sosi

Bundesarchiv, Bild 183-57000-0139 / CC-BY-SA

Die DDR war nicht nur für Wessis in vielerlei Hinsicht eine Veranstaltung, die als “Farce” zu bezeichnen gerade annähernd die unfreiwillige Komik streift, die Verachtung des Volkes, der Menschen, die man auf beleidigende Art und Weise für dumm verkaufte. Die Reden des Staatsratsvorsitzenden eine einzige Strapaze, lächerlich in Attitüde und Selbstbeweihräucherung, erträglich nur durch das bizarre Genuschel, dem man wenigstens etwas Erheiterndes abgewinnen konnte, wenn man zynisch genug unterwegs war.

Die Parteitage eine einzige Inszenierung, Realitätsverweigerung mit Bügelfalten, Absurditätenkabinett von Parteipfaffen für Blindgläubige oder Zwangsrekrutierte, staubiger als eine katholische Messe in lateinischer Sprache. Immerhin gab es das Andere, an das die Hoffnung sich klammern konnte, das Draußen, das dem Drinnen keine Ruhe ließ.

Nichts gelernt

Die Sieger der Geschichte haben nichts gelernt. Und gerade weil sie nichts gelernt haben von den Verlierern, verhalten sie sich inzwischen genau so wie diese in der Zeit vor ihrem Untergang. Die Dekadenz trieft aus allen Poren der fetten Gesichter einer Klasse, die sich ihre absurde Weltsicht von sprichwörtlichen Claqueuren schönklatschen lässt. Befehlsempfänger, Abnicker, Applausroboter. Funktionäre, deren erpresste Zustimmung total zu sein hat. Ein paar Prozent unter Hundert dürfen es gerade sein, genau wie damals.

Das Wahlvieh wird für blöder gehalten als die Rinder auf der Weide, die gutes Gras jederzeit von Bambus zu unterscheiden wissen. Nicht so der Michel, glaubt die Nomenklatura. Der stiert nur auf die Größe, die Länge, die Dauer. Acht Minuten Applaus für die Kanzlerin, welch absurde würdelose Inszenierung! Und was ist die Antwort der ganz speziellen Spezialdemokraten? Sich erst einen Kandidaten wählen, der als Lügner, Versager und Verächter der unteren Schichten berüchtigt ist, mit mehr als 93 Prozent. Erbärmlich genug. Dem werden dann elf Minuten Applaus gespendet. Elf Minuten – das ist schon nur mit Koks duchzuhalten, wenn ein Virtuose das Konzert seines Lebens gegeben hat. Ach was, selbst da sind fünf Minuten schon mehr als zu viel. Aber elf Minuten. Für Peer Steinbrück. Elf Minuten! Für wie bescheuert haltet ihr uns eigentlich?

Wer wissen will, wie lang elf Minuten sind, selbst wenn man nicht von einer Charaktermaske beekelt wird, mag sich das hier so lange ansehen.