieser Welt das Sagen haben: die o,1 Prozent (Krysmanski).
Diese “Eliten” sind inzwischen in ihrer Verachtung für das gewöhnliche (Wahl)volk schon so direkt und unverstellt, dass sie es nicht mehr für nötig halten, ein (Regierungs)pesonal zu haben, dass noch Respekt abverlangt. Oder, unter den bestehenden Umständen (unter der Alternativlosigkeit der besten aller Welten) findet sich sonst niemand mehr, der diese Rolle des (nur noch scheinbar regierenden)Personals zu spielen sich nicht zu schade ist. Oder beide Gesichtspunkte treffen zu, sich gegenseitig verstärkend.
Doch ist das mit dem “Ende der Geschichte” so eine Sache. Schon Hegel meinte, da angekommen zu sein: In seiner imperialen Philosophie repräsentierte der preußische Staat für ihn das, was der Weltgeist sich so als Ziel aller Zeiten vorgestellt hatte. Bekanntlich hielt sich die Geschichte nicht daran und ging einfach weiter, Preußen sogar unter. Allerdings sind solche Untergänge von Systemen, die sich als das Ende der Geschichte wähnen, dramatisch. Es staut sich ein gesellschaftlicher Leidensdruck auf, der sich nach langer Latenz entlädt wie das für jedemn Tag erwartete Beben am St.-Andreas-Graben. Die ganze Gesellschaft in ihrer Lethargie ist so etwas wie ein “Schläfer”. Ich habe Angst vor der Zukunft, die wirklichen Terror bringen könnte. Ich meine solchen, den kein Geheimdienst erzeugen, befördern, kanalisieren braucht oder kann.
Können wir denn niemals aus der Vergangenheit lernen? Ich meine: Die Linke wählen, nicht nur eigentlich, sondern wirklich. Sollte wirklich auch sie wie alle anderen zuvor, die SPD wie die Grünen, in den Mühlen des unveränderlichen Systems der besten aller Welten vermahlen werden – so what? eine mehr! Vielleicht aber auch nicht, oder wenigstens nicht sang- und klanglos …
August 6th, 2013 at 16:43
Passend dazu.
August 6th, 2013 at 16:43
@13: Es entspricht dem Zynismus und der Unglaublichen Arroganz aber auch der Ignoranz dieser 0,1%, zu glauben, dass sie sich aus jedem gesellschaftlichen Beben irgendwie herauskaufen können. Dabei müsste ja auch das Promille Superreiche weltweit kapieren, dass auch sie auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen sind. Eine Welt wie sie z.B. in dem fantasy-Schinken “Water World” beschrieben wird, könnte ja nicht wirklich funktionieren.
August 6th, 2013 at 16:52
Wieso? Für die wird es immer eine vernünftige Infrastruktur geben.
Ich warte eher darauf, dasse die unteren Klassen noch ein wenig spalten. Denke, gegen ende des Jahres wird es wieder eine Holzklasse geben. Unter dem Applaus der Mehrheit.
August 6th, 2013 at 17:38
[...] feynsinn: Entrückt: [...]
August 6th, 2013 at 18:28
@Eike #16: “Für die [0,1%] wird es immer eine vernünftige Infrastruktur geben.”
Das ist sehr fraglich. Wenn die globale Konkursverschleppung nicht mehr zieht, dürften Verwerfungen auftreten, die letztlich auch ihre Infrastruktur gründlich zerbröseln. Im Postkapitalismus hat eben auch ihre alte ‘Infrastruktur’ keinen Halt mehr, weil die Stützen des kapitalistischen Machtgefüges selber verwesen.
Man darf allerdings nicht meinen, dass das eine geschmeidige Sache von ein paar Jährchen ist, eher eine von leidvollen Generationen.
August 6th, 2013 at 20:03
@16: Man kann autark in einer Blockhütte leben – für ein paar Jahre zumindest, aber nicht auf einer modernen Yacht oder einem Luxus-Wohn-Resort mit zig Ansprüchen an high tech. Das geht nur so lange, bis die ersten Aggregate ausfallen und ganz einfach nicht mehr repariert oder ersetzt werden können.
August 6th, 2013 at 20:08
Die USA haben gute Karten, das selbe Schicksal der ehemaligen Sowjetunion zu erleiden. Die letzten Kriege und das ganze Sicherheitsgedöns nach 9/11 haben ordentlich zu Buche geschlagen, aber das Geld war ganz bestimmt gut angelegt.
Derweil bricht ihnen die Infrastruktur unterm Hintern weg – Brücken stürzen ein, Straßen bröseln weg und es gibt immer mehr Bezieher von “food stamps”. Detroit ist pleite und es werden sicher noch andere Gegenden folgen. In einem User-Kommentar las ich kürzlich, Detroit hätte die beste Zeit noch vor sich, da nach dem entgültigen Rückzug des Staates sich nun die private Initiative voll entfalten könne.
Toller Gedanke. Vielleicht kauft ja Jeff Bezos die Stadt und macht ein Amazon-Warenzentrum draus. Schrittzähler für alle!
August 6th, 2013 at 20:32
Tja, wenn’s nicht sogar noch schlimmer wäre. Die Hayeks machen wirklich schwer werbewirksamen O-Ton daraus. Das nenne ich einen Hai im Goldfischbecken, – der die Fische füttert. Sorry, kann nur den mp3-link vom Interview liefern. Ist vom SWR2, die haben Schwierigkeiten normale links zu liefern.
August 6th, 2013 at 20:38
@Sinnfrey(13)
“Können wir denn niemals aus der Vergangenheit lernen? Ich meine: Die Linke wählen, nicht nur eigentlich, sondern wirklich.”
Warum wir?
Ich meine nämlich, ich habe gelernt – ich komme dabei allerdings zu einem völlig anderen Ergebnis als Du bzw. dem, was Du für “gelernt” hältst.
Ich wähle sie nämlich nicht nur eigentlich nicht, ich wähle sie gewiß nicht…
August 6th, 2013 at 20:54
@Wat. :
Gib der L die Zweitstimme, is die einzige Antikriegspartei…
August 6th, 2013 at 21:20
Nö, was nützt mir, daß sie die einzige Antikriegspartei sein will(!), wenn sie die Gründe für Kriege als Partei im Parlamentarismus erhält und nichts gegen diese(n) hat^^
August 6th, 2013 at 21:22
Ich könnte mir durchaus eine Beteiligung an einem Parlamentarismus vorstellen, vorübergehend, aber nicht mehr an diesem, mit dem bin ich fertig.
August 6th, 2013 at 21:23
Parlamentarismus ist nur leider immer die gleiche Sauce, sorry, egal welcher.
Edit: Selber zu melden haste nüscht, für Dich denken immer andere, auch auf Gebieten, wo Du mal ausnahmsweise was von verstehst… sie wissen es immer besser, weil nur sie die wahren Denker und Macher sind.
… irgendwie stimmts ja auch, ein anderer macht da ohne ihre Genehmigung nüscht, und ne Genehmigung fürs machen gibts nur für das, was sie richtig finden.
(falls Du mit einer vermeintlich anderen Parlamentarischen Demokratie liebäugelst @flatter)
August 6th, 2013 at 21:28
Wenn niemand mehr öffentlich nein sagt…ich pack schon ma mein Fluchtrucksack…
Ich halt`s für sehr wichtig dass diese letzte Kriegsopposition im Parlament vertreten bleibt. Solange dieses System so besteht und sich eben leider nichts von unten her bewegt braucht`s solcher Stimme…
August 6th, 2013 at 21:35
Wählen ist öffentlich “Nein-Sagen”?
Wenn ich dahin gehe um abzustimmen, sage ich “Ja”… zu was speziell ist egal.
Ich werde Dir das Wählen nicht verbieten wollen und wohl auch nicht ausreden können. Ist auch Deine Sache.
Meine Sache ist: Mir nützt “Nein-Sagen” nichts – für mich ist “Nein-Machen” entscheidend.
(Erzähle mir bitte nicht, daß sie das täte, wenn sie ‘gewinnen’ würde, Märchenstunde ist mit mir nicht.)
… Und öffentlich “Nein-Sagen” das kann jeder, könnte jeder einzelne von uns – dazu braucht es keine Partei, im Gegenteil, die unterminierte das eher noch (von wegen Einsicht in Sachzwänge und so) – und auch ‘einfach’ nicht mitmachen (damit meine ich nicht das Wählen und schon gar nicht das Leben-Wollen)
August 6th, 2013 at 21:37
@Wat.:
“falls Du mit einer vermeintlich anderen Parlamentarischen Demokratie liebäugelst”
Klar, ich träume von einer radikalen elitären Partei unter meiner Führung.
Ich meinte u.U. das Abgeben einer Stimme. Habe ich ja bis zuletzt gemacht.
August 6th, 2013 at 21:41
LOL @flatter, völlig neue Erkenntnis, was Dich betrifft.
Ich verweise halt nur darauf, daß sich im Parlamentarismus immer wieder das gleiche entwickeln wird, ja sogar entwickeln muß. Gerade weil es ihn noch braucht und wir noch nicht ohne klarkämen, hätten wir ihn ja, egal unter welcher Fahne, Ideologie oder Erzählung.
August 6th, 2013 at 21:52
Habe Nein gesagt, zu einer hirnlosen Veranstaltung, werde weiter nein sagen, auch wenn die Dinger hart werden sollten, die dichtschen Dinger, die Konsequenzen. Vielleicht werden es mal viele Nein Sager, wünschte mir im Halleschen würden jetzt viele nein sagen, Ü 50 Hartzer die jetzt den Dreck vom Hochwasser wegräumen sollen.
Solange es aber nicht genug Nein Sager auf der Strasse gibt braucht`s grade in der Frage Krieg oder Frieden, Stimme in der Öffentlichkeit. Das ist u.a. eben auch der BT…
Wenn die Friedhofsruhe überall einkehrt, dann is vorbei, dann rennt eine Nation wieder ins Verderben
August 6th, 2013 at 22:02
Nein-Sager in konkreten Situationen sind mir noch lieber – das spricht sich rum – je mehr einzelne es sind, umso schneller meine ich.
Für mich ist der BT keine Öffentlichkeit, wer hört das, wer liest das – doch noch nicht mal alle Parlamentarier selbst.
Aber ok, schaden tuts nicht, daß sie das da sagt, aber nützen, nee, nützen mE auch nüscht.
August 6th, 2013 at 22:03
OT Gustl Mollath iss raus! Kaum nimmt sich das OLG Nürberg die Akten vor, schon wird das ärztliche Zeugnis als falsche Urkunde erkannt und Mollath raus gelassen. Unglaublich!
August 7th, 2013 at 00:10
@18 Reinplatzer: Für wen wären es denn Verwerfungen? Wenn Du mit dem Hubschrauber fliegst, bedeuten Dir die Schlaglöcher nichts. Wie der Rest es schafft, ist auch irrelevant. Hauptsache, er schafft es pünktlich zur Sklavenarbeit.
August 7th, 2013 at 00:45
@ Wat #28
“Meine Sache ist: Mir nützt “Nein-Sagen” nichts – für mich ist “Nein-Machen” entscheidend.”
Dann mach mal und sei dann aber auch bitte so konsequent, und maloche nicht selbst für dieses System. Soweit ich weiß,hast Du Dich genau darüber hier nicht nur einmal beschwert.
Und sorry, “selber zu melden haste nüscht” ist Quatsch mit Soße.
August 7th, 2013 at 02:13
@Eike, #34. Die Verwerfungen betreffen ausnahmslos *alle* weil es da nicht um eine bloße Modifikation des Kapitalismus geht sondern um seinen Zusammenbruch: Die Technisierung bewirkt, dass menschliche Arbeitskraft zunehmend überflüssig wird; wir lassen quasi Automaten für unseren Bedarf arbeiten und die brauchen kein Geld, wofür auch?
Was wir noch aus unserer jetzigen marktförmigen Welt mit herumschleppen, sind die ganzen Schuldverschreibungen, die noch ein Weilchen das bestehende Macht- und Wertegefüge am Laufen halten. Aber auch die Schuldtitel werden nach und nach ihre Bedeutung verlieren weil die einzige Einlösegarantie Profit aus menschlicher Arbeitskraft ist, und die wird noch stärker ausdünnen, dank Technik.
Mit Repressionen aller Art lässt sich der Entmachtungsprozess von interessierter Seite verzögern und schlimm gestalten aber ohne Geldwirtschaft fehlt ihnen langfristig einfach das Druckmittel. Und zwar je mehr ‘wir’ alle lernen müssen, ein Zusammenleben ohne Lohnarbeit – sprich Geld – zu bewältigen.
August 7th, 2013 at 07:11
@Dirk(35)
“Und sorry, “selber zu melden haste nüscht” ist Quatsch mit Soße.”
Stimmt, wenn ich selbst der ‘Ansager’ für die anderen bin.
PS – War ich schon, mit Verlaub, ab und an weiß ich, wovon ich rede. ^^
August 7th, 2013 at 08:36
@Wat #37
Und nochmal sorry, nur weil Du es so und nicht anders erlebt hast, muss es nicht immer und überall so sein, bei allem Respekt vor Deinen Erfahrungen.
August 7th, 2013 at 13:18
Jetzt wählz halt Mutti!
Dann seiz wenigstens auf der “Siegerseite”
Und müssz nicht hier rumnölen!
August 7th, 2013 at 20:11
@Dirk(38)
Nur meine Erfahrungen? Das wäre tatsächlich langweilig und würde als Begründung wohl kaum reichen, außer mir, daß ich das so nicht wieder will.
Mit gewisser Analysefähigeit gelingt aber die Feststellung, weshalb es so war, so sein mußte … und genau weshalb auch wieder so kommen würde, wenn jemand meint, es könne anders kommen.
Kommt es aber nicht, nicht, wenn das Wertgesetz weiter ‘tätig sein kann’, (auch) nicht, wenn sich weiter ‘Mittel der Parlamentarischen Demokratie’ bedient wird.
Noch einmal: Parlamentarische Demokratie gibt es nur, wenn Menschen nicht selbst entscheiden können und darum auch nicht entscheiden sollen – gilt für umgekehrt genauso.
August 7th, 2013 at 22:08
@Wat
Wir haben aber nunmal im Moment nix anderes als Parlamentarische Demokratie, ich wünsch mir ja auch lieber heut als morgen ganz was anderes. Aber mit dem Wünschen ist das so eine vertrackte Sache, klappt leider selten, gerade was Politik betrifft. Wenn Dir das so völlig egal ist, wer dort in den nächsten 4 Jahren im Bundestag sitzt, bitteschön, Deine Sache. Man mag zu Gysi und Co. stehen wie man will, aber wenn alle so handeln wie Du, dann schaffen am Ende auch noch die blödesten Hinterwäldler der Blockparteien den Einzug ins Parlament. Mein Ding wäre das nicht, weil ich dann gar nicht mehr vertreten wäre, wie kritisch man diese Vertretung auch immer sehen mag.
August 8th, 2013 at 09:13
@36 Reinplatzer: Diese Art Zusammenbruch sehe ich nicht. Für die Banken und Konzerne sind das 0-Nummern. Zur Not werden Sie von einzelnen Staaten bedingungslos freigekauft. Das erfolgt zu Lasten aller. Selbst wenn dieser Zusammenbruch passieren würde, was wäre denn wichtig? Wohnen, Essen, Rauschmittel und alles was dazu gehört. Wer hat es dann in der Hand? Du selbst? Keineswegs. Man kann auch in die krisengeschüttelten lLäander blicken und dort schön sehen, was denen die Demos so gebracht haben. Eigentlich hätte es dort Voksaufstände der Mehrheit hageln müssen. Preisfrage: Warum passiert das nicht, trotz Hunger, Armut, Obdachlosigkeit für Viele?
August 8th, 2013 at 17:47
@Eike, auf absehbare Zeit sehe ich das genau so. Aber langfristig (über Generationen)? … Nochmal aus einem anderen Blickwinkel: Geld macht nichts anderes als die Regelung von Schuldverhältnissen. Um sich auf Schuldverhalten überhaupt einzulassen, muss man opferbereit sein. Sonst funktioniert keine Religion, auch nicht die TINA-Politik des Marktes. Man muss opfern, weil ein Gott, hier der Markt, es so fordert – und dabei noch dankbar sein.
Rational ist das nicht (bzw. es ist überrational).
Religionen sind Bedeutungs-Konstrukte, und auf einem solchen basiert auch die Bürgergesellschaft (wenn auch nicht ausschließlich).
Die Bürgergesellschaft ist allerdings schon so weit erodiert, dass von ihren sozialen Anteilen kaum noch was übrig ist. Was ihr fast einzig noch bleibt, ist ihr “Selber Schuld” – Mantra. Und das Ende ihres gefräßigen Gottes ist leider noch nicht in Sicht.
Wieder zurück zu besagten “Verwerfungen”: Historisch ist es so, dass (religiöse) Bedeutungs-Konstrukte immer an solchen Verwerfungsphasen (sprich Epochenbrüche) ihre Glaubensanhänger verloren haben. Vom Polytheismus mit einer Schar unbarmherziger Gottheiten zu dem einen Gott der Gnade kennt, bis zum Gott des allmächtigen Subjekts der Neuzeit.
Es entspricht einfach historischer Kenntnis, dass auch die Markt-Religion keine Ewigkeit kennt und zwar ab dem Moment, wo die Zerstörungskraft ihres “Selber Schuld” – Mantras ihrer Glaubensgemeinde (letztlich wir alle) mehrheitlich widerfährt.
Auch findet die Ablösung nicht durch rationale Einsicht statt, sondern eher durch das Leid, welches sie überschwemmt.
Auch was dann kommt, wird selber wieder quasi-religiöse Züge haben (oder sagen wir besser: einen spirituellen Kern). Aber als Antwort auf eine überbordende Gnadenlosigkeit dürfte die Wahrscheinlichkeit groß sein, dass sie sehr solidarische Züge trägt. (Ich denke, dass trauerndes Mitleid eine adäquate Liebesregung sein könnte.)
Das einzige was dem beschriebenen Ablauf aber in die Quere kommen kann, ist der völlige Ressourcenaufbrauch, deshalb bin ich schon immer eher dafür, nicht am Bestehenden festzuhalten, sondern es bei Aufklärung, so gut wie möglich, zu belassen. Um Zeit zu sparen.
August 8th, 2013 at 19:28
@Dirk(41)
“Mein Ding wäre das nicht, weil ich dann gar nicht mehr vertreten wäre,”
Wenn Du Dich (jetzt) vertreten fühlst, ist ja alles gut (für Dich). Wie machst Du das.
Ich fühle mich nicht vertreten, allerdings bin ich mir auch sehr sicher, daß das gar keiner könnte…
… die Fähigkeit hat niemand, mich und Dich und sich gleichzeitig zu vertreten.
August 8th, 2013 at 22:19
@Wat
Stimmt, wer in der Lage wäre, Dich zu vertreten, der muss aus Stroh Gold machen können. Und ja, stimmt auch, einer allein kann das selbstverständlich nicht. Aber da es wahrscheinlich auch ohne Deine Stimme für DIE LINKE wieder reichen wird, in Fraktionsstärke in den neuen BT zu kommen, hält sich meine Angst in Grenzen.
August 8th, 2013 at 22:25
Sag ich doch @Dirk.
Es geht nicht um irgendeine Interessenvertretung – es geht um in den neuen BT kommen.
… daß Parteisoldaten auch immer so schnell ihre Maske fallen lassen müssen
August 11th, 2013 at 10:03
@Wat
Schon klar, alles nur treudoofe Parteisoldaten… Schreib doch nächstens gleich, kennste einen, kennste alle. Wieder mal sorry, aber Deine Arroganz ist manchmal zum…
August 11th, 2013 at 15:16
@Dirk(47)
Wie bitte?!!
Kannst Du lesen, kannst Du auch nur ansatzweise mal über das nachdenken, was Du hier liest und was Du dann hier raushaust?
Deine Primitivität scheint ohne Grenze.
Wenn diese Erkenntnis meine Arroganz ist, leb ich gern mit dieser.
August 12th, 2013 at 09:09
Nu bin ich auch noch primitiv… Wie sollte ich denn #46 sonst verstehen?
August 12th, 2013 at 10:19
Kinners, habt ihr ihr euch wieder lieb, ja ?
August 12th, 2013 at 11:28
@Dirk: Wat. weist darauf hin, dass du selbstverständlich darauf fokussierst, “in den BT zu kommen”; also nicht auf benennbare Ziele oder den Willen der Mitglieder, sondern auf das Mitmachen im Betrieb; böse ausgelegt, das Besetzen von Pöstchen. Ich kann mich der Ansicht auch nicht recht erwehren, dass das ein ziemliches Eigentor ist deinerseits, zumal du betonst: Wir kommen auch ohne dich rein. Wird sie sich da wohl gut vertreten fühlen?
“Arrogant” und “primitiv” sind derweil Dinge, die man sich schon einmal an den Kopf werfen kann. Wenn es dabei bleibt.
August 12th, 2013 at 14:25
@flatter
Also “primitiv” empfand ich schon als stark überzogen, aber sei’s drum, bin ja hart im Nehmen.
Der Rest wird wohl auch Dissenz bleiben, nur weil es bei der LINKEN den einen oder anderen Pöstchenjäger gibt, wechsle ich jedenfalls nicht in das Lager der “Totalverweigerer”. Ich erkenne auch nicht, warum das “Mitmachen im Betrieb” nicht mit den Zielen und dem Willen der Mitglieder vereinbar sein soll, zumindest im Rahmen der selbstverständlich eingeschränkten Möglichkeiten im BT. Für mich ist das einfach eine Bühne, die eine LINKE nutzen sollte, wenn sie denn kann, nicht mehr und nicht weniger.
Und noch was, dass wir auch ohne die Stimme von Wat in den BT kommen werden, ist für mich ein Fakt, da wollte ich nichts überbetonen. Vertreten lassen will sie sich ja ohnehin nicht…
August 12th, 2013 at 20:03
Ich frage mich gerade, ob ich auch den Pofalla hätte erwähnen müssen, den Kasper. Welch elender Haufen Schwachmaten!
August 12th, 2013 at 23:01
@Dirk(52)
Du bist auf keinen meiner Punkte auch nur im entferntesten eingegangen, Du stellst hingegen fest, daß ich mich nicht vertreten lassen möchte.
Ich bin dagegen der Meinung, daß es niemanden gibt, der die Fähigkeit besitzt, mich, Dich und sich selbst (immer) gleichzeitig zu vertreten.
Sag mir bitte, wer das kann und vor allem, wie er das kann – und sei versichert, ich überlege mir meine Schlußfolgerung neu!
August 13th, 2013 at 10:32
@Wat
Die Blumen kann ich aber an Dich zurückgeben, wahrscheinlich sind unsere Denkebenen einfach zu weit voneinander entfernt. Vielleicht hänge ich die Latte aber auch nur nicht so hoch wie Du, mag ja durchaus ein Fehler sein. Vielleicht fehlen hier manchmal auch nur die smileys…
Selbstverständlich gibt es niemanden, der uns immer und dann noch gleichzeitig vertreten kann, da bin ich doch ganz bei Dir. Aber weder Du noch ich sitzen im Bundestag und mir ist es schon wichtig, dass auch in diesen heiligen Hallen meine Meinung ab und zu gehört werden muss, wenn dort Abgeordnete der LINKEN das Wort ergreifen. Gewisse Abstriche nehme ich da gern in Kauf, nobody is perfect. Wie gesagt, ich betrachte die Veranstaltung als Bühne und solange “meine” Leute auf dieser Bühne in der Mehrzahl gegen den Strom schwimmen, soll es mir recht sein. Das hält mich ja nicht davon ab, über Alternativen nachzudenken.
August 13th, 2013 at 11:31
@Dirk, laß gut sein, hat mE keinen Sinn. Du hängst keine Latte zu tief oder zu hoch, Du hast nicht mal eine eigene (Sorry, Doppeldeutigkeit ist nicht gemeint).
August 14th, 2013 at 11:09
@Wat
Ja, lassen wir es und entschuldige bitte, dass ich Unwürdiger Deine allumfassende Weisheit angezweifelt habe…
August 14th, 2013 at 11:34
@Dirk(57): Schlimmerweise hast Du gar nichts angezweifelt…
Und das mit dem “Unwürdiger” war nun echt ein Griff ins Klo.^^
August 15th, 2013 at 09:20
@Wat
Nun ja, ich denke, dass sich unsere Hände im Verlauf der Diskussion durchaus getroffen haben… Aber egal, danke für’s Gespräch.