Endlich Wachstum und Wohlstand, auf Jahrzehnte hinaus gesichert! Die EU-Kommission hat ein umfassendes Wirtschaftspaket beschlossen, das mit allen Krisenursachen Schluss macht. In einer nächtlichen Sitzung haben die Kommissare gemeinsam mit den Euro-Regierungschefs einen lange fälligen Schritt gewagt und Handlungsfähigkeit bewiesen. Mit den neuen Beschlüssen der “Verhandlungen zur endgültigen Rettung des Euro” FiSTEN (Final ‘Save the Euro’ Negotiations) dürfte die Zeit der Krisen endgültig vorbei sein.
Das Paket besteht aus bahnbrechenden Einzelentscheidungen, die allesamt vehemente Wirkung auf die Märkte entfalten dürften. Wichtigster Punkt: Die wirtschaftlichen Rahmendaten. Hier wurden folgende Maßnahmen verabredet:
Europaweit eine Inflationsrate von 0,8 Prozent, Vollbeschäftigung, Anleihezinsen von einem Prozent, eine Quote von Steuern und Abgaben von 15 Prozent und ein jährliches Wirtschaftswachstum von 25 Prozent.
Sofort gehandelt
Kommissionspräsident Barroso erklärte auf kritische Nachfragen, dass die ausgegebenen Ziele nicht als Soll, sondern als strikte Vorgabe zu verstehen sind. Vorbild seien die Deutsche Bank und ihr ehemaliger Vorstandschef Josef Ackermann. “Warum soll die geballte Kraft der Europäischen Union nicht schaffen, was eine private Bank schafft?” sagte er. Die Beschlüsse waren einstimmig gefasst worden, es herrscht völlige Übereinstimmung, wie sie seit Gründung der EU noch nicht zu beobachten war. Sogar Großbritannien schloss sich an und erwägt, unter den gegeben Umständen der Eurozone beizutreten.
Die abschließende Ratifizierung steht noch aus, danach kann der Pakt zeitnah in Kraft treten. Bundeskanzlerin Merkel kündigte an, eine Sitzung des Bundestags noch heute Nacht anzuberaumen, in der der einzige Tagesordnungspunkt die Zustimmung zu FiSTEN sein wird. Die Debatte gilt als beendet, wenn die Bereitschaft, diesbezügliche Reden nachreichen zu lassen, von mehr als der Hälfte der Anwesenden in Erwägung gezogen wird. “Wir wollen nicht päpstlicher sein als der Papst, wenn die Märkte rufen“, sagte Märkel.
Schon vorab wurde beschlossen, die Jugendarbeitslosigkeit abzuschaffen. Diese liegt in einigen Ländern deutlich über 50 Prozent, ein Desaster für die Zukunft der betroffenen Menschen. Damit ist jetzt endgültig Schluss.
Dezember 3rd, 2012 at 13:57
Ah, endlich! Und ich dachte schon, dass ich darauf warten muss bis der Weihnachtsmann mit seinen Elfen einstimmig beschließen, Handfeuerwaffen an die Menschen (natürlich nur gute) zu verschenken, damit die guten Menschen sich zusammentun und die bösen umbringen, aber so ist es mir auch recht. …wobei Onkel Google bei “FiSTEN” einer anderen Meinung ist… Aber was weiß der schon vom guten FiSTEN?
Dezember 3rd, 2012 at 14:06
Ja, so ist das halt, wenn Staaten keine mehr sind und alles nur noch als Businessmodell funktioniert. Dann wird als erstes Gebot das Positivgelalle eingeführt.
Dezember 3rd, 2012 at 14:12
“Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollen allen Menschen im Alter von weniger als 25 Jahren künftig innerhalb von vier Monaten irgendeine Form von Beschäftigung zusichern” – da steht zum Glück schon mal nichts von Bezahlung.
“irgendeine Beschäftigung” – es müssen sich doch ein paar Millionen unbezahlte “Praktikumsplätze” finden lassen. Beruhigend immerhin: “Sanktionen sind nicht vorgesehen”. Die gibt es nur für die Arbeitslosen, wenn sie das Praktikum im Schlachthof oder bei Amazon ablehen.
“Ohnehin will Andor den Vorschlag zunächst nur in der rechtlich weniger bindenden Form einer Empfehlung vorlegen.”
Dezember 3rd, 2012 at 14:33
Wenn schon kein Smiley, so vielleicht ein stilisierter Stinkefinger –> nnlnr
In diesen verworrenen Zeiten sind Satire und Realität kaum mehr zu unterscheiden.
Dezember 3rd, 2012 at 16:36
Wie die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” also berichtet, will EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor die Regierungen dazu bewegen, eine “Jugendgarantie” abzugeben, die allen EU-Bürgern unter 25 Jahren künftig innerhalb von vier Monaten irgendeine Form von Beschäftigung garantieren solle. Irgendeine? Ganz egal welche? Na da freuen sich doch alle drauf. Erst hat man also 10-13 Schuljahre damit ver(sch)wendet, mit einem vorzeigbaren Abschluss dieses lehrreiche Tollhaus zu verlassen, dann über Studium und Ausbildung soviel Theorie erworben, das es praktisch nur so strotzt, und nun stellt man also fest, das all seine beruflichen Wünsche und Bemühungen für die Katz’ sind weil es im Erlernten keine verfügbaren Stellen gibt, und man nun irgendeine Tätigkeit ausüben solle bzw. müsse. Das ist doch verrückt. Oder? Was soll denn daraus erwachsen?
Dezember 3rd, 2012 at 16:52
Verrückt? Ich denke ja langsam das hat Methode: jede Woche zwei bis drei Meldungen, bei denen man sich nur an den Kopf fassen kann… wie leicht wäre es doch den Arsch hochzukriegen, wenn da nur eine miese Sache wäre… aber dieses Bombardement an Niederträchtigkeiten… alles so verworren, so falsch, so un-menschlich…
Dezember 3rd, 2012 at 17:02
Wie bekomme ich tausende, wütendprotestierende, junge Menschen von der Straße, die mir wohlmöglich in den Elitenarsch treten könnten ? Die Antwort gibt Laszlo Andor ( hört sich an wie ein fremder Stern ). Der verpflichtende Unions-Arbeitsdienst, UA, kömmt dann im Gefolge. Die ersten londoner Buchmacher nehmen Wetten an.
Dezember 3rd, 2012 at 17:18
Exakt.
Dezember 3rd, 2012 at 18:07
Also, erst wurden meine Augen immer größer und größer, aber dann musste ich einfach nur lachen. (Gebs zu, hat nen Moment gedauert) Stimmt, @ ninjaturkey (#4), kaum noch zu unterscheiden.
Politisches “Handeln” heute und die entsprechenden unterirdischen Verbalverrenkungen und Plattitüden sind doch nur noch eine Satire ihrerselbst. Schade nur, dass die unbeabsichtigt hervorgerufene Heiterkeit die Verursacher in ihrer Selbstgefälligkeit und alternativlosen Überzeugung nicht anficht und das Lachen einem dann doch im Hals steckenbleibt.
“Die Debatte gilt als beendet, wenn die Bereitschaft, diesbezügliche Reden nachreichen zu lassen, von mehr als der Hälfte der Anwesenden in Erwägung gezogen wird.” – Das ist doch mal eine schöne Umschreibunbg für die heutige Debatten”kultur”: alternativloses Durchpeitschen oder -winken(?), Nach-Denken (vorher geht ja nicht) unzeitgemäß, uneffektiv.
Schon die Überschrift der realen Meldung ist der Hammer: “EU will die Jugendarbeitslosigkeit verbieten”. Kein Wunder, dass so vielen Kommentatoren einzig die Assoziation zu EUdSSR/ DDR/ Kommunismus kommen. Aber richtig “toll” dann solch eine Aussage, die Andor als Gutmenschen bezeichnet, weil er die Jugendlichen, die das eigentliche Problem seien, nicht weiterhin finanziell unter Druck setzen will. Wie sonst kriegte man die Jugend auch “erzogen”.
Es ist sowohl die “Empfehlung” Andors als auch die Berichterstattung und Reaktion darüber, die bei mir nur noch Kopfschütteln auslöst.
Vielleicht habe ich aber auch nur eine falsche Realitätswahrnehmung.
Dezember 3rd, 2012 at 18:23
Sogar Großbritannien schloss sich an und erwägt, unter den gegeben Umständen der Eurozone beizutreten und dann auch gleich auf Rechtsverkehr umzustellen. Um durch diese Umstellung trotzdem die Verkehrssicherheit innerhalb der EU zu gewährleisten, werden alle Autobahnen nun mit Kreuzungen und Verkehrsampeln ausgestattet. So können Falschfahrer schneller auf die richtige Fahrbahn wechseln. Für diesen Ausbau des Autobahnnetzes werden dann arbeitslose Jugendliche verpflichtet, womit gleich 2 Fliegen mit einer Klappe erschlagen werden können, so sind sich die Verkehrsminister und Arbeitsminister der EU einig.
Dezember 3rd, 2012 at 18:27
Ich verstehe nicht, warum die FAZ-Kommentarspalte nun von “Soviet-Kommunismus” faselt, weil doch gerade jenes bürgerliche Milieu schon vor einiger Zeit über die Spanier höhnte, sie sollten doch weniger protestieren und stattdessen mehr arbeiten. “Geh mal arbeiten” zurufen und dann wird das auch was. Höchste Zeit, den Hungernden in Afrika zu sagen, dass sie gefälligst mal was essen sollen – Welthunger gelöst.
Dezember 3rd, 2012 at 18:37
Überdachung von Europa und Installation einer vernünftigen Heizung – dafür könnt’ ich mich auch erwärmen. :D
Dezember 3rd, 2012 at 18:43
Passend dazu auch mal wieder so ein Vorstoß in Sachen Überwachung und Aufstandsbekämpfung…
Dezember 3rd, 2012 at 19:11
Guten Tag Herr Feynsinn, der WebLog karl-weiss-journalismus.de ist seit einigen Tagen nicht mehr erreichbar und google schweigt sich aus. Wissen sie näheres? Irgendwie stinkt es nach Zensur.
Dezember 3rd, 2012 at 19:51
du machst witze
Dezember 3rd, 2012 at 20:03
in Ruhe mußte ich es durchlesen, um befreiend lachen zu können….. super satire :-)
Dezember 3rd, 2012 at 21:19
Mensch, flatter, ein Glück! Endlich kann man wieder positiv in eine Zukunft schauen, die einen freundlich angrinst. Oder war’s doch Zähne fletschen…
Nach Generation Praktikum kommt jetzt Generation Nich-mal-nen-Praktikum! Yeah!
Es geht voran!
Dezember 3rd, 2012 at 21:38
@flatter
FiSTEN *krchch_hihihi*
(olles Värkel) ;-) … olles nehm’ ich ggf. zurück :-D
Dezember 3rd, 2012 at 21:42
Tja, man genügt sich in Doofland halt nicht, mit der werbefinanzierten 24 h Livecam in Äthiopien auf Wasserbäuche zu schielen. Man will das auch vor Ort beglotzen können und befreiend ausrufen: “Eure Armut kotzt mich an!” Das ist der staatstragende Geist der nächsten 50 Jahre. Ich möchte nicht wissen, wie viel Deutsche Ihre heiß begehrten Snuffs auch gerne vor Ort selber drehen. Sind immerhin 25 k € drin. Ein Menschenleben in der 3. Welt sind etwa 10 Dollar. Aber begnügen wir uns doch einfach mit dem konsumistischen Manifest. “Ich kaufe also bin ich!” Von daher: Ab auf den nächsten Weihnachtsmarkt und Aldiglühwein für 5 € (+4 Pfand) saufen und natürlich stilecht mit dem SUV oder der Harley vorfahren. Fürti….
Dezember 3rd, 2012 at 22:19
Also ich hätte auch eine Lösung für Europa:
Die EU-Parlamentarier verbieten die Armut und die Arbeitslosigkeit per Gesetz. Dann sind wir diese beiden endlich los. Anschließend machen wir eine große Parade in Brüssel, wo wir diesen Sieg feiern. Und alle sind glücklich (auch unsere Angie). Alternativ könnten wir aber auch einfach die regionalen Arbeitslosenstatistiken und die Armutsberichte korrigieren (lassen). Was, das wird schon gemacht? Das gibt es doch nicht…
Dezember 3rd, 2012 at 22:32
@ Schorschel: Armut und Arbeitslosigkeit sind systemrelevant. Wir sind allerdings (noch) nicht so weit, dass wir das laut sagen können. Derweil verbieten wir einfach Arme und Arbeitslose. Die Leute hören sowieso nicht genau hin.
Dezember 3rd, 2012 at 22:34
Die überqualinfizierten, für bad bangs ausgebideten Spezialspitzenkräfte sind Rettungsschirmschlüpferhüpfer, oder extra knackig und geschmeidig formuliert: vase(line) jumpers. Vorstoß, geballte Kraft und fistere Zeiten: Damm- und Durchbruch! Und ist man nicht billig macht Macht alles willig.
Dezember 4th, 2012 at 00:21
Tolle Zwischenlösung des Problems Jugendarbeitslosigkeit: Anwendung des Zeit-Prinzips, d.h. mit der Zeit sind die nicht mehr jugendlich.
Crisis? What crisis?
Rettungsschirm, Fallschirm, irgendwo war da ein Unterschied. Aber Rettung und Fall sind jetzt deckungsgleich, oder?
Dezember 4th, 2012 at 00:30
@14: “wurde gespert”; da es noch keine gesetzliche Grundlage für überfallartige Sperrungen gibt, liegt das gemeinhin am Provider. In seinem alten Blog ist auch nichts, dort wäre wohl der Ort für eventuelle Skandalmeldungen.
Dezember 4th, 2012 at 04:50
- danke für die Antwort, klingt plausibel. Erst einmal.
Dezember 4th, 2012 at 10:38
Kurt Beck startet neu durch. Mit der Piratenpartei.
Dezember 4th, 2012 at 11:59
Kleiner Rückblick. Da relativiert sich ja auch – was mir nicht mehr so präsent war – die ‘Immunität’ des ESM…
Dezember 4th, 2012 at 13:11
@Off-Topic: Die HP ist wieder online.
Dezember 4th, 2012 at 14:17
Och, ich brauche gerade keinen Drucker.
Dezember 4th, 2012 at 15:50
Zu der Realsatire “Verbieten von Jugendarbeitslosigkeit” passen auch die Wahlergebnisse auf aktuellen Parteitagen der Volksparteien. Himmel, was bin ich gerade an SED-Zeiten erinnert.
Dezember 4th, 2012 at 16:24
97,94 % Prozent für Angie. Die 2,06 % konnten trotz großer Anstrengungen nicht wiederbelebt werden. Oder war das jetzt andersrum ?
Dezember 4th, 2012 at 16:59
Besser finde ich noch die “sieben Minuten Applaus”. Das ist von einer bizarren Operettendiktatur nicht mehr zu unterscheiden.
Dezember 4th, 2012 at 17:21
Ich habe bei dem Parteitag nichts anderes erwartet. Ich bin gespannt, ob das ein Thema für Sonneborns “Die Partei” werden kann.
Dezember 4th, 2012 at 17:22
@ 97,94%
Da hier wieder einmal die Gefahr besteht, dass Ursache und Wirkung verwechselt wird,
recycle ich mal präventiv einen Kommentar. ;-)
Dezember 4th, 2012 at 18:00
@flatter: Klatschorgien gab’s auch bei allen Partei- und Staatsakten in der DDR. So hat man die Liebe zum Genossen Vorsitzenden und zum Staatsoberhaupt gezeigt. Der einzige Unterschied: Heute sind die Jubelorgien in den Zeitungen noch am gleichen Tag zu lesen. Ob die Mitglieder der JU jetzt auch den Abdruck der Rede der Genossin Vorsitzenden durcharbeiten müssen?
Dezember 4th, 2012 at 18:27
Sind wir denn jetzt in der Krise oder aus der Krise? Oder ist nur Merkel aus der Krise? Oder ist Deutschland aus der Krise, wir aber noch mittendrin? Müssen jetzt doch noch mehr Opfer gebracht werden, weil wir stärker aus der Krise heraus gekommen sind als Merkel hineingegangen? Fragen, Fragen, Fragen…
Dezember 4th, 2012 at 18:27
Und weiter gehts: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/12/04/zensur-bei-cdu-parteitag-website-verschweigt-kritische-wortmeldungen/
Es ist wie im Palast der Republik. Es darf einfach keine Kritik geben. Da paßt dann die Schreibweise “XXV. Parteitag” auch viel besser als die “25. Parteitag”
Dezember 4th, 2012 at 18:30
@Peinhart: Lass dich nicht kirre machen und lies einfach die Rede unserer geliebten Vorsitzenden. Wenn du dann noch immer Fragen hast, rufe eine Kollektivdiskussion mit einem lokalen Parteivertreter ein und du wirst alle Antworten bekommen, die du benötigst und keine Fragen mehr haben.
Dezember 4th, 2012 at 19:42
Wäre Galileo Galilei Wirtschaftsminister gewesen, die Erde wäre heute noch eine Scheibe.
Dezember 4th, 2012 at 19:44
@ Piet (31):
Der war nicht schlecht…