Ist blond, kann schreiben, nehmen wir
Posted by flatter under KulturKommentare deaktiviert
14. Okt 2009 0:16
Sie nennt sich “Thea Dorn”, weil sie einmal etwas von “Theodor W. Adorno” gehört hat und das irgendwie sexy und schlau klingt. Werden uns bald Pornodarstellerinnen namens “Gina Einstein” oder “Lola Descartes” beglücken? Diese Albernheit fand ich schon immer mehr als grenzwertig. Adorno hat mich sehr beeinruckt und vermutlich gar beeinflußt. Wer je etwas von ihm gelesen und verstanden kann, wird das Pseudonym dieses Starlets mehr als peinlich finden.
Nun hat sie sich zu einer Sache geäußert, die man durchaus mit Bedacht betrachten sollte, was sie von den Opfern ihrer “Argumentation” ja auch verlangt. Was sie allerdings selbst zum Besten gibt, ist so von Propaganda und Halbbildung durchzogen, daß auf dem Frankfurter Hauptfriedhof seitdem ein Ventilator unter der Grasnabe läuft.
Eigentlich hat Dietmar Dath schon alles gesagt zu der bellizistischen Pseudokritik der Medienblondine an den Kriegsgegnern, die im “Freitag” zu einem Abzug aus Afghanistan auffordern. Allerdings hat Dath soviel Kreide gefressen, daß da noch en kleiner Nachtritt fällig ist.
Schon der Titel ihres Artikels “Vulgärpazifismus” ist blanker Blödsinn. Sie macht sich dann auch nicht die Mühe nachzuweisen, was denn vulgär oder pazifistisch an der Forderung sei. Sie meint im Grunde ganz einfach, wer gegen Krieg ist, solle dafür sterben, so wie Hamlet und Sokrates. Was sie im Windschatten dieser bizarren Konstruktion ihren Gegnern vorwirft, bleibt dann auch nicht lange beim Titelwort stehen. Alle, die gegen den Krieg sind, sind “Pazifisten“, sie begleitet der “Antiamerikanismus” und sie, die “intellektuellen” Pazifisten, haben kein Gespür für die “Tragik der Zeit“, im Gegensatz zur Kanzlerin.
Mit “Tragik der Zeit” meint sie nicht ihren Auftritt in der gleichnamigen Zeitschrift, sondern etwas, das verdammt an die schicksalsschwangere Rhetorik alter Zeiten erinnert. Sie verkauft diese “Tragik” einerseits als “Dilemma”, andererseits ist für sie glasklar, daß deutsche Soldaten am Hindukusch töten müssen, um den armen Afghanen zu helfen. Und damit sie sich gar nicht erst mit den Verbrechern auseinandersetzen muß, die diesen Krieg und den im Irak, Abu Ghreib und Guantanamo gleichermaßen für gerechtfertigt halten, schlägt sie mit der Keule des “Antiamerikanismus” zu.
“Thea Dorn” will nicht argumentieren, schon gar nicht eine intellektuelle Auseinandersetzung führen. Sie will auch nicht über Krieg oder Außenpolitik sprechen. Die Kunst der Negation, der Bezug auf den politischen und kulturellen Rahmen oder wenigstens eine Beschäftigung mit den Inhalten der “pazifistischen” Argumentation haben in ihrem selbstgefälligen Geschwätz keinen Platz. Das ist das Gegenteil dessen, was die Frankfurter Schule unter dem “Kritischen” ihrer Theorie verstand.
Sie will posieren, ein paar große Namen nennen, ein bißchen neben jedem Zusammenhang zitieren und für das Restgeld noch was Politisches sagen. “Vulgär” ist solche “Kritik”, die ihren eigenen Begriff entwürdigt, indem sie ihr Stammtischniveau mit vermeintlich kultivierten Versatzstücken anreichert.
“Thea Dorn” möchte ihre Zuschauer und Leser glauben machen, sie selbst sei eine Intellektuelle, wenngleich eine aus dem Volk. So wie die Kanzlerin eben.
Am Ende erinnert mich diese billige Aufführung an den alten Schlager “Asi mit Niveau”. Frau Dorn ist dessen zeitgemäßes Pendant: die schreibende Blondine.
Oktober 14th, 2009 at 01:15
Immerhin, die Frau ist auf der Hoehe der Zeit, als ich sie zuletzt im TV sah, war sie noch rot gefaerbt.
Jetzt ist sie offenbar ein wandelndes Bekenntnis zu schwarz-
bloedblondgelb.Oktober 14th, 2009 at 02:07
Dorn ist aber nicht nur leidenschaftliche Bellizistin sondern auch noch bekennende Freundin Neo-Sozialer Wirtschafts- und Sozialpolitik, welche dem dummen Pöbel mal wieder die Klassenunterschiede im staatskapitalistischen Neu-Feudalismus deutlich macht – Thea TINA Dorn sozusagen oder Josef Joffe mit Möpsen.
Mehr gibts zu ihr nicht zu schreiben, es lohnt einfach nicht.
Oktober 14th, 2009 at 07:56
Der Link zur “bellizistischen Pseudokritik” führt zum falschen Artikel. Bitte den Originalartikel noch verlinken!
Oktober 14th, 2009 at 08:41
1.) In Afghanistan ist doch gar kein Krieg (laut offiziellen Organen), wie können dann Gegner des Afghanistaneinsatzes Kriegsgegner sein?
2. Inwiefern stirbt Hamlet für seinen Widerstand gegen den Krieg? Hast du Aufsätze darüber?
Oktober 14th, 2009 at 08:42
Ich ziehe meine zweite Frage zurück …
Oktober 14th, 2009 at 09:59
Irgendwie witzig, über Thea Dorn habe ich erst gestern abend nen Artikel geschrieben. Der erscheint heute oder morgen bei mir, je nachdem :)
Oktober 14th, 2009 at 10:48
Argh. Den Originalartikel von “Thea Dorn” hab ich jetzt doch mal überflogen. Mein Riechsalz, mich schwindelt.
Leider ist in der “Zeit” keine Kontaktadresse der Dame angegeben. Schade eigentlich, hätte ich Frau Dorn doch gerne erklärt, warum Jesus Christus am Kreuz gestorben ist. Nicht, weil er das Motto “halte die andere Wange hin” so konsequent genommen hätte. Frau Dorn hat scheint’s im Religionsunterricht damals nicht aufgepaßt. Jesus starb, um die Erlösung aller Menschen zu ermöglichen. Details verrät das Neue Testament, das Frau Dorn vielleicht mal sinnentnehmend lesen sollte. Z.B. den “Brief an die Römer”, da steht eigentlich alles wesentliche drin.
Der Rest von ihr ist dummes Gesülze; die Leserkommentare sind mitunter allerdings noch schlimmer.
Oktober 14th, 2009 at 10:55
Ob die philosophischen Bezüge stimmig sind, kann ich nicht beurteilen. Aber die Argumentation ist jedenfalls schlüssig und das ist selten heutzutage. Ich würde auch gerne wissen, ob diejenigen, die “Raus aus Afghanistan” fordern “und zwar sofort” tatsächlich die dort lebende Bevölkerung den Taliban so ohne weiteres überlassen wollen. Ich glaube nicht, dass es danach noch möglich wäre, humanitäre Projekte durchzuführen. Gegen diese einfache aber logische Argumentation von Thea Dorn hat ein Dietmar Dath nur platte Polemik und nicht ein einziges plausibles Gegenargument aufgeboten. Das sollte den Leuten hier – die mit dem Gefühl für Sprache und Argumentation – eigentlich aufgefallen sein. Es ist eine leichte Übung, die Qualität der Argumente der beiden Beiträge gegenüber zustellen. Und die Bilanz fällt zugunsten von Thea Dorn aus. Ist jedenfalls meine Meinung. Es gibt bestimmt Wege aus Afghanistan heraus. Aber Dietmar Dath und die 25 Kulturschaffende haben keine plausible Exist-Strategie aufgezeigt. Wenn es eine gäbe, hätte Thea Dorn bestimmt zugestimmt. So einfach ist das.
Oktober 14th, 2009 at 11:20
Ob Thea Dorn bereit ist, für ihren Bellizismus zu sterben?
Oktober 14th, 2009 at 12:11
@Kulle: Thnx. Ich war sicher, ich hätte das schon korrigiert gehabt. Seeltsam …
Oktober 14th, 2009 at 12:24
@Schrödibär:
Das hätte ich dann gern mal konkret. Bruno argumentiert übrigens genau wie Frau Dorn. Ist das überzeugend?
Die historisch-literarischen Bezüge sind blanker Schwachsinn. Sie nehmen zwar den Großteil ihres Artikels ein, wir sollen das aber ignorieren?
Afghanistan ist den Taliban ausgeliefert , außerdem diversen Warlords, gelegentlichen Bombardements und einem korrupten Bürgermeister von Kabul. In zwei Städten müssen Frauen dafür nicht mehr verhüllt herumlaufen. Es sei denn, ihr Mann befiehlt es ihnen.
Und es ist also Sache der Nato, dort mitzutöten? Es ist also unbedenklich, daß dort mit der Begrüdnung des Verteidigungsfalls! einmarschiert wird und dann Jahrzehntelang herumgewurschtelt? Was war dann falsch an der sowjetischen Besatzung? Darf man mit dieser Argumentation wieder Angriffskriege führen, wo immer man eine “leidende Bevölkerung” sieht? Und die Kriegsgegner müssen also eine “Exitstrategie” haben, während die Invasoren ihr Geschäft ohne eine solche erledigen?
Soll das witzig sein?
Oktober 14th, 2009 at 12:47
Ich will mich nicht mit dem Thema Afghanistan auseinandersetzen, das bedürfte einer intensiveren Beschäftigung mit diesem Thema. In der Tat ist es so, dass es Situationen gibt, die nicht eindeutig nach gut oder böse hin zu entscheiden sind, aber eines ist sicher, diese Thea Dorn sollte besser beim Krimischreiben bleiben. Was zu andernorts zu anderen Zeiten über andere politische Themen der Gegenwart geäußert hat, war derart peinlich und fehleingeschätzt, dass es besser wäre, sie schwiege – ohne Berufung auf Hamlet.
Zu erinnern ist nur an die unterschiedliche Kompetenz von John le Carrè und Leon de Winter. Seit de Winters Bejahung der Bush-Politik bezüglich des Irak ist dieser Mann für mich als Schriftsteller nicht mehr lesbar. Ähnlich geht es mir mit dieser Dorn im Auge.
Oktober 14th, 2009 at 13:52
@Schrödibär
“Wenn es eine gäbe, hätte Thea Dorn bestimmt zugestimmt. So einfach ist das.”
Das würde vorraussetzen das Dorn sich von ihrem reaktionären Gedankentum lösen kann.
Kann unsere blonde Agendistin aber m.E. nicht (mehr).
Sie hat sich für die dunkle Seite entscheiden, die der Mächtigen.
Dementsprechend “argumentiert” sie.
Was in Afghanistan jetzt konkret los ist, schnuppe, TINA hat recht.
Oktober 14th, 2009 at 14:54
Gehard Schrödibär Says:
“Ich würde auch gerne wissen, ob diejenigen, die “Raus aus Afghanistan” fordern “und zwar sofort” tatsächlich die dort lebende Bevölkerung den Taliban so ohne weiteres überlassen wollen.Ich glaube nicht, dass es danach noch möglich wäre, humanitäre Projekte durchzuführen.”
Das Land ist leider komplexer als Du es aus welchen Nachrichten auch immer kennengelernt hast (hier: die Taliban, dort: die Bevölkerung). Fakt ist aber, dass sich die Situation dort in den jahren des Militäreinsatzes stetig verschlechtert hat. Das spricht nicht gerade für einen Erfolg, von dem “die dort lebende Bevölkerung” profitiert. Aber das alte Totschlag-Argument (entweder du bist für uns – oder für die Taliban) zieht halt immer :)
Fakt ist auch, dass viele Hilforganisationen sich soweit wie möglich vom Militär fernhalten um ihre Arbeit machen zu können. Denn als “neutrale” haben sie viel weniger Angriffe zu befürchten.
Oktober 14th, 2009 at 18:54
Das ist eben Thea Dorn, wie man sie kennt.
Du hast sie ganz gut beschrieben: posierend, Pseudo und wichtigtuerisch. Jedesmal als ich sie in einer Literatursendung im TV sah, geizte sie nicht mit Namedropping, dafür aber mit einer stringenten Argumentation.
Die “neue F Klasse” ist ungefähr genauso intellektuell feministisch, wie Charlotte Roches “Feuchtgebiete”. Peinlich, posierend, wichtigtuerisch.
Oktober 15th, 2009 at 10:34
@8 / Schrödibär:
“Gegen diese einfache aber logische Argumentation von Thea Dorn”
Hat jemand mal den Link zu dem Artikel, wo Frau Dorn “einfach und logisch” argumentiert? Muß ein anderer sein als der, den ich gelesen habe.
Die historischen Beispiele, die Frau Dorn für ihre Argumentation vergewaltigt, sind nicht mal korrekt. Das für mich schmerzhafteste Beispiel mit Jesus Christus habe ich oben ja bereits angeführt.
Was das “kann schreiben” in der Überschrift angeht, o tempora, o mores. Und da wundern sich die Zeitungen über sinkende Nachfrage …?
Oktober 15th, 2009 at 10:40
@flatter: “… Und die Kriegsgegner müssen also eine “Exitstrategie” haben … Soll das witzig sein?”
Wie sagte Brecht so schön? “Wir sollten uns nicht an die gute alte Zeit halten, sondern an die schlechte neue” Die Situation ist nun mal so wie sie ist und wenn jemand einen Haufen setzt müssen meist andere diesen wegmachen.
Man kann gegen den Afghanistan-Krieg eine kritische Haltung einnehmen und gleichzeitig über eine vernünftige Exit-Strategie nachdenken. Tut die “Linke” übrigens auch, wenn man genau nachfragt. So rigoros, wie sie sich selbst manchmal in der Öffentlichkeit darstellen, sind die nämlich gar nicht. Ist halt der Unterschied zwischen blindem Idealismus und dem “vernünftigen” Pragmatismus eines Idealisten. Und genau das war auch das Thema bei Thea Dorn, nichts mehr und nichts weniger.
Sie deshalb in die neoliberale Ecke zu stellen halte ich für voreilig. Auch wenn sie manchmal bei Sloterdijk sitzt, der sich wirklich als neoliberaler Spinner geoutet hat. Aber in solchen Runden hebt sie sich angenehm ab von den ganzen Schwaflern, die sich dort tummeln. Sie argumentiert nach den “alten” Regeln der Kunst und schlägt sich nicht blind auf die vermeindlich “gute” Seite.
Ich halte mich immer an den Kern einer Argumentation und erst, wenn der widerlegt ist, kloppe ich auch gerne, wenn der “Gegner” sich mit irgendwelchen Bildungsversatzstücken blamiert. Dieser Bruno kloppt nur gegen die angeblich falschen historischen Bezüge ohne auch nur ein gravierendes Gegenargument gegen Thea Dorns Haupt-Linie anzuführen. Das viel Böses in Afghanistan passiert ist und überhaupt, seit es Kolonialismus und Eroberung gibt. Wer schafft schon sein Handy ab, weil das Coltan aus dem Kongo kommt? Hab ich was bei Bruno überlesen, oder warum finde ich dort viel Wind aber nichts überzeugendes? (PS: Ich habe mein Handy übrigens abgeschafft und zwar genau deswegen).
Thea Dorn schon als “blonde Agendistin” (Hanso) abzuqualifzieren, halte ich für ziemlich verfrüht. So konkret hat sie sich bisher noch gar nicht politisch geäußert.
Oktober 15th, 2009 at 11:55
Machen Sie nur so weiter ! Dann kommt es noch so, dass ich jeden Tag in Ihr Blog gucken muss.
Achtungsvoll
Sepp Aigner
Oktober 15th, 2009 at 17:03
“Thea Dorn schon als “blonde Agendistin” (Hanso) abzuqualifzieren, halte ich für ziemlich verfrüht. So konkret hat sie sich bisher noch gar nicht politisch geäußert.”
Nun, ich beurteile Dorn an dem was sie gesagt hat.
Wenn sie meint, das TINA prinzipiell eine gute Sache ist, bitte.
Darf sie sagen.
Muss ich aber nicht gutheißen.
Das sie noch nicht auf dem Niveau von Schwurbel-Peters thymotischen Fieberphantasien argumentiert, klar, Dorn hat sich m.W. auch bislang nicht derart mit Ökonomie auseinander gesetzt wie Sloterdijk.
Oktober 15th, 2009 at 20:13
Intellektualismus in seiner vulgärsten Form. Wieso werde ich von hier dort hingelinkt?
Oktober 17th, 2009 at 01:03
Da schüttel’s mich bei so einem Wust von Propaganda Versatzstücken. Kriegspropaganda und Geschwätz wird auch durch Namedropping nicht besser. “Ich hab zwar nichts begriffen, bin aber so etwas von unglaublich intellektuell, das auch das gerne der Welt mitteilen möchte.” Ich habe die Tante noch nie bewusst wahrgenommen und mit solchem Dummschwatz wird sich das auch wohl nicht mehr ändern. Frau Dorn -passt aber prima in die Transatlantik Postille, die sich seit einigen Jahren auf Kriegtreiberei und neoliberale Propaganda spezialisiert hat.