Ich weiß, ich wirke leicht gereizt in diesen Tagen. Vermutlich liegt das an der Jahreszeit. Heute zum Beispiel hätte ich gern mein Radio mit den Auto überfahren. Blöd nur, daß das Teil im Innenraum der Karre steckt.
Ich fasse einmal die zwanzig “Nachrichten”-Sendungen zusammen, die ich heute gehört habe, nein, ich zitiere sie einfach vollständig:
Seit Konrad Adenauer, seit über fünfzig Jahren wurde Angela Merkel die Ehre zuteil, die Ehre, die große Ehre und zuteil, daß sie seit über fünfzig Jahren und damit seit Konrad Adenauer die erste deutsche ist, der die Ehre zuteil wurde, vor beiden Häusern des US-Kongresses die Ehre zu haben, nach über fünfzig Jahren und damit Konrad Adenauer zu sprechen.

Heute Abend dann die Erlösung, ich lese nur einen Artikel kurz an, den in der TAZ:
Zu Beginn ihrer Rede bedankte sich Merkel für die große Ehre, vor dem versammelten Kapitol sprechen zu dürfen. Sie erinnerte an Konrad Adenauer, der vor mehr als 50 Jahren, im Mai 1957, vor dem US-Kongress gesprochen hatte – allerdings nacheinander in beiden Häusern.”
Potztausend, wer hätte das gedacht?

Wen interessiert da schon, was Merkel sagt, warum und wem sie es sagt? Als sei sie Gott selbst begegnet, wird eine öde Rede vor Halbhirnen gefeiert, die noch jeden Krieg abgenickt und zuletzt ein furchtbares Regime gestützt haben. Daß sie dort überhaupt sprechen darf, gilt als unerhörte “Ehre”. Das nenne ich “Demokratie”, wenn eine Großmacht alle paar Dekaden ihrem Vasallen zuhört. Gejubelt haben sie gar für ein bißchen Klima-Blabla, wissen sie doch, daß Angela viel ankündigt, nichts durchsetzt und mit Klimaschutz “mehr AKWs” meint.
Genug damit über diese Nullveranstaltung, die “Symbolpolitik” zu nennen schon zu hoch gegriffen wäre.

Erfreuliches gab es allerdings auch zu lesen. Ein wenig nervig als Klickstrecke aufgebaut, lohnt es sich dennoch, einen Blick in den Überblick zu werfen, den Markus Sievers für die FR und über die Lobbypolitik der neuen Bundesregierung gibt. Die Reihe schamloser Begünstigungen von Klienten und Parteienförderern ist beeindruckend.

Sarina Pfauth schließlich traut sich, seine Peinlichkeit den Guy d’Eau als den Schleimer vorzuführen und gar zu bezeichnen, der er halt ist. Hut ab, wir hoffen, der Kopf bleibt dran, denn leider fällt man beim Establishment ja so leicht auf mit einer Meinung. Da ist doch jetzt ein Anruf aus dem Auswärtigen Amt fällig. Oder wenigstens aus der widerwärtigen Parteizentrale.