Der Kult der frühen Jahre
Posted by flatter under Best of , Hintergrund[53] Comments
08. Mrz 2013 22:31
Der Junge auf der Kinderschokolade hat schwarze Haare und trägt eine Fliege, kapiert? Sonst ist das ein Scheiß-Remake wie so eine Mexico-Strat oder noch schlimmer eine aus Korea. Geht. Gar. Nicht. Und Prilblumen. Die klebt man auf eh geblümte Fliesen zum Beispiel oder egal wo drauf. Am besten auf ein Ringbuch oder einen Tornister. Am besten gleich überall drauf. Überhaupt sieht eine Jugend aus wie ein Trip und nicht das, was die Kamera vom verkackten Streichelhändi zeigt von der zugeparkten Designerwüste einer Spätkrisokratie.
Es gab auch Grau, eine Menge sogar. Fabriken, Straßen, Häuser – Arbeit war schon immer scheiße und machte arm. Ach ja, und das Fernsehen natürlich. Den Unterschied zwischen Weiß, Schwarz und hundert Stufen Grau kennt jeder, der weiß, was ein Testbild ist. Testbild war cool. Zwölf Stunden Testbild am Tag statt Shoppingsender, ich bin dafür! Okay, Testbild konntest du am Wochenende auch länger haben, je nach dem, was du abends so eingefüllt hattest. Kannst du heute noch haben, wenn du’s willst. Das darf sich dann gern mit dem Bunten vermischen und den Trips aus Blümchenmustern, Sinuskurven und Sexy-mini-super-flower-pop-op-Cola. Da war Kapitalismus noch bunt. Wir haben ihn geliebt. Ist uns gar nicht aufgefallen, dass der Kult in den Waren geronnen war. Hätte uns zu denken geben können.
Back to the Roots
Kurzen Sprung nach vorn, noch bevor man nicht mehr auf die Straße kam, ohne über ein Auto zu springen, noch ehe 24-Stunden-Berieselung von Kohls und Kirchs in die gute Oberstube einzog. Später las ich von Nietzsche (sicher auch auf dem Trip, der Mann, mit dem man Pferde umarmen konnte): “Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.” Es war der Commodore PET, der dem Spruch Sinn einflößte. Mein erstes ‘Programm’ in Spaghetti-Basic war ein tanzender Stern. Danach kam ein “Tannenbaum”, der durfte schon nicht mehr tanzen. Von Chaos übrigens keine Spur. Programm will Ordnung, Programm will Struktur. Mehr als Pascal und später GFA-Basic programmieren wurde nicht, aber alles schön von oben nach unten und von innen nach außen. Ich gehörte zur Atari-Fraktion, bekanntermaßen. Genau so gut hätte es auch ein Amiga getan, aber man hat sich halt mit einer Marke identifiziert. Warenfetisch für Nerds. Hätte uns auffallen können.
Bis dahin war noch alles gut, sogar die diversen Verkleidungen, in denen man sich gruppieren konnte. Iro hier, Schmalztolle dort, Matte da, Hauptsache kein Pöppi-Pilzkopf. Sie trugen Lacoste und Benetton und fuhren tuntige Roller. Fiel uns auf. Sich mit einer Edelmarke identifizieren, sich für was Besseres halten. Blöde Idee, wenn man weder besonders schlau war noch besonders schnell oder stark. Klamotten werden so schnell dreckig, wenn man nicht aufpasst. Außerdem haben sie so eine Scheißmucke gehört von geschminkten Arschgeigen, die auf Synthies und E-Drums herumdilettierten. Komplett daneben. Wir mit der richtigen Musik wurden von denselben Labels beliefert. Konnte man Schlüsse draus ziehen, wenn man wollte.
Heute ist alles durchgestyled und trotzdem hässllich, selbst was sich für Punk hält oder sonstwie from-the-gutter, muss dafür Markenklamotten kaufen, zum Designercoiffeur rennen, sich schminken und einölen. Merken die noch was?
Wir müssen zurück zu den Wurzeln. Als alles noch gut war. Die richtigen Marken, das richtige Maß, der richtige Zusammenhalt. Allerdings darf das nicht zu radikal werden. Ganz ohne Marken geht es eben nicht. Wir hätten dann nichts mehr, nicht einmal eine Erinnerung. Ohne Marktwirtschaft hätten wir keine Geschichte. Unsere Jugend wäre für immer verloren.
März 9th, 2013 at 08:12
Yoooo. Nü-ja, bin ich arg destruktiv, – wenn ich grade an Frank Zappas Plastic-People denken muss?
März 9th, 2013 at 09:04
Schalldämpfer raus und einen Dellorto-Vergaser obendrauf:
https://www.kreidler-verein.de/schuco/schuko_05.jpg
https://www.hahne-power.de/DELLo.jpg
Jaja, die guten alten Zeiten.
März 9th, 2013 at 09:22
Die Levis-Jacke trug man zugeknöpft, Ärmel und Taschen, und eine Haarbürste hatte nichts da drin verloren. Aber dann kamen Eiterpickel auf den Kult – Asse, Konrad, Brokdorf, Gorleben. Was war das für eine ‘Demokratie’, die uns das Atom mit Hundertschaften einprügeln wollte? Der ganz große Looser in der Schule war das Fach ‘Gemeinschaftskunde’. Wer sollte das noch glauben…? Das mit ‘Drüben’ erledigte sich gleich mit, der Typ vom KBW und der mit der UZ erzählten uns was von arbeiterbetriebenen AKWs, die besser sein sollten als konzernbetriebene. Nicht erst Tschernobyl liess uns daran zweifeln. Wir kauften beiden ein Eis und erzählten, es wär vom jeweils anderen. Denn spinnefeind waren sie sich ja auch noch. So stolperten wir über den ‘Fortschritt’ und fielen der Länge nach in’s Erwachsenenleben…
März 9th, 2013 at 09:49
na da hab ick ja jenau dat richdische jemälde von mir zum thema, hier flatter, extra für dich un alle annern anno 2003 im anflug der nostalgie der marke der ´70ger hinjeschmiert. hättn wa allet wissen können. kleene warnung: is n bischen offensiv…
https://bayimg.com/BakBjaAeH
copyright by mir. zur freien verfügung für allet für alle.
man beachte die frisur der göttin des markenkultes.
März 9th, 2013 at 10:17
@4. DasKleineTeilchen: Schön zu sehen, dass Herr Rossi und Gastone das Glück gefunden haben ;-)
März 9th, 2013 at 10:32
Marken jedweder Art bedeuten mir NICHTS, ABSOLUT NICHTS. Zwar muss man, wenn man irgend etwas kauft, meistens etwas von irgendeiner Marke kaufen, aber ich tue das NIE der Marke wegen, und ich muss das auch nicht, muss niemandem Rechenschaft ablegen – ganz egal was alle Anderen machen.
März 9th, 2013 at 10:36
@maguscarolus Nro. 6:
“Marken jedweder Art bedeuten mir NICHTS, ABSOLUT NICHTS.”
Das seh ich etwas anders…
März 9th, 2013 at 10:47
Stimmt, wie unglaublich sinnstiftend und zusammenschmiedend Marken doch sein können. Wer erinnert sich nicht an die Zeiten, wo man ohne Buffalo Boots oder Cowboy-Stiefel kurz vor identitätslosem Outlaw war.
Marken geben vor allem Jugendlichen die Stabilität, die sie in einer Zeit, in der sich das Hirn von innen nach außen umkrempelt und somit quer durch den Schädel wabert, dringend brauchen. Stell dir mal vor die könnten sich nicht mehr durch eifon und Co. Zugehörigkeit und personality verpassen. Wer wären die dann? Man weiß es nicht. ;o)
Umso schöner, dass dieser Zustand bei vielen bis ins hohe Alter bleibt. Wär ja auch was, wenn man hinterher gar nicht mehr am Auto erkennen könnte, mit wem man es zu tun hat.
Nebst Marken ist doch vor allem bezeichnend wie sehr TV Generationen prägt. Wenn man darüber spricht gerät das immer fast zu einer Art Serien-Quartett. Unsere kleine Farm gegen den Mann aus den Bergen. Captain Future gegen die Waltons. Ich gewinn immer, ich hab offensichtlich bisschen viel Fernsehen geguckt.
@KleinesTeilchen Herrn Rossi fand ich immer deprimierend früher. Aber Gelb ist bekanntlich eine fröhliche Farbe, kein Wunder dass er und Gastone endlich mal richtig gut drauf sind… drin auch.
März 9th, 2013 at 10:47
@langlode44(7): Du kommst in dieses Thema auch mit Briefmarken nicht rein *lach* – wir ‘Ossies’ sind aus diesem Thread ‘ausgesperrt’ ;-)
März 9th, 2013 at 11:03
@Wat Ausgesperrt? Wes Grundes? Soweit ich das mitbekommen habe, wurden im Osten doch genauso ‘Kulte’ aufgebaut, Konsumgüter angestrebt. Kann im Übrigen auch (fast) den gleichen Effekt haben, wenn man die Güter und Produkte nicht konsumieren kann.
Sich über das Nichthaben zu definieren, ist quasi das Gleiche in Grün, oder? Ob man das als Mangel empfindet steht wieder auf einem anderen Blatt.
März 9th, 2013 at 11:05
@Wat.:
Schade, dabei gibt`s da so feine Sachen:
https://www.kmphilately.com/index.php?a=2&b=9432352
März 9th, 2013 at 11:19
@Uena(10): Ja, sicher, aber ‘wir’ hätten dabei die Warenwirtschaft und ihre unsinnigen Versprechen ‘merken’ müssen, einige haben die Bevormundung gemerkt, das aber ‘nur’ auf Parteiobere bezogen… und wollten darum besser Marktwirtschaft, was in der Logik auch wieder ‘Sinn’ macht.
Nee, das ‘da Oben’ ist ‘Euer’ Opener, was ‘wir Ossies’ schon immer hätten wissen sollen, wußtet ‘Ihr’ eh immer – und ich müßte auf die gleiche Weise ‘Euch’ ggü an dieser Diskussion teilnehmen, was ich nicht möchte.
Ist Eure Geschichte – arbeitet die mal ruhig auf. ;-)
(‘Wir’ haben eh keine, die da irgendwie ‘zählen’ würde^^)
März 9th, 2013 at 11:46
@Wat Ich würde nicht sagen, das ist eure Geschichte. Und ob man die groß aufarbeiten muss, weiß ich auch nicht. Da gibt es sicher andere Baustellen. An der Stelle würde ich mich einfach flatters “Retrospektive” anschließen. Manches sieht aus heutiger Warte dann doch etwas anders aus als es dunnemals schien oder scheint heute gar anders als es dunnemals war. Das ist der Lauf der Dinge. Den gilt es erstmal nur zu bemerken. Gerade die vielen angesprochenen Dinge sind sowas wie eine gedankliche Heimat, Identifikation. Scheint so lange normal bis man an den Punkt kommt, sich zu fragen, wie genau gedankliche Heimat so kuschelig aus Regalen und Fernsehern kommen konnte.
Und genau diese Entwicklung dürfte es so ziemlich überall geben und gegeben haben, wo es etwas zu konsumieren gegeben hat. Und selbst da wo es davon herzlich wenig gibt, dürfte es so laufen.
Das ist ja keine Unisono-Prägung, jede Generation hat ihre eigenen ‘Highlights’ und das auch nicht durchgängig. Ein Berliner und ein Bayer vom Land von dunnemals dürften da auch eher schmale Schnittmengen haben.
Deshalb ist es das Prinzip nicht die konkrete inhaltliche Bestückung. Also nicht ob Beatles oder Rolling Stones, ob Jojo oder Flummi, ob Chucks oder Nike, ob Pisspottschnitt oder Hornbrille, sondern die Tatsache allein ist doch das Phänomen.
März 9th, 2013 at 12:32
„Sonst ist das ein Scheiß-Remake wie so eine Mexico-Strat oder noch schlimmer eine aus Korea. Geht. Gar. Nicht.”
Im globalisierten Hyperkapitalismus spielt das „Made in…” oder „Assembled in…” doch schon lange keine Rolle mehr. Apple ist da wohl das beste Beispiel. Und Marken wie Fender oder Gibson bedienen ihre weniger kaufkräftigen Kundensegmente schon seit langem aus Fernost oder eben aus Mexiko.
Den Markenfetischismus tangiert das scheinbar kaum. Der „Scheiß-Remake” ist leider ein unglücklich gewähltes Beispiel: Ein Strat-Montagsmodell „Made in USA” kann durchaus schlampiger „assembled” sein als ein Glückstreffer aus Mexico. Die Teile aus beiden Produktionsstätten wandern eh in beide Richtungen über die Grenze. Meine Nashville-Telecaster MIM würde ich nie im Leben gegen eine American Standard tauschen – meine Strat deluxe MIA allerdings auch nicht gegen eine MIM. ;-)
März 9th, 2013 at 13:11
@uena#8
ja, ick brauchte die stabilität damals auch, war allerdings nicht total fixiert, bestimmte sachen definierten sich einfach aus der “coolness” der bewerbung bestimmter produkte wie zb levis 501, so war das halt. TV-mässig war ich der mann aus den bergen & cpt. future-typ, waltons fand ich genauso verlogen wie unsere kleine farm, da gefiel mir der ökologische hippie-aspekt des manns ausn bergen besser. cpt future war einfach coole anime mit noch coolerem dtsch. soundtrack.
btw ist das kein gelb, sondern tatsächlich blattgoldfarbe (wenn schon denn schon) ;)
ach, und ich fand herr rossi nie deprimierend, sondern immer wunderbar ehrlich in seiner satire, ulkigerweise & eigentlich wie üblich wurde diese serie von der ard (oder wars zdf?) nicht verstanden, da nachmittags im kinderprogramm…
März 9th, 2013 at 13:25
Meine Marke heißt “Abgetragen”. Als jüngstes von drei Geschwistern bekam ich ihre Hosen mit aufgenähtem Lucky Luke über dem durchgescheuerten Knie. Jedes Stück ein Flickenteppich-Abenteuer. Die Comics waren zerfleddert von meinem Bruder, und meine Tagebücher beschrieb ich von der hinteren Seite, weil sie von vorne die unvollendeten Poesiealben meiner Schwester waren. Sie wechselte ihren Freundeskreis häufig, das warf mir genug Material ab. Viele von ihnen kannte ich und notierte zu manchem Poesieeintrag eine dokumentarische Randbemerkung: Blöde Kuh oder Titten satt!!!
Bis heute wachsen mir gebrauchte Gegenstände besonders ans Herz. Der Umstand, dass sie einen Vorbesitzer hatten, macht sie eigentümlich. Als hätten sie sich ein Recht erworben, auf ein eigenes Leben.
Man simuliert das im Voraus, was ich gebraucht schon immer habe. Man haucht den Dingen ein Vorerlebnis ein. Die Verpackung. Sie ersetzt die Magie des Besonderen durch die Hülle. Eine Totgeburt von der Stange. Auf ebay gibt es für teures Geld leere Verpackungen zu kaufen. Auf youtube sind Out-of-the-Box Erlebnisse gefilmt.
Wo auch immer die Verpackung als Eigenwert über oder vor der Sache sich aufplustert – die bunte Powerpoint-Präsentation, das Verhandlungsgeschick, der Metallic-Lack, die Sitzordnung des Bundestags – da verhüllt sie den Umstand, wie es um die Tatsache, also die Sache der Tat, das wirkliche Tun, oder einfach: die Wirklichkeit bestellt ist.
März 9th, 2013 at 13:32
@reinplatzer
sehr schöner beitrag.
“Bis heute wachsen mir gebrauchte Gegenstände besonders ans Herz. Der Umstand, dass sie einen Vorbesitzer hatten, macht sie eigentümlich.”
geht mir genauso. mittlerweile jedenfalls ;)
edit: wie geil, wie abartig, wie ABSURD! 15 ocken für ne leere verpackung! ich geh gleich in n keller und kram alte kartons raus!
März 9th, 2013 at 13:58
@Reinplatzer Marke abgetragen find ich gut. ;o) Birgt doch zumindest im Nachhinein viel nostalgisches Potential. Auch wenn du vielleicht früher nicht immer ganz so glücklich darüber warst.
@KleinesTeilchen Oh, Blattgold-Pfütze… wie konnte mir das entgehen! ;o) Ich finde das Bild übrigens ziemlich klasse. Wenngleich ich es mir nicht über’s Bett würde hängen wollen, da bekäm ich noch schrägere Träume von als ich eh schon habe.
Was das deprimierend finden angeht, bin ich sicher kein Maßstab. Ich fand auch Dick und Doof, Charlie Chaplin, Pan Tau und Boomer der Streuner deprimierend. ;o) Pan Tau aber wenigstens schön deprimierend. Dafür konnte ich damals wenigstens noch ohne Schmerzen Tagesschau gucken!
Wenn man das so liest, klingt das nach einer sehr munteren Kindheit… *lach*
März 9th, 2013 at 14:24
@uena
danke für die blumen (huch, mein ego *rotwerd*) und ja, war ne wilde, muntere & tatsächlich schöne kindheit (zehre ich heute noch von)…
März 9th, 2013 at 15:36
Pfft!
Geha-Fraktion
März 9th, 2013 at 15:45
#18 “Auch wenn du vielleicht früher nicht immer ganz so glücklich darüber warst.”
Ach ja? – Schmarrn!
Ich kannte es nicht anders und der Markendruck, der damals schon auch herrschte, vielleicht weniger diktatorisch als heute, der brachte mich nicht auf die Idee aufschließen zu müssen. Wir waren übrigens nicht mal arm. Ich habe mir schon früh meine eigene Welt gebastelt, mit der ich ganz zufrieden war. Sie bot kein Anlass für Dauereuphorie aber auch nicht zu endlosem Trübsal. Ich vergrub mich lieber in Comics und Bücher, aß nebenher meine Lakritzschnecken und starrte Löcher in die Luft statt den dicken Max vor anderen zu markieren. Letzteres gilt ja heute als social skill. – Wieso sollte ich also nicht immer ganz so glücklich gewesen sein, hä?
Meine Freundschaften waren von der stillen, unspektakulären Sorte, nie übertrieben dafür tief und sind es bis heute. Seit ich denken kann, war mir das immer wichtig.
Aufgrund welcher Einstellung wertest du mein Leben also ab?
Wie wir leben ist eine Frage der Haltung. Es liegt an uns, ob wir uns dem schrillen Schein der industriell vorgefertigten Maske des Äußeren ergeben oder ob wir uns ein Stück Freiraum zur Selbstentfaltung erkämpfen.
Und ja! Das bedeutet Kampf! Der Kampf mit unserer Haltung gegen die, die sie uns für ihre Zwecke zurichten wollen.
Sieh dir doch die Abziehbilder aus Politik und Werbung an, was soll so glücklich machen, ihren Statuten zu folgen? – Wir brauchen ihren Ramsch nicht. Wir brauchen ihre mackerhaften Plattitüden nicht und auch nicht ihre Verachtung, die sie für uns übrig haben.
März 9th, 2013 at 15:54
Apropos, @ 19., „Danke für die Blumen“, & 20., „Abziehbilder“: Die Sprache der Mode und die Modesprache. Die Prilblume ist ein „duftes“ Beispiel: ein Spülmittel hatte auf dem Flaschenrückseitenetikett (so ich mich richtig erinnere) Aufkleber zum Abziehen. Kinder verlangten von den Eltern, diese Flasche zu nehmen, keine andere. Zu Hause wurde alles mit verziert: Kacheln, Küchenschranktüren usw.: die Aufkleberreste waren kaum wieder zu entfernen! Es mußten neue Flaschen her, die Aufkleber waren sofort weg, der Inhalt jedoch noch lange nicht aufgebraucht („Willst Du viel, spül’ mit Pril!“). Ein Gegensatz, der zu Streit führte: das vorhandene Spülmittel und die Flasche, die mit dem Abziehen der Aufkleber überflüssig wurde, dem Nachschub ärgerlich im Wege stand. Soll Kinder gegeben haben, die das Zeug heimlich direkt in den Abfluß entleerten. Das Blumige und das Unverblümte: die Frische, die durch die Blume gesprochen auf Untergründen im Haushalt haftete, hat einen Bezug zu Herrn Rossi, der in den Kommentaren mehrfach erwähnt wurde: eine synthetische „flower power“ der Reklame-Warenwelt. Ich möchte den „shifter“-Begriff von Roland Barthes aufgreifen und daraus einen „flower“ im Sinne von „to flow“ (fließen) „begrün(d)en“: das Über-Flies(s)en. Blumenwiesen stehen für etwas Unberührtes, Paradiesisches, im Zeichentrickfilm und als Aufkleber für sichtbar erstrahlende Frische, die beim Spülmittel als zugegebene Duftstoffe rasch verfliegen: die Hülle täuscht Fülle vor. Die Prilblume war so etwas wie eine Sprechblase im Comic (man beachte die Underground-Comics aus jener Zeit, an denen sich die Werbung meiner Meinung nach „bediente“, als Einfluß aber auch schon kritischen Eingang in die Werke fand): die im Heim Einzug gehaltene Werbung, die als Pseudo-Veredelung die Oberflächen besetzte und überdeckte, setzte sich wie riesige Keime und Bakterien fest: hygienische Probleme wurden erzeugt. Wischte man zu oft oder zu feucht darüber litt der Glanz im Gegensatz zu echten Blumen, die ohne Wasser zu Grunde gehen. Haften und Halten waren zweierlei. Als Kind gab ich meiner Mutter die Schuld: sie sollte die verschönernden Stilblüten verschonen. Man sagte mir oft: „Das geht wieder weg!“ Die Prilblumen hatten zu bleiben. Fehlte nur noch so eine ertönende Harmonie, wenn man die Flasche oder den Badezimmerschrank öffnete, an dessen Innenseiten ich zur ungefragten Freude meines Vaters auch an seiner Fachschranktürrückseite für bunte Dekoration gesorgt hatte. Geklebt hat er mir keine, gelangt hat es ihm dennoch ;-)
März 9th, 2013 at 16:19
OT – Ein Hieb in’s Kontor von Genossenschaftsmodellen. Honi soit…
März 9th, 2013 at 17:01
@Reinplatzer (20) Da steht das Wörtchen ‘vielleicht’ in dem Satz, was so viel heißt wie ‘könnte so gewesen sein, weiß ich aber nicht’.
Und bezog sich nicht im Geringsten auf dein spezielles Leben oder gar dein Lebensglück, sondern auf die Möglichkeit, dass dieser Umstand eventuell bei irgendwem auch mal weniger Anlass zur Freude gewesen sein könnte, obwohl man es rückblickend positiv sieht.
Wenn du dich dadurch abgewertet fühlst, kann ich das weder nachvollziehen noch war das eine Intention. Warum auch?
Den Rest der Ansprache bezüglich Abziehbilder aus Politik und Werbung…
Ich hatte das dumpfe Gefühl wir sprachen von Kindern, nicht von intellektueller Auseinandersetzung mit Werbung, Politik und Co. Ich jedenfalls bin da mit acht Jahren noch nicht hintergestiegen und hab mich auf den Kampf vorbereitet. Aber ich war schon immer von der langsamen Sorte, muss wohl daran liegen.
März 9th, 2013 at 17:37
Glück gehabt?
Wohl das erste Mal, dass ich hier nicht mikomme! Worum gehts?
Ach So! Habe ich fast vergessen. Stamme aus der Generation Milchpulver.
Als Klamotten gab’s immer so Pullover und Hosen, die durften ruhig ein paar Nummern grösser sein. Er wächst ja noch rein!
Blöde Arbeiterkinder!
Aber Mucke haben wir gemacht und richtig gut. Geld gabs auch schon dafür. Aber nicht für scheiss Klamotten ausgegeben. Unsere Haare waren uns wichtiger.
März 9th, 2013 at 20:53
Kurzer Gruß aus dem Off; nu hat’s mich doch erwischt. Wo bleibt die verdammte Bundeswehr, wenn man sie braucht?!
März 9th, 2013 at 21:02
” Wir müssen zurück zu den Wurzeln. Als alles noch gut war.” Bei den Wurzeln war’s nich gut, aber anners. “Die richtigen Marken, das richtige Maß, der richtige Zusammenhalt.” Und die schwarz/weißen Marken sind “Mitte und Maß”? “Allerdings darf das nicht zu radikal werden. Ganz ohne Marken geht es eben nicht.” Eben!
Es gab keine “guten alten Zeiten”, nie, nimmer, nicht, nur annere alte Zeiten. Die heutige Zeit ist die Zeit, die man später die “gute alte Zeit” nennen wird (hat schomma wer gesacht). Was macht das für’n Sinn?? Ich scheiß da was drauf! Alles was ich mir wünsche ist, dass sich die Krone der Schöpfung wie selbige geriert … und nich wie durchschnittlich einssiebzig … aber da hab’ ich mich wohl ver_wünscht.
März 9th, 2013 at 21:26
@reinplatzer#21
holla, hat da uena bei dir nen knopf gedrückt oder warum machste gleich son fass auf und wirst pampig? bleib cool alter. cooohool. geht hier doch nicht um dumm von der seite anmachen oder wer die bessere marken-kindheit hatte weil knete im haus oder wessi.
alles tutti wieder?
@flatter:
ach mist. na wenigstens is dit wetter wieder scheisse, verpasste also nix. jute besserung meen bester, pfleg dich und schlaf nach möglichkeit viel.
März 9th, 2013 at 22:11
Das Kleine Teilchen 28
Findest Du nicht auch? Ziemlich unergiebig so ein Thema.
Wer interessiert sich schon dafür, ob bei uns die “Gute Rama” auf’m Tisch stand. Meine Grossmutter hielt es dagegen mehr mit der “Guten Butter”.
Kaffee war von Machwitz, frisch gemahlen. Ach so! Wir hatten noch so ne Milchkanne im Haus. Kartoffeln wurden eingekellert, die Kohlen auch.
Schuhe gab’s noch in halben Grössen und der Verkäufer brachte sie einem und half einem hinein. Auf der Strasse konnte wir Kinder noch spielen, weil vielleicht alle zwei Stunden mal ein Auto kam. Ach und Pferdefuhrwerke. Wie schön… .
Heute Pferdefleisch in der Lasagne von Findus (franz. Marke). Pferdefleischkonsum seitdem in Frankreich um 50% gestiegen. Das nur am Rande.
Aber wen interessiert das wirklich?
Der Konsument bleibt das was er immer war, Verbraucher. Darauf kann er sich was einbilden, wenn er denn unbedingt will.
März 9th, 2013 at 22:52
@ flatter
Gute Besserung!!
Apropos alte Zeiten: Wer hier anklickt, bitte 8’10″ Geduld. (“Gebrauchsanweisung”: Mussikk ab 1’53″, bei ~ 6’20″ geht die Post richtig ab! Deutsche Pacifics, englische, amerikanische, 7 Pacifics hintereinander, 3 nebeneinander … Film und Mussikk: genial!!)
März 10th, 2013 at 00:19
#24 Nachvollziehen kann ich dich nicht. Aber ich muss auch nicht alles und jeden verstehen.
Der barsche Ton in #21 ist tatsächlich überzogen, sorry. :-/
Der Inhalt nicht.
Von mir aus Schwamm drüber, oder besser: Pril-Blümchen draufgepappt ;-)
Gut Nacht.
edit: Oops, fast vergessen @flatter: Alohol desinfiziert auch von innen :-) Gute Besserung.
März 10th, 2013 at 00:37
@flatter(26): Wieso Bundeswehr, ich hätte da eher (so ganz uneigennützig) an THW oder DLRG gedacht ;-)
Gute Besserung – der Mist muß halt raus – Desinfizieren nicht vergessen, wenn Du wieder ‘ne Pulle halten kannst…
März 10th, 2013 at 09:43
flatter: Tipp. Finger weg vom Alk. Macht zwar strubbelig im Hirn, iss aber kontraindiziert. Bei mir hilft nur noch Calgon.
PS.: Leichtes Anschwitzen bei kleinem Widerstand auf der Rolle könnte nützlich sein. Besser Dich.
März 10th, 2013 at 13:02
Die Marke: Das ist Massenverdummung in Reinkultur. Man nehme Mehl und packe es ein. Und was wird daraus? Aurora mit dem Sonnenstern!
Das gleiche Mehl zum halben Preis gibt es in einer Tüte ohne Markenaufschrift für die Hälfte vom Preis des Aurora gleich im Regal daneben.
Das Delta im Preis fließt nicht den Mitarbeitern der mehlverarbeitenden Betriebe zu und geht auch nicht für das umfangreiche Marketing drauf! Es landet zu 90% in den Taschen der Markeneigentümer.
Und so wie beim Mehl funktioniert das auch beim Zucker usw.
Aber das ist ja kalter Kaffee. Weiß eh jeder hier…
März 10th, 2013 at 16:50
Geht ein Kommunist ins Spirituosengeschäft, sagt: “‘ne Flasche Roten, bitte.”
Verkäufer: “Gerne. Welche Marke darf’s denn sein?”
Kommunist: “Die mit meinem Restselbst.”
März 10th, 2013 at 17:43
OT: Juncker warnt vor Krieg in Europa. Sehr eigenwillige Wahrnehmung und dementsprechende ‘Konsequenz’…
März 10th, 2013 at 18:49
@peinhart
ups, ja, allerdings bizarre konsequenz; bei dem manne muss die kognitive dissonaz aber *äusserst* extrem ausgeprägt sein, quasselt von ressentiments aber steht wie rossi vor der goldmuschie von mutti und strahlt…
irre. kann man sich echt nicht ausdenken, sowas.
März 10th, 2013 at 19:01
Brüderle ruft zum Mord an Sozialliberalen auf:
“Wir werden einen Wahlkampf hinlegen, da brennt der Baum“.
[edit: in einer kämpferischen Rede vor begeisterten Delegierten, vergaß ich zu erwähnen.]
werde mich gleich an fester nahrung versuchen und resultat ggf. mitteilen.
März 10th, 2013 at 19:12
Wir erinnern uns:
“Jean-Claude Juncker wurde als vorbildlicher und verbindlicher Kommunikator, der sich insbesondere als herausragender Vermittler auf dem europäischen Parkett zur Euro-Stabilität auszeichnet, als Kommunikator des Jahres mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis 2012 gewürdigt.”
März 10th, 2013 at 19:16
@flatter – immer ruhig mit den jungen Pferden, bin die nächsten vier Tage eh weitestgehend außer Lese- und Schreibreichweite. Kuriere Dich richtig aus…
Btw. Zwieback ist als feste Nahrung genehmigt ;-)
März 10th, 2013 at 19:46
@flatter
sei bloss vorsichtig, brei chen tuts auch erstmal…
achundnaja, brüderle old hundeface halt, der koks pusht halt, da kommt dann auch sowas hier “Wir überlassen nicht den Fuzzis, diesen fehlprogrammierten Typen unser Land” besonders geil; “unser land” *KREISCH*, NOCH dickeres ego und maximaler realitätsabstand geht doch eh nich…gehts nach junker, is demnächst eh alles im arsch. endgültig.
März 10th, 2013 at 19:47
@Vogel(27):
Alles was ich mir wünsche ist, dass sich die Krone der Schöpfung wie selbige geriert
Macht der (kapitalistische) Mensch doch dauernd, er macht sich die Erde untertan, mit seiner heiligen Arbeit.
März 10th, 2013 at 19:56
tja, der begriff “krone der schöpfung” resultiert aus nem minderwertigkeitskomplex, was soll man da schon erwarten?
März 10th, 2013 at 20:00
“Sehnsucht nach einer Agenda 2020” – wem kann so ein Schwachsinn einfallen? Richtig: Beises hirntoten Zombies, die dafür wen zitieren? Richtig, den Hüther. Haben die eigentlich Fenster und Türen in dieser “Redaktion”?
März 10th, 2013 at 20:01
ham sie, aber keine spiegel (haha)
März 10th, 2013 at 20:36
ah soso, mehr “bildung” als agenda-”ziel”, das lässt schlimmes vermuten…
März 10th, 2013 at 21:06
Auf „Zeit Online“ sucht die FDP mal wieder ihren „Markenkern“. Leider heißt jetzt nix und die Bemäntelung von Blindtextdiarrhoe gibt sich als „Qualitätsjournalismus“ aus. Ach ja, apropos Gift und Gülle: gleich wird Maschmeyer in der Jauch’-Donnerkuppel aber dermaßen inne Schwatzkisten genommen… Man kann gar nicht so viel verdauen, wie man nicht zusch…auen möchte.
März 10th, 2013 at 21:08
Ich weiß, ist vielen bekannt, trotzdem folgende Worte Junckers:
“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”
Preisfrage: Juncker warnt vor Krieg. Was bedeutet das in Bezug auf obiges Zitat?
P.S. @flatter: Wenn die Bröckchen nicht vorne rauskommen, biste gesund ;-)
März 10th, 2013 at 21:19
ich steh aufm schlauch; kriegstreiberei? nachm krieg jibts endlich wieder wat zum wiederaufbauen und die knete (sprich wachstum(TM)) sprudelt aufs neue?
März 10th, 2013 at 21:29
kurze zwischenmeldung vom altkanzler:
Schröder fordert neue “Agenda 2020″
ach komm gerd, geh dem putin die nudel lutschen und lass uns in RUHE!
März 10th, 2013 at 22:05
Das Geschrei nach einer neuen Agenda passt wie Arsch auf Eimer, zumal Merkel nächste Woche doch das selbe offiziell für Europa verkünden möchte.
Schon witzig, denn die ganze Zeit wurde überall stolz verkündet, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgegangen seien. Jetzt da der Süden verelendet, sprich: wettbewerbsfähiger wird, sind wir plötzlich wieder der kranke Mann Europas? Langsam müsste doch der Dümmste begreifen, was hier gespielt wird, aber nicht mit dem Stammtisch-Kommentariat bei Spon & Co.:
“Was wir wirklich brauchen ist eine Ausgabenbremse bei den Sozialleistungen.” Klar, und die Rente mit 80 ist unabdingbar, damit die Renten finanzierbar bleiben.
Nur fürs Protokoll sollte sich jeder, der im September aus Ekel vor Schwarz-Geld die SPD zu wählen gedenkt, sehr genau die heutigen Zitate von deren Parteispitze über die Agenda einprägen.
März 11th, 2013 at 09:42
maxim, ich glaube nicht, daß *hier* *irgendjemand* ernsthaft gedenkt, spezialdemokraten zu wählen…
März 11th, 2013 at 12:25
So, habt ihr derart gewütet? Früher diskutierten hier sogar vereinzelt Mitglieder.
p.s.: feste nahrung war zu optimistisch. also von vorn …