Beginnen wir mit Letzterem: Was Norbert Lammert da aus dem Parlamentarierbewußtsein gerutscht ist, hat mich zutiefst erschüttert. Ein CDU-Bundestagspräsident kritisiert die versammelte Kollegenschaft ob deren zweifelhaften Praktiken. Dazu gehören Reden, die nie gehalten wurden und einfach zu Protokoll im Archiv verstauben oder der Kadavergehorsam der Abnicker von Regierungsvorlagen. Ich weiß nicht, was in den Mann gefahren ist, den ich auch ganz anders kenne, aber für diese sehr berechtigten Worte gibt es von meiner Seite eine gute Portion Respekt!

Leider geht es bei den Angesprochenen weiter wie bisher, schlimmer noch. Das chique Wörtchen “Redegeregulation” im Titel versteht sich nämlich nicht als die Regelung von Reden, sondern als offizielle Wiedereinführung der haltlosen und unkontrollierten Zockerei im Finanzgeschäft. Die Schamfrist von einigen Wochen ist verstrichen, leise Ansätze einer Regulierung können wir gleich vergessen, und mit “Rederegulation” biete ich eine Vokabel an, die alles sagt und doch nichts, genau richtig fürs Wahlvolk eben.

Jetzt aber zum Punkt: Ausgerechnet Jörg Asmussen, der Turbokapitalist und Aufsichtsrat aus Leidenschaft mit SPD-Parteibuch, soll Staatssekretär im Finanzministerium bleiben. Der eifrigste Bock darf also weiter Gärtner spielen. Das paßt auch hervorragend in die Strategie, klumpig-klebriges Kapital in Form von Erbschaften und Vermögen nicht zu versteuern und stattdessen das Geld der Angestellten direkt zu den Versicherungen (“private Pflege”) umzuleiten.
Ich finde diese Art von Humor durchaus anregend, dann aber bitte auch artig mitschmunzeln, wenn die Linke Christian Klar zum Innenminister macht.