Es ist die Zeit der Preisverleihungen, da lasse ich mich nicht lumpen und haue noch einen raus; diesmal einen für den, der sich am tiefsten bückt, um am weitesten ins Dunkel einzutauchen, sich gemein zu machen mit allem, was ihm groß und mächtig erscheint, kurzum: Der Traumboy jeder Diktatur. Diesmal ist es Ludwig Greven, der sich in der “Zeit” derart zum Rektaltampon des Überwachungsstaats macht, dass ich eine Tasse Adrenalin zum Frühstück hatte.

Sprich nicht so laut,
denn er hat seine Ohren überall.
Registriert alles.
Er kennt sogar dein Muttermal.

Duck dich, sonst hat er dich geseh’n.
Duck dich, der schwarze Mann.
Oh weh, oh weh.

Die Schamlosigkeit des Eiferers schafft es bis in die Überschrift: “Wer nicht belauscht werden will, sollte nicht überall reden“. Wow. Das musst du bringen. Exakt die Haltung, die zu verhindern die zahlreichen Urteile des BVerfG ausdrücklich beabsichtigen, wird hier zur Selbstverständlichkeit erklärt. Greven und seine Spießgesellen von der Garde des bedingungslosen Machterhalts betrachten es als ihre Aufgabe, den Souverän wieder zum Untertan zu machen und sprechen den Bürgerinnen dreist das Recht ab, von ihrem Staat unbehelligt kommunizieren zu dürfen.

Die Frechheit dabei ist, dass er wortwörtlich das Gegenteil behauptet, ohne dass irgendeine Ironie zu erkennen wäre, um es dann auf das Recht zu reduzieren, “seine Daten für sich zu behalten“. “Sie haben das Recht zu schweigen”, das ist für ihn freie Kommunikation. Sogar verschlüsselte Kommunikation ist für ihn ganz selbstverständlich falsch, denn die werde “grundsätzlich gespeichert“. Die Konklusion ist nicht etwa eine Unterstützung der Gegner diktatorischer Maßnahmen, sondern der Aufruf zum Buckeln:

Trommelschläger gegen Whistleblower

Wer private Dinge privat halten will, sollte sie daher nur selten oder gar nicht preisgeben und gegebenenfalls auf Internet oder Telefon verzichten. Datensparsamkeit ist immer noch eines der besten Mittel des Datenschutzes – was nicht da ist, kann nicht gespeichert und durchsucht werden.
Allein über den schwachsinnigen Begriff “Datensparsamkeit” könnte man einen eigenen Artikel schreiben.

Greven ist die Spitzenkraft im Orchestergraben, in dem ähnliche Geistesgrößen mit Wonne ihre publizistischen Violinen zersägen. Roberto weist auf die Kollaboration durch das Morgenmagazin hin, dessen Macher mit ‘Fang den Verräter’ ein spannendes Gesellschaftsspiel aufgelegt haben. Die FAZ betont, der “Geheimnisverräter” habe die “falschen Freunde“, weil er durch böse Länder reist und womöglich mit deren bösen Regierungen spricht.

Deutsche Journalisten reimen sich wieder auf etwas. Es überrascht mich nicht, dass sie es tun, aber es erschreckt mich, mit welcher Gründlichkeit sie die Grundrechte intellektuell bereits entsorgt haben und jetzt denen beispringen, die darauf nur hoffen konnten. Ich hoffe die Naivität hat sich endgültig gelegt, Journalisten seiendas öffentliche Kontrollorgan von Regierung und Behörden“.

Dass deutsche Journalisten “regelmäßig Politiker und Manager angreifen” halte ich bereits für ein Gerücht – es sei denn die einen abstrakt und die anderen, wenn es “Linke” sind. Dass den meisten von ihnen aber jede Form von Selbstkritik fremd ist, pfeifen schon die Spatzen von den Dächern. So kommt eines zum anderen und wir lassen uns von solchen Trommelschlägern die Welt erklären.