Es gibt leider keine Statistiken über Morddrohungen gegen Politiker, schon gar keine solchen, die den Charakter des potentiellen Opfers berücksichtigen. Genauer gesagt: Mich würde einmal interessieren, wie viele Morddrohungen ausgesprochen werden gegen ausgesprochene Unsympathen und Charakterzwerge, die sich zu einer Spitzenkandidatur hinreißen lassen. Ach was, mich interessiert durchaus auch, wie oft so etwas generell vorkimmt, egal wen es betrifft.

Ich kann mich nämlich nicht ganz des Eindrucks erwehren, daß da jemand eine gewaltige Nebelkerze gezündet hat, weil jemand wie Christoph Matschie nur noch als Opfer böser Mächte und qua Mitleid ein Minimum an Zuspruch erfährt. Den Tod wünscht man nicht einmal einem Matschie.
Es wird aber nicht helfen. Die angebliche Morddrohung wird weder die Wahl retten, noch ihm Vorteile bei den Kapitulations-, pardon, Koalitionsverhandlungen einen Vorteil verschaffen.

Anstatt die ganze Affäre also zu dichtem Qualm anzufachen, gilt das Motto aller Aufklärung: Tiefer hängen! Ich habe zwar keinen Zweifel, daß das Thüringer SPD – Würstchen ähnlich viele leidenschaftliche Fans hat wie Jürgen Walter in Hessen und daß ihm statistisch betrachtet einige Hundertschaften nicht nur geistig Verwirrter ein baldiges diskretes Ableben an die Krawatte wünschen. Dennoch bin ich überzeugt davon, daß die Sache mit der Kugel im Briefumschlag anders gemeint war.
Es handelte sich wahrscheinlich um einen Offizier und Ehrenmann, der noch weiß, was ein ehrenhafter Verlierer zu tun hat, wenn nichts mehr zu gewinnen ist. Und das ist Christoph Matschie doch sicher – ein Ehrenmann?