Spontan kommentiert: Das ist also jetzt die “Veränderung” für das Saarland, mit der die Grünen geworben haben. CDU und FDP dürfen jetzt mit grüner Hilfe weiter regieren. Und inzwischen wählt man CDU-Regierungschefs mit jedem Votum: Ob CDU, SPD, FDP oder Grüne – sie sorgen dafür.

Der zweite Gedanke: Was sind das für Machthähnchen! Patron Ulrich mag Patron Lafontaine nicht und räumt ein, dies sei ausschlaggebend für “seine Entscheidung”. Ich dachte, es ginge um Politik?

Drittens erweist sich die Restdemokratie der Altparteien, zu denen die Grünen definitiv gehören, als knallharte Hierarchie. Der Chef beschließt, der Vorstand folgt, dann die Delegierten. Ob dieses Vorgehen auch nur ansatzweise mit der Entscheidung der Wähler zu tun hat?

Viertens feiert Ulrich ernsthaft die Zugeständnisse der Schwarzgelben als großen Erfolg. Man kann sich ja ins Knie schießen, wenn man ein Tolpatsch ist, aber gleich in beide?!

Die Studiengebühren betreffen im Saarland genau eine Universität und eine Handvoll Hochschulen, darunter Kunst, Musik- und Verwaltungshochschule. Ein Sack Peanuts ist teuer dagegen. Ein Kohlekraftwerk wird auch nicht gebaut. Welch ein Erfolg!

Schon 2007 hat RWE angekündigt, auf den Bau eines solchen zu verzichten, und die Kohleförderung im Saarland ist ohnehin mausetot, was den Standort auch nicht eben attraktiv macht.
Immerhin gibt es für die drei Grünen im Landtag zwei Ministersessel. Das nenne ich einen Erfolg.

Gut, Chef Ulrich hat auf einen Ministerposten (bis auf weiteres) verzichtet. Das dürfte eine hervorragende Investition in seine Zukunft sein, ebenso wie die Kooperation mit den anderen Bürgerlichen. Der Mann ist Chef im Ring und hat ausgesorgt.

Dumm nur, womit wir bei den zerschossenen Knien sind, daß diese billigen Zugeständnisse an die Grünen, die Ulrich selbst als großartiges Entgegenkommen feiert, auf der anderen Seite das ungestörte Durchregieren der anderen sichern. Die Grünen dürfen jetzt abnicken, was da beschlossen wird, fünf Jahre lang. Sie sind schließlich ein ernstzunehmender Partner. Was das bedeutet, haben sie unter Schröder im Bund hinlänglich demonstriert.

Die Hoffnungen der Wähler schließlich, Müller abgewählt zu haben oder daß “Grün” noch entfernt etwas mit “Links” zu tun hat, lösen sich in Wohlgefallen auf. Das scheint die besserverdienenden Grünen Funktionäre nicht zu stören. Diese Hyperrealos tummeln sich dort, wo schon die SPD gescheiter ist – und halten sich wahrscheinlich ernsthaft für die bessere “Mitte”. Bei 0,9% Dispositionsmasse stark und mutig. Wer den Untergang der SPD schon bejubelt hat, darf sich zumindest im Saarland auf eine äußerst feuchte und luftarme Zukunft der Grünen freuen.